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Spartina anglica Hubbard, 1968

Ursprünglich zu Landgewinnung und Küstenschutz aus England eingeführt, hat sich Spartina anglica an der gesamten deutschen Nordseeküste im Wattenmeer und in den Flussästuaren angesiedelt und ist möglicherweise in weiterer Ausbreitung begriffen. Trotz erheblichem Ein-fluss auf den Lebensraum der oberen Gezeitenzone sind bislang starke negative Auswirkungen nicht bekannt.

Spontane genetische Veränderungen und Bastardisie-rung mit unbekannten Folgen sind nicht auszuschließen.

Syn.: Spartina townsendii var. anglica C.E. Hubbard

Deutscher Name: Englisches Schlickgras Englischer Name: Cord-grass

Status: nicht-heimische Art, etabliert Lebensraum: marin

Ursprungs-/Donorgebiet: England; in zahlreichen Län-dern weltweit angepflanzt (www.frammandearter.se)

Vektor: absichtlich für Landgewinnung und Küstenschutz eingeführt

Erstnachweis in deutschen Küstengewässern:

Nordsee: 1927 (Gollasch & Nehring 2006, Loebl et al.

2006, Nehring & Hesse 2008) Ostsee:

-Einschleppung in nordeuropäische/deutsche Küstenge-wässer und Ausbreitung:

Das Schlickgras Spartina alterniflora wurde bereits vor 1870, möglicherweise mit Ballastwasser, von der nord-amerikanischen Ostküste nach England eingeschleppt.

Dort hybridisierte es mit der ansässigen Art Spartina maritima zum sterilen Bastard Spartina x townsendii. Aus diesem entstand durch Chromosomendopplung um 1890 die vitalere, fertile Form Spartina anglica (Eno et al.

1997, Loebl 2002, Wolff 2005).

Anmerkung: Der Status von Spartina maritima ist unge-klärt. Nach Wolff (2005) stammt die Art möglicherwei-se ursprünglich aus Afrika. Die zunächst entstandene Spezies S. x townsendii wurde in den Niederlanden an nur vier Lokalitäten gefunden (Wolff 2005) und hat keine Vorkommen an der deutschen Küste, jedoch sind aus früheren Zeiten mehrere Nachweise von der dänischen Küste bekannt (Nehring & Adsersen 2006).

Nach einer ersten Ausbreitungswelle entlang der süd-ost-englischen Küste und in Nordwest-Frankreich wurde

Spartina anglica 1924 aus England zu Landgewinnung und Küstenschutz in die Niederlande eingeführt, wo sie sich rasch ansiedelte und ausbreitete (Wolff 2005).

In das deutsche ost- und nordfriesische Wattenmeer gelangte die Art aus oben genannten Gründen erstmals 1927. Heute findet man Spartina anglica in weiten Be-reichen der Wattenmeerküste und an Flussästuaren mit Vorkommen, die von einer fleckenhaften Verteilung bis hin zur Bildung dichter Vegetationsgürtel reichen können (Nehring & Hesse 2008). Im Sylter Wattenmeer ist die Art, möglicherweise durch den Klimawandel begünstigt, weiter in Ausbreitung begriffen (Loebl et al. 2006).

An die dänische Westküste Jütlands wurden in den 1930er und 1940er Jahren ebenfalls Pflanzen importiert (Nehring & Hesse 2008). Inzwischen wächst das Schlick-gras stellenweise im Limfjord sowie an Küstenabschnitten des Kattegats mit einer südlichen Verbreitungsgrenze in die Ostsee nahe Haderslev. An der schwedischen Westküste bei Göteborg wurde 2007 eine Ansiedlung von Spartina beobachtet (www.frammandearter.se), und Nehring & Adsersen (2006) prognostizieren eine Ausbrei-tung der Art entlang der schwedischen Kattegatküste.

Aufgrund der niedrigen Salinität wird mit einem weite-ren Eindringen in die Ostsee allerdings nicht gerechnet.

Vermutlich begrenzt auch starker Eisgang im Winter die Ausdehnung (Nehring & Adsersen 2006).

Nachweise von Nordseeküsten (inkl. östl. Ärmelkanal und Skagerrak):

Großbritannien (Eno et al. 1997) Belgien (Kerckhof et al. 2007) Niederlande (Wolff 2005)

Deutschland (Nehring & Adsersen 2006) Dänemark (Nehring & Adsersen 2006)

Nachweise von Ostseeküsten (inkl. Kattegat und Limfjord):

Dänisches und schwedisches Kattegat und dänische Beltsee (Nehring & Adsersen 2006, www.frammandearter.se)

Zur Biologie und Ökologie:

Das englische Schlickgras Spartina anglica ist eine derbe Pflanze mit scharfkantigen Blättern, die im oberen Eulito-ral zwischen der Nipp- und Springtiden Hochwasserlinie wächst. Ausgestattet mit Salzdrüsen und einer weiten Salinitätstoleranz verankert es sich über spezielle unver-zweigte Wurzeln bevorzugt in den schlickigen Sediment-böden geschützter Küstenabschnitte, wo es zunächst in Horsten wächst, die sich zu einem dichten

Vegetations-gürtel schließen können. Die Verbreitung kann sowohl über Samenbildung als auch vegetativ erfolgen.

