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3.   Material und Methoden

3.1   Vorversuche

3.1.2   Auswahl der Bestände

Als geeignet für die Durchführung einer Risikoanalyse für das Vorkommen von M. hyopneumoniae bei Saugferkeln wurden Bestände angesehen, in denen der Erreger bereits zum Zeitpunkt des Absetzens nachweisbar ist. Im Rahmen eines Vorversuchs, der zum Ziel hatte drei geeignete Bestände zu identifizieren, wurden insgesamt 132 Bestände in Nord-West-Deutschland (Landkreise Cloppenburg, Vechta, Emsland und Osnabrück), einem Gebiet mit sehr hoher Schweinedichte (ca.

600 Schweine/km2; BÄURLE 2008) untersucht. Es wurden ausschließlich Herden untersucht, in denen keine Vakzination der Sauen gegen M. hyopneumoniae durchgeführt wurde. Das Vorkommen von Antikörpern gegen einen Impfstoff in den Seren der Sauen würde eine Risikoanalyse unmöglich machen, da der Infektionsstatus der Sauen nicht zu bewerten wäre und zudem die Konzentrationen maternaler Antikörper im Ferkel beeinflusst würden. Weitere Einschlusskriterien

waren die Herdengröße und der Herdentyp. Als Mindestgröße wurden 120 Sauen festgelegt. Außerdem wurden nur Ferkelerzeuger mit angeschlossener Aufzucht der Ferkel bis zur 10. Lebenswoche bzw. Kombibestände mit eigener Mast in die Studie einbezogen.

Für die Untersuchung der Herden wurden zunächst fünf Beratungsringe in Nord-West-Deutschland gebeten, den Kontakt zu den ihnen angeschlossenen und den Einschlusskriterien entsprechenden Betrieben herzustellen. Im Anschluss konnten 125 Herden untersucht werden. Zusätzlich wurden 34 Tierärzte aus dieser Region über das Versuchsvorhaben informiert und gebeten, Bestände mit Atemwegssymptomen bei Saugferkeln zu benennen. In Folge dessen wurden 7 Bestände zusätzlich untersucht.

In jeder Herde wurden 20 Nasentupfer (zehn Würfe, zwei Tupfer pro Wurf) von mindestens 18 Tage alten Saugferkeln entnommen und mittels PCR auf M. hyopneumoniae untersucht. Des Weiteren wurden Bestandsdaten hinsichtlich des Produktionstyps, der Haltungsbedingungen und des Managements anhand eines validierten Fragebogens erhoben. Als geeignet wurden Bestände angesehen, bei denen in mindestens 15 % der Nasentupfer (3 von 20 Proben) ein direkter Erregernachweis mittels PCR möglich war.

Die eigentliche Studie wurde in drei Beständen mit konventioneller Schweinehaltung durchgeführt, deren Eignung aus den Ergebnissen der Voruntersuchung abgeleitet worden war. Die Untersuchungen wurden in der Zeit von Dezember 2009 bis Juni 2010 durchgeführt.

Bestand 1

Bei dem Bestand handelt es sich um einen Ferkelerzeuger mit 180 Sauen (PIC-Genetik und Hülsenberger-(PIC-Genetik, zu ungefähr gleichen Teilen). Der Bestand wird im Wochenrhythmus geführt, wobei eine Variation der Besamungstermine annähernd kontinuierliche Abferkelungen zur Folge hatte. Die Säugeperiode erstreckt sich über einen Zeitraum von 22 bis 31 Tagen. Für die Abferkelungen waren sechs Abteile

vorhanden. Diese Abteile sind zwischen 15 bis 20 Jahre alt und unterscheiden sich in ihrer Ausstattung. Vier der Abferkelabteile verfügen über Warmwasser-Heizplatten in den Ferkelnestern und werden in den ersten sieben Tagen nach der Geburt zusätzlich mit Wärmelampen beheizt. Die Ferkelnester der zwei übrigen Abteile werden lediglich mithilfe von Gasstrahlern beheizt. Die einzelnen Buchten sind durch geschlossene, circa 60 cm hohe Wände voneinander getrennt. Nach der Säugezeit werden die Ferkel in fünf Flatdeckabteile mit jeweils 100 bis 180 Plätzen umgestallt.

