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Handlungsempfehlung

Im Landkreis Biberach zeichnet sich entsprechend ein baldiger Bedarf an Angeboten für ältere Menschen mit Behinderung nach dem Verlassen der Werkstätten ab. In der Folge sind - auch hier wieder insbesondere für die aktuell in der Heggbacher Werkstatt-Beschäftigten - alternative tagesstrukturierende Angebote für Senioren mit Behinderung zu entwickeln bzw. sind bestehende Angebote für Senioren im Hinblick auf eine Inklusion zu öffnen.

Dabei sollte auch der Aspekt der Wohnform berücksichtigt werden: Aufgrund der hohen Anzahl nicht stationär wohnender Werkstattbesucher sind auch Betreuungsangebote für Senioren mit Behinderung vorzusehen, die ambulant betreut beziehungsweise in Familien oder ohne Unterstützung beim Wohnen privat leben.

Modulare Angebote, die auch „Teilzeit“-Tagesstrukturen ermöglichen oder als Einzelleis-tung mit dem Persönlichen Budget eingekauft werden können, sind dabei aufgrund der flexiblen Anpassungsmöglichkeit an individuelle Lebensformen und –interessen beson-ders zu empfehlen. Auch die Öffnung und Nutzung bestehender Angebote für Senioren ohne Behinderung trägt zur Inklusion und sozialraumorientierten Begleitung von Men-schen mit Behinderung ebenso bei wie zur Schonung öffentlicher Ressourcen. Das Land-ratsamt hat dazu bereits Projektmittel bei der Landesstiftung Baden-Württemberg bean-tragt28

Förder- und Betreuungsbereiche können unter dem Dach der Werkstatt eingerichtet, an einen stationären Wohnbereich angegliedert sein oder für sich allein stehen:

 Für jüngere Erwachsene, die noch zu Hause wohnen, ist in der Regel die Förder- und Betreuungsgruppe unter dem Dach der Werkstatt das richtige Angebot. Hier ist der Wechsel zwischen Werkstatt und Förder- und Betreuungsbereich leicht möglich. Dafür werden zum Teil Übergangsgruppen eingerichtet, die auf den Wechsel vorbereiten sollen. Neubauten von Werkstätten werden heute fast immer durch einen Förder- und Betreuungsbereich ergänzt, an älteren Werkstätten werden sie oft nachträglich ange-baut.

 Bei Neubauten von Wohnheimen für sehr schwer behinderte Menschen wird heute meist ein entsprechendes Angebot der Tagesstruktur von Beginn an mit eingeplant.

Wohnheime werden heute vorwiegend für Menschen mit schweren Behinderungen oder Verhaltensproblematiken gebaut, wodurch der Anteil der sehr schwer behinder-ten Bewohner in den Wohnheimen erheblich ansteigt. Diese Kombination hat zwar den Nachteil, dass sich der zweite Lebensbereich auf das unmittelbare Wohnumfeld beschränkt. Die tägliche Fahrt an einen anderen Ort ist jedoch für einen Teil der Men-schen mit sehr schweren Behinderungen strapaziös.

Förder- und Betreuungsbereiche im Landkreis Biberach

Im Landkreis Biberach gab es zum 30.06.2009 150 Besucher von Förder- und Betreu-ungsgruppen. Mit 8 Plätzen im Förder- und Betreuungsbereich je 10.000 Einwohner gibt es im Landkreis Biberach im Vergleich zu anderen Landkreisen mit ähnlichen Angebots-strukturen eine hohe Angebotszahl. Die Platzzahl in vergleichbaren Landkreisen variiert von einem bis zu 14 Plätzen je 10.000 Einwohner. Ein Grund hierfür dürfte im hohen An-teil an Wohnheimbewohnern im Landkreis Biberach zu finden sein, der auch einen hohen Anteil auswärtiger Nutzer zur Folge hat.

