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4.4 Ergebnisse der formalen Analyse

4.4.2 Kollexeme im AP-Slot

In der Tabelle 4.5 sind zunächst deskriptiv die 20 häufigsten Kollexeme im AP-Slot der Struktur [X macht Y AP] aufgeführt. Neben den absoluten Frequenzen sind auch auf 1 Mio. Tokens normalisierte Werte angegeben, damit ein Vergleich mit der Tabelle 3.2 in Abschnitt 3.4 möglich ist (Seite 56), die jeweils die 15 häufigsten links adjazenten Adjektive neben einer Form von machen im virtuellen Korpus K (einem knapp 65 Mio.

Tokens umfassenden Ausschnitt aus dem DeReKo, vgl. Möller, 2015: 114) und in den Parlamentsreden (vgl. Möller, 2010: 199ff.) enthält.

A-Lemma Frequenz absolut Frequenz normalisiert

deutlich 36 40,51

verantwortlich 28 31,51

aufmerksam 19 21,38

geltend 14 15,76

abhängig 12 13,50

stark 11 12,38

klar 9 10,13

möglich 7 7,88

rückgängig 7 7,88

sichtbar 7 7,88

überflüssig 7 7,88

zunichte 7 7,88

mobil 7 7,88

bemerkbar 6 6,75

fit 6 6,75

schuldig 6 6,75

breit 5 5,63

frei 5 5,63

locker 4 4,50

schwer 4 4,50

Tabelle 4.5:Die 20 häufigsten Kollexeme im AP-Slot der Struktur [X macht Y AP] im TIGER-Korpus, geordnet nach der Frequenz. Zum Vergleich mit der Tabelle 3.2 in Abschnitt 3.4 sind zusätzlich normalisierte Werte angegeben, diese beziehen sich auf 1 Mio.

Tokens.

Dabei zeigt sich, dass die häufigsten zehn Adjektive, die im TIGER-Korpus im AP-Slot der Struktur [Xmacht Y AP] vorkommen, auch in den wesentlich größeren, von Möller (2010: 201) und Möller (2015: 303) untersuchten Korpora auf den vorderen Plätzen der Frequenzranglisten stehen. Angesichts der sehr geringen Korpusgröße (888.578 Tokens)

des TIGER-Korpus und der sehr geringen einzelnen absoluten Frequenzen (die Werte im virtuellen Korpus K bewegen sich demgegenüber im dreistelligen Bereich, s. S. 56) wäre dieser Befund nicht zwingend zu erwarten gewesen. Insgesamt werden also die im Abschnitt 3.4 referierten lexikalischen Tendenzen aus bisherigen Korpusuntersuchungen bestätigt.

Zu beachten ist, dass die Abfragen von Möller (2010) und Möller (2015) jeweils nur links adjazente Adjektive neben einer Form vonmachenerfassen, also nur eine Teilmenge allermachen+Adjektiv-Strukturen. Das erklärt möglicherweise, warum die normalisier-ten Frequenzen im TIGER-Korpus höher sind als in dem von Möller (2015) untersuchnormalisier-ten virtuellen Korpus K, das sich wie das TIGER-Korpus ausschließlich aus Zeitungstexten zusammensetzt (vgl. Möller, 2015: 114) und daher mit diesem im Hinblick auf die reprä-sentierten Textsorten gut vergleichbar ist.

Die Tabelle 4.6 zeigt als Ergebnisse der Kollexemanalyse die 20 am stärksten mit dem AP-Slot der Struktur [X macht Y AP] assoziierten Kollexeme.

A-Lemma Freq. A beob. A erw. A Koll.stärke

deutlich 267 36 0,1133 77,48

verantwortlich 93 28 0,0395 71,22

aufmerksam 26 19 0,0110 58,46

geltend 56 14 0,0238 34,56

abhängig 35 12 0,0149 31,63

rückgängig 7 7 0,0030 23,63

zunichte 7 7 0,0030 23,63

bemerkbar 6 6 0,0025 20,25

mobil 14 7 0,0059 20,10

überflüssig 23 7 0,0098 18,24

fit 11 6 0,0047 17,59

stark 410 11 0,1740 16,14

sichtbar 43 7 0,0182 16,13

klar 166 9 0,0704 16,09

schuldig 39 6 0,0165 13,74

streitig 4 4 0,0017 13,50

locker 13 4 0,0055 10,64

möglich 268 7 0,1137 10,41

ausfindig 3 3 0,0013 10,12

gefügig 3 3 0,0013 10,12

Tabelle 4.6:Die 20 am stärksten mit dem AP-Slot der Struktur [X macht Y AP] assoziierten Kollexeme im TIGER-Korpus, geordnet nach der Kollostruktionsstärke.

