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Außerdem wird es für die älteren Besucher des Förder- und Betreuungsbereichs in den nächsten Jahren verstärkt darum gehen, den Übergang in die neue Lebensphase zu ge-stalten. Hier gilt es, das Prinzip der Normalität zu achten und Angebote zu konzipieren, die sich deutlich von der an die Arbeitsbereiche angelehnten Beschäftigungsstruktur der Förder- und Betreuungsgruppen abheben.

Bei der Versorgung alt gewordener und jüngerer pflegebedürftiger Menschen mit Behin-derungen stellt sich auch immer wieder die Frage nach der pflegerischen Versorgung nach dem SGB XI (Pflegeversicherung). Dazu wurden bislang in Baden-Württemberg so-genannte „binnendifferenzierte“ Bereiche in Einrichtungen der Behindertenhilfe eingerich-tet. Weit überwiegend werden alt gewordene Menschen mit Behinderung jedoch - wie Menschen ohne Behinderung auch - dort versorgt, wo sie ein Leben lang gewohnt haben.

Tages- und Seniorenbetreuung im Landkreis Biberach

Im Landkreis Biberach sind zum 30.06.2009 nur wenige Standorte der Tages- und Senio-renbetreuung für Menschen mit Behinderung vorhanden. Das Angebot sammelt sich stark im Zentrum des Landkreises mit 10 Plätzen der Lebenshilfe in Biberach und 146 Plätzen in den Wohnhäusern des Heggbacher Wohnverbundes in Maselheim. Weitere 6 Plätze werden im Haus Monika in Schemmerhofen-Ingerkingen und 10 im Coletta-Deußer-Haus in Ochsenhausen vorgehalten, beide ebenfalls in Trägerschaft der Heggbacher Einrich-tungen.

Standorte der Seniorenbetreuungen im Landkreis Biberach am 30.06.2009

Karte: KVJS 2009. Datenbasis: Leistungserhebung im Landkreis Biberach zum Stichtag 30.06.2009 (N=174)

Wohnformen

Bei nahezu allen Besuchern der Tages- und Seniorenbetreuung handelt es sich um Be-wohner stationärer Einrichtungen (171 von 174 Besuchern). Lediglich die beiden Besu-cher der Tagesstruktur in der Werkstatt Laupheim leben in einem Privathaushalt, so wie auch ein Besucher des Angebots der Lebenshilfe in Biberach. Mit nur zwei Prozent privat wohnenden Besuchern ohne ambulante Betreuung unterscheidet sich der Landkreis Bibe-rach von anderen Landkreisen mit vergleichbaren Angebotstrukturen, bei denen diese Quote zum Teil deutlich höher ist. Hier variieren die Werte zwischen 2 Prozent und 45 Prozent.

6

10

10 146

Langenenslingen Unlingen

Schemmerhofen

Warthausen Atten weiler

Mittelbiberach Biberach

Ummendorf

Eberhardzell Hochdorf Ingoldingen Oggelshausen

Bad Buchau

Bad Schussenried Allmannsweiler Dürnau DürmentingenBetzenweiler

KanzachMoosburg Tiefenbach Seekirch Alleshausen

Uttenweiler Riedlingen

Altheim

Ertingen

Rot an der Rot Steinhausen

Erlenmoos Ochsenhausen Maselheim

Gutenzell-Hürbel

Erolzheim Dettingen Kirchberg

Kirchdorf Berkheim

Tannheim Wain

Burgrieden

Schwendi

Mietingen Laupheim

Achstetten

Alter

Im Landkreis Biberach besuchten zum 30.06.2009 174 Teilnehmer tagesstrukturierende Angebote. Mit 9,2 Plätzen je 10.000 Einwohner liegt Biberach im Vergleich zu anderen Landkreisen, die eine ähnliche Angebotsstruktur aufweisen, mit dieser Quote deutlich an erster Stelle. Die Werte variieren hier zwischen 0 und 6,5 Plätzen je 10.000 Einwohner.

Dies ist vermutlich auf die Alterstruktur, insbesondere der Teilnehmer aus dem Heggba-cher Wohnverbund, zurückzuführen. Mit einem großen binnendifferenzierten Bereich in Heggbach - dem Haus Bernhard - leben dort sehr alte Menschen.

Die folgende Grafik verdeutlicht das hohe Alter der Besucher der Tagesstruktur für Senio-ren in den Häusern in Maselheim, Ingerkingen und Ochsenhausen. Lediglich bei den Teil-nehmern am Angebot der Werkstatt Laupheim und der Lebenshilfe in Biberach ist die Altersverteilung etwas „jünger“, da sich hier sehr vereinzelt auch Besucher zwischen 30 und 50 Jahren finden.

