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am Standort Meschede: Vierte industrielle Revolution als Geschäftsmodell

Im Dokument Jahrbuch Standort Meschede: 2016 (Seite 21-25)

170 Teilnehmer aus Wirtschaft und Hochschule hatten sich zur Fachtagung am 29. Oktober 2015 in der Fachhochschule Südwest-falen angemeldet. Unter dem Titel »Industrie 4.0 – Relevanz für die mittelständische Industrie in Südwestfalen« ging es um Themen von Automatisierungstechnik bis After Sales.

Eines zeichnete sich auf der von der Fachhochschule und den In-dustrie- und Handelskammern Arnsberg und Hagen gemeinsam veranstalteten Tagung ab: Industrie 4.0 wird als »vierte industrielle Revolution« die Geschäftsmodelle vieler produzierender Unternehmen verändern.

»Industrie 4.0 ist kein Gerät, das man kaufen kann, Industrie 4.0 ist wie ein Puzzle«, brachte Roland

Petera von der Firma Haver und Boe-cker es in seinem Vortrag auf den Punkt. Die Thematik ist komplex, viele Unternehmen tasten sich erst vorsich-tig an die unter dem Titel »Industrie 4.0« zusammengefasste Technologie-strategie der Bundesregierung heran.

»Aber Industrie 4.0 ist ein Thema für die südwestfälische Industrie«, erklär-te IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr.

Ilona Lange. In einer Umfrage haben die südwestfälischen Industrie- und

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Handelskammern festgestellt, dass sechs von zehn Unternehmen in der Region sich bereits mit dem Thema befassen.

Industrie 4.0 kombiniert Technologi-en aus dem Internet-Umfeld und mo-derne Produktionsmethoden. Entspre-chende Begriffe fielen in den Vorträ-gen der insgesamt zwölf Referenten:

»Internet der Dinge«, »Smart Factory«,

»Cyber-physische Systeme«, »Condi-tion Monitoring« oder »Big Data«. Kos-tengünstige Kommunikation via Inter-net spielt hierbei eine zentrale Rolle. Prof. Dr. Jürgen Bechtloff erklärte es an einem Alltagsprodukt: »Mit ein wenig Silicium kann eine von Ihnen im Internet bestellte Zahnbürste die eigene Produktion steuern und so zu einem sehr individuellen Produkt werden.« Ein integrierter Transponder trägt die benötigten Informationen und kommuniziert mit der Fertigungsanlage.

In der Automobilbranche ist die kundenspezifische Konfiguration schon heute Stand der Technik – künftig vielleicht auch in wesentlich günstigeren Alltagsprodukten. »Auch Maschinenfernüberwachung funktioniert mit einer Zahnbürste, beispielweise wenn diese ihr Zahn-putzverhalten analysiert und auf ihrem Smartphone auswertet«, so Bechtloff. Und was mit einer Zahnbürste funktionieren kann, funk-tioniert mit jedem komplexeren Produkt, gleich ob es sich um eine sich selbst überwachende Kaffeemaschine oder eine Sortieranlage in einem Steinbruch handelt.

»Wir entwickeln uns von einer effizienzgetriebenen, hin zu einer innovationsgetriebenen Volkswirtschaft«, so Prof. Dr. Ewald Mittel-städt. »Das birgt viele Chancen aber auch Risiken.« Der Präsident des Industrie 4.0 zum Anfassen – auf der

Fachta-gung verdeutlicht eine »Transfer Factory« das Zusammentreffen von Automatisierung und Digitalisierung

23 Verbandes der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer Dr. Reinhold

Festge hat jedenfalls keine »Bange« vor Industrie 4.0: »Wir müssen uns ändern wollen und nicht nur das tun, was wir immer getan haben.«

Dabei gilt es, noch viele Fragen zu klären. Die nächste Veranstaltung für das Jahr 2016 ist deshalb schon in Planung.

»Wir müssen uns ändern wollen und nicht nur das tun, was wir im-mer getan haben.«

Die erste Fachtagung »Industrie 4.0« wurde so positiv aufgenom-men, dass die Veranstaltung nun jährlich stattfindet. »Mit Digitalisie-rung in die Zukunft« war das Thema der Tagung im September 2016.

