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5. Bestehende Verhältnisse

5.5. Historische Entwicklung

Bei Hochwasserereignissen breitet sich die Elbe ungehindert in der flachen Seegeniederung aus. Durch das einströmende Elbewasser kommt es zu einem Wasseranstieg und Aufstau der Seege. Schließlich führt der Rückstau bis nach Sachsen-Anhalt zur Ausuferung der Seege.

Bis zum Bau der Deiche bildete die gesamte Niederung zwischen der Elbe, Schnackenburg und Gorleben ein natürliches Überschwemmungsgebiet für Elbe und Seege.

Der linke Seegedeich wurde zum Schutz vor Hochwasser von 1968 – 1973 aus dem Bodenaus-hub des Gartower Sees gebaut. Ab dem Jahre 1974 bis 1977 erstrecke sich der Deichneubau mit einer Kronenhöhe von +19,80 m NN weiter in Richtung Nienwalde bis kurz vor die Landes-grenze zu Sachsen-Anhalt. Im Zuge dessen wurde die K 34 im Bereich des Gartower Schloss-parks auf rund 300 m Länge höher gelegt. Parallel zum Deichneubau wurde 1977 ein Schöpf-werk zur Binnenentwässerung östlich von Gartow errichtet (7.1.1). Durch die ergriffenen Maß-nahmen erhielt das Gebiet einen Hochwasserschutz und wurde durch die Entwässerungsmaß-nahmen gleichzeitig für die Landwirtschaft nutzbar.

Aufgrund von zunehmend steigenden Wasserständen wurden die Deiche seither immer wieder erhöht und verstärkt.

Hinweis: Die folgenden geschichtlichen Daten basieren auf den Erfahrungen und Dokumentati-onen des NLWKN sowie den Büchern „Deichwesen im Gartower Deich und Wasserverband“,

„Unruhige Tage an der Elbe und Seege“ und „Hochwasseralarm 2006 in der Seegeniederung“

von Otto Puffahrt und sollen einen Überblick über die vergangenen Hochwassergeschehnisse geben.

Hochwasserereignisse vor 2002

Bereits in den Jahren 1974, 1981 und 1988 traten Hochwasserereignisse auf, die für die See-geniederung als bedrohlich eingestuft wurden. Eine Aufweichung der damals sandigen Alt-Dei-che konnte nur durch die Verlegung von Sandsäcken verhindert werden.

Auffallend ist, dass die zeitliche Abfolge der Hochwasserereignisse immer geringer wurde. So folgte auf die Hochwasserereignisse Ende der neunziger Jahre im November 1998, im März 1999 und im März 2000 das nächste Hochwasser bereits im August 2002.

Hochwasser August 2002

Die gemessenen Niederschläge, die zum Sommerhochwasser 2002 führten, erreichten vieler-orts Rekordmengen. In der Elbe stellte sich bei Schnackenburg ein Pegel von 751 cm ein. Dem

„Jahrhundert-Hochwasser“ im August hielten die Seegedeiche nur mittels intensiver Deichver-teidigungsmaßnahmen stand. Besondere Schwachstellen in der Seegeniederung bildeten die Ortschaft Laasche und das Schloss Gartow.

Laasche besaß zu diesem Zeitpunkt keine gewidmete Deichlinie, sondern wurde lediglich von einer Verwallung aus Sand umgeben. Diese bot keinen ausreichenden Schutz vor Hochwasser, sodass es schließlich zum Bruch kam und die Ortschaft infolgedessen teilweise überschwemmt wurde. Die Bevölkerung musste unter erschwerten Bedingungen evakuiert werden und es kam teils zu Schäden an der Bebauung.

Da die Schlossanlage in Gartow außerhalb der Deichlinie lag, wurde kurzfristig ein Notdamm errichtet. Dennoch kam es in Teilen zu Überschwemmungen des Schlossparks, eines Wohnge-bäudes sowie Nebenanlagen und des Pferdestalls.

