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5.   Diskussion

5.2   Nachweisraten und Risikofaktoren für das Vorkommen von

5.2.3   Risikofaktoren für den Nachweis von M. hyopneumoniae beim

Dauer der Säugezeit als Einflussfaktor

In Würfen mit längerer Säugezeit konnte der Erreger häufiger nachgewiesen werden.

Die Wahrscheinlichkeit, M. hyopneumoniae bei Saugferkeln nachzuweisen, steigt also mit zunehmender Dauer der Säugezeit (p=0,011). Bei diesem Risikofaktor handelt es sich um eine Intervall-Variable mit stetigem Verlauf. Diese Beobachtung kann vermutlich mit der für den Erreger typisch langen Zeitspanne zwischen Infektion und Ausscheidung begründet werden. In vorangegangenen Untersuchungen konnte hierfür eine Dauer von 11 Tagen nach Inokulation des Erregers bzw. 28 Tage nach Kontakt zu infizierten Tieren ermittelt werden (FANO et al. 2007; PIETERS et al.

2009). Bei Saugferkeln konnte allerdings bereits innerhalb der ersten Lebenswoche eine Ausscheidung von M. hyopneumoniae nachgewiesen werden (SIBILA et al.

2007a), so dass die Annahme einer verzögerten Ausscheidung den Einfluss einer

längeren Säugezeit möglicherweise nicht vollständig erklärt. Der Anteil positiver Ferkel eine Woche nach Geburt lag hier bei 1,5 %, während drei Wochen nach Geburt bereits 3,8 % der Ferkel positiv waren. Der Anteil positiver Ferkel stieg also auch hier mit fortgeschrittener Säugezeit. Für eine Bewertung dieser Beobachtung sollte auch berücksichtigt werden, dass die Anzahl der Tage unter Risiko für eine vertikale Infektion der Ferkel mit der Dauer der Säugeperiode steigt. Neben der Dauer des Kontaktes kann aufgrund der stetig steigenden Mobilität der Ferkel auch von einer erhöhten Kontaktintensität der Ferkel mit der Sau sowie der Ferkel untereinander ausgegangen werden. Diese Überlegungen sind auch Grundlage des sogenannten „medicated early weaning“, eines Eradikationsprogramms, indem die Ferkel am sechsten Lebenstag abgesetzt werden, um die vertikale Erregerübertragung zu unterbrechen (ALEXANDER et al. 1980).

Eine Assoziation mit der Outcome-variable konnte auch für den Zeitpunkt der Tupferentnahme bei den Ferkeln nachgewiesen werden. Bei diesem Risikofaktor handelt es sich ebenfalls um eine Intervall-Variable. Die Wahrscheinlichkeit den Erreger nachzuweisen erhöht sich signifikant (p=0,018) je später die Tupfer entnommen wurden. In Würfen, die eine längere Säugezeit hatten, wurden die Nasentupfer bei den Ferkeln entsprechend später entnommen, da die Probenentnahme beim Absetzen erfolgte. Die beiden Risikofaktoren „Dauer der Säugeperiode“ und „Zeitpunkt der Tupferentnahme“ stehen also in einem direkten Zusammenhang.

Zuwachsrate als Einflussfaktor

Eine ebenfalls signifikante Assoziation (P=0,038) konnte für die Outcome-variable, den M. hyopneumoniae-Status der Ferkel zum Zeitpunkt des Absetzens, und der Intervall-Variable „tägliche Gewichtszunahme“ ermittelt werden. Die Wahrscheinlichkeit M. hyopneumoniae beim Absetzen nachzuweisen geht mit steigender Zuwachsleistung zurück. Für die Variable „Geburtsgewicht“ konnte dagegen kein Einfluss auf das Vorkommen von M. hyopneumoniae beim Absetzen

nachgewiesen werden. Die Wahrscheinlichkeit eines Erregernachweises ist also nur bei höheren Zuwachsleistungen, nicht aber mit besseren Startbedingungen aufgrund höherer Geburtsgewichte reduziert.