Besucher der Seniorenbetreuung im Landkreis Biberach nach Alter am 30.06.2009 in Pro-zent

10 1

50

5 1

25

2 2

30 5 4

50

30

3

10 5

4 2

20

4 5

5 2 5

10

3 83

80 47

43 25

88

43 50

10

48 17

32

52 50

13 49

100

40 37

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

HausMonika(N=6) ColettaDeußer Haus(N=10)

HausRegina(N=19) HausBonifatius(N=21)

HausGeorg(N=4) HausPankratius(N=8)

HausBernhard(N=51)

WfbMHeggbach(N=42)

Lebenshilfe(N=10)

LandkreisBiberach(N=174)

unter 30 30 bis unter 40 40 bis unter 50 50 bis unter 55 55 bis unter 60 60 bis unter 65 65 bis unter 75 75 und älter

Karte: KVJS 2009. Datenbasis: Leistungserhebung im Landkreis Biberach zum Stichtag 30.06.2009 (N=174)

Der Altersdurchschnitt der Besucher tagesstrukturierender Angebote für Senioren liegt im Landkreis Biberach bei 71 Jahren, dies ist - wieder in der Gegenüberstellung zu anderen Landkreisen mit vergleichbarer Angebotsstruktur - eine auffallend hohe Kennziffer. Insbe-sondere bei den über 75-Jährigen weist Biberach mit 37 Prozent einen sehr hohen Anteil älterer Teilnehmer auf. Dieser Wert wird in vergleichbaren Landkreisen, für die dem KVJS Zahlen vorliegen, kaum erreicht: die Werte differieren zwischen 0 Prozent und 20 Prozent für diese Altersgruppe.

Mit insgesamt 48 Prozent ist die Altersklasse der 65- bis unter 75-Jährigen vertreten. Le-diglich 15 Prozent sind unter 60 bis 65 Jahre. Dies ist im Vergleich zu anderen Landkrei-sen im Umkehrschluss ein auffallend niedriger Wert.

Leistungsträger

Im Landkreis Biberach sind lediglich 39 Prozent der Besucher tagesstrukturierender An-gebote auch in Leistungsträgerschaft des Landkreises Biberach, für 61 Prozent sind an-dere Landkreise Kostenträger. In 7 der 11 Einrichtungen ist der Anteil der in fremder

Trä-gerschaft finanzierten Besucher über 50 Prozent bis zu 75 Prozent hoch. Die Angebote der Lebenshilfe Biberach, der Werkstatt Laupheim und im Haus Anna dienen ausschließ-lich Besuchern in Kostenträgerschaft des Landkreises Biberach.

Ein Zusammenhang mit dem hohen Anteil stationär lebender Teilnehmer kann vermutet werden, da viele von diesen aus anderen Landkreisen stammen und in Angebote im Landkreis übersiedelten. Vergleichbar hohe Werte werden in anderen Landkreisen über-wiegend dort erzielt, wo große stationäre Einrichtungen geschichtlich gewachsen für die überregionale Versorgung zur Verfügung stehen.

Für die meisten der Tagesstruktur-Besucher in fremder Trägerschaft sind benachbarte und andere Landkreise Baden-Württembergs zuständige Kostenträger. So sind 10 Pro-zent aus dem benachbarten Landkreis Ravensburg, je 6 ProPro-zent aus dem benachbarten Alb-Donau-Kreis und dem Landkreis Esslingen und weitere insgesamt 35 Prozent aus den baden-württembergischen Landkreisen stammend. 3 Prozent nehmen die Angebote als Selbstzahler war und für 2 Prozent sind andere Bundesländer Träger der Kosten.

Leistungsträger der Angebote der Tages- und Seniorenbetreuung im Landkreis Biberach am 30.06.2009

Ravensburg 10%

andere Bundesländer 2%

andere Landkreise BW 35%

Selbstzahler 3%

Biberach 38%

Alb-Donau-Kreis 6%

Esslingen 6%

Grafik: KVJS 2009. Datenbasis: Leistungserhebung im Landkreis Biberach zum Stichtag 30.06.2009 (N=174).

Handlungsempfehlung

Bei der weiteren Gestaltung der tagesstrukturierenden Angebote für Senioren im Land-kreis Biberach wird es erforderlich sein, verstärkt Aspekte der Sozialraumorientierung in die zukünftige Planung einzubeziehen. So kann eine dezentralere Angebotsstruktur die Erreichbarkeit gerade für ältere Menschen mit Behinderung in privaten Wohnformen verbessern. Dabei können insbesondere flexible Angebotsmodule, so etwa Betreuungs-angebote in Teilzeit oder einzelne Angebotskomponenten (Nachmittage, Kurse, oder ähn-liches) eine individuellere Ausrichtung begünstigen und ließen sich auch mit dem „Persön-lichen Budget“ selbstverantwortlich und je nach persönlichem Interesse durch die Senio-ren mit Behinderung „einkaufen“.

Für Senioren mit Behinderung, die ambulant oder ohne Unterstützung privat leben, sollten entsprechende Angebote vorgehalten werden, die durch eine breite räumliche Verteilung im Landkreis gut zu erreichen sind. Um die inklusive sozialräumliche Vernetzung zu för-dern, sollten auch bestehende Angebote oder Dienstleister für Senioren ohne Behinde-rung für solche mit BehindeBehinde-rung erschlossen werden. Dies ermöglicht zum einen die Nut-zung bestehender Angebotsstrukturen und vermeidet den Aufbau paralleler separierter Versorgungsstrukturen für Menschen mit Behinderung; zum andern trägt die Öffnung all-gemein zugänglicher Angebote und Einrichtungen zu einer inklusiven Versorgung bei.