Im Alter von nur 62 Jahren verstarb am 28. Juli nach schwerer Krankheit Dr.

habil. Karl Betz. Als promovierter und habilitierter Volkswirt unterrichtete er in Meschede Fächer wie Außenwirt-schaft, Mikro- und Makroökonomik, Geldmarkttheorie, Ökonometrie oder

»Tatort Wirtschaft«. Ursprünglich Schriftsetzergehilfe, spülte ihn Mitte der 70er Jahre die erste Welle der Mas-senarbeitslosigkeit auf den zweiten

Bildungsweg. Im nächsten Anstellungsverhältnis fiel er einer Rationa-lisierung zum Opfer: Der Fotosatz machte Schriftsetzer alter Schule

Ökonom aus Leidenschaft –

Nachruf auf Dr. habil. Karl Betz

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überflüssig. Betz widmete sich dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin. Nach exzellentem Studienerfolg und mit ausgewiesen hoher Qualifikation in ökonomischen Fragen ver-folgte er ein klares Berufsziel: den Wissenschaftsbetrieb an der Hoch-schule. Dafür nahm er mehrere Phasen von Arbeitslosigkeit und Ne-benbeschäftigung in Kauf, bis er – nach zwei Vertretungsprofessuren – schließlich 2008 Lehrkraft im Hauptamt in Meschede wurde.

Studierende und Kollegen erlebten Dr. Betz als Ökonomen mit Herz und Leidenschaft. Intelligent, vom Anschein oft chaotisch, gerne hin-tersinnig und ungemein belesen vermittelte er die Faszination für ökonomische Zusammenhänge. Gerne vertrat er unkonventionelle Positionen zu sehr vielen tagesaktuellen Themen, immer unterlegt durch sachliche Argumentation. Auch neben der Ökonomie verfügte er in vielen Bereichen über ausgezeichnete Sachkenntnis: Energie-wende, Breitbandnetze, Rockmusik, Gitarren, Verstärker, Donald Duck oder Fernsehserien.

Dr. Betz begründete das interdisziplinäre Seminar »Technik – Um-welt – Ökonomie« mit, in dem Dozenten und Studierende aus allen Mescheder Fachrichtungen zusammenarbeiten. Er publizierte zahl-reiche Beiträge in den Mescheder Hochschulschriften und motivierte auch Kollegen und Absolventen zur Veröffentlichung. Im Fachbereich, im Wirtschaftsausschuss, wie auch in verschiedenen Kommissionen der Hochschule engagierte er sich als konstruktiv kritischer Diskussi-onspartner – immer eigensinnig, nie eigennützig.

Karl Betz lebte nach seinen eigenen Konventionen, nicht nach de-nen von anderen Leuten. Er half lieber und öfter anderen, als für sich selber um Hilfe zu bitten, besonders wenn es um Studenten ging.

So hielt er es bis zuletzt. Er hinterlässt in fachlicher wie in mensch-licher Hinsicht eine große Lücke im Fachbereich Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften.

25 David Schadow M.Eng.

Seit dem 1. Oktober 2015 ist David Schadow als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der Kon-struktionslehre und CAD bei Prof. Dr. Wolfram Stolp und Prof. Dr. Patrick Scheunemann tätig. Zu seinen Aufgaben gehören die Durchführung von Übungen und Betreuung der Studierenden in den Modulen Kon-struktionselemente 1 und 2 sowie CAD 1 und 2. Des Weiteren steht David Schadow den Studierenden bei der Erarbeitung von Projekt- und Abschlussarbeiten unterstützend zur Seite.

Marc Burchart B.A.

Seit dem Wintersemester 2015/16 ist Marc Burchart als wissen-schaftlicher Mitarbeiter im Team von Prof. Dr. Ewald Mittelstädt tätig.

Seine Schwerpunkte liegen in der Unterstützung des Teams in allen IT-relevanten Themen und Fragestellungen, in der Mithilfe innerhalb der Lehre sowie der Betreuung des Innovationslabors und des Grün-dungslabors. Er hat an der Fachhochschule Südwestfalen am Standort Meschede seinen Bachelor in Wirtschaft absolviert. Nebenbei hat er sich im Zweitstudium an der Fernuniversität in Hagen im Studiengang Wirtschaftsinfor-matik mit Schwerpunkt IT weitergebildet und studiert an der Fernuniversität in Hagen im Masterstudiengang Praktische Informatik.

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