Als Ursache für den Effekt des täglichen Zuwachses kann diskutiert werden, ob die Ferkel mit den besten Zunahmen an den ertragreichsten Zitzen gesaugt und somit größere Mengen maternale Antikörper aufgenommen haben. Sollte dies der Fall sein, hätten allerdings auch für die Variablen „genutzte Zitze“ sowie

„Antikörperkonzentration der Ferkel“ (S/P-Wert) signifikante Assoziationen mit der Outcome-variable sowie vermutlich Korrelationen zwischen den Variablen „tägliche Gewichtszunahme“ und „genutzte Zitze“ sowie „Antikörperkonzentration der Ferkel“ festgestellt werden müssen. Da allerdings weder das eine noch das andere nachgewiesen werden konnte, ist diese Hypothese mit den hier zur Verfügung stehenden Daten nicht zu belegen. Bisher wurde angenommen, dass es sich bei den vorderen Zitzen um die Zitzen mit der besten Milchleistung handelt. Ob diese Annahme tatsächlich der Wahrheit entspricht, bleibt Spekulation und bedarf einer weitergehenden Untersuchung außerhalb dieser Studie.

Ein weiterer Erklärungsansatz für die Assoziation der Variable „tägliche Gewichtszunahme“ mit dem Zielwert könnte eine geringere Zuwachsleistung infizierter Ferkel als Folge der M. hyopneumoniae-Infektion sein. Eine reduzierte tägliche Gewichtszunahme ist typisch für eine Infektion mit M. hyopneumoniae bzw.

einer Erkrankung an Enzootischer Pneumonie (NOYES et al. 1990; HILL et al. 1992;

MORRIS et al. 1995a; DONE 1996; MAES et al. 1996; THACKER 2006). In den genannten Publikationen wurde allerdings die Gewichtszunahme bei Mastschweinen mit M. hyopneumoniae-typischer Symptomatik mit dem Vorkommen M. hyopneumoniae-typischer Läsionen verglichen. Eine direkte Übertragung der Ergebnisse auf die der vorliegenden Studie ist nicht möglich, da hier Saugferkel untersucht wurden, bei denen keine pathologischen Untersuchungen auf potentielle Lungenläsionen durchgeführt wurden. Publikationen, in denen die Gewichtszunahme bei M. hyopneumoniae-infizierten Saugferkeln untersucht wurde, sind außerordentlich rar. POINTON et al. (1985) sind in ihrer Untersuchung aber unter

anderem auch dieser Fragestellung nachgegangen. Mittels experimenteller Infektion von Jungsauen wurden deren Ferkel natürlich infiziert. Im Anschluss wurden die Gewichtszunahmen dieser Ferkel mit denen von nicht-infizierten Ferkeln verglichen.

Die Zuwachsrate war bei den infizierten Tieren mit 15,9 % signifikant reduziert.

Dieses Ergebnis unterstützt die Theorie, dass eine geringere tägliche Gewichtszunahme Folge einer M. hyopneumoniae-Infektion ist. Des Weiteren wiesen 40 % der Tiere bei der Schlachtung M. hyopneumoniae-typische Lungenveränderungen auf.

Grundsätzlich ist aber auch eine Kombination beider Effekte -die Möglichkeit, dass die Ferkel mit höheren Zunahmen eine bessere Resistenzlage aufweisen sowie die Möglichkeit, dass bereits infizierte Tiere geringere Zuwachsraten aufweisen als nicht-infizierte Ferkel- denkbar.

Eisenapplikation und zootechnische Maßnahmen als Einflussfaktoren

Für die Prozedur des Zähneschleifens konnten innerhalb der uni- und multivariablen Auswertungen signifikante Assoziationen mit der Outcome-variable festgestellt werden. Demnach reduziert das Zähneschleifen die Wahrscheinlichkeit, M. hyopneumoniae im Ferkel nachzuweisen (p= 0,001 resp. 0,002). Ein Grund dafür könnte die durch das Schleifen der Zähne verminderte Verletzungsgefahr am Gesäuge des Muttertiers sein. Sauen, die Ferkel mit geschliffenen Zähnen säugen, haben aufgrund der niedrigeren Verletzungsrate des Gesäuges wahrscheinlich weniger Schmerzen und unterbrechen somit den Saugakt weniger häufig. Folglich werden die Ferkel besser mit Milch bzw. maternalen Antikörpern versorgt. Ferkel, denen die Zähne geschliffen wurden, erzielen zudem höhere Gewichtszunahmen als Ferkel mit ungeschliffenen Zähnen (MAAß 1995). Darüberhinaus könnte auch die geringere Gefahr, dass Ferkel sich bei Streitigkeiten um bestimmte Zitzen gegenseitig verletzen einen positiven Einfluss haben. Bisswunden, die infolge von Milchmangel der Sau bei Ferkeln mit nicht geschliffenen Zähnen auftreten, infizieren sich häufig und können dann auch das Allgemeinbefinden der Ferkel beeinträchtigen.

