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In einigen Studien (Fehrmann, 2007, Möller, 2010, Belica, 2011, Fehrmann/Möller, 2012, Fehrmann, 2015, Möller, 2015) wurden machen+Adjektiv-Strukturen in verschiedenen Korpora untersucht, die jeweils einen Ausschnitt des gegenwärtigen deutschen Sprachge-brauchs abbilden. Dabei können zwei Arten von Fragestellungen unterschieden werden:

Erstens die Frage nach der Häufigkeit von machen+Adjektiv-Strukturen im Vergleich zur Gesamtzahl der Vorkommen des Verbsmachen, und zweitens die Frage nach lexikali-schen und syntaktilexikali-schen Strukturen, mit denenmachen in solchen Strukturen zusammen vorkommt. Im Folgenden werden die Ergebnisse zu diesen beiden Fragestellungen jeweils zusammengefasst dargestellt.

Die relative Häufigkeit vonmachen+Adjektiv-Strukturen im Verhältnis zu allen Vor-kommen des Verbs machen gibt Möller (2010: 202) auf der Grundlage einer – technisch bedingt allerdings nicht zufällig ausgewählten – Stichprobe der ersten 500 Belege aus dem eher speziellen Korpus „Parlamentsreden“2, das die Protokolle der im Deutschen Bundes-tag gehaltenen Reden von 1996 bis 2003 enthält, mit 28,2 % an. In einer Stichprobe von 500 Belegen aus dem Ausschnitt 1960 bis 1999 des ausgewogenen DWDS-Kernkorpus3 er-mitteln Fehrmann/Möller (2012: 13, Fußnote 3) fürmachen+Adjektiv-Strukturen einen Anteil von 35,2 % aller Verwendungen vonmachen.Machen+Adjektiv-Strukturen stellen also mit ungefähr einem Viertel bis einem Drittel (abhängig vom untersuchten Korpus) allermachen-Belege eine häufige Verwendung dieses Verbs dar, insbesondere, wenn man diese Frequenz mit der Vielzahl möglicher Verwendungen (vgl. dazu die Einträge im VALBU, Schumacher et al., 2004: 544f., sowie Abschnitt 3.2) vergleicht.

2Das Korpus ist abweichend von der mittlerweile nicht mehr aktuellen Quellenangabe in Möller (2010: 199) zugänglich über den Link: https://www.linguistik.hu-berlin.de/de/institut/

professuren/korpuslinguistik/korpora/cqp/(10.3.2017).

3Zugang:http://www.dwds.de(10.3.2017)

Lexikalische Kollokationen innerhalb der machen+Adjektiv-Struktur dokumentieren Möller (2010: 201) im „Parlamentsreden“-Korpus, Belica (2011: 161) in einem Ausschnitt aus dem Deutschen Referenzkorpus DeReKo4, Fehrmann (2015: 121) in der Kookkur-renzliste des Wortschatz-Portals der Universität Leipzig5 sowie Möller (2015: 303) in einem kleinen weiteren Ausschnitt aus dem DeReKo. Möller (2010: 199ff.) und Möl-ler (2015: 303) erfassen jeweils die direkten linken Nachbarn und stellen eine Liste der häufigsten Adjektive an dieser syntagmatischen Position zusammen; die 15 häufigsten Adjektive sind in Tabelle 3.2 gegenübergestellt. Die von Belica (2011: 161) und Fehrmann (2015: 121) dokumentierten automatisch berechneten Kookkurrenzen (Kookkurrenzmaß ist jeweils die Log-Likelihood-Ratio, vgl. Quasthoff, 2009: Abschnitt 3.3, sowie Belica, 2011: 161) sind damit nicht direkt quantitativ vergleichbar, können jedoch aufgrund der verwendeten statistischen Verfahren zur Einordnung der Ergebnisse von Möller (2010:

201) und Möller (2015: 303) dienen.