Der linksseitige Seegedeich bei Nienwalde wurde auf einer Strecke von rund 500 m mittels Bodenaushub erhöht und übrige Bereiche mit Sandsäcken gesichert. Außendeichs liegende Sickerstellen mussten mit Folien abgesichert werden.

Beim Hochwasser 2002 zeigte sich, dass die Deiche stellenweise nur schwer zugänglich waren und es an befestigten Deichverteidigungswegen fehlte. Ein ausreichender Hochwasserschutz konnte nicht gewährleistet werden, sodass eine Nacherhöhung von Nöten war. An der Seege-brücke bei Gartow wurde ein Wasserstand von +19,10 m NN gemessen.

Es zeigte sich, dass dem im Jahr 1985 fertiggestellte, rechtsseitige Seegedeich ein Deichver-teidigungsweg auf der Binnenberme sowie die Auelehmabdeckung fehlten. Während der rechts-seitige Seegedeich von Quarnstedt (Gartow) Deich-km 4+900 bis nach Restorf bereits 1985 auf ein Höhenniveau von +20,30 m bzw. ab Restorf bis Brünkendorf auf +20,50 m NN ausgebaut

einem Höhenniveau von rund +19,00 m NN bzw. +20,00 m NN. Schließlich beauftragte der Gartower Deich- und Wasserverband den NLWKN im Jahr 2003 mit den Planungen zum Aus-bau des rechtsseitigen Seegedeiches. Auch der linksseitige Deich wies eine Höhendifferenz von rund 0,70 m auf, sodass in den darauffolgenden Jahren ebenfalls eine Deichkronenerhö-hung des linksseitigen Seegedeiches auf die heutige Höhe von rund +20,35 m NHN vorgenom-men wurde.

Abbildung 3: Seegebrücke Gartow im Zuge der Bundesstraße B 493 (Bildquelle: NLWKN, 2002)

Hochwasser Januar 2003

Während die Seegedeiche erhöht und in ihren Abmessungen verstärkt wurden, blieb Laasche unberücksichtigt. Nach dem „Jahrhundert-Hochwasser“ 2002 folgte für die Laascher bereits im Januar 2003 das nächste bedrohliche Hochwasser. Die Verwallung aus Sand hielt den Wasser-ständen in diesem Jahr wieder nicht stand, sodass ein Teilstück außerhalb der Ortslage über-schwemmt wurde.

Erst zwei Jahre später wurde mit der Planung zum Neubau des Laascher Ringdeiches begon-nen.

Hochwasser April 2006

Aufgrund des langanhaltenden Winters 2006 kam es zwischen März und April zu einer großen Schneeschmelze. Im Einzugsgebiet der Elbe flossen schlagartig gewaltige Wassermassen zu-sammen und führten nach drei Jahren erneut zu einem Hochwasser.

Aufgrund des Elberückstaus in die Seegeniederung kam es vermehrt zu Überschwemmungen.

Davon betroffen war unter anderem die Landesstraße 256 zwischen Kapern und Bömenzien, die nicht mehr passiert werden konnte.

Am Schloss in Gartow kam es trotz erneuter Errichtung eines Notdammes mit einem Höhenni-veau von +19,70 m NN zu Überschwemmungen einiger Nebenanlagen. Auch die Landesstraße 256 zwischen Gartow und Meetschow musste gesperrt werden.

Laasche blieb von einem weiteren Deichbruch verschont. Um die Binnenentwässerung der von Wasser vollständig umschlossenen Ortslage zu gewährleisten, wurde ein provisorisches Schöpfwerk errichtet.

Nach dem Hochwasser 2006 wurde mit den Planungen und dem Bau eines Schöpfwerkes in Laasche sowie mit dem Ausbau des Laascher Ringdeiches, des rechtseitigen Seegedeiches südlich von Kapern und des linksseitigen Seegedeiches begonnen.