Die wiederholte Eisenapplikation geht ebenfalls mit einer verminderten Wahrscheinlichkeit, M. hyopneumoniae bei Saugferkeln nachzuweisen, einher.

Ferkel haben aufgrund der hohen Wachstumsleistung und den daran gemessen, geringen Eisenreserven einen erhöhten Eisenbedarf. Der Eisengehalt in der Sauenmilch ist sehr niedrig. Im Durchschnitt nimmt ein Ferkel nur 1 mg Eisen pro Tag über die Sauenmilch auf. Der tägliche Bedarf eines Saugferkels beträgt allerdings 10 bis 15 mg Eisen (ZAREMBA u. HÜHN 2002). Eisenmangelanämien führen zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen, Leistungsminderungen in Form von geringeren Zuwachsraten und Apathie (JIANG et al. 2009). Aufgrund dessen wird Ferkeln in konventioneller Haltung zur Substitution von Eisen während der ersten Lebenstage üblicherweise eine parenterale Dosis von 200 mg Eisen appliziert (SVOBODA u. DRABEK 2007). Ob eine einmalige Gabe von 200 mg Eisen ausreicht, ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Dazu gehören unter anderem das Geburtsgewicht, die Zuwachsraten sowie Zeitpunkt und Art der Beifütterung (ZAREMBA u. HÜHN 2002). BOLLWAHN et al. (1983) konnten nachweisen, dass eine einmalige Gabe von 200 mg verwertbarem Eisen den Bedarf nicht mehr decken kann, wenn die täglichen Zunahmen innerhalb der ersten vier Lebenswochen bei 200 g und darüber liegen. KAMPHUES et al. (1992) untersuchten den Einfluss einer zweimaligen Eiseninjektion (2 x 200 mg Eisen-Dextran) während der Säugezeit und konnten einen positiven Effekt durch signifikant höhere tägliche Gewichtszunahmen nachweisen.

Die Ferkel aus Bestand 1 werden einmalig mit 300 mg Eisen versorgt, während die Ferkel der anderen beiden Bestände insgesamt 400 mg Eisen, verteilt auf zwei Applikationen, während der Säugezeit verabreicht bekommen. Wenn man von einem maximalen Eisenbedarf von 15 mg pro Tag ausgeht, entspräche das bei der in dieser Studie ermittelten durchschnittlichen Säugezeit von 25,6 Tagen einer Menge von 384 mg Eisen, die verabreicht werden sollte, um auch die Ferkel mit dem Maximalbedarf ausreichend zu versorgen. Es ist davon auszugehen, dass eine einmalige Applikation von 300 mg Eisen eine ausgeprägte Eisenmangelanämie zwar verhindern kann, eine höhere Dosierung aber doch einen positiven Effekt im Sinne

einer Reduzierung der Anfälligkeit für Infektionen bzw. einer Steigerung der Zuwachsrate hat.

Routinebehandlungen als Einflussfaktor

Für die Variablen, die sich auf die Routinebehandlungen während der Säugezeit beziehen, konnten ebenfalls signifikante Assoziationen mit der Outcome-variable nachgewiesen werden:

- Für die Verwendung der verschiedenen Wirkstoffe zum Zeitpunkt der ersten Routinebehandlung in den einzelnen Beständen konnte eine signifikante Reduzierung der Wahrscheinlichkeit für einen Erregernachweis bei der Verwendung von Toltrazuril und Penicillin (p=0,033) bzw. Langzeit-Amoxicillin (p=0,002) im Vergleich zu Amoxicillin nachgewiesen werden.

- Je früher die erste Routinebehandlung durchgeführt wurde, umso geringer (p=0,004) war die Wahrscheinlichkeit eines Erregernachweises beim Ferkel.

- Für Ferkel, die einer zweiten Routinebehandlung unterzogen wurden, konnte eine weitere signifikante (p=0,001) Reduzierung der Wahrscheinlichkeit eines Erregernachweises ermittelt werden.