DeReKo Parlamentsreden:

virtuelles Korpus K:

Adjektiv absolut normalisiert Adjektiv absolut normalisiert

aufmerksam 982 15,1451 deutlich 3448 93,8918

deutlich 506 7,8039 aufmerksam 794 21,6212

stark 384 5,9223 geltend 427 11,6275

gut 383 5,9069 möglich 379 10,3205

möglich 371 5,7218 rückgängig 324 8,8228

geltend 336 5,1820 besser 256 6,9711

perfekt 334 5,1512 abhängig 242 6,5899

besser 295 4,5497 klar 212 5,7729

richtig 259 3,9945 verantwortlich 170 4,6292

klar 227 3,5010 unmöglich 167 4,5475

falsch 226 3,4855 stark 153 4,1663

verantwortlich 211 3,2542 falsch 134 3,6489

zugänglich 206 3,1771 einfach 124 3,3766

leicht 198 3,0537 leicht 113 3,0771

bemerkbar 185 2,8532 erforderlich 110 2,9954

Tabelle 3.2:Frequenteste links adjazente Adjektive neben einer Form von machen im virtuellen Korpus K (DeReKo, vgl. Möller, 2015: 303) und in den Parlamentsreden (vgl. Möl-ler, 2010: 201). Zur Zusammensetzung des virtuellen Korpus K vgl. Möller (2015:

114). Die normalisierten Werte beziehen sich jeweils auf 1 Mio. Tokens, bei Kor-pusgrößen von 64.839.401 Tokens (virtuelles Korpus K) bzw. 36.723.139 Tokens (Parlamentsreden).

Trotz der vermutlich textsortenbedingten Unterschiede in den Rangpositionen und den relativen Häufigkeiten einzelner Adjektive fällt auf, dass die meisten Lexeme in beiden

4Zugang:http://www.ids-mannheim.de/cosmas2/(10.3.2017)

5Zugang:http://wortschatz.uni-leipzig.de/(10.3.2017)

Listen in der Spitzengruppe der fünfzehn häufigsten links adjazenten Adjektive neben einer Form von machen auftauchen. Ausnahmen sind gut, perfekt, richtig, zugänglich und bemerkbar, die in der Parlamentsreden-Liste fehlen, sowie rückgängig, abhängig, unmöglich, einfach und erforderlich, die im virtuellen Korpus K etwas weiter hinten in der Rangliste rangieren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass gut, richtig, falsch und besser vermutlich in der Mehrzahl adverbiale Verwendungen sind und daher keine Belege für machen+Adjektiv-Strukturen darstellen (vgl. Möller, 2010: 200, Fehrmann/Möller, 2012: 14).

In der Kookkurrenzanalyse von Belica (2011: 161) belegen (in dieser Reihenfolge) die Adjektiveaufmerksam, deutlich, geltend, rückgängig, verantwortlich, zugänglichund aus-findigvordere Rangplätze. Die Liste der „signifikanten Kookkurrenzen“ des in Fehrmann (2015: 121) ausgewerteten Wortschatz-Portals der Universität Leipzig enthält (in dieser Reihenfolge) die Adjektive aufmerksam, geltend, besser, deutlich, rückgängig, möglich, klar, stark, bekannt, gut und zugänglich. Das Wortschatz-Portal6 bietet außerdem eine Übersicht der „signifikanten linken Nachbarn“, die also methodisch mit den Daten aus Möller (2010: 14) und Möller (2015: 303) vergleichbar ist und die mit aufmerksam, gel-tend, rückgängig, besser, ausfindig, bemerkbar, gefasst, streitig, deutlich, abhängig, ver-traut, zugänglich, schmackhaft, attraktiver und möglich ebenfalls vorrangig Wortformen enthält, die in den anderen Listen auch bereits enthalten sind. Insofern können die be-reits verfügbaren statistischen Auswertungen die rein deskriptiv ermittelten Rangfolgen in Möller (2010: 201) und Möller (2015: 303) ergänzen und insbesondere die Adjekti-ve aufmerksam, deutlich, geltend, möglich, rückgängig, stark, klar, verantwortlich und zugänglich als in machen+Adjektiv-Strukturen häufig verwendet bestätigen.