Legende: „A-Lemma“ = im AP-Slot der Struktur vorkommendes Adjektiv-Lemma,

„Freq. A“ = Tokenfrequenz des Lemmas im gesamten Korpus, „beob. A“ = beob-achtete Tokenfrequenz des Lemmas im AP-Slot der Struktur, „erw. A“ = erwartete Tokenfrequenz des Lemmas im AP-Slot der Struktur, „Koll.stärke“ = Kollostrukti-onsstärke: –log10(pFisherYates)

Aus der Tabelle 4.6 geht hervor, dass die fünf häufigsten Kollexeme (siehe Tabelle 4.5) auch die am stärksten mit dem AP-Slot der Struktur [Xmacht Y AP] assoziierten Elemente sind, nämlichdeutlich, verantwortlich, aufmerksam, geltend undabhängig. Die Adjektive deutlich, verantwortlich, aufmerksam und geltend belegen auch in der Kook-kurrenzanalyse von Belica (2011: 161; Assoziationsmaß ist die Log-Likelihood-Ratio, siehe Abschnitt 3.4) vier der fünf vorderen Rangplätze, insofern können auch diese Er-gebnisse durch die Kollexemanalyse (Assoziationsmaß ist hier der negative dekadische Logarithmus des p-Wertes des Fisher-Yates-Tests, s. o.) bestätigt werden.

Diese fünf Adjektive kommen zusätzlich häufig mit spezifischen syntaktischen Struk-turen vor,deutlich (und teilweise auchgeltend) etwa mit Komplementsätzen, sowie ver-antwortlich jeweils mit einer für-, aufmerksam mit einer auf- und abhängig mit einer von-Präpositionalphrase.

Einige weitere stark mit dem AP-Slot assoziierte Kollexeme kommen im TIGER-Korpus ausschließlich als Adjektive in der Struktur [Xmacht Y AP] vor, dies sind unter denen in der Tabelle 4.6rückgängig, zunichte, bemerkbar, streitig, ausfindig undgefügig.

Wie im Fall vonHehl im Y-Slot der Struktur [X macht Y] (siehe S. 72 im vorigen Ab-schnitt 4.4.1) weist dieser Umstand auf eine spezifische Verwendung der Gesamtstruktur hin. So sind die Adjektiverückgängig, zunichte, streitig undausfindigauch intuitiv kaum anders als in der objektsprädikativen Funktion in Kombination mit dem Verb machen verwendbar. Die logische Folge einer im Korpus belegten Äußerung wie (64a) kann nur durch die Passivstruktur (64c) kodiert werden, in einer Kopulakonstruktion wie (64b) istrückgängig jedoch nicht möglich, gleiches gilt für zunichte, streitig und ausfindig.

(64) a. Kurz darauf machte er seinen Entschluß jedoch rückgängig (tiger_release_dec05_551, tokens 179 - 186)

b. * Der Entschluss ist rückgängig.

c. Der Entschluss ist rückgängig gemacht worden.

Die qualitative Analyse der konkreten Belege zeigt, dass das entsprechende Y-Element jeweils die – prinzipiell revidierbare – Entscheidung einer Person oder Institution kodiert:

In der Struktur [X macht Y rückgängig] kommen als Y-Elemente die Kollexeme Urteil (zwei Vorkommen), Entschluß (siehe den Beleg (64a) ), Einladung, Reduzierung sowie unspezifischdies vor.

Zunichte kommt im Korpus mit den Y-KollexemenGewinn, Chance, Fortschritt, Ent-wicklung, Zukunft, Plan und Jahrgang vor. Mit Ausnahme von Gewinn (im Sinne von

‚Ertrag‘), undJahrgang – gemeint ist die Ernte oder der ‚Ertrag eines Jahres‘ – beziehen sich diese Elemente jeweils auf positiv konnotierte zukünftige oder erwartete Ereignisse oder Entwicklungen. [X macht NPAKK zunichte] kodiert also nicht nur direkt die ne-gativ bewertete Folge eines Ereignisses, sondern zusätzlich die positive Bewertung der vorhergehenden Erwartung.

Das Kollexem bemerkbar kommt ausschließlich mitsich im Y-Slot vor: [X macht sich bemerkbar]. Eine Analyse der Elemente im jeweiligen X-Slot ergibt eine Präferenz für abstrakte Zustände:Krise (zwei Vorkommen, wenn eine Koreferenz mit dem Pronomen sie berücksichtigt wird),Endlichkeit, Senkung, Trend sowie Ebbe im Beleg (65).

(65) Die Ebbe in den Haushaltskassen macht sich bei den Assekuranzunternehmen bemerkbar (tiger_release_dec05_1679 , tokens 36 - 46)

Eine wahrnehmungsfähige Entität wie hier die Referenz vonAssekuranzunternehmen, die den jeweiligen Zustandbemerken könnte, ist allerdings in keinem der anderen Belege explizit kodiert.

Als Y-Kollexeme vonstreitigkommenMacht, Kandidatur, PlatzundMonopolanspruch vor, es geht jeweils um eine Rangposition in einem hierarchischen Gesellschaftsgefüge.

Die drei im Korpus vorkommenden Y-Kollexeme von ausfindigÄgypter, Werk und jener – sind dagegen nicht einheitlich zu gruppieren.

Anhand dieser ersten Kollexemanalyse können also einerseits bereits existierende Un-tersuchungsergebnisse in Bezug auf die lexikalische Variation im AP-Slot bestätigt wer-den. Andererseits können einige sehr spezifische Verwendungen von machen mit be-stimmten Adjektiven isoliert werden, die nicht nur mit bebe-stimmten Elementen im Y-oder X-Slot vorkommen, sondern auch in ihrem syntaktischen Verhalten eingeschränkt sind, wie die Überlegungen anhand der Beispiele in (64) zeigen.