Die Förder- und Betreuungsbereiche haben ihre Standorte in Angliederung an die Werk-statt in Heggbach (69 Plätze) und Laupheim (21 Plätze), zusätzlich werden Plätze an ei-nigen Wohnheimen vorgehalten. So sind dem Haus Gabriel in Riedlingen 10 Plätze für alle dort lebenden Bewohner angegliedert, Haus Maria in Ingerkingen verfügt über 15 Plätze für einen Teil der 19 Bewohner, ähnlich verfährt das Rosa-Bauer-Haus in Bibe-rach, das für alle Wohnheimplätze auch ein entsprechendes Förder- und Betreuungsan-gebot vorhält; hier nutzen zur Zeit 27 der 33 Bewohner dieses AnBetreuungsan-gebot. Im Haus Regina in Maselheim sind 8 der 87 Bewohner in der Förder- und Betreuungsgruppe.

Standorte der Förder- und Betreuungsbereiche im Landkreis Biberach am 30.06.2009

Karte: KVJS 2009. Datenbasis: Leistungserhebung im Landkreis Biberach zum Stichtag 30.06.2009 (N=150)

Mit Ausnahme von Riedlingen ist an allen Standorten eine neigungsdifferenzierte Be-schäftigung und Förderung innerhalb eines Standortes möglich.

Wohnform

85 Prozent der Besucher der Förder- und Betreuungsgruppen im Landkreis Biberach leb-ten in einem Wohnheim, weil ihr Hilfebedarf entsprechend hoch ist.

In der Werkstatt Heggbach wohnen 6 Prozent der Besucher der Förder- und Betreuungs-gruppen privat, in der Werkstatt Laupheim sogar 71 Prozent. Es kann vermutet werden, dass es sich hierbei um jüngere Menschen mit schweren Behinderungen handelt, die in ihrem Privatbereich erhebliche Unterstützung durch ihre Herkunftsfamilien erfahren.

Im Vergleich zu anderen Landkreisen ist die Quote von 85 Prozent stationär lebenden Besuchern der Förder- und Betreuungsgruppen recht hoch. Die Werte variieren hier für die dem KVJS vorliegenden Landkreise zwischen 27 Prozent und 88 Prozent.

15

27 10

77 21

Langenenslingen Unlingen

Schemmerhofen

Warthausen Atten weiler

Mittelbiberach Biberach

Ummendorf

Eberhardzell Hochdorf Ingoldingen Oggelshausen

Bad Buchau

Bad Schussenried Allmannsweiler Dürnau DürmentingenBetzenweiler

KanzachMoosburg Tiefenbach Seekirch Alleshausen

Uttenweiler Riedlingen

Altheim

Ertingen

Rot an der Rot Steinhausen

Erlenmoos Ochsenhausen Maselheim

Gutenzell-Hürbel

Erolzheim Dettingen Kirchberg

Kirchdorf Berkheim

Tannheim Wain

Burgrieden

Schwendi

Mietingen Laupheim

Achstetten

Besucher des Förder- und Betreuungsbereichs im Landkreis Biberach nach Wohnform am 30.06.2009 in Prozent

100 100

89

100 94

24

85

5

1

11 6

71

15

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Haus Gabriel (N=10)

Haus Maria (N=15)

Rosa-Bauer-Haus (N=27)

Haus Regina (N=8)

WfbM Heggbach

(N=69)

WfbM Laupheim

(N=21)

Landkreis Biberach (N=150)

privat

Betreutes Wohnen in Familien stationär

Grafik: KVJS 2009. Datenbasis: Leistungserhebung im Landkreis Biberach zum Stichtag 30.06.2009 (N=150)

Alter

Das durchschnittliche Alter der Besucher von Angeboten in Förder- und Betreuungsgrup-pen im Landkreis Biberach im Vergleich zu anderen Landkreisen ist - ähnlich wie bei den Werkstattbesuchern - mit 43 Jahren recht hoch. Insbesondere die Altersklasse der über 55-Jährigen ist mit 22 Prozent sehr stark vertreten.