Auswirkungen und invasives Potential:

Spartina anglica wird der Status eines IAS zugeschrieben (an invasive species which threatens ecosystems, habitats or species), und die Art wird nach IUCN 2000 (World Conservation Union) zu den „100 World‘s Worst Invasive Alien Species“ gezählt.

Zu großflächigen Veränderungen oder negativen Ein-flüssen auf Flora und Fauna liegen für das deutsche und dänische Wattenmeer allerdings noch keine Studien vor.

Ursprünglich zu Küstenschutz- und Landgewinnungszwe-cken angepflanzt, sollten die Pflanzen Wellen- und Strö-mungsenergie herabsetzen und die Sedimentationsrate erhöhen. Im deutschen und niederländischen Wattenmeer wurden die Erwartungen, wohl aufgrund der exponierten Lage, nicht zufriedenstellend erfüllt. Da die Art im deut-schen und dänideut-schen Wattenmeer an ihrer nördlichen Ver-breitungsgrenze wächst, scheint ihre Ausbreitung generell moderater zu verlaufen als in südlicheren Gebieten.

Aufgrund ihrer Konkurrenzstärke kann Spartina ganze Küstenabschnitte dominieren und in Habitate heimi-scher Arten vordringen (Salicornia stricta bzw. Zostera noltii). In der unteren Salzwiese findet man im deutschen Wattenmeer häufig ein Mosaik aus Spartina und anderen Salzwiesenpflanzen, die teilweise von der verstärkten Sedimentation durch Spartina profitieren. Wattflächen

mit dichten Spartina-Beständen werden zwar der Nut-zung durch Invertebraten, Fische oder Vögel entzogen, andererseits haben Untersuchungen aber gezeigt, dass Benthosorganismen nicht nur verdrängt werden, sondern einige, speziell Jugendstadien, die Spartina-Horste ver-stärkt nutzen (Loebl 2002).

Da die Art durch spontane Chromosomendopplung ent-standen ist, wird befürchtet, dass erneute genetische Ver-änderungen zu weiterer Bastardisierung mit unbekannten Folgen führen könnten. Beeinträchtigungen von Aktivitä-ten wie Jagd, Fischerei, Muschelernte (shellfish harvesting), Bootsfahrten, Vogelbeobachtungen oder Botanisieren spielen an der deutschen Nordseeküste keine Rolle. Dass dichte Bestände die touristisch genutzten Zonen wegen verstärkter Sedimentation und Verletzungsgefahr durch die scharfkantigen Blätter unattraktiv machen können, ist nur von einigen Küstenabschnitten im dänischen Kattegat bekannt. (alle Angaben aus Loebl 2002, Loebl et al. 2006, Nehring & Adsersen 2006, Reise et al. 2005)

Kategorie 1 (Neobiota, von denen starke Auswirkungen bekannt sind)

Literatur: Eno et al. 1997, Gollasch & Nehring 2006, Kerckhof et al. 2007, Loebl 2002, Loebl et al. 2006, Nehring & Adsersen 2006, Nehring & Hesse 2008, Reise et al. 2005, Wolff 2005

www.frammandearter.se (Aktualisierung v. 05.03.2013)

Das Englische Schlickgras Spartina anglica breitet sich an der Nordseeküste aus. (Foto: D. Lackschewitz)

Chalinula (Haliclona) loosanoffi

(Hartman, 1958) Ein Vorkommen des Schwammes mit dem z. Zt. gültigen Namen Chalinula loosanoffi ist für die deutsche Nordsee unsicher. Nachweise von eingeschleppten Schwämmen sind durch die anspruchsvolle Taxonomie der Porifera schwierig.

Syn.: Acervochalina loosanoffi (Hartman, 1958) Haliclona loosanoffi Hartman, 1958

Deutscher Name: - Englischer Name:

-Status: kryptogen, Vorkommen unsicher Lebensraum: marin

Ursprungs-/Donorgebiet: Vorkommen sind von der nord-amerikanischen Ostküste, aus Irland, den Niederlanden und dem Mittelmeer (unsicher) publiziert (Streftaris et al.

2005, Wolff 2005).

Vektor: unbekannt. Eine Einschleppung nach Europa mit amerikanischen Austern (Crassostrea virginica) im 19. Jh.

wäre möglich, ist aber nicht dokumentiert (Wolff 2005).

