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1. Einleitung

2.2 Patienten:

2.2.8 Gerbil

Gerbils gehören zur Ordnung der Rodentia, Familia Cricetidae (Wühler), Unterfamilie Gerbilidae (Rennmäuse), von denen der mongolische Gerbil (Meriones unguiculatus) am häufigsten gehalten wird (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Er wird auch Mongolische Rennmaus, Wüstenrennmaus oder Jird genannt (GABRISCH u. ZWART 1998).

Er ist ein sauberes, geruchsarmes, neugieriges Tier, das recht einfach zu halten ist. Die meisten Tiere sind agoutifarben (sandbraun mit schwarzer Schwanzspitze) oder schwarz. Es gibt aber auch Albinos, buntscheckige, taubengraue und zimtfarbene Varianten (BERGHOFF 1989). Bei Mongolischen Wüstenrennmäusen ist der Rücken grau- braun und der Bauch weißlich. Der behaarte Schwanz endet in einer kleinen Quaste. Bei einer Kopf- Rumpf- Länge von 10 bis 12 cm wiegen Gerbils bis zu 130 g, wobei Weibchen etwas schwerer sind als Männchen. Der Zyklus der Gerbils dauert 4 bis 6 Tage. Nach einer Trächtigkeit von 24 bis 26 Tagen werfen sie 1 bis 12, durchschnittlich 4 bis 5 Junge mit einem Geburtsgewicht von 2,5 bis 3,5 g. Die

normalerweise 25 Tage dauernde Trächtigkeit kann durch das gleichzeitige Säugen von Jungen verlängert werden. Die Jungen werden mit 21 Tagen abgesetzt und mit 63 bis 84 Tagen

geschlechtsreif. Die Zuchtreife erreichen Weibchen mit 10, Männchen mit 12 Wochen (GABRISCH u. ZWART 1998). Die Lebenserwartung der Gerbils beträgt 2 bis maximal 5 Jahre, wobei Weibchen länger leben als Männchen. Die Körpertemperatur beträgt 37,4 bis 39

°C, die Atemfrequenz der Gerbils liegt bei 70 bis 150 / min., die Pulsfrequenz bei 260 bis 600 / min. (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998). Das gesamte

Blutvolumen beträgt 3 bis 4 ml, was z.B. für den Versuch einer Blutentnahme interessant ist.

Das Körpergewicht der erwachsenen Tiere beträgt 50 bis 60 g, wobei Männchen schwerer sind als Weibchen (BEYNON u. COOPER 1997). Die als Heimtier gehaltenen Gerbils stammen von 20 Zuchtpaaren aus der Mongolei und der Mandschurei ab, deren Nachkommen 1954 in die USA und von dort nach Europa gelangten (GABRISCH u. ZWART 1998).

In Freiheit lebt der Gerbil in den Wüstenregionen Osteuropas und Nordafrikas, besonders der Mongolei und Chinas. Daher ist er unempfindlich gegen Temperaturschwankungen und hat einen sehr geringen Wasserbedarf. An diese Bedingungen müssen natürlich auch die

Haltungsbedingungen in Gefangenschaft angepaßt werden. Gerbils sind tag- und nachtaktiv.

Jeweils ein streng monogames Paar bildet mit seinen Nachkommen eine Großfamilie (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998), deren Mitglieder sich am

familienspezifischen Geruch erkennen. Diese Familien leben in bis zu 1,5 m tiefen, verzweigten Gangsystemen mit Schlafkammern und Vorratshöhlen, in denen sie sich besonders bei Hitze und Kälte aufhalten. Gerbils haben ein intensives Sozialverhalten, das sich in gegenseitigem Putzen und intensivem Nase- Mund- Kontakt ausdrückt. Das Revier wird, besonders von den Männchen, mit Kot und Urin markiert und durch Wachposten gesichert. Eindringlinge werden auch in Gefangeschaft sofort attackiert (GABRISCH u. ZWART 1998). Zur Abgabe von Duftstoffen haben Gerbils sogenannte Nabeldrüsen (FEHR 1990a, GABRISCH u. ZWART 1998).

