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Ziel des dieser Dokumentation vorangegan-genen Arbeitsprozesses war es, verschiedene Szenarien für nachhaltige Zukünfte des Ernährungs- und Landwirtschaftssystems in Deutschland mithilfe der Methode der „stra-tegischen Vorausschau“ zu erarbeiten. Unter methodischer Anleitung des Fraunhofer-Ins-tituts für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) wurden exemplarische Beispiele für die komplexen Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Einflussfaktoren des Ernährungs- und

Landwirtschaftssystems erarbeitet und analysiert und darauf aufbauend in sich schlüssige Entwicklungsmöglichkeiten für das System aufgezeigt. Vier alternative Ent-wicklungsmöglichkeiten/Szenarien wurden auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene betrachtet und konnten dazu beitragen, die Erkenntnisse und Empfehlungen der ZKL auf Konsistenz und Robustheit zu prüfen.

4.1 Zusammenfassung

Es wurden vier Szenarien ausgewählt, die jeweils ein vorstellbares Landwirtschafts- und Ernäh-rungssystem im Jahr 2030 skizzieren und der ZKL vorgestellt werden sollen. Dabei entsprechen drei Szenarien in Abstufungen den Ansprüchen an eine nachhaltige Landwirtschaft, während ein Szenario im Wesentlichen die Fortsetzung der aktuellen Entwicklungen widerspiegelt, wenn keine strategische Neuausrichtung stattfindet.

Das Szenario A „Wandel vorwiegend

ge-sellschaftlich getragen“ ist gekennzeichnet durch umfangreiche veränderungen hin zu mehr Nach-haltigkeit und die aktive unterstützung durch alle Stakeholder:innen, sodass sich dieser Wandel dynamisch entwickeln kann. Das Szenario B

„Wandel vorwiegend durch marktwirtschaftliche Instrumente und Anteile von Ordnungsrecht“

ist dagegen gekennzeichnet durch politische Aktivitäten, die einen grundlegenden Wandel des Marktes bewirken, es setzt jedoch in geringerem umfang ein verändertes Konsumverhalten voraus.

Die Szenarien A und B beschreiben zukünftige Situationen, die bei den ausgewählten

Faktoren deutlich von dem Szenario x „Rahmen-bedingungen vorwiegend unverändert, geringe Nachhaltigkeitsdynamik“ abweichen. Beide narien (und auch Mischformen der beiden Sze-narien A und B) beschreiben einen Zielkorridor, der von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe als erstrebenswert angesehen wird. Diese Szenarien erscheinen jedoch nicht unter allen umfeld-Be-dingungen erreichbar. Beide Szenarien setzen in gewissem umfang veränderte internationale Rahmenbedingungen für den Handel mit land-wirtschaftlichen Produkten voraus. Während das Szenario A darüber hinaus einen allgemeinen gesellschaftlichen Wandel voraussetzt, würden europäische Rahmenbedingungen, die auf eine hohe Innovationsdynamik ausgerichtet sind, das Szenario B befördern.

Das Szenario c „Wandel vorwiegend durch Ordnungsrecht“ beschreibt ebenfalls eine Landwirtschaft, die zur Biodiversität und zum Klimaschutz einen großen Beitrag leistet. Dieses Szenario wurde von der Arbeitsgruppe dennoch nicht als erstrebenswert angesehen, da die umfangreichen ordnungspolitischen Maßnahmen den Handlungsspielraum der landwirtschaft-lichen Betriebe einschränken und es zu einer teilweisen Abwanderung von Betrieben kommen könnte. Das Szenario c weicht von dem Szenario x „Rahmenbedingungen vorwiegend unver-ändert, geringe Nachhaltigkeitsdynamik“ nur in Teilbereichen ab. Das Szenario könnte sich er-geben, wenn unter großem zeitlichen Druck (z.B.

ausgehend von der Europäischen union oder gesellschaftlichen Ansprüchen in Deutschland)

eine nachhaltige Landwirtschaft durch ordnungs-politische Maßnahmen erreicht werden muss.

Das Szenario x beschreibt eine Entwicklung, die zu erheblichen Problemen im Bereich der Biodiversität führt, mit der Abwanderung von landwirtschaftlichen Betrieben aus Deutschland einhergeht und als nicht ausreichend nachhaltig angesehen wurde. Bezüglich der vereinbarkeit mit den Entwicklungen im umfeld wurde dis-kutiert, dass eine Realisierung des Green Deal auf europäischer Ebene mit diesem Szenario nicht vereinbar ist. Zukünftige internationale Anforderungen an Nachhaltigkeit könnten zu Inkonsistenzen mit Szenario x führen und hätten eine deutlich bessere Kompatibilität mit den Szenarien A, B und c.