Erstnachweis in deutschen Küstengewässern:

Nordsee: unklar

Ostsee: sehr wahrscheinlich kein Vorkommen

Einschleppung in nordeuropäische/deutsche Küstenge-wässer und Ausbreitung:

Die Herkunft dieser Art ist unsicher, ihre begrenzte Verbreitung lässt ein Invasionsereignis vermuten. Van Soest (1976) hält diese Möglichkeit allerdings für gering, da altes Material belegt, dass sie spätestens seit 1880 in Europa vorkommt. In den Niederlanden ist sie im Gebiet von Oosterschelde und Grevelingen verbreitet (van Soest et al. 2007, Wolff 2005). Van Soest et al.

(2007) nennen ca. 20 Nachweise von 1975 bis 2007.

Vorkommen von Chalinula loosanoffi an der deutschen Küste sind nur wenig dokumentiert worden. In einer Untersuchung von Hartboden-Gemeinschaften findet Kluijver (1991) den Schwamm als Acervochalina loosanoffi zwischen 1987 und 1989 im Sublitoral von Helgoland.

Jahnke & Kremer (2010) zeigen in ihrem Strandführer einen Geweihschwamm unter dem Namen Haliclona loosanoffi Syn. Haliclona oculata mit einem angegebenen Verbreitungsgebiet im Sublitoral der Nord- und westlichen Ostsee. Diese beiden Namen bezeichnen allerdings zwei

verschiedene Spezies, von denen letztere nach Hayward

& Ryland (1990) und van Soest et al. (2007) zumindest für die britische und niederländische Küste als häufige heimi-sche Art gilt. Zwar hält van Soest (1976) es für undenkbar, dass diese beiden Arten trotz Ähnlichkeiten bei der Re-produktion (‚gemmule-production’) verwechselt werden, jedoch gilt diese Einschätzung wahrscheinlich nur für ausgewiesene Schwamm-Taxonomen. Die Artbestimmung von Schwämmen ist anspruchsvoll und in den meisten Fällen zuverlässig nur von Experten zu leisten.

Ob es sich bei der um Helgoland vorkommenden Art um Chalinula loosanoffi oder um Haliclona oculata handelt, kann hier nicht beurteilt werden.

In der Datenbank www.europe-aliens.org/index.jsp (DAISIE) und bei Gollasch et al. (2009) wird die Art ohne Quellenangabe als kryptogen mit unsicherem Status bezeichnet, und die HELCOM MONAS Liste (2008) (At-tachment 3) bezeichnet den Schwamm für die Ostsee als

‚erwartete Art’ (aus der Nordsee) ohne nähere Angaben.

Nachweise von Nordseeküsten (inkl. östl. Ärmelkanal und Skagerrak):

Niederlande (van Soest 1977, van Soest et al. 2007, Wolff 2005)

Deutschland (Kluijver 1991, www.europe-aliens.org/index.jsp;

Vorkommen unsicher)

Nachweise von Ostseeküsten (inkl. Kattegat und Limfjord):

vermutlich kein Vorkommen, auch wenn der Strandfüh-rer von Jahnke & Kremer (2010) als Verbreitungsgebiet neben der Nordsee auch die westliche Ostsee nennt.

Zur Biologie und Ökologie:

Unbekannt

Auswirkungen und invasives Potential:

Starke Auswirkungen sind unwahrscheinlich aufgrund geringer Vorkommen (wenn überhaupt) und in der langen Geschichte in europäischen Gewässern ohne bekannte negative Folgen.

Kategorie 3 (Einwanderer mit bisher kaum bekannten Auswirkungen)

Literatur: Hayward & Ryland 1990, Jahnke & Kremer 2010, Kluijver 1991, Streftaris et al. 2005, van Soest 1976, 1977, van Soest et al. 2007, Wolff 2005 HELCOM MONAS 11/2008

www.europe-aliens.org/index.jsp (DAISIE, 14.01.2014)

Haliclona (Soestella) xena

De Weerdt, 1986 Kryptogener Schwamm (Gittenberger et al. 2010), der 1977 erstmals in den Niederlanden gefunden wurde (van Soest et al. 2007) und nach www.marinespecies.org ebenfalls in Belgien verbreitet ist. In den Niederlanden kommt die Art auch im Wattenmeer vor und van Soest et al. (2007) geben eigene (nicht publizierte) Beobachtun-gen bei Helgoland an. Keine weiteren Informationen aus deutschen Küstengewässern.

Literatur: Gittenberger et al. 2010, van Soest et al. 2007 www.marinespecies.org (WoRMS, World Porifera Data-base, 02.2012)

6.2. Coelenterata (Hohltiere)

Ctenophora (Rippenquallen)