Wie bereits Möller (2010: 200) und Fehrmann/Möller (2012: 14) feststellen, sind viele der häufigen Verwendungen gerade nicht in dem Sinne resultativ zu interpretieren, dass ein echter Zustandswechsel mit Erreichen eines Resultatszustandes ausgedrückt wird.

Vielmehr ist möglicherweise von einer Interpretation wie in den von Müller (2002: 209) beobachteten Fällen auszugehen, in denen das Erreichen eines Resultatszustandes ledig-lich behauptet wird. Dass das offensichtledig-lich gerade bei den hochfrequenten lexikalischen Mustern der Fall ist, kann als Hinweis auf eine entsprechende Konventionalisierung in-terpretiert werden.

Fehrmann (2007) untersucht anhand von Daten aus dem Parlamentsreden-Korpus Ad-jektivphrasen inmachen+Adjektiv-Strukturen am anderen, also niedrigfrequenten Ende der Frequenzrangliste (vgl. auch Fehrmann/Möller, 2012). Fehrmann (2007: 48ff.) identi-fiziert einerseits bestimmte Klassen von Adjektiven, die inmachen+Adjektiv-Strukturen offensichtlich bevorzugt verwendet werden: Dies sind sog. „psych-Adjektive“ (Termino-logie nach Fehrmann/Möller, 2012: 15, und Möller, 2012: 98) – also solche die einen psychischen Zustand ausdrücken (vgl. Fehrmann/Möller, 2012: 15) – und morphologisch durch -los oder un-negierte Adjektive, sowie solche mit dem Kompositionsglied -fähig.

Wie Fehrmann/Möller (2012: 15) anhand eines Vergleichs mit Daten aus dem DWDS-Kernkorpus zeigen, handelt es sich bei den -fähig-Adjektiven jedoch offenbar um einen Textsorteneffekt in den Parlamentsreden. Andererseits werden komplexe

Adjektivphra-6Abfrage am 23.9.2015; Zugang siehe Fußnote 5.

sen wie in den Beispielen (38) bis (40) sowie auffällig häufig Adjektive im Komparativ belegt.

(38) die das Hirn anstrengen, gleichzeitig den Menschen aber auch zufrieden und motiviert machen können. (Beispiel aus Möller, 2015: 338)

(39) Die Systeme der sozialen Sicherung müssen zukunftsfähig und wetterfest gemacht werden. (Beispiel aus Fehrmann/Möller, 2012: 15)

(40) Kinder macht der Dauerstress seelisch und körperlich krank. (Beispiel aus Fehr-mann/Möller, 2012: 15)

Fehrmann/Möller (2012: 15) stellen diese in Fehrmann (2007) erarbeiteten Tenden-zen als „Muster“ in einer Tabelle zusammen und beziehen sich dabei ausdrücklich auf den in Abschnitt 2.5 vorgestellten „Pattern“-Begriff von Hunston/Francis (1999) (vgl.

Fehrmann/Möller, 2012: 13).

Die ausgewerteten Korpusuntersuchungen zeigen also, dass machen +Adjektiv-Struk-turen eine der häufigen Verwendungsweisen des ohnehin sehr häufigen Verbs machen darstellen. Die ausgedrückte Ursache-Wirkung-Relation kann dabei auch eine lediglich von der oder dem Sprechenden behauptete sein, so dass diese Strukturen als „kausa-tiv“ in einem weiteren Sinn verstanden werden müssen. Außerdem liefern die genannten Untersuchungen erste Hinweise auf besonders häufig gebrauchte Adjektive wie aufmerk-sam, deutlich, geltend, möglich, rückgängig, stark, klar, verantwortlich und zugänglich sowie darüber hinaus auf bestimmte Muster in Bezug auf die konkrete Realisierung der resultativen Adjektivphrase.