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7. Prioritär zu bearbeitende Hochwasserschwerpunkte

7.1. Schöpfwerke

Mit zum Hochwasserschutz zählt eine funktionierende Binnenentwässerung, die im Falle eines Hochwasserereignisses die binnenliegenden Flächen entwässert, dort anfallendes Wasser ab-leitet und vor einem Rückstau schützt. Die Binnenentwässerung wird meist mit Hilfe eines Schöpfwerkes sichergestellt.

Die Schöpfwerke Gartow und Restorf halten im Hochwasserfall die gesamte Binnenentwässe-rung des Verbandsgebietes des Gartower Deich- und Wasserverbandes in die Seege aufrecht.

Durch das Schöpfwerk Laasche wird die Entwässerung der „Laascher Insel“ sichergestellt.

Ohne diese Bauwerke würde es zu einer Überschwemmung des Deichhinterlandes kommen.

Die Binnenentwässerung des Verbandsgebietes wird mittels der folgenden Schöpfwerksleistun-gen in die Seege gewährleistet:

Tabelle 4: Schöpfwerksleitungen der Seegeniederung

Schöpfwerke Seegeniederung Max. Abfluss-menge

Überleitung

Schöpfwerk Gartow (1976) ca. 2,8 m³/s Hauptabzugsgraben Prezelle-Gar-tow

Schöpfwerk Restorf (1956), Siel (2004)

ca. 4,6 m³/s Südlicher und Nördlicher Schau-graben

Schöpfwerk Laasche (2007) ca. 0,7 m³/s Kleigraben

Bei allen drei Schöpfwerken sind die vorhandenen Pumpen nicht auf die den aktuellen Bemes-sungsansatz (5.10) ausgelegt, sodass im Hochwasserfall die Leistung der Pumpen vermindert ist und es in Abhängigkeit des Wasserstandes zu einem kompletten Ausfall kommen kann. Bei entsprechenden Wasserständen oder Niederschlagsereignissen im Binnenland, kann die Ent-wässerung nicht mehr ausreichend gewährleistet werden. Im Schadensfall würden Wohnorte und landwirtschaftliche Nutzflächen überflutet werden. Bereits bei den vergangenen Hochwas-serereignissen kam es zum Ausfall der Schöpfwerke. Aus diesem Grund ist eine Wiederherstel-lung der Funktionstüchtigkeit der Schöpfwerke durch z.B. einen Austausch der Pumpen oder Anpassung des Pumpenhauses zu überprüfen.

7.1.1. Schöpfwerk Gartow

Das Schöpfwerk Gartow liegt rund 360 m östlich des Schlosses Gartow im linken Seegedeich bei Deich-km 3+415 Richtung Nienwalde. Die Zuwegung erfolgt von der K 34 über eine rund 300 m lange Zufahrt, die im Hochwasserfall als Deichverteidigungsweg genutzt wird. Errichtet wurde das Schöpfwerk im Zuge des Deichneubaus im Jahre 1976 zur Entwässerung des Haupt-abzugsgrabens Prezelle-Gartow in die Seege. Das Schöpfwerk entwässert mit zwei Pumpen und einer maximalen Leistung von 2,8 m3/s ein Gebiet von rund 64,2 km2. Beginnend im Nien-walder Forst nördlich von Prezelle entwässert der Hauptabzugsgraben mit mehreren Zufluss-gräben im Oberlauf das Gebiet südlich von Gartow und Nienwalde. Ober- und Mittellauf verlau-fen dabei durch ein großes anmooriges Waldgebiet, im Unterlauf liegen vermehrt landwirtschaft-liche Nutzflächen. Der begradigte naturferne Graben führt nur im Unterlauf durchgehend Was-ser. Im Zuge der Wiederherstellung der Deichsicherheit an der Seege wurde parallel zur Dei-cherhöhung im Jahre 2010 der Auslaufbereich des Schöpfwerkes saniert. Die vorhandene Stahlbetonwand des Auslaufbauwerkes wurde um 0,35 m auf +20,35 m NN erhöht.

Das Schöpfwerk Gartow ist mit den folgenden Pumpen ausgestattet:

Pumpe 1: Vertikale Propellerpumpe (1976), Köster, Typ VP 600, 0,993 m3/s, 3,28 m, einschließlich Fettpumpe

Pumpe 2: Vertikale Propellerpumpe (1976), Köster, Typ VB 800, 1,9 m3/s, 3,30 m ein-schließlich Fettpumpe

o 2 Schieber

o 1 Auslauf mit Rückschlagklappe

Abbildung 15: Schöpfwerk Gartow (Bildquelle: NLWKN, 2008)

Beim Hochwasser 2013 konnten die Pumpen gegen den Wasserdruck nicht anlaufen, was zur Folge hatte, das binnenseits anfallendes Wasser in die Gräben zurückstaute.

Die derzeitige Schöpfwerksleistung ist im Falle eines HQ100-Hochwassers nicht mehr ausrei-chend und ist an die hydraulischen Gegebenheiten und an den neuen Bemessungsansatz von +19,93 m NHN anzupassen.