Alternative Entwicklungsmöglichkeiten in den nächsten zehn Jahren Szenario A Szenario B Szenario C Szenario X

Rahmen-Wandel Wandel Wandel vor- bedingungen

vorwiegend vorwiegend wiegend durch vorwiegend gesellschaftlich durch markt- Ordnungsrecht unverändert,

getragen wirtschaftliche Instrumente und Anteile von

Ordnungsrecht

geringe

Nachhaltigkeits-dynamik

1 Biodiversi-tät

Biodiversität als zentrales Thema

Biodiversität als zentrales Thema

Biodiversität mit Fokus auf

Insekten und Wildtiere

Biodiversität als Randthema, dis-ruptive Problem-entwicklung und

Artensterben

2 Tierwohl Tierschutz und

Tierhaltung geht zurück und

entspricht

gesellschaft-lichen Ansprüchen

Fleischnachfrage stark reduziert, Tierhaltung ent-spricht nicht ge-sellschaftlichen Ansprüchen,

Fleischalter-nativen

Tierhaltung wandert in Teilen aus Deutschland ab

Tierhaltung wandert in

Teilen aus Deutschland ab

ANHANG / DOKuMENTATION DER ERGEBNISSE DER AG ZuKÜNFTE: SZENARIEN EINER NAcHHALTIGEN LANDWIRTScHAFT IN DEuTScHLAND

Alternative Entwicklungsmöglichkeiten in den nächsten zehn Jahren

3 Industriali-sierung von WSK

4

cO2-Zertifikaten

cO2-Zertifikate, ergänzt durch oder ins Ausland

verlagert

Status quo der Agrarförderung

bleibt

Status quo der Agrarförderung

Die Szenarien A, B und c zeigen auf, dass eine nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland unter-schiedlich ausgestaltet und auf verschiedenen Wegen erreicht werden kann. Sie erfordert jedoch in jedem Fall grundlegende verände-rungen im vergleich zur Fortsetzung der aktu-ellen Entwicklungen. Der durch die Szenarien A und B umrissene Zielkorridor eines nachhaltigen Landwirtschafts- und Ernährungssystems be-inhaltet veränderungen bei allen Faktoren, die das System definieren, sodass dieser mit einer Systemtransformation einhergeht.

4.2 Ausgangslage und methodischer Ansatz

Die AG Zukünfte hat im Rahmen der Zukunfts-kommission Landwirtschaft die Aufgabe über-nommen darzustellen, wie nachhaltige Zukünfte der Landwirtschaft und der Nahrungsmittel-versorgung in Deutschland aussehen könnten.

Der Prozess zur Entwicklung dieser Zukünfte wurde durch die Mitglieder der Kommission getragen und wissenschaftlich begleitet. Bereits vorliegende Ergebnisse und Foresight-Me-thoden wurden dabei genutzt, um in einem intensiven interaktiven Prozess in nur drei Monaten tragfähige Ergebnisse zu erarbeiten.

Für die Erarbeitung der Zukünfte wurde die im Foresight-Bereich etablierte Szenario-Methode genutzt. Dabei wurde aufgrund des begrenzten Zeitrahmens teilweise auf bereits vorliegenden Ergebnissen aufgesetzt.

Der Ansatz des Fraunhofer ISI basiert auf vier Schritten für die Auseinandersetzung mit möglichen Zukünften und dem umgang mit ungewissheit.

(1) Wahrnehmungsbereich erweitern: um Wahrnehmungsverzerrungen aufzubrechen und den vorstellbaren Möglichkeitsraum zu erweitern, wird für die Identifikation und Bewertung von Faktoren und Entwicklungs-annahmen für die Zukunft unterschiedliche Expertise im Prozess kombiniert.

(2) Wechselwirkungen systematisch berück-sichtigen: Aus einer größeren Anzahl von wahrgenommenen Signalen für gesellschaft-liche und technologische Entwicklungen wer-den besonders relevante Faktoren ausgewählt und dahinterliegende Treiber identifiziert.

Hierbei sind die Wechselwirkungen zwischen den Faktoren in der weiteren Analyse und Bewertung zu berücksichtigen, um der sys-temischen Komplexität des soziotechnischen Wandels gerecht zu werden.

ANHANG / DOKuMENTATION DER ERGEBNISSE DER AG ZuKÜNFTE: SZENARIEN EINER NAcHHALTIGEN LANDWIRTScHAFT IN DEuTScHLAND

(3) Unterschiedliche Erwartungen explizit machen: Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten von einzelnen Faktoren besteht trotz eingehender Analyse wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse und Experteneinschätzungen in den meisten Fällen noch ungewissheit. Jedoch lassen sich häufig drei bis vier alternative Entwicklungs-möglichkeiten eingrenzen, die plausibel und denkbar für die Beteiligten sind.

(4) Entwicklung alternativer Szenarien: um den Möglichkeitsraum breit abstecken zu können, werden die alternativen

Entwicklungs-möglichkeiten je Faktor im vergleich zur Istsituation formuliert und dann im Rahmen einer Einflussanalyse hinsichtlich ihrer Relationen untereinander bewertet. Diese Informationen bilden die Basis für die Aus-arbeitung konkreter Szenarien.

Da insbesondere Zukunftsbilder entwickelt werden sollen, die die Nachhaltigkeitsziele erfüllen, lag der Fokus auf solchen Szenarien.

Ausgehend von der Darstellung der möglichen Entwicklungspfade in einzelnen Bereichen und den Wechselwirkungen zwischen diesen, wurden von allen eingebundenen Stakeholder:innen Kombinationen von Entwicklungsmöglichkeiten ausgewählt, die Bestandteile einer nachhaltigen Entwicklung (bzw. einer nicht nachhaltigen Entwicklung) sind. Auf der Basis dieser Rück-meldungen wurden die vorliegenden Szenarien entwickelt.

4.3 Szenario A

Wandel vorwiegend