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Software-Patente und andere Ärgernisse

Im Dokument RHEL und Ubuntu« (Seite 39-43)

Was ist Linux?

1.7 Software-Patente und andere Ärgernisse

Informatik-Freaks an Universitäten konnten sich Linux und seine Komponenten 1994: Erste Distributionen selbst herunterladen, kompilieren und installieren. Eine breite Anwendung fand

Linux aber erst mit Linux-Distributionen, die Linux und die darum entstandene Soft-ware auf Disketten bzw. CD-ROMs verpackten und mit einem Installationsprogramm versahen. Vier der zu dieser Zeit entstandenen Distributionen existieren heute noch:

Debian, Red Hat, Slackware und SUSE.

1996 wurde der Pinguin zum Linux-Logo. 1996: Pinguin

Mit dem rasanten Siegeszug des Internets stieg auch die Verbreitung von Linux, vor 1998: Microsoft nimmt Linux allem auf Servern. Gewissermaßen zum Ritterschlag für Linux wurde der legendäre wahr

Ausspruch von Steve Ballmer:Microsoft is worried about free software ...Ein Jahr später ging Red Hat spektakulär an die Börse.

Mit der Android-Plattform bringt Google Linux seit 2009 zuerst auf das Handy, 2009: Android danach auch auf Tablets und in TV-Geräte.

2012 erobert der Minicomputer Raspberry Pi die Herzen von Elektronik-Bastlern. Für 2012: Raspberry Pi nur rund 40 EUR können Sie damit selbst Hardware-Experimente durchführen, in die

Welt der Heimautomation einsteigen, ein Medien-Center oder einen Home-Server betreiben. Der Raspberry Pi macht Embedded Linux zu einem Massenphänomen.

1.7 Software-Patente und andere Ärgernisse

Vieles deutet darauf hin, dass Linux in Zukunft eine noch höhere Bedeutung und Verbreitung finden wird: Die Entwicklung schreitet auf allen Ebenen (Kernel, Server-Programme, Anwendungen) rasch voran, immer mehr Behörden und Firmen erken-nen die Vorteile von Linux etc. Es gibt aber auch Stolpersteine, die das Thema dieses Abschnitts sind.

Software-Patente schützen in den USA und anderen Ländern Software-Ideen, Software-Patente -Konzepte und Algorithmen. Alles Mögliche und Unmögliche ist schon patentiert,

bis-weilen vollkommen triviale Dinge wie die Darstellung eines Fortschrittsbalkens oder die berühmte 1-Click-Bestellung (Amazon). Der Missbrauch derartiger Trivialpatente und die für die schnelllebige Software-Branche unsinnig langen Laufzeiten von 20 Jahren tragen zum Widerwillen gegen Software-Patente bei. Sie können davon ausge-hen, dass jedes Programm mit einigen 100 Zeilen Code weltweit irgendwelche Patente verletzt ...

Die Entscheidung des Europäischen Patentamts gegen die Einführung von Software-Patenten in Europa im Sommer 2005 war einer der wenigen Lichtblicke. Da Linux aber auch außerhalb Europas eingesetzt wird, beschränken Software-Patente den Lie-ferumfang vieler Distributionen: Beispielsweise verzichten viele Distributionen aus

Angst vor Klagen darauf, Bibliotheken zum Abspielen von MP3-Dateien mitzuliefern;

die darin eingesetzten Algorithmen sind durch Patente geschützt. Es bleibt jedem Benutzer überlassen, entsprechende Bibliotheken selbst zu installieren.

Während Patente selten ein Risiko für einzelne Software-Entwickler sind, spielen sie im Kampf um Marktanteile eine immer größere Rolle, besonders im heiß umkämpf-ten Smartphone- und Tablet-Markt. Jeder große Hersteller verklagt jeden anderen, mit ungewissem Ausgang, aber auf jeden Fall zur Freude der beteiligten Rechtsanwäl-te und Kanzleien. Besonders geschickt agiert Microsoft: In Form von Lizenzierungs-verträgen für die Hersteller von Smartphones verdient die Firma am Verkauf von Android-Handys – ohne selbst eine Zeile Code dafür geschrieben zu haben.

Ganz aussichtslos ist die Lage freilich nicht. Das liegt vor allem daran, dass eini-Patent-Pools der

Open-Source-Gemeinde ge Linux nahestehende Firmen wie IBM selbst über riesige Patent-Pools verfügen.

Gleichzeitig haben diverse Linux-Firmen damit begonnen, selbst Patente zu sam-meln, die teilweise von anderen Firmen gleichsam für Open-Source-Zwecke »gespen-det« wurden. Das Absurde der Situation besteht darin, dass ein verfehltes Patentrecht die Open-Source-Gemeinde dazu zwingt, selbst Patente einzusetzen, um sich gegen eventuelle Klagen zu schützen. Details über Patent-Tools der Open-Source-Gemeinde finden Sie hier:

http://www.openinventionnetwork.com

Ein weiteres Problemfeld ist der Multimedia-Markt. Schon jetzt können Sie unter Multimedia

Linux DVDs nicht ohne Weiteres abspielen. Diese Einschränkung ist juristischer Natur, nicht technischer. Diverse Gesetze verbieten in vielen Ländern sowohl die Wei-tergabe der erforderlichen Bibliotheken als auch die bloße Beschreibung, wie diese zu installieren sind – z. B. das Urheberrechtsgesetz in Deutschland.

