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3 Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung des Plans

4.1 Umspannplattformen und technische Option Sammelplattform

4.1.6 Seevögel und Zugvögel

Die einzelnen Windparkcluster haben eine unterschiedliche Bedeutung für Seevögel. Insgesamt ist für Cluster 1 von einer mittleren Bedeutung für Seevögel auszugehen. Das Teilgebiet berührt südlich bzw. südöstlich Randbereiche der ausgedehnten Rasthabitate der Pommerschen Bucht und des Adlergrundes. Insgesamt weist das Cluster 1 ein mittleres Seevogelvorkommen und ein mittleres Vorkommen von gefährdeten und besonders schützenswerten Arten auf. Es gehört nicht zu den Hauptrast-, Nahrungs- und Überwinterungshabitaten von Arten des Anhangs I VRL oder von schützenswerten Arten des EU-Vogelschutzgebietes „Pommersche Bucht“. Silber- und Mantelmöwen kommen als häufigste Arten im Gebiet vor. Alkenvögel treten im Gebiet ge-legentlich im Winter auf. Cluster 1 berührt die äußersten Randbereiche ihrer Winterrasthabitate.

Die Cluster 2 und 3 haben nach der bisherigen Kenntnislage eine geringe Bedeutung als Nah-rungs- und Rasthabitat für Seevögel. Beide Cluster weisen ein geringes Vorkommen von ge-fährdeten und besonders schützenswerten Arten auf. Sie gehören nicht zu den Hauptrast-, Nahrungs- und Überwinterungshabitaten von Arten des Anhangs I der VRL. Die Cluster 2 und 3 haben eine ebenfalls geringe Bedeutung als Nahrungs- und Rasthabitat für Hochseevögel und Schiffsfolger. Silber- und Mantelmöwen kommen als häufigste Arten im Gebiet vor.

Aufgrund der Wassertiefe (über 20 m) und der Bodenbeschaffenheit haben alle drei Cluster nur geringe Bedeutung als Nahrungsgrund für tauchende Meeresenten. Diese nutzen die Cluster genauso wie Seetaucher überwiegend als Durchzugsgebiet. Ergebnisse aus dem Seevogelmo-nitoring im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz zeigten, dass selbst während einer aus-geprägten Eisbildung im Küstenmeer und auf der Oderbank im Winter 2010 der eisfreie Bereich von Cluster 1 von tauchenden Meeresenten nicht als Ausweichgebiet genutzt wurde. Für Brut-vögel haben die Clusterflächen als Nahrungsgrund aufgrund der Entfernung zur Küste mit den Brutkolonien keine besondere Bedeutung.

Baubedingt: In erster Linie gehen Störungen für Seevögel in der Bauphase von Lärm- und Lichtemissionen und visueller Unruhe aus. Diese können artspezifisch unterschiedlich ausge-prägte Scheuch- und Barrierewirkungen auf Seevögel hervorrufen. Direkte Störungen von See-vögeln in der Bauphase, insbesondere während der Rammarbeiten, sind lokal und zeitlich be-grenzt zu erwarten. Die Reichweite der Geräuschemissionen bei Rammungen beträgt in der Luft mehrere 100 m. Aufgrund der hohen Mobilität der Vögel und der – im jeweiligen Einzelzu-lassungsverfahren – zu treffenden Maßgaben zur Vermeidung und Verminderung von intensi-ven Störungen können erhebliche Auswirkungen jedoch mit hoher Sicherheit ausgeschlossen werden. Die Errichtung der Umspann- und Sammelplattformen ist räumlich eingeschränkt, so dass etwaige Auswirkungen wie Meideverhalten oder Anlockung auf Seevögel durch die Bau-schiffe nur lokal auftreten können.

Betriebsbedingt: Erhebliche Auswirkungen der Umspann- und Sammelplattformen auf See- und Rastvögel während der Betriebsphase sind nach derzeitiger Kenntnis nicht zu erwarten. Sollte sich das Benthosartenspektrum im Bereich der Umspann- bzw. Sammelplattformen verändern, würde diese Veränderung möglicherweise Fische und dann auch Prädatoren wie Seevögel ver-stärkt anlocken. Auswirkungen durch Sediment- und Benthosveränderungen im unmittelbaren Umfeld der Umspann- bzw. Sammelplattformen sind für Seevögel unerheblich, da diese ihre Beuteorganismen überwiegend in der Wassersäule in weit ausgedehnten Arealen suchen.