Bei der Interpretation der hier genannten Risikofaktoren sind die unterschiedlichen Strategien der Routinebehandlungen in den einzelnen Beständen zu berücksichtigen.

Der erste Bestand verabreichte während der Säugezeit lediglich einmalig Amoxicillin.

Es wurden im Gegensatz zu den anderen beiden Beständen keine weiteren Routinebehandlungen durchgeführt. Der Zeitpunkt dieser Behandlung wurde zusammen mit der Kastration in der Zeit zwischen dem dritten bis siebten Lebenstag durchgeführt, während bei den beiden anderen Beständen die erste Routinebehandlung innerhalb der ersten drei Lebenstage der Ferkel erfolgte. Die weiteren Routinebehandlungen in den anderen beiden Beständen (Bestand 2 und 3) beinhaltete die Applikation eines M. hyopneumoniae-wirksamen Antibiotikums bei der zweiten Behandlung (Bestand 3) oder dritten Behandlung (Bestand 2). Dabei handelte es sich in beiden Fällen um Tulathromycin, welches zur Klasse der Makrolide gehört und neben M. hyopneumoniae auch gegen andere respiratorische

Erreger wirksam ist. Das Antibiotikum hat durch Hemmung der Proteinbiosynthese eine bakteriostatische Wirkung. Die Wirksamkeit von Tulathromycin gegen M. hyopneumoniae wird auch durch eine case/control Studie belegt (MCKELVIE et al.

2005). Mit Tulathromycin behandelte Schweine, die zuvor experimentell mit M. hyopneumoniae infiziert worden waren, zeigten signifikant geringer ausgeprägte Symptome (Husten) und Lungenläsionen sowie höhere Zuwachsraten als Ferkel, die nicht behandelt wurden.

Für den Parameter „Verabreichung eines M. hyopeumoniae-wirksamen Antibiotikums während der Säugezeit“ konnte ebenfalls eine geringere Wahrscheinlichkeit für einen Erregernachweis ermittelt werden.

Die Unterdrückung der Infektion und Reduzierung der Ausscheidung durch die Verabreichung M. hyopneumoniae-wirksamer Antibiotika wird ebenfalls bei der Durchführung von Eradikationen (medicated early weaning) genutzt (ALEXANDER et al. 1980; DEE 1994; GEIGER et al. 2008; YESKE 2008). Dabei werden die Ferkel früher als üblich (abhängig von der jeweiligen Variante der Eradikationsstrategie) abgesetzt, um die Zeit unter Risiko für eine vertikale Übertragung von der Sau auf die Ferkel zu reduzieren. Die Sauen und ihre Ferkel werden während der Säugezeit antibiotisch behandelt („medicated weaning“). Die Erfolge, die mittels dieser Strategien bei der Bekämpfung von M. hyopneumoniae erzielt wurden, entsprechen den Ergebnissen des vierten Einflussfaktors, der innerhalb des Bereiches

„Routinebehandlungen“ ermittelt werden konnte:

- Für Ferkel, die während der Säugezeit M. hyopneumoniae-wirksame Antibiotika verabreicht bekommen, reduziert sich die Wahrscheinlichkeit eines Erregernachweises signifikant (p=0,026).

Zusammenfassend kann angenommen werden, dass die oben beschriebenen Risikofaktoren, die in Zusammenhang mit den Routinebehandlungen während der Säugezeit ermittelt wurden, durch die unterschiedlichen Routinebehandlungs-Strategien der drei Bestände bedingt sind. Der Bestand, der keine M. hyopneumoniae-wirksamen Antibiotika während der Säugezeit verabreicht, führt nur eine Behandlung durch, die zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt als die ersten Routinebehandlungen der anderen beiden Bestände.

Impfungen als Einflussfaktor

Für die Verwendung von Ingelvac® M. hyo bzw. von Porcilis® M. hyo konnte im Vergleich zur Impfung mit Suvaxyn® M. hyo innerhalb des univariablen Modells eine signifikante (p=0,033 resp. 0,002) Reduzierung der Wahrscheinlichkeit eines M. hyopneumoniae-Nachweises ermittelt werden.