Hochwasser Januar 2011

Das Hochwasser im Januar 2011 resultierte aus den seit August 2010 kontinuierlich langanhal-tenden Elbewasserständen infolge von Niederschlägen. Zwei aufeinanderfolgende Nieder-schlagsereignisse mit der Überlagerung einer Schneeschmelze führten schließlich zu einem Extremhochwasser in der unteren Mittelelbe. Hinzukommt, dass seit dem Hochwasser 2006 viele Veränderungen im Einzugsgebiet der Elbe vorgenommen wurden. Neben zahlreichen Deichbaumaßnahmen sowie der Absperrung der Jeetzelniederung (Hochwasserschutzmaß-nahmen Stadt Hitzacker, Elbe-km 522), wurden die natürlichen Überschwemmungsflächen der Elbe aufgrund einer Wasserlaufverkürzung um ca. 570.000 Hektar verringert. Zusammen be-trachtet führte dies zu einer Erhöhung der Wasserstände und einer Veränderung der Fließge-schwindigkeiten. Die Deichrückverlegung bei Lenzen (Elbe-km 477 bis 483) führte wiederum zu einer Wasserstandabsenkung am Pegel Schnackenburg (Elbe-km 474,6), gleichzeitig jedoch zu nachteiligen Strömungsverhältnissen um den Höhbeck. Es waren höhere Wasserstände im Bereich der Ortslage Vietze unterhalb der Rückdeichung zu vermerken. Das Elbewasser drückt dadurch mit einer höheren Geschwindigkeit in die Seegeniederung hinein. Auch im Bereich der Seegebrücke (B 493) bei Gartow traten erheblich höhere Fließgeschwindigkeiten auf.

Die Wasserstände hatten das Bemessungshochwasser im gesamten Bereich der Seege er-reicht und stellenweise überschritten, was Probleme an den wasserbaulichen Anlagen zur Folge hatte. Eine hydraulische Überprüfung der Seegeniederung wurde vom Gartower Deich- und Wasserverband erstmals als zwingend erforderlich angesehen.

Abbildung 4: Altdeichbruch Laascher Ringdeich beim Eishochwasser 2011, (Bildquelle: NLWKN)

Hochwasser Juni 2013

Bereits im Mai 2013 folgten auf einen kühlen Winter außergewöhnlich großflächige und ergie-bige Niederschläge im Einzugsgebiet der Elbe, die über mehrere Tage anhielten. Für den Zeit-raum zwischen April und Juni wurde in etwa das 2,2-fache der üblichen Niederschlagsmenge für das gesamte Einzugsgebiet verzeichnet. Aufgrund der bereits vorhandenen Bodensättigung wurden die Niederschlagsmengen unmittelbar abflusswirksam, was im Juni 2013 in den deut-schen Flussgebieten zu einem extremen Hochwasserereignis führte. Im Bereich von Nieder-sachsen war davon das Einzugsgebiet der Weser mit den Nebenflüssen Aller, Leine und Oker sowie der niedersächsische Bereich der Elbe betroffen. Die extreme Hochwasserwelle der Elbe wurde durch die ebenfalls extrem hochwasserführenden Zuflüsse Mulde, Schwarze Elster, Saale, Weiße Elster und Havel zusätzlich erhöht. Besonders im Bereich der mittleren Elbe wur-den die bisherigen Pegelwerte überschritten und die technischen Hochwasserschutzanlagen waren einer extremen Belastung ausgesetzt.

Auch im Verbandsgebiet des Gartower Deich- und Wasserverbandes mussten umfangreiche Deichverteidigungsmaßnahmen ergriffen werden. Entlang vieler Deichlinien überschritten die Wasserstände das Bemessungshochwasser. Die Siel- und Schöpfwerke zur Binnenentwässe-rung in der SeegeniedeBinnenentwässe-rung waren auf die eingetretenen Wasserstände nicht mehr ausgelegt (7.1). Die Zufahrt zur Ortschaft, der „Laascher Damm“ (7.4), wurde vollständig überschwemmt und konnte nicht mehr genutzt werden. Laasche selbst sowie die Kläranlage Laasche konnten nur noch per Boot erreicht werden.