Während des Betriebs der Umspann- und Sammelplattformen könnten zeitlich begrenzt Scheu-cheffekte durch Schiffs- und Helikopterverkehr im Rahmen von Wartungs- und Reparaturarbei-ten auftreReparaturarbei-ten.

Auf bestimmte Vogelarten wird die Umspann- und Sammelplattform eine dauerhafte Stör- und Scheuchwirkung haben. Artspezifische Reaktionen im Meideverhalten gegenüber Offshore-Anlagen sind für Seetaucher, Alkenvögel, verschiedene Meeresenten und Möwen nachgewie-sen (FOX et al., 2006; PETERSEN et al., 2006). Langfristige Erfahrungswerte fehlen bislang, da das Meideverhalten auch innerhalb einer Art nicht konstant sein muss, sondern von vielen

wei-teren Faktoren abhängt (Gebiet, Jahreszeit, Individuen, Situation). Auftretende Habitatverluste können zumindest bei länger in der Region verbleibenden Tieren im Laufe der Zeit nachlassen oder sich auch in ihrer Ausprägung verändern (BELLEBAUM et al., 2003). Üblicherweise wird ein Meideabstand von rund 2 km angenommen.

Eine Anlockwirkung der Umspann- bzw. Sammelplattform ist bei vielen Möwenarten nicht aus-zuschließen. Aufgrund der Ausschlusswirkung von Umspann- und Sammelplattformen in den Natura2000-Gebieten werden negative Auswirkungen auf Seevögel vermindert, indem Habitat-verluste in wichtigen Rast- und Nahrungshabitaten reduziert werden.

Auf der Basis der funktionsabhängigen Bedeutung der einzelnen Cluster für Seevögel und der zu treffenden Maßgaben zur Vermeidung negativer Auswirkungen werden in Tabelle 15 die Auswirkungen von Umspannplattformen auf Seevögel bewertet.

Tabelle 15: Bewertung der Auswirkungen von Umspannplattformen für See- und Rastvögel in Bezug auf die Funktion und Bedeutung der einzelnen Cluster.

Auswirkungen Cluster Funktion Bedeutung Einschätzung

Bauphase (lokale, zeitlich begrenzte Auswirkungen gerin-ger Intensität)

1 Rast- und Nahrungshabitat mittel unerheblich Überwinterungs-Habitat gering unerheblich

Ausweichhabitat gering unerheblich

2 Rast- und Nahrungshabitat gering unerheblich Überwinterungs-Habitat gering unerheblich

Ausweichhabitat gering unerheblich

3 Rast- und Nahrungshabitat gering unerheblich Überwinterungs-Habitat gering unerheblich

1 Rast- und Nahrungshabitat mittel unerheblich Überwinterungshabitat gering unerheblich

Ausweichhabitat gering unerheblich

2 Rast- und Nahrungshabitat gering unerheblich Überwinterungshabitat gering unerheblich

Ausweichhabitat gering unerheblich

3 Rast- und Nahrungshabitat gering unerheblich Überwinterungshabitat gering unerheblich

Ausweichhabitat gering unerheblich

Darüber hinaus trifft der BFO-O Festlegungen hinsichtlich der Berücksichtigung der besten Umweltpraxis sowie des jeweiligen Stands der Technik. In diesem Zusammenhang sind auf Zulassungsebene u. a. Regelungen zur Vermeidung und Verminderung von negativen Auswir-kungen durch Errichtung und Betrieb von Umspann- und Sammelplattformen auf Seevögel ins-besondere in Form von Maßgaben zur Minimierung von Lichtimmissionen zu treffen. Dies ent-spricht der aktuellen Zulassungspraxis.

Zugvögel

Für den Vogelzug hat die AWZ der Ostsee eine durchschnittliche bis überdurchschnittliche Be-deutung. Alljährlich ziehen bis zu einer Milliarde Vögel über die Ostsee. Für Meeresenten und Gänse aus Nordeuropa und Russland ist die Ostsee ein wichtiges Durchzugsgebiet, wobei ein Großteil des Zuggeschehens im Herbst in Ost-West-Richtung in Küstennähe erfolgt. Die westli-che Ostsee wird von mehreren besonders zu schützenden Arten (z. B. Weißwangengans, Sing-schwan, Eider-, Trauer- und Samtente) in teilweise hohen Intensitäten überflogen. Der Nacht-zug erfolgt in breiter Front ohne feststellbaren Gradienten der Zugintensitäten. Konzentrations-bereiche und Leitlinien des Vogelzuges sind in der westlichen Ostsee bei Tagziehern gegeben.