Bei der M. hyopneumoniae-Vakzination von Saugferkeln werden grundsätzlich zwei Impfstrategien, eine einmalige Impfung (one-dose) und eine zweimalige Impfung (two-dose), unterschieden. Während Ingelvac® M. hyo nur einmalig appliziert wird, ist bei Verwendung von Suvaxyn® M. hyo sowie Porcilis® M. hyo eine Wiederholung der Impfung notwendig. Die beiden Strategien unterscheiden sich nach HAESEBROUCK et al. (2004) nicht in ihrem Effekt.

Die Impfstoffe Suvaxyn® M. hyo sowie Ingelvac® M. hyo wurden gemäß den Angaben des Herstellers verabreicht (zweimalige Applikation des Impfstoffes Suvaxyn® M. hyo ab dem dritten Lebenstag im Abstand von zwei bis drei Wochen;

einmalige Applikation des Impfstoffes Ingelvac® M. hyo in der dritten bis zehnten Lebenswoche), während der Abstand der Impfungen mit Porcilis® M. hyo mit nur zwei Wochen von den Empfehlungen des Herstellers (drei Wochen) abweicht. Ein negativer Einfluss auf die Wirkung der Impfung konnte durch diese Abweichung nicht nachgewiesen werden. Allerdings ist diese Abweichung vermutlich nicht ursächlich für die signifikante Reduzierung der Wahrscheinlichkeit den Erreger in Ferkeln nachzuweisen, die mittels Porcilis® M. hyo geimpft wurden, da ein möglicher Effekt einer Impfung im Abstand von drei Wochen, die also im Prinzip beim Absetzen hätte stattfinden müssen, keinen protektiven Effekt auf die Nachweisrate zum Zeitpunkt des Absetzens haben kann. Ein negativer Effekt einer Wiederholungsimpfung in zu kurzem Abstand ist anhand der vorliegenden Daten allerdings nicht auszuschließen.

Die Vakzination der Ferkel, die mit Ingelvac® M. hyo geimpft wurden, erfolgt zum Zeitpunkt des Absetzens und damit zusammen mit der Probenentnahme für den Erregernachweis, so dass von einem tatsächlichen Effekt dieser Impfung nicht auszugehen ist.

Der protektive Effekt der Impfung gegen M. hyopneumoniae besteht in erster Linie in der Reduzierung M. hyopneumoniae-typischer Lungenläsionen (HAESEBROUCK et al. 2004; ANDREASEN et al. 2006; STRAUSS 2007) sowie höheren täglichen Zuwachsraten bei geimpften im Gegensatz zu ungeimpften Tieren (DOHOO u.

MONTGOMERY 1996; KYRIAKIS et al. 2001; JENSEN et al. 2002). In vorangegangenen Studien konnte eine Vermehrung des Erregers auf den Schleimhäuten des Respirationstraktes, unabhängig von der Durchführung einer Impfung, nachgewiesen werden (HAESEBROUCK et al. 2004; LINDBERG et al.

2004), so dass die Ausscheidung von M. hyopneumoniae durch die Impfung vermutlich nicht oder kaum beeinflusst wird. Diese Vermutung wird auch durch die Ergebnisse von Studien zur Übertragung des Erregers unterstützt, in denen sich die Übertragungsraten zwischen geimpften Tiere nicht von denen zwischen ungeimpften Tieren unterschieden (MEYNS et al. 2004; VILLARREAL et al. 2010). Aufgrund dieser Schlussfolgerung und der Tatsache, dass es sich zumindest bei der ermittelten Reduzierung der Wahrscheinlichkeit eines Erregernachweises bei Verwendung des Impfstoffes Ingelvac® M. hyo aufgrund des Zeitpunktes der Impfung um eine Scheinkorrelation handeln muss, ist von einer tatsächlich höheren Effektivität bei Verwendung von Ingelvac® M. hyo bzw. Porcilis® M. hyo gegenüber Suvaxyn® M. hyo nicht auszugehen.

Bei der Interpretation dieses Ergebnisses muss vielmehr berücksichtigt werden, dass in dem Bestand, in dem Suvaxyn® M. hyo für die Impfung gegen die Enzootische Pneumonie verwendet wird, lediglich eine Routinebehandlung mittels Amoxicillin durchführt wird. Eine routinemäßige Applikation eines M. hyopneumoniae-wirksamen Antibiotikums erfolgt nicht. Der bereits beschriebene Einfluss einer solchen Behandlung auf die ermittelten Risikofaktoren, die sich auf die Routinebehandlungen beziehen, kann demnach auch bei der Betrachtung dieses Einflussfaktors von Bedeutung sein.