Insgesamt sind 750 Flatdeckplätze vorhanden, die sich im selben Gebäude wie die Abferkelabteile befinden. Die Flatdeckabteile unterscheiden sich ebenfalls hinsichtlich ihres Alters und ihrer Ausstattung. Die Buchten sind durch circa 80 cm hohe Gitterstäbe voneinander getrennt. Die Absetzferkel werden beim Einstallen nach Größe sortiert und nach fünf bis acht Wochen an einen Mäster verkauft.

Die Abferkelabteile werden jeweils im Rein-Raus-Verfahren belegt und vor Neubelegung mit einem Hochdruckreiniger gereinigt und anschließend desinfiziert.

Die durchschnittliche Leerzeit vor der Neubelegung beträgt drei Tage. Die Sauen werden vor der Einstallung in die Abferkelabteile in einer separaten Sauendusche gewaschen. Die Flatdeckabteile werden nicht konsequent im Rein-Raus-Verfahren belegt.

Die Sauenherde wird gegen PRRS (Porcilis PRRS® Intervet Deutschland GmbH, D-85716 Unterschleißheim) sowie gegen Influenza vakziniert.

Die Ferkel werden zwischen dem ersten und dritten Lebenstag mit einer bestandsspezifischen, trivalenten Vakzine gegen M. hyorhinis, H. parasuis und Escherichia (E.) coli geimpft. Zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag werden sie mit Suvaxyn M. Hyo® (Pfizer Tiergesundheit, D-10785 Berlin) gegen M. hyopneumoniae geimpft. Diese Impfung wird am Tag des Absetzens wiederholt.

Die Ferkel werden an diesem Tag zusätzlich mit dem Impfstoff Ingelvac Circoflex® (Boehringer Ingelheim, D-55216 Ingelheim) gegen PCV2 -assoziierte Erkrankungen geimpft. Innerhalb der ersten drei Lebenstage findet das Kupieren der Schwänze statt. Zusätzlich werden zu diesem Zeitpunkt die Ohrmarken eingesetzt und Eisen injiziert. Die Kastration der Ferkel findet drei bis sieben Tage nach der Geburt statt;

gleichzeitig wird allen Ferkeln Amoxicillin per injectionem (per inj.) (gegen Streptokokken-bedingte Meningitiden) verabreicht.

Bestand 2

Der zweite Bestand ist ein Kombibetrieb mit ca. 500 Sauen (Genetik: BHZP/Naima), 1700 Aufzuchtplätzen sowie 550 Mastplätzen. Der Maststall befindet sich nicht an derselben Hofstelle wie der Abferkel- und Flatdeckstall. Die Sauenherde wird im 3-Wochen-Rhythmus geführt. Es sind 16 Abferkelabteile mit 5 bis 55 Plätzen vorhanden. Das Alter der Stalleinrichtung variiert zwischen 1 und 27 Jahren. Die Abferkelbuchten sind durch ca. 60 cm hohe, geschlossene Buchtenwände voneinander getrennt. Alle Abferkelbuchten verfügen über eine Warmwasser-Heizplatte im Ferkelnest und werden in den ersten drei bis sieben Tagen nach der Geburt zusätzlich durch eine Wärmelampe geheizt. Nach einer durchschnittlichen Säugezeit von 28 Tagen werden die Ferkel in die Flatdeckabteile umgestallt. Diese befinden sich in einem separaten Gebäude in ca. 100 m Entfernung vom Sauenstall.

Der Betrieb verfügt über zehn Flatdeckabteile mit jeweils acht