Aufgrund der eingesetzten, schweren Baumaschinen zur Deichverteidigung und der stellen-weise fehlenden Deichverteidigungswege, kam es zu Schäden am Deichkörper (Verdrückun-gen, Setzungen der Deichkrone). Schäden traten auch infolge von Überschwemmungen an der verkehrlichen Infrastruktur auf. Es zeigte sich, dass die Anbindung von Wegen und Straßen sowie der Ver- und Entsorgungseinrichtungen nicht mehr gewährleistet werden konnte. So musste der Stromverteiler bei der Kläranlage Laasche zeitweise außer Kraft gesetzt werden.

Besonders betroffen waren auch die Landesstraße 256 (7.6.2) sowie die Bundesstraße B 493 (7.3).

Beim Eintritt des Hochwassers 2013 befand sich der linksseitige Seegedeich noch stellenweise im Bau.

Abbildung 5: Laufende Deichbaumaßnahmen innerhalb der Ortslage Gartow während des Hochwassers 2013, (Bild-quelle: NLWKN)

Besonders stark betroffen von dem Extremhochwasser 2013 war das Bundesland Sachsen-Anhalt, hier kam es am 9. und 10. Juni zu großen Deichbrüchen bei Fischbeck und Breitenha-gen. In beiden Fällen hatte die Hochwasserwelle die Orte aber bereits kurz zuvor schon passiert.

Ebenfalls am 9. Juni erfolgte die kurzzeitige Öffnung des Wehres Neuwerben, sodass die Flu-tung der Havelpolder zugelassen wurde. Aufgrund des Deichbruchs bei Fischbeck wurde das Wehr schließlich am Abend des 10. Juni wieder geschlossen.

In Tabelle 1 sind die aufgetretenen Wasserstände der vergangenen Jahre am Pegel Schna-ckenburg aufgeführt. Es wird deutlich, dass das Hochwasser 2013 deutlich über dem bisherigen Bemessungshochwasser lag.

Tabelle 1: Wasserstände der Elbe am Pegel Schnackenburg Elbe. Die Elbe-Abflussverhältnisse nehmen demzufolge Einfluss auf das Oberflächen- und Grundwasser der Seegeniederung.

Im Rahmen der Studie werden die folgenden Gewässer genauer betrachtet:

• Elbe

• Aland

• Seege

In der Seegeniederung sind zahlreiche Gräben vorhanden, die eine Entwässerung der binnen-deichs liegenden Flächen in die Seege sichern. Die Wasserführung der Gräben steht in Verbin-dung mit den Elbe-, Seege- und Grundwasserständen.

Im Untersuchungsgebiet befinden sich der Kleine Gartower See, der Gartower See sowie der Laascher See. Ebenso gibt es zahlreiche kleine Bracks, Weiher, Teiche sowie temporäre Au-engewässer und Qualmwassertümpel. Die Lage der Gewässer ist der Anlage 1 Übersichtskarte zu entnehmen.

5.6.1. Elbe

Die Elbe ist ein mitteleuropäischer Strom, der im Riesengebirge in der Tschechischen Republik entspringt und bis zur Mündung in die Nordsee bei Cuxhaven eine Gewässerlänge von rd.1.094 km aufweist.

Das Einzugsgebiet umfasst rd. 148.268 km2. Damit ist das Flussgebiet der Elbe nach der Donau, Weichsel und dem Rhein das Viertgrößte Mitteleuropas und nach dem Rhein ist die Elbe der zweitlängste Fluss Deutschlands. Die Gewässerkilometrierung weicht in Deutschland von der in der Tschechischen Republik ab. Sie beginnt an der Ländergrenze mit Null. Auf deutschem