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Gnome-Konfiguration und -Interna

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Gnome, KDE, Unity & Co

5.3 Gnome-Konfiguration und -Interna

Wenn Sie wissen möchten, in welchen Ihrer Verzeichnisse sich die größten Daten- Festplatten-nutzung analysieren mengen befinden, ist das ProgrammFestplattenbelegung analysiereneine wertvolle

Hilfe (Programmnamebaobab). Das Programm zeigt in einer anschaulichen Grafik an, welche Verzeichnisse und Unterverzeichnisse wie viele Daten enthalten (siehe Abbildung 5.3).

Abbildung 5.3Platzbedarf von Verzeichnissen darstellen

5.3 Gnome-Konfiguration und -Interna

In den Systemeinstellungen stellt Gnome eine ganze Palette von Werkzeugen zur Systemein-stellungen Desktop- und Systemkonfiguration zur Verfügung (siehe Abbildung 5.4). Am

schnells-ten starschnells-ten Sie dieses Programm im Systemmenü rechts oben im Panel.

Die Module der Systemeinstellungen helfen nicht nur bei den grundlegenden Einstel-lungen (Bildschirmhintergrund, Energiesparmodus, SpracheinstelEinstel-lungen etc.), son-dern auch bei diversen Aufgaben der Systemadministration: Netzwerkeinstellungen, Bluetooth, Benutzerverwaltung, Zeiteinstellung etc. Wie alle Gnome-Werkzeuge beschränken sich auch die Systemeinstellungen auf das absolute Minimum. Beispiels-weise können Sie mit dem ModulBenutzerkontenzwar neue Benutzer einrichten, aber keine Gruppen verwalten. Wenn Sie an die Grenzen der Gnome-Systemein-stellungen stoßen, müssen Sie auf Konsolenwerkzeuge oder auf die mitgelieferten Konfigurationsprogramme Ihrer Distribution zurückgreifen.

Abbildung 5.4 Gnome-Systemeinstellungen

Versteckte Systemwerkzeuge

Nicht alle der früher über dasSystem-Menü verfügbaren Werkzeuge sind in den Systemeinstellungen integriert. Weitere Einstellungsprogramme und Systemwerk-zeuge können wie gewöhnliche Programme gestartet werden. Werfen Sie auch einen Blick in die ProgrammgruppeHilfsprogramme, die z. B. das Programm Laufwerke zur Verwaltung von Datenträgern enthält.

Die Tastatureinstellungen sind über zwei Module der Systemeinstellungen verteilt.

Tastatur

Im ModulTastaturstellen Sie die Parameter der Tastenwiederholung sowie Tastatur-kürzel ein. Einstellungen zum Tastaturlayout sind hingegen im ModulRegion und Sprache • Eingabequellengut versteckt.

Im Idealfall erfolgt die Druckerkonfiguration automatisch: Viele Distributionen er-Drucker

kennen die meisten USB-Drucker direkt beim Anstecken und führen die Konfigura-tion selbstständig durch. Das Gerät ist wenige Sekunden später bereit zum Drucken.

Bequemer geht es nicht mehr! Wenn dies nicht funktioniert bzw. wenn Sie einen Netzwerkdrucker besitzen, sollte bei der Konfiguration das Modul Drucker der Systemeinstellungen helfen.

Als Alternative zur Druckerkonfiguration stellen viele Distributionen auch das Paket system-config-printermit dem gleichnamigen Programm zur Verfügung. Dieses

Pro-5.3 Gnome-Konfiguration und -Interna

lungen, dafür aber ausgereifter.Hinzufügen • Druckerführt zu einem Assistenten, der eine Liste aller zur Auswahl stehenden Druckertypen anzeigt (inklusive eventuell erkannter Drucker). Bei Netzwerkdruckern führt zumeistAppSocket/HP JetDirect zum Ziel. Nach der Auswahl des Druckertyps wählen Sie den Druckertreiber aus.

Dabei geben Sie den Hersteller und das Modell an. Zuletzt müssen Sie dem Drucker noch einen Namen geben. Damit ist die Basiskonfiguration beendet. Alle weiterge-henden Einstellungen und Druckeroptionen (Papiergröße, Duplex-Modus etc.) sind optional und erfolgen im DialogEigenschaften.

Im ModulOnline-Kontenkönnen Sie die Login-Parameter diverser Online-Dienste Online-Konten angeben, darunter Google, Facebook, ownCloud und Windows Live. Die Konten

kön-nen dann in anderen Gnome-Anwendungen verwendet werden, z. B. in den Program-menKontakte,KalenderundEvolution.