Thermiksegler (und andere tagziehende Landvögel) ziehen vorzugsweise entlang der „Vogel-fluglinie“ (Inseln Fehmarn, Falster, Møn und Seeland, Falsterbo). Östlich dieser Hauptroute zie-hen diese Vögel in wesentlich geringerer Dichte (z. B. FRANSSON &PETTERSSON, 2001).

Für den Zug der Landvögel ist die Ostsee aufgrund der sehr hohen Individuenzahlen von über-durchschnittlicher Bedeutung. Für den Kranichzug hat die Ostsee eine überdurchschnittliche

Bedeutung, da der Großteil der biogeographischen Population auf ihrem Weg in den Süden die Ostsee zwangsläufig überqueren muss. Insgesamt ziehen bis zu 50.000 skandinavische Greif-vögel von Falsterbo kommend nach Süden über die Ostsee. Auch für ziehende WasserGreif-vögel hat die deutsche AWZ der Ostsee eine durchschnittliche bis überdurchschnittliche Bedeutung.

Dies folgt aus der Tatsache, dass es in der westlichen Ostsee für die tagziehenden Wasservö-gel zwei Hauptrouten entlang der schwedischen und deutschen Küste gibt und die deutsche AWZ zumindest an der Grenze des küstennahen Zugschwerpunktes entlang der mecklenburgi-schen Küste liegt (KNUST et al., 2003).

Baubedingt: In erster Linie gehen Störungen in der Bauphase von Lärm- und Lichtemissionen und visueller Unruhe aus. Diese können artspezifisch unterschiedlich ausgeprägte Scheuch- und Barrierewirkungen auf ziehende Vögel hervorrufen. Die Beleuchtung der Baugeräte kann aber auch zu Anlockeffekten für ziehende Vögel führen und das Kollisionsrisiko erhöhen.

Anlage- und betriebsbedingt: Mögliche Auswirkungen der geplanten Umspann- und Sammel-plattformen in der Betriebsphase können darin bestehen, dass diese eine Barriere für ziehende Vögel bzw. ein Kollisionsrisiko darstellen. Bei den von den Vögeln für ihren Zug bevorzugten klaren Wetterlagen ist die Wahrscheinlichkeit einer Kollision mit einer Umspann- bzw. Sammel-plattform sehr gering, weil die Flughöhe der meisten Vögel weit über der Anlagenhöhe und auch der Rotorhöhe der umliegenden Windenergieanlagen liegen wird und die Anlagen gut sichtbar sind. Schlechte Witterungsbedingungen erhöhen das Risiko.

Da es sich bei den Umspann- und Sammelplattformen um Einzelbauwerke handelt, die zudem regelmäßig im unmittelbaren Wirkbereich von Offshore-Windparks geplant sind, ist eine erhebli-che Beeinträchtigung des Vogelzugs nicht zu erwarten. Es ist zudem davon auszugehen, dass etwaige negative Auswirkungen durch eine möglichst verträgliche Beleuchtung während des Betriebs der Umspann- bzw. Sammelplattformen zur weitest gehenden Reduzierung von Anlo-ckeffekten vermindert werden können. Dazu zählen z. B. ein bedarfsgerechtes An- und Ab-schalten der Hindernisbefeuerung, die Wahl geeigneter Lichtintensitäten und Lichtspektren oder Beleuchtungsintervalle.

Auf der Grundlage der obigen Aussagen ist für die SUP nach derzeitiger Kenntnis festzuhalten, dass durch die geplanten Umspann- und Sammelplattformen voraussichtlich keine erheblichen Auswirkungen auf Rast- und Zugvögel zu erwarten sind. Scheucheffekte sind voraussichtlich nur temporär und in jedem Fall lokal begrenzt. Eine Gefährdung des Vogelzugs durch die ge-planten Umspann- bzw. Sammelplattformen ist ebenfalls nicht zu erwarten. Potenzielle kumula-tive Effekte durch die Umspann- und Sammelplattformen in Verbund mit den Offshore-Windparks werden im Kapitel 4.4 behandelt.

