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Der sprachliche Untersuchungsgegenstand

So wie im DaF-Unterricht der Vermittlungsgegenstand nicht einzelne sprachliche For-men sind, sondern Funktions-Beziehungen, so werden auch in dieser Arbeit Form-Funktions-Beziehungen untersucht. Empirisch beobachten lassen sich aber nur die For-men, von denen dann auf die jeweils zugeordneten Funktionen geschlossen werden muss (vgl. Fehrmann, 2014: 110). Daher wird der Untersuchungsgegenstand von der Formseite her definiert.

Im Fokus der Arbeit stehen Kombinationen einer Form von machen mit einer ob-jektsprädikativen Adjektivphrase, von Möller (2010: 185ff.), Mollica (2010: 105) und Fehrmann/Möller (2012: 13ff.) kurz als „machen + Adjektiv“ bezeichnet. Beispiele für eine solche Struktur sind die Äußerungen (1) bis (5).

(1) Fehlende Perspektiven machen Kinder aggressiv (tuepp-98-05, s538832)

2Wie auch die folgenden stammt dieser Beleg aus dem TüPP-Korpus (http://www.sfs.

uni-tuebingen.de/ascl/ressourcen/corpora/tuepp-dz.html; 9.3.2017), das im Abschnitt 5.1 vorgestellt wird. Alle Belege aus diesem Korpus werden unter Angabe der Korpus-ID sowie der Satznummer zitiert.

(2) Der CDU-Fraktionschef in NRW macht den Weg frei (tuepp-99-2, s7492)

(3) Außerdem machen sie , so Löhe , „ Berlin noch attraktiver für Drogenabhängige

“ . (tuepp-98-04, s30157)

(4) „ Man kann den Leuten nur schwer begreiflich machen , daß in England , Kanada oder den Vereinigten Staaten der Sicherheitsgedanke etwas vollkommen Fremdes ist . (tuepp-98-02, s20808)

(5) Daß man statt dessen tatsächlich etwas über die Lebensweise von Ameisen erfährt , ohne sich gleich in einem Dokumentarfilm zu wähnen , macht die Bedrohung nur um so wirkungsvoller . (tuepp-98-06, s80116)

Anhand dieser Beispiele wird bereits ein gewisser Grad von formaler Variation deut-lich. Der Beleg (1) ist ein Beispiel für eine minimale Struktur: Eine Form von machen ist kombiniert mit einer Subjekt-Nominalphrase (Fehlende Perspektiven), einem nomi-nalen Akkusativobjekt (Kinder) sowie einem Adjektiv (aggressiv), das objektsprädikativ gebraucht ist, also eine sekundäre Prädikation über die Objektreferenten kodiert. Adjek-tive in der Funktion von Subjekts- oder ObjektsdepikAdjek-tiven sowie Adverbialen (vgl. die entsprechenden Beispiele im Abschnitt 3.3) werden dagegen nicht betrachtet, obwohl sie prinzipiell in einer analogen Struktur verwendet werden können. Von diesen drei formal ähnlichen Strukturen kommen in den verwendeten Korpora allerdings nur adverbial ge-brauchte Adjektive mit nennenswerter Häufigkeit in Kombination mitmachen vor, wenn auch deutlich seltener als objektsprädikative Adjektive. Subjekts- und Objektsdepikti-ve sind in den Objektsdepikti-verwendeten Korpora dagegen in Kombination mit machen nicht belegt (vgl. die Tabellen 4.3 und 5.1 in den Abschnitten 4.3.2 und 5.2.2), insofern hat diese theoretisch mögliche Ambiguität keine praktische Relevanz.

Für die Erfassung als Vorkommen der Zielstruktur ist es unerheblich, ob die sprach-lichen Elemente auf konkrete Dinge oder Personen referieren wie in (1) oder ob sie metaphorisch verwendet werden wieWeg und frei in (2).

Die Adjektivphrase kann auch mehr Elemente umfassen als nur das Adjektiv selbst.