Die meisten Distributionen mit Gnome als Basis verwenden Firefox als Webbrow- Standard-programme einstellen ser, Evolution oder Thunderbird als E-Mail-Programm etc. Wenn Sie möchten, dass

Gnome beim Anklicken entsprechender Links andere Programme startet, finden Sie Einstellmöglichkeiten im DialogblattDetails • Vorgabe-Anwendungender System-einstellungen.

Welches Programm Gnome beim Einlegen einer Audio-CD, Video-DVD bzw. beim Anstecken eines MP3-Players starten soll, legen Sie im DialogblattWechselmedien fest.

Gnome Tweak Tool

Mit demGnome Tweak Tool(der Paketname lautet zumeistgnome-tweak-tool) kön-nen Sie einige Optiokön-nen des Gnome-Desktops verändern, für die in den offiziellen Systemeinstellungen Einstellmöglichkeiten fehlen. Mit dem Programm können Sie unter anderem einstellen,

welche Buttons in der Fensterleiste dargestellt werden, welche Schrift auf dem Desktop verwendet werden soll, welches Fensterthema gelten soll,

wie sich Notebooks beim Schließen des Deckels verhalten sollen, ob der Dateimanager auf dem Desktop Icons darstellen darf und ob das Uhrzeit-Applet auch das Datum anzeigen soll.

Manche Konfigurationsänderungen werden sofort wirksam, andere erst dann, wenn Sie die Gnome Shell mit(Alt)+(F2)r(¢)neu starten bzw. sich aus- und neu einloggen.

Abbildung 5.5 Gnome Tweak Tool

5.3 Gnome-Konfiguration und -Interna

Gnome Shell Extensions

Die Gnome Shell greift intern stark auf JavaScript zurück. Deswegen können Sie mit wenigen Zeilen JavaScript-Code umfassende Modifikationen am Desktop durchfüh-ren. Gnome sieht hierfür einen speziellen Extensions-Mechanismus vor. Die Erwei-terungen können unkompliziert im Webbrowser heruntergeladen, aktiviert und bei Missfallen auch gleich wieder deaktiviert werden (siehe Abbildung 5.6). Die folgende Website lädt wirklich zum Ausprobieren ein!

https://extensions.gnome.org

Viele der angebotenen Erweiterungen bieten Funktionen an, die die Gnome-Entwick-ler vom Desktop verbannt haben, um den Desktop so einfach wie möglich zu gestal-ten. Beim ersten Besuch der Extensions-Seite müssen Sie Ihrem Webbrowser aus Sicherheitsgründen explizit erlauben, dass er Scripts zur Gnome-Shell-Integration ausführen darf. Die entsprechende Option wird unterhalb der Adressleiste angezeigt.

Nach Ihrem OK müssen Sie die Seite im Browser neu laden.

Die meisten Erweiterungen werden sofort wirksam, nur wenige erfordern einen Neustart der Gnome Shell oder einen neuerlichen Login. Offiziell trägt die Gnome-Extensions-Website noch ein Beta-Emblem. Nach meinen Erfahrungen funktioniert das System bereits ausgezeichnet. Das Problem sind aber Versionswechsel: Wenn Sie ein Update auf eine neuere Gnome-Version durchführen, kann es vorkommen, dass einzelne Erweiterungen nicht mehr funktionieren.

Gnome-Konfigurationsdateien

Es gibt gegenwärtig zwei Konfigurationssysteme für Gnome: das neuedconf-System dconf-Datenbank und das aus Gnome-2-Zeiten stammende gconf-System. Die dconf-Daten befinden

sich in der binären Datenbankdatei.config/dconf/user. Allerdings verwenden noch nicht alle Gnome-Programme dasdconf-System.

Gnome-Programme greifen direkt über API-Funktionen (Application Programming Interface) auf diedconf-Datenbank zu. Wenn Siedconf-Einstellungen von außen lesen oder ändern möchten, installieren Sie das Paketdconf-editorund starten das gleich-namige Programm (siehe Abbildung 5.7). Die Benutzeroberfläche zeigt links eine baumartige Struktur aller Einstellungsverzeichnisse, rechts die in diesem Verzeichnis enthaltenen Parameter.

Mit dem Kommandogsettingsist es möglich, diedconf-Einstellungen im Terminal oder durch ein Script zu verändern. Das folgende Kommando bewirkt, dass Nautilus standardmäßig die Listenansicht verwendet, nicht die Symbolansicht:

Abbildung 5.7 Einstellungen in der dconf-Datenbank verändern

user$ gsettings set org.gnome.nautilus.preferences \ default-folder-viewer 'list-view'

Falls Siegsettingsvia SSH ausführen, müssen Sie den SSH-Client mit der Option-x starten.gsettings ist zwar selbst kein X-Programm, greift aber auf das Programm dbus-launchzurück. Und dieses wertet offensichtlich Umgebungsvariablen aus, die nur gesetzt sind, wenn SSH das X-Protokoll mitüberträgt.