Gerbilhaltung:

Gerbils sind sehr grabefreudige und aktive Tiere, denen ein ausreichend großer Käfig zur Verfügung stehen sollte. Zuchtpaare mit einem Wurf brauchen eine Grundfläche von mindestens 900, besser 1800 cm² bei einer Käfighöhe von mindestens 15 cm. Bei Gruppenhaltung muß man mindestens 100 cm² pro Tier einplanen. Bei der Haltung gleichgeschlechtlicher Gruppen sollte man ein Platzangebot von mindestens 1 cm² je g Körpergewicht zur Verfügung stellen. Der Käfig muß mit einem Drahtgeflecht abgedeckt werden, da Gerbils problemlos bis zu 30 cm hoch springen können. Günstig sind

Schlafhäuschen aus Holz mit einer Größe von 15 x 20 x 15 cm und einem Schlupfloch von 6 cm Ø (GABRISCH u. ZWART 1998). Üblicherweise werden Gerbils in Nagerkäfigen aus Plastik oder Metall mit festem Boden gehalten, da ein Bodengitter leicht zu Nasenläsionen bei Grabeversuchen führt. Geeignet sind auch ausreichend große Glasaquarien (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Als Einstreu dient Weichholzgranulat, das mindestens 10 cm dick ausgestreut werden sollte. Als Nestbaumaterial sollte man zusätzlich Heu oder Holzwolle anbieten. Zum Entfetten des Fells mögen Gerbils Sandbäder in Schweißsand.

Scharfkantiger Sand kann zu Verletzungen führen (GABRISCH u. ZWART 1998). Günstig sind Umgebungstemperaturen von 15 bis 29 °C bei einer maximalen Luftfeuchtigkeit von 50

%. Bei einer höheren Luftfeuchtigkeit kann das Haarkleid leicht verfilzen.

Im allgemeinen kann man Gerbils gut als Paare halten. Auch Tiere, die vor der Geschlechtsreife zusammengesetzt werden, vertragen sich gut. Wenn allerdings Tiere aus dem Familienverband entfernt oder neu eingefügt werden, treten leicht Rangkämpfe auf, wobei Weibchen meist agressiver sind als Männchen. Bei der Gruppenhaltung männlicher Tiere können nach Eintreten der Geschlechtsreife Beißereien mit Verletzungen auftreten. Das Verletzungsrisiko kann durch Versteckmöglichkeiten für rangniedere Tiere oder ein Zusammensetzen in Narkose mit

gemeinsamer Aufwachphase minimiert werden (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u.

ZWART 1998). Außerdem sollten erwachsene Tiere nur in einem fremden, sauberen Käfig mit Versteckmöglichkeiten zusammengesetzt werden. Grundsätzlich ist die Streßempfindlichkeit der Gerbils zu beachten, die neben vorübergehenden Verhaltensabweichungen auch latente Infektionen zum Vorschein bringen kann (GABRISCH u. ZWART 1998).

Gerbilfütterung:

In der Natur ernähren sich Gerbils von Blättern, Wurzeln und verschiedenen Samen. Wasser trinken sie nur in sehr geringem Maß (GABRISCH u. ZWART 1998). Daraus ergibt sich ein täglicher Bedarf von 10 bis 15 g Futter und 3 bis 4 ml Wasser (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998) verteilt auf ca. 8 Mahlzeiten pro Tag. Es ist also

nachvollziehbar, daß Gerbils ständig Futter angeboten werden sollte. Bei nicht ausreichendem Futterangebot zeigen sie Koprophagie (GABRISCH u. ZWART 1998). Gerbils werden zu den granivoren Spezies gerechnet, die nur begrenzt rohfaserreiches Futter verwerten können (KAMPHUES 1999a). Zur Fütterung eignet sich Fertigfutter für Ratten und Mäuse (BEYNON u. COOPER 1997). Besonders gerne fressen Gerbils Sonnenblumenkerne, von denen man aber nicht zu viele geben sollte, da es dann zu Stoffwechselstörungen (Lipämie) aufgrund der niedrigen Calcium- und der hohen Fettgehalte kommen kann (BEYNON u.

COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998). Eine ausschließliche Fütterung mit

Sonnenblumenkernen und Getreide oder eine gemischte Gemüsefütterung führt zu unbefriedigendem Wachstum. Geeignetes Futter sind pelletierte Futtermittel für Meerschweinchen, Ratten oder Hamster, ergänzt durch Gemüse wie Markstammkohl,

Karotten oder Obst wie Äpfel usw.. Besonders für nestjunge Gerbils ist das Grünfutter wichtig, Futterreste müssen aber nach einigen Stunden entfernt werden. Zusätzlich können Mehlwürmer und andere Kerbtiere verfüttert werden. Trinkwasser sollte in einer Flasche ständig zur

Verfügung stehen (GABRISCH u. ZWART 1998).