Die Belege (3) bis (5) enthalten komplexe Adjektivphrasen, in denen das Adjektiv durch Graduierungselemente modifiziert ist wie noch attraktiver in (3), nur schwer begreiflich in (4) und um so wirkungsvoller in (5), oder in denen vom Adjektiv seinerseits eine Dativ-NP abhängig ist wie den Leuten in (4). In (3) und (5) steht das Adjektiv selbst im Komparativ, auch dies kann als eine Art der Modifikation aufgefasst werden (analog zu Varnhorn, 1993: 112, die umgekehrt die Modifikation des Adjektivs in der Phrase 2cm weniger groß als „syntaktische“ oder „analytische“ Komparation einordnet und damit Modifikation und Komparation einheitlich behandelt). Das Vorhandensein einer Adjektivphrase ist aber konstitutiv für die gesamte Struktur.

Anders verhält es sich mit nominalen Akkusativobjekten. Wie der Beleg (4) zeigt, sind stattdessen auch Komplementsätze möglich. Daher kann das oben als Objekt be-zeichnete Element in der Struktur nicht auf die Form eines nominalen Akkusativobjekts eingeschränkt werden. Gleiches gilt für das Subjekt-Element, das auch die Form eines Subjektsatzes annehmen kann wie im Beleg (5).

Daher wird für die Generalisierung der Belege (1) bis (5) in Bezug auf die sprachliche Form eine Notation gewählt, die die jeweiligen Elemente so spezifisch wie möglich, aber so flexibel wie nötig angibt, um alle Vorkommen der Zielstruktur einzuschließen.

(6) [X macht Y AP]

In der Notation in (6) steht X für das Subjekt-Element und Y für das Objekt – je-weils ohne die Form näher zu spezifizieren, um sowohl nominale als auch satzförmige Elemente zu erfassen. AP steht für die Adjektivphrase, ohne die eine solche Struktur nicht identifizierbar ist. Zu beachten ist aber, dass erstensmacht für eine beliebige Form des Verbsmachen steht, nicht für eine konkrete Flexionsform, und dass zweitens die No-tation nicht die syntagmatische Abfolge der Elemente festlegt, wie die unterschiedlichen syntagmatischen Anordnungen in den Beispielen (1) bis (5) zeigen. Was erfasst werden soll, ist die syntaktische (also hierarchische) Zusammengehörigkeit zu einer einheitlichen Struktur, angedeutet durch die eckigen Klammern.

Dieselbe Art der Notation verwendet beispielsweise auch Gilquin (2010: 19ff.), die kausative Konstruktionen im Englischen untersucht, aber die Gebrauchsregularitäten mehrerer kausativer Verben miteinander vergleicht. Eine mit [Xmacht Y AP] vergleich-bare Struktur betrachtet sie jedoch nicht.

Wenn im Folgenden die Zielstruktur der Arbeit auf diese Weise bezeichnet wird, er-laubt das einerseits das Herausgreifen der einzelnen variablen Elemente als „Slots“ (so bezeichnet u. a. von Stefanowitsch/Gries, 2003: 214), deren konkrete lexikalische „Füllun-gen“ empirisch analysiert werden können. Andererseits kann diese Struktur von anderen formalen Strukturen abgegrenzt werden – im Kapitel 4 beispielsweise von der Struktur in (7) mit einerzu-Präpositionalphrase, die entprechend der Anforderungen der Präposi-tion eine lexikalisch nicht näher spezifizierte Dativ-NP enthält, oder von der transitiven Struktur ohne Adjektivphrase in (8).

(7) [X macht Y zu NPDAT] (8) [X macht Y]

Gegebenenfalls können die variablen Elemente auch stärker eingegrenzt werden, wie die im Abschnitt 5.3.5 auf diese Weise beschriebene Struktur in (9).

(9) [X macht es (möglich|unmöglich|leicht|schwer) SATZ]

Die Struktur in (9) enthält statt der abstrakten Angabe einer Adjektivphrase eine Auswahl von präferierten Adjektivlexemen, die jeweils als lexikalische Alternativen (an-gezeigt durch das |-Zeichen) zu verstehen sind. Auch der Y-Slot ist lexikalisch festgelegt auf das Element es.3

Auf diese Weise können die jeweils diskutierten formalen sprachlichen Strukturen ein-deutig identifiziert werden. Eine weitergehende Formalisierung ist für die Zwecke dieser Arbeit nicht nötig.

3Die Kategorie SATZ wird im Abschnitt 4.3.2 eingeführt, sie ist für die Illustration der Notation an dieser Stelle nicht relevant.