Ältere bzw. noch nicht auf dasdconf-System umgestellte Gnome-Programme spei-gconf-Datenbank

chern ihre Einstellungen zumeist in der gconf-Datenbank. Intern besteht diese Datenbank aus unzähligen kleinen XML-Dateien, die im Verzeichnis.gconfsowie in dessen Unterverzeichnissen gespeichert werden. Auch zur Veränderung von gconf-Einstellungen gibt es mit demgconf-editor eine einfache Benutzeroberfläche. Sie sieht ganz ähnlich aus wie die desdconf-editor. Alternativ dazu können Sie die Einstel-lungen auch ohne Benutzeroberfläche mit dem Kommandogconftool-2verändern.

5.3 Gnome-Konfiguration und -Interna

Interna

Hinter den Kulissen ist für die Verwaltung der Fenster sowie für den Start von Programmen (Aktivitäten) das ProgrammGnome Shell (Kommandognome-shell) verantwortlich, in das wiederum der neue Window Manager Mutterintegriert ist.

Mutter ist eine Weiterentwicklung des Window ManagersMetacity, wobei die wich-tigste Neuerung die Unterstützung von 3D-Effekten ist.

Die Gnome Shell setzt eine Grafikkarte mit 3D-Unterstützung sowie einen dazu pas- llvmpipe senden Treiber voraus. Sind die Hardware-Voraussetzungen nicht erfüllt, werden die

fehlenden 3D-Funktionen bei aktuellen Distributionen durch die CPU emuliert. Für die Emulation verantwortlich ist diellvmpipe-Bibliothek. Die Geschwindigkeit von Gnome leidet unter dieser Emulation ein wenig, aber Gnome bleibt selbst in virtu-ellen Maschinen gut verwendbar – ganz im Gegensatz zu Ubuntu, dessen aktuelle Unity-Versionen in Virtualisierungssystemen sehr träge sind.

Wenn Sie herausfinden möchten, ob Ihr Grafiksystem die llvmpipe-Bibliothek ver-wendet, führen Sie das folgende Kommando aus. Das folgende Ergebnis ist in einer virtuellen Maschine entstanden:

user$ glxinfo | grep "OpenGL renderer"

OpenGL renderer string: Gallium 0.4 on llvmpipe (LLVM 3.7, 256 bits)

Während des Starts von Gnome werden eine Menge Programme automatisch ge- Autostart startet. Welche dies sind, steuern*.desktop-Dateien aus den folgenden

Autostart-Ver-zeichnissen:

~/.config/autostart/*.desktop (persönliche Autostart-Programme) /usr/share/gnome/autostart/*.desktop (globale Autostart-Programme für Gnome) /etc/xdg/autostart/*.desktop (globale Autostart-Programme für alle

Desktops, also für Gnome und KDE)

In den Systemeinstellungen gibt es leider kein Modul, um den automatischen Start von Programmen zu steuern. Abhilfe schaffen(Alt)+(F2) gnome-session-properties, die Gnome-ErweiterungStartup Applicationsoder die manuelle Konfiguration von

*.desktop-Dateien. Der Aufbau solcher Dateien geht aus dem folgenden Beispiel her-vor. Die Datei ist für das Abspielen des Login-Tons verantwortlich:

[Desktop Entry]

Type=Application Name=GNOME Login Sound

Comment=Plays a sound whenever you log in

Exec=/usr/bin/canberra-gtk-play --id="desktop-login" --description="GNOME Login"

OnlyShowIn=GNOME;

AutostartCondition=GSettings org.gnome.desktop.sound event-sounds X-GNOME-Autostart-Phase=Application

Für den Login bei auf Gnome basierenden Distributionen ist in der Regel derGnome GDM

Display Manager(gdm) verantwortlich. Eine Ausnahme ist Ubuntu, das stattdessen denLight Display Manager(lightdm) verwendet.

Eine Beschreibung von GDM finden Sie in Abschnitt 22.2, »X starten und beenden«.

Dort erfahren Sie auch, wie Sie die Konfigurationsdatei/etc/gdm/custom.conf einrich-ten, wenn Sie den Login während des Rechnerstarts automatisieren möchten. Nur unter openSUSE sollten Sie auf Veränderungen ancustom.conf verzichten und den Auto-Login stattdessen mit YaST einrichten.