Für Ferkel, die gegen PCV2-assoziierte Erkrankungen geimpft wurden, konnte sowohl in der univariablen, als auch in der multivariablen Auswertung eine stark erhöhte Assoziation mit der Outcome-variable nachgewiesen werden.

Ein direkter Effekt der Impfung auf den Nachweis des Erregers ist allerdings nicht möglich, da auch diese Impfung zum Zeitpunkt des Absetzens, also gleichzeitig mit der Probenentnahme für den direkten Erregernachweis erfolgt. Eine Impfung der Ferkel gegen PCV2-assoziierte Erkrankungen hat daher sicher keinen direkten Einfluss auf die Häufigkeit der M. hyopneumoniae-Nachweise. PCV2 kann unter anderem ebenso wie M. hyopneumoniae eine respiratorische Symptomatik verursachen, die bevorzugt während der Aufzucht- bzw. Mastphase auftritt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass die Ferkel aufgrund des bereits bekannten Vorkommens von Atemwegserkrankungen häufiger gegen PCV2-assoziierte Erkrankungen geimpft werden. Des Weiteren konnte nachgewiesen werden, dass M. hyopneumoniae- und PCV2-Infektionen häufiger als Koinfektionen vorkommen (PALLARES et al. 2002). Bei Untersuchungen von Schweinen in einem Alter von 8 bis 18 Wochen, für die ein postweaning multisystemic wasting syndrome (PMWS) diagnostiziert wurde, konnte in 35,5 % der Fälle zusätzlich M. hyopneumoniae nachgewiesen werden. OPRIESSNIG et al. (2004) konnten nachweisen, dass die zusätzliche Infektion mit M. hyopneumoniae zu einer Verschärfung der klinischen Symptome bei PCV2-infizierten Schweinen führt. Ein möglicher Erklärungsansatz für die Assoziation der PCV2-Impfung mit der Outcome-variable ist demnach, dass die Betriebe aufgrund deutlicher klinischer Symptomatik einer PCV2-Infektion, die eventuell durch eine Koinfektion verursacht wurde, mit der entsprechenden Impfung reagiert haben.

Wurfgröße als Einflussfaktor

Mit zunehmender Anzahl innerhalb des aktuellen Wurfes geborener Ferkel reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit M. hyopneumoniae bei den Saugferkeln nachzuweisen (p= 0,038). Dieses Ergebnis ist überraschend, da man eher von häufigeren Nachweisen bei steigender Anzahl an Ferkeln innerhalb des Wurfes ausgehen würde.

Hintergrund ist dabei, dass mutmaßlich mehr Ferkel vertikal infiziert werden können.

Des Weiteren sind große Würfe eher mit der Geburt kleinerer, schwächerer Ferkel

assoziiert, denen außerdem weniger Kolostrum zur Verfügung steht als den Ferkeln kleinerer Würfe.

Verschiedene Faktoren, außer der Rasse bzw. Zuchtlinie, können die Wurfgrößen beeinflussen. Dazu gehören das Fütterungsregime der Sauen und das Besamungsmanagement des Betriebes. ZIRON (2005) konnte nachweisen, dass die Wurfgröße geringer ist, wenn Sauen im Wartebereich ad libitum anstatt rationiert gefüttert werden. Des Weiteren sind die Zusammensetzung und Konzentration der im Futter enthaltenen Mineralstoffe zu berücksichtigen. Eine erhöhte embryonale Mortalität bzw. Resorption von Feten kann durch Zink-, Jod-, Kupfer- und/oder Manganmangel induziert sein (ARNHOLD et al. 2006). Eine weitere mögliche Ursache für geringere Wurfgrößen kann eine Trauma-bedingte embryonale Sterblichkeit sein, die z.B. im Zusammenhang mit anhaltenden Rangordnungsstreitigkeiten in Sauengruppen oder bei wenig trittsicheren Fußböden entstehen kann. Ein Zusammenhang zwischen dem Nachweis von M. hyopneumoniae beim Absetzen und den hier genannten Faktoren wurde innerhalb dieser Studie nicht untersucht und bleibt deshalb Spekulation. Des Weiteren sind zum jetzigen Zeitpunkt keine Studien bekannt, in denen der Zusammenhang zwischen Wurfgröße und dem Vorkommen von M. hyopneumoniae untersucht wurde.