Als übliche Untersuchungen werden die oft gewünschte Geschlechtsdifferenzierung, Röntgen-, Blut-, Urin- und Kotuntersuchungen erwähnt (GABRISCH u. ZWART 1998).

Folgende bei Gerbils vorkommende Krankheiten werden erwähnt:

1. Hautkrankheiten kommen in Form von Alopezie, Veränderungen der Inguinaldrüse, Bißverletzungen, Ulcerationen an der Schnauze, Allergischen Dermatitiden (GABRISCH u.

ZWART 1998), Staphylokokkendermatits, (FEHR 1990a, GABRISCH u. ZWART 1998), Infektionen der Haut (BEYNON u. COOPER 1997), Dermatomykose (GABRISCH u.

ZWART 1998) und Milben vor (FEHR 1990a, 1992, GABRISCH u. ZWART 1998).

2. Herz- und Kreislauferkrankungen sind nur sehr schwer zu untersuchen. Der Gerbil weist aber eine Neigung zur Lipidämie auf (GABRISCH u. ZWART 1998).

3. HäufigeErkrankungen der Atmungsorgane sind Pneumonien und Erkrankungen der oberen Atemwege (BEYNON u. COOPER 1997). Häufige Infektionserreger in den Atemwegen sind Bordetella bronchiseptica, Mycoplasmen, seltener Salmonellen und Blastomyces dermatitidis. Auch inhalierter Staub oder die Aspiration von Öl aus Samen können Erkrankungen verursachen (GABRISCH u. ZWART 1998).

4. Erkrankungen der Verdauungsorgane: Zahnanomalien in Form von Malokklusionen kommen bei Gerbils eher selten, z.B. als Erkrankungen des Parodontiums vor. Wichtiger sind Gastritiden, Wet-Tail-Disease, Salmonellose, Tyzzer´s Disease und Endoparasiten wie

Protozoen, Cestoden sowie Nematoden. Trematoden spielen beim Gerbil keine Rolle (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998). Gelegentlich tritt eine intestinale Lipodystrophie auf (GABRISCH u. ZWART 1998).

5. Als Erkrankung der Harnorgane zeigt sich gelegentlich eine Polyurie. Die Leptospirose tritt nur vereinzelt auf. Nur selten kann es bei Gabe von Trockenfutter für Mäuse bei Gerbils zu einer Urolithiasis kommen (GABRISCH u. ZWART 1998).

6. Als Erkrankungen der Geschlechtsorgane werden Ovarialcysten (BEYNON u. COOPER 1997), Follikelcysten und Scheinträchtigkeit beschrieben (GABRISCH u. ZWART 1998).

7. Erkrankungen der Sinnesorgane und des Zentralnervensystems: Am Auge sind manchmal eingetrocknete Sekretspuren der Haderschen Drüsen, Conjunctivitiden und

Exophthalmus zu sehen. Am Ohr sind Otitis externa und Otitis media zu beobachten. Epilepsie kann bei Gerbils in Abhängigkeit vom Zuchtstamm gelegentlich vorkommen (BEYNON u.

COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998).

8. Als weitere Erkrankungen kommen bei Gerbils Tumoren und Antibiotikatoxizität vor (BEYNON u. COOPER 1997). Tumoren verschiedener Arten gehören zu den häufigsten Todesursachen. Hauptsächlich sind mesenchymale Gewebe, die Nebennierenrinde und die Haut betroffenen. Durch die häufig auftretenden Adenome der Nebennierenrinde kommt es zum Hyperadrenokortizismus. Fettsucht ist besonders bei Männchen weit verbreitet. Vergiftungen sind in der Heimtierhaltung von geringer Bedeutung, allerdings sind Gerbils recht empfindlich gegenüber Bleiintoxikationen. Interessant ist, daß bei Gerbils keine viralen Infektionen bekannt sind (GABRISCH u. ZWART 1998). Traumata können bei fehlerhaftem Handling auftreten (FEHR 1994).