7.1.2. Siel- und Schöpfwerk Restorf

Südöstlich von Kapern liegt der Ursprung des südlichen Schaugrabens, dieser fließt dann weiter in nordöstlicher Richtung an Quarnstedt vorbei und vereint sich kurz vor Restorf mit dem nörd-lichen Schaugraben. Der nördliche Schaugraben hat seinen Ausgangspunkt südwestlich von Schnackenburg, gebildet durch mehrere kleine Gräben und erstreckt sich bis zum südlichen Schaugraben in südöstliche Richtung. Zusammen übernehmen die beiden Schaugräben die Entwässerung von landwirtschaftlichen Flächen des eingedeichten Teilgebietes der Gartower Marsch zwischen dem Höhbeck und Schnackenburg.

Das Siel- und Schöpfwerk Restorf wurde zur Entwässerung und zum Hochwasserschutz der Gartower Marsch 1956 errichtet und liegt rund 100 m südöstlich vor der Ortschaft Restorf im rechten Seegedeich. Das Sielbauwerk stellt die Verbindung zwischen dem binnendeichs liegen-den Schaugraben und Restorfer See und der außendeichs verlaufenliegen-den Unteren Seegeniede-rung dar. Das Einzugsgebiet umfasst rund 34,5 km2. Bemessen ist die wasserbauliche Anlage auf einen Wasserstand von +19,28 m NN.

Im Normalfall erfolgt die Entwässerung im freien Gefälle über das Siel. Während des Hochwas-sers 2002 kam es zu Schäden an dem Sielbauwerk. Im Jahr 2004 wurde das Siel daraufhin neu errichtet, die Rohrleitungen und Rückstauklappen des Schöpfwerkes erneuert, der angrenzende Deich um ca. 0,8 m auf rund +20,50 m NN erhöht und gleichzeitig ein Biberdurchlass durch den Deich gebaut. Auf der Deichkrone verläuft die zweispurige Landessstraße 258, sie kreuzt den Siellauf, die Rohrleitungen des Schöpfwerkes sowie den Biberdurchlass.

Das Sielbauwerk besteht aus einem Stahlbetonrahmen, an das sich Flügelwände anschließen.

Es verfügt über einen binnenseitigen Hubschlitz und außendeichs über Klappen, die sich auf-grund der Fließgeschwindigkeit und des Wasserdrucks öffnen bzw. schließen. Weiterhin sind Führungsschienen zum Einlegen von Dammbalken vorhanden, die als Notverschluss im Falle des Versagens der vorhandenen Schließmöglichkeiten dienen. Die lichte Weite des Bauwerkes beträgt 3,60 m, die lichte Höhe 3,00 m. Die Fließsohle liegt auf ca. +14,03 m NN.

Im Hochwasserfall schließen die außendeichs liegenden Klappen den Siellauf. Die

Entwässe-Deichkörper verlaufen, nach außendeichs in die Seege pumpt. Das Höhenniveau der erdver-legten Leitungen liegt auf rund +15,55 m NN. Das Schöpfwerk wurde in halbaufgelöster Bau-weise erstellt, sodass das Gebäude samt der Technik binnenseitig des Deiches liegt.

Die Wasserstände 2013 lagen deutlich über dem Bemessungsansatz der Pumpen. Die einge-tretenen Scheitelwasserstände hielten über mehrere Tage an. Aufgrund des dadurch aufgetre-tenen Drucks wurde das Seegewasser durch die Absperreinrichtungen und Pumpen nach bin-nenseits gedrückt. Es kam zu Schäden an der Absperreinrichtung, den Rückschlagklappen und Schiebern und schließlich zu einem Pumpenversagen. Die Binnenentwässerung konnte nicht mehr aufrechterhalten werden. Eine Funktionsfähigkeit und Sicherheit des Schöpfwerkes ist bei Eintritt des gültigen Bemessungshochwassers (5.10) nicht mehr gewährleistet. Eine Anpassung der Schöpfwerkpumpleistungen an die hydraulischen Gegebenheiten bzw. an die höheren Au-ßenwasserstände in der Seegeniederung ist notwendig.

Anderenfalls ist eine ausreichende binnendeichflächige Entwässerung nicht sicher zu stellen.

Die Pumpenleistung der zwei Propellerpumpen beträgt:

Pumpe 1: Vertikale Propellerpumpe (1956), KBS, 3,0 m3/s, 185 PS Pumpe 2: Vertikale Propellerpumpe (1956), KBS, 1,6 m3/s, 87/50 PS

Abbildung 16: Schöpfwerk Restorf (Bildquelle: NLWKN, März 2019)

Biberdurchlass

Die Durchgängigkeit der Fließgewässer ist besonders bei stark befahrenen Verkehrswegen und hohen Dammbauwerken zu berücksichtigen. Im Deichkörper bei Restorf wurde im Zuge der Instandsetzung des Siels 2004 als Ausgleichsmaßnahme ein Biberdurchlass geschaffen, der

die L 258 unmittelbar beim Schöpfwerk unterführt. Es handelt sich hierbei um einen geschlos-senen Stahlbetonrahmen mit einem lichten Querschnitt von rund 1,50 m x 1,10 m. Die Sohle liegt mit ca. +18,40 m NN unter dem Bemessungsansatz, sodass der Durchlass im Hochwas-serfall verschlossen werden muss. Dazu sind an der Binnen- und Außenseite Vorrichtungen zum Einbringen eines Notverschlusses (Dammbalken) enthalten. Die Oberkannte des Durch-lasses liegt bei +19,80 m NN, damit knapp 0,70 m unter der Straßenoberkante.