Obwohl die beiden Parameter „Anzahl gesamt geborener Ferkel“ und „Anzahl lebend geborener Ferkel“ eng miteinander korrelieren (siehe Anhang), konnte für den Parameter „Anzahl lebend geborener Ferkel“ keine signifikante Assoziation mit dem Zielwert nachgewiesen werden.

M. hyopneumoniae-Status der Sau beim Absetzen als Einflussfaktor

Ein deutlicher Trend jedoch keine Signifikanz (p= 0,053) konnte für die Wahrscheinlichkeit eines Nachweises beim Ferkel zum Zeitpunkt des Absetzens im Zusammenhang mit M. hyopneumoniae-Nachweisen bei den Sauen zum Zeitpunkt des Absetzens festgestellt werden. Ferkel von Sauen, auf deren Nasenschleimhaut der Erreger nachgewiesen werden kann, haben demnach mutmaßlich eine höhere

Wahrscheinlichkeit für einen Erregernachweis zum Zeitpunkt des Absetzens. Diese Beobachtung unterstützt die Theorie der vertikalen Erregerübertragung (ROSS 1999; SIBILA et al. 2007a). Dass dieser Effekt sich lediglich als Trend abzeichnet, sollte unter Berücksichtigung der häufig nur intermittierenden Erregerausscheidung bewertet werden (CALSAMIGLIA et al. 1999).

Umgebungstemperatur als Einflussfaktor

Auffällig ist der Einfluss der Temperatur auf die Wahrscheinlichkeit, M. hyopneumoniae bei Ferkeln zum Zeitpunkt des Absetzens nachzuweisen.

Eine Reduzierung der Wahrscheinlichkeit eines M. hyopneumoniae-Nachweises mit zunehmender Temperatur im Ferkelnest konnte sowohl im univariablen als auch im multivariablen Modell nachgewiesen werden. Neugeborene Ferkel gelten als sehr kälteempfindlich. Angaben für die optimale Temperatur der Ferkelnestoberfläche für neugeborene Ferkel variieren je nach Literaturquelle. ZENTNER (2006) gibt Temperaturen von 39 bis 41°C an, während GU et al. (2010) den optimalen Bereich mit 32 bis 34°C angeben. Innerhalb dieser Studie konnte mittels multivariabler Auswertung eine Reduzierung der Wahrscheinlichkeit eines M. hyopneumoniae-Nachweises um 39,5 % bei Temperaturen oberhalb von 36,5°C gegenüber Temperaturen unter 32,3°C zum Zeitpunkt der Geburt ermittelt werden.

Mit zunehmendem Alter kann die Temperatur im Ferkelnest langsam reduziert werden (ZENTNER 2006). In dieser Untersuchung wurde die Temperatur im Ferkelnest während der Säugezeit von durchschnittlich 35,0°C nach der Geburt auf 32,7°C resp. 33,1°C nach der zweiten bzw. dritten Lebenswoche reduziert. Für die Variablen „Temperatur im Ferkelnest 7 und 14 Tage nach Geburt“ konnte ebenfalls eine Assoziation mit dem Zielwert im Sinne einer Reduzierung der Wahrscheinlichkeit eines Erregernachweises bei höheren Temperaturen nachgewiesen werden. Die Temperatur im Ferkelnest hat demnach im Zusammenhang mit einer Infektion nicht nur Einfluss auf neugeborene Ferkel

Mit zunehmendem Alter kann die Temperatur im Ferkelnest langsam reduziert werden (ZENTNER 2006). In dieser Untersuchung wurde die Temperatur im Ferkelnest während der Säugezeit von durchschnittlich 35,0°C nach der Geburt auf 32,7°C resp. 33,1°C nach der zweiten bzw. dritten Lebenswoche reduziert. Für die Variablen „Temperatur im Ferkelnest 7 und 14 Tage nach Geburt“ konnte ebenfalls eine Assoziation mit dem Zielwert im Sinne einer Reduzierung der Wahrscheinlichkeit eines Erregernachweises bei höheren Temperaturen nachgewiesen werden. Die Temperatur im Ferkelnest hat demnach im Zusammenhang mit einer Infektion nicht nur Einfluss auf neugeborene Ferkel