Nicht besser sieht es mit online erworbenen Daten (Videos, eBooks etc.) aus, die durch Digital Rights

Management DRM geschützt sind. DRM steht fürDigital Rights Managementund bezeichnet diver-se Verfahren, um die Nutzung der Daten so einzuschränken, dass sie nur auf einem ganz bestimmten Rechner möglich ist. Sozusagen nebenbei werden Sie dadurch auf eine bestimmte Hardware (z. B. iPod oder iPhone) bzw. auf ein bestimmtes Betriebs-system (z. B. Windows, OS X) beschränkt. DRM-Gegner bezeichnen das System nicht umsonst alsDigital Restriction Management.

DRM und Open Source sind fundamental inkompatibel zueinander. Deswegen erfor-dert der legale Zugriff auf DRM-geschützte Inhalte kommerzielle Closed-Source-Programme, die für Linux aber selten verfügbar sind.

Kapitel 2

Installationsgrundlagen

Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die Installation eines Linux-Systems auf einem Notebook oder einem PC mit einem Intel-kompatiblen Prozessor. Das Kapi-tel bezieht sich nicht auf eine spezielle Distribution, sondern beschreibt wesentliche Installationsschritte, z. B. die Partitionierung der Festplatte, in allgemeiner Form und vermittelt das erforderliche Grundlagenwissen. Spezifische Details zur Installation einiger ausgewählter Distributionen folgen dann im nächsten Kapitel.

Die Installation ist in den vergangenen Jahren immer einfacher geworden. Im Ideal-fall – d. h., wenn Sie Standard-Hardware verwenden und ausreichend Platz für Linux vorhanden ist – sollten 30 Minuten ausreichen, um zu einem funktionierenden Linux-System zu gelangen. Schwierig wird die Installation zumeist nur deswegen, weil im Regelfall ein wechselweiser Betrieb von einem schon vorhandenen Windows-Betriebssystem und von Linux gewährleistet werden soll. Probleme kann es aber auch bei der Unterstützung ungewöhnlicher oder ganz neuer Hardware geben.

Linux-Installation auf dem Raspberry Pi

Für die Installation von Linux auf Minicomputern bzw. Embedded Devices gelten voll-kommen andere Regeln wie bei einer PC-Installation. Kapitel 10, »Raspberry Pi«, zeigt dies am Beispiel des Raspberry Pi.

2.1 Voraussetzungen

Damit Sie Linux installieren können, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein:

Sie benötigen einen PC bzw. ein Notebook mit einem Intel-kompatiblen Prozessor.

Dazu zählen alle gängigen 32- und 64-Bit-Prozessoren von Intel oder AMD. Es gibt auch Linux-Distributionen für Systeme mit anderen Prozessor-Architekturen (z. B.

ARM) – sie sind aber nicht Thema dieses Kapitels.

Sie benötigen eine freie Partition mit ausreichend Platz auf Ihrer Festplatte. Wie viel »ausreichend« ist, hängt von der Distribution und davon ab, wie viele

Pro-gramme Sie installieren und welche persönlichen Daten Sie speichern möchten (Fotos, Videos etc.). Meine Empfehlung lautet mindestens 15 GByte, um Linux ein-fach nur auszuprobieren.

Sie benötigen Hardware-Komponenten, die von Linux erkannt und unterstützt werden. Gegenwärtig ist das bei einem Großteil der Standard-Hardware der Fall.

Probleme bereiten momentan vor allem ganz neue WLAN-Adapter, Hybrid-Grafik-systeme und SSD-Caches (siehe auch Abschnitt 1.2, »Hardware-Unterstützung«).

Distributionen für Uralt-PCs sowie Installationen in virtuellen Maschinen

Wie ich im vorigen Kapitel erwähnt habe, gibt es auch Minimaldistributionen, die wesentlich geringere Hardware-Anforderungen stellen. In diesem Kapitel gehe ich aber davon aus, dass Sie eine gewöhnliche Distribution installieren – z. B. CentOS, Debian, Fedora, Kubuntu, RHEL, SUSE oder Ubuntu.

Wenn Sie Virtualisierungsprogramme wie VirtualBox oder VMware einsetzen, kön-nen Sie Linux auch innerhalb von Windows oder OS X in einer virtuellen Umgebung installieren und ausführen. Das vereinfacht die Installation, mindert aber auch die Funktionalität (limitierter Hardware-Zugriff, langsame 3D-Grafik etc.).

32 oder 64 Bit?

In fast allen gängigen PCs und Notebooks befinden sich 64-Bit-Prozessoren. Der wesentliche Unterschied zwischen 32- und 64-Bit-Prozessoren besteht darin, dass mit 64-Bit-Prozessoren Speicherbereiche über 4 GByte direkt adressiert werden können.

Aus technischen Gründen werden die Vorteile der 64-Bit-Architektur nur wirksam,

64-Bit-Distributionen wenn die gesamte Distribution aus 64-Bit-Programmen und -Bibliotheken besteht.

Deswegen gibt es von den meisten Distributionen zwei Ausführungen: eine 32-Bit-Version (übliche Kürzel sind i386, i586 oder i686, die sich auf Intel-Prozessorfamilien beziehen) und eine 64-Bit-Version (Kürzel x86_64 oder AMD64).

Gängige 64-Bit-Prozessoren sind vollständig abwärtskompatibel zu Prozes-soren. Aus diesem Grund ist es möglich, auf einem 64-Bit-Rechner auch eine 32-Bit-Distribution zu installieren. Diese Entscheidung ist endgültig: Ein späterer Wechsel von der 32- zur 64-Bit-Version ist nur durch eine Neuinstallation möglich.

In der Vergangenheit mussten sich Anwender von 64-Bit-Distributionen damit her-Empfehlungen

umärgern, dass es diverse Nicht-Open-Source-Programme und -Treiber nur in 32-Bit-Versionen gab. Das hat sich mittlerweile zum Glück geändert. Heute gibt es kaum noch Gründe, die gegen eine Installation sprechen. Aktuelle

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