Wenn nach einem Doppelklick auf eine MP3-Datei in Nautilus automatisch Rhythm-MIME

box oder Banshee erscheint, dann sind hierfür die MIME-Einstellungen von Gnome verantwortlich. MIME steht fürMultipurpose Internet Mail Extensionsund ist eine Art Datenbank, die eine Zuordnung zwischen Dateitypen und Programmen herstellt.

Am einfachsten erfolgen Änderungen an der MIME-Konfiguration direkt im Datei-manager: Dort klicken Sie die betreffende Datei an, führen per Kontextmenü Eigen-schaften • Öffnen mitaus und wählen das gewünschte Programm. Die Einstellung gilt in Zukunft für alle Dateien mit derselben Endung.

Individuelle Änderungen an der MIME-Konfiguration werden hier gespeichert:

~/.local/share/mime/*

~/.local/share/applications/mimeapps.list

Weitere Informationen zur MIME-Datenbank unter Gnome finden Sie hier:

http://standards.freedesktop.org/shared-mime-info-spec/shared-mime-info-spec-latest.html

XDG-Verzeichnisse und -Scripts

Vor einigen Jahren wurde im Rahmen des Portland-Projekts eine Reihe gemeinsamer Standards definiert. Sie helfen dabei, Programme unabhängig von Gnome oder KDE richtig in den Desktop zu integrieren. Später führte die X Desktop Group (XDG) diese Bemühungen fort, und heute ist es das Projektfreedesktop.org.

Beim ersten Login werden im Heimatverzeichnis die UnterverzeichnisseBilder, Doku-

Standard-verzeichnisse mente, Downloads,Musik,Öffentlich, Videosund Vorlagenerzeugt. Wenn eine andere Sprache als Deutsch eingestellt ist, erhalten diese Verzeichnisse andere Namen. Hin-ter den Kulissen ist das Paketxdg-user-dirsfür die Verzeichnisse verantwortlich.

Die Konfiguration erfolgt durch die Datei .config/user-dirs.dirs. Sie stellt sicher, dass XDG-kompatible Programme die Verzeichnisse unabhängig von der

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ten Sprache finden. Unter Gnome werden die Verzeichnisse, wenn die Sprache verändert wurde, nach einer Rückfrage sogar entsprechend umbenannt (Paket xdg-user-dirs-gtk).

Wenn Sie die Standardverzeichnisse nicht wünschen, löschen Sie die Verzeichnisse und legen die folgende neue Datei an:

# ~/.config/user-dirs.conf enabled=False

Sie können diese Einstellung auch systemweit in /etc/xdg/user-dirs.conf vorneh-men.

Viele, wenn auch leider nicht alle Gnome- und KDE-Programme verwenden zum Konfigurations-verzeichnisse Speichern von Konfigurationseinstellungen und internen Daten speziell dafür

vorge-sehene Verzeichnisse. Die Verzeichnisnamen beginnen mit einem Punkt und gelten damit als »verborgen«. Die Verzeichnisse werden deswegen im Dateimanager stan-dardmäßig nicht angezeigt.

Das .cache-Verzeichnis ist zur Speicherung von temporären Dateien gedacht, die bei Bedarf neuerlich erzeugt werden können – also z. B. verkleinerte Bilder (Thumbnails), Suchindizes etc. Die Zwischenspeicherung dient dazu, häufig vor-kommende Arbeitsabläufe zu beschleunigen.

Das.config-Verzeichnis ist zur Speicherung von Programmeinstellungen vorgese-hen, wobei jedes Programm ein eigenes Unterverzeichnis verwendet.

Im .local-Verzeichnis werden Benutzerdaten gespeichert. Üblicherweise legt jedes Programm hierfür das Unterverzeichnisshare/programmnamean.

Das Paket xdg-utils stellt die folgenden Scripts zur Verfügung. Eine genauere xdg-Scripts Beschreibung finden Sie in denman-Seiten der jeweiligen Kommandos.

xdg-desktop-menufügt dem Desktop-Menü einen neuen Eintrag hinzu.

xdg-desktop-iconinstalliert ein neues Icon auf dem Desktop.

xdg-icon-resourceinstalliert Icon-Ressourcen.

xdg-mimefragt die MIME-Datenbank ab bzw. richtet einen neuen MIME-Datentyp ein.

xdg-openöffnet ein Dokument im Standardprogramm des Benutzers.

xdg-emailsendet eine E-Mail im Standard-E-Mail-Programm des Benutzers.

xdg-screensaversteuert den Bildschirmschoner.

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