Besucher des Förder- und Betreuungsbereichs im Landkreis Biberach nach Alter am 30.06.2009 in Prozent

20 13

26

50

7

29

17 20

53 26

25

14

5 20

20

33

26

25

30

52

32 20

7

5

9 4

17

10

20 7

13

9

4 6 3

12

10

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Haus Gabriel (N=10)

Haus Maria (N=15)

Rosa-Bauer-Haus (N=27)

Haus Regina (N=8)

WfbM Heggbach

(N=69)

WfbM Laupheim

(N=21)

Landkreis Biberach (N=150) unter 30 30 bis unter 40 40 bis unter 50 50 bis unter 55 55 bis unter 60 60 bis unter 65 65 bis unter 75

Grafik: KVJS 2009. Datenbasis: Leistungserhebung im Landkreis Biberach zum Stichtag 30.06.2009 (N=150)

Das Durchschnittsalter der Besucher des Förder- und Betreuungsbereichs in der Werk-statt Heggbach liegt sogar bei 48 Jahren. Vereinzelt finden sich Teilnehmer, die die Al-tersgrenze von 65 Jahren und damit den Übergang in den Ruhestand überschritten ha-ben.

Leistungsträger

Die Quote der im Landkreis Biberach in Förder- und Betreuungsgruppen betreuten Men-schen mit Behinderung in auswärtiger Kostenträgerschaft ist mit 59 Prozent vergleichs-weise hoch. In anderen Landkreisen mit vergleichbarem Angebot liegen die Werte zwi-schen 5 Prozent und 67 Prozent.

Für 41 Prozent der Teilnehmenden an den Angeboten ist der Landkreis Biberach auch zuständiger Kostenträger.

So handelt es sich beim Haus Gabriel um ein überregionales Angebot, dessen Besucher der FuB ausschließlich in Kostenträgerschaft anderer Landkreise oder Bundesländer sind.

Dabei fällt das große Einzugsgebiet bei den - überwiegend stationär lebenden - Teilneh-mern der Förder- und Betreuungsgruppen auf.

Besucher des Förder- und Betreuungsbereichs im Landkreis Biberach nach Leistungsträ-gern am 30.06.2009 in Prozent

Ulm 4%

Nordrhein-Westfalen 2%

Sonstige Landkreise Ba-Wü 27%

Rentenversicherung 1%

Selbstzahler 2%

Biberach 40%

Alb-Donau-Kreis 15%

Stuttgart 5%

Bayern 3%

Hessen 1%

Grafik: KVJS 2009. Datenbasis: Leistungserhebung im Landkreis Biberach zum Stichtag 30.06.2009 (N=150).

Für 15 Prozent der Besucher ist der Alb-Donau-Kreis zuständiger Kostenträger. Die Stadt Ulm ist für 4 Prozent, die Stadt Stuttgart für 5 Prozent und sonstige Landkreise in Baden-Württemberg sind für 27 Prozent der Teilnehmenden am Angebot im Förder- und Betreu-ungsbereich zuständige Kostenträger. Aber auch andere Bundesländer wie Bayern mit 3 Prozent und Nordrhein-Westfalen und Hessen mit insgesamt 3 Prozent nutzen die An-gebotstrukturen im Landkreis Biberach.

Handlungsempfehlung

Ein gemäßigter Ausbau des Förder- und Betreuungsbereiches ist anzuraten. Eine dezen-trale Ausrichtung ist zu prüfen, um die bessere Verteilung der Angebote im Landkreis zu gewährleisten. Dabei sind neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Angeboten der Seniorenbetreuung und des Förder- und Betreuungsbereich zu prüfen.

Außerdem wird es für die älteren Besucher des Förder- und Betreuungsbereichs in den nächsten Jahren verstärkt darum gehen, den Übergang in die neue Lebensphase zu ge-stalten. Hier gilt es, das Prinzip der Normalität zu achten und Angebote zu konzipieren, die sich deutlich von der an die Arbeitsbereiche angelehnten Beschäftigungsstruktur der Förder- und Betreuungsgruppen abheben.