4.1.7 Fledermäuse und Fledermauszug

Zugbewegungen von Fledermäusen über die Ostsee sind verschiedentlich dokumentiert, aller-dings fehlen bislang konkrete Informationen über ziehende Arten, Zugkorridore, Zughöhen und Zugkonzentrationen. Bisherige Erkenntnisse bestätigen lediglich, dass Fledermäuse, insbeson-dere langstreckenziehende Arten, über die Ostsee fliegen. Daher lassen sich die Auswirkungen von Umspann- und Sammelplattformen auf Fledermäuse, die möglicherweise über das Meer ziehen, zum jetzigen Zeitpunkt schwer einschätzen.

Gefährdungen können für Fledermäuse insbesondere während der Betriebsphase der Um-spann- bzw. Sammelplattformen verursacht werden. Möglicherweise treten Anlockeffekte auf.

Zudem ist von einem Kollisionsrisiko auszugehen. Die Empfindlichkeit von Fledermäusen ge-genüber Hochbauten an Land und das damit verbundene Risiko von Kollisionen ist bekannt;

ebenso die Kollisionsgefahr mit Windenergieanlagen. Ferner sind an Land auch mögliche Barri-ereeffekte sowie Habituations- oder Anlockeffekte bekannt (JOHNSON, 2004). Auswirkungen von Bauwerken im Offshore-Bereich sind jedoch bis auf eine Pilotstudie aus Schweden und erste Beobachtungen aus dem Kalmarsund weitgehend unbekannt (AHLEN, 2002; AHLEN et al., 2005). Im Rahmen der Pilotstudie (AHLEN, 2002) wurde festgestellt, dass sowohl ziehende als auch nichtziehende Arten gelegentlich durch Kollisionen betroffen sind. Die Ursachen der

Kolli-sionen blieben jedoch weitgehend ungeklärt. Insgesamt wurde durch die Studie aufgezeigt, dass sehr große Informationslücken über das Zugverhalten und die Zugwege von Fledermäu-sen bestehen. Anhand der bisherigen Beobachtungen wird angenommen, dass Fledermäuse eher in Konzentrationen (Schwärmen) über das Meer ziehen, wahrscheinlich in erheblichen Flughöhen und auf regelmäßig genutzten Zugrouten (AHLEN et al., 2005).

Bis heute fehlen ausreichende Beobachtungen und Ergebnisse in Bezug auf den Fledermaus-zug und über potenzielle Effekte von Bauwerken im Offshore-Bereich auf Fledermäuse. Daher ist eine Einschätzung des möglichen Gefährdungspotenzials zum jetzigen Zeitpunkt nicht mög-lich. Da es sich bei den Umspann- bzw. Sammelplattformen um Einzelbauwerke handelt, die nach den derzeitig vorgesehenen Planungen innerhalb des Offshore-Windparks liegen und die-se Anlagen zudem eine geringere Höhe haben als die sie umgebenden Windturbinen, ist eine erhebliche Beeinträchtigung des Fledermauszugs allein durch die vorgesehenen max. zehn Plattformen nach derzeitigem Kenntnisstand unwahrscheinlich. Gefährdungen von einzelnen Individuen durch Kollisionen lassen sich nicht ausschließen.

Da sich die Standorte in Entfernungen von mehr als 25 km von der Küste befinden, ist anzu-nehmen, dass die in großen Konzentrationen entlang der Küste ziehenden Fledermäuse unge-fährdet bleiben. Eine kumulative Betrachtung des Gefährdungsrisikos kann mangels belastbarer Datengrundlagen derzeit nicht erfolgen.

4.1.8 Klima

Negative Auswirkungen auf das Klima durch den Bau und Betrieb von Umspann- und Sammel-plattformen werden nicht erwartet, da weder im Bau noch im Betrieb messbare klimarelevante Emissionen auftreten. Vielmehr wird durch den koordinierten Ausbau der Netzinfrastruktur im Offshore-Bereich die Planungssicherheit für den Ausbau der Offshore-Windenergie erhöht.

Durch die mit dem Ausbau der Offshore-Windenergie verbundenen CO2-Einsparungen ist lang-fristig mit positiven Auswirkungen für das Klima zu rechnen. Dadurch kann ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung geleistet werden.