Bei den vergangenen Hochwasserereignissen konnte der Tunnel nicht mehr mit den vorhande-nen Dammbalken (Holz) verschlossen werden. Beim Hochwasser 2013 kam es an dieser Stelle zu einem unkontrollierten Wasserzutritt. Der geschaffene Hohlraum unterhalb der Straße bzw.

im Deichkörper stellte eine Risikostelle dar. Das Durchlaufen von Wasser wurde im Hochwas-serfall durch einen aufwendigen Sandsackverbau minimiert. Um die doppelte Deichsicherheit zu gewährleisten, wurden infolgedessen zwei Absperrschieber neu installiert.

Der Biberdurchlass stellt auch in Zukunft eine Schwächung und Risikostelle im Deichkörper dar, der bei Hochwasser negative Effekte hervorrufen kann. Die DIN 19712 „Hochwasserschutzan-lagen an Fließgewässern“ besagt, dass im Bereich von Hochwasserschutzan„Hochwasserschutzan-lagen „alle bauli-chen Anlagen Fremdkörper sind, die nur geduldet werden dürfen, wenn sie unvermeidbar sind.“

Anlagen wie Biber-, Amphibientunnel oder Hohlkörper im Deich stehen nicht im Einklang mit der hautsächlichen Funktion eines Deiches als Anlage zum Schutz vor Hochwasser. Hohlkörper unterbrechen die geschlossene, homogene Bauweise eines Deiches und können die Standsi-cherheit gefährden. Solche Einbauten stellen Schwachstellen für Sickerströmungen dar und es kann zur Bildung von Scherfugen kommen, die ein Abrutschen der Böschung zur Folge haben können. Dadurch wird die Funktionsfähigkeit bzw. Standsicherheit eines Deiches beeinträchtigt.

7.1.3. Schöpfwerk Laasche

Zur Entwässerung des eingedeichten Gebietes befindet sich binnendeichs am tiefsten Gelän-depunkt bei ca. Station 0+105 ein Schöpfwerk. Infolge der Hochwasserereignisse in den Jahren 2002, 2003 und 2006 zeigte sich, dass das ursprüngliche Bauwerk mit Druckrohrleitungen über den Deichkörper marode und in einem schlechten Zustand war. Im Jahr 2007 wurde an gleicher Stelle ein neues Schöpfwerk errichtet.

Träger des Vorhabens war zu diesem Zeitpunkt noch der Wasser- und Bodenverband „Laascher Insel“. Als Träger der Deicherhaltung nach § 7 NDG ist nun der Gartower Deich- und Wasser-verband dafür zuständig, das Schöpfwerk in Laasche in einem dauerhaft sicheren Zustand zu erhalten und zu betreiben. Die Fläche der „Laascher Insel“ beträgt rund 3,4 km2.

Ausgleichsbehälter des Schöpfwerkes Laasche sich als zu niedrig für den Wasserdruck der Seege erwiesen hat. Infolgedessen kam es zu einem Überlauf des Wassers. Die Feuchtigkeit und der bestehende Druck auf den Behälter führten zu Beschädigungen in Form von Rissbil-dungen und Abplatzungen am Mauerwerk. Im Jahr 2015 wurden die entstandenen Schäden beseitigt und das Ausgleichsbecken um ca. 0,60 m erhöht. Ab einem Binnenpegel von +15,30 m NN werden die Pumpen in Betrieb genommen. Bei einem binnenseitigen Wasserstand von +15,66 m NN ist die Böschungskante des Grabens erreicht und es kommt infolge eines weiteren Rückstaus zu Ausuferungen binnendeichs der Insel Laasche.

Pumpenkenngrößen

Pumpe 1: Vertikale Propellerpumpe (2007), Köster, Typ VP 400, 350 l/s, Förderhöhe

6,30 m

Pumpe 2: Vertikale Propellerpumpe (2007), Köster, Typ VP 400, 350 l/s, Förderhöhe

6,30 m

Abbildung 17: Schöpfwerk Laasche - Binnenentwässerung des Landgrabens (Bildquelle: NLWKN, März, 2019)

Das Schöpfwerk ist für ein HQ100-Hochwasser (Wasserstand +19,93 m NHN) nicht dimensio-niert. Eine Anpassung der Schöpfwerkpumpleistungen an die hydraulischen Gegebenheiten, bzw. an die höheren Außenwasserstände und den Wasserdruck der Seege, ist von Nöten. An-derenfalls ist die Funktionssicherheit des Schöpfwerkes und eine Entwässerung der binnen-deichs liegenden Flächen nicht sicherzustellen und es droht im Hochwasserfall eine Über-schwemmung der gesamten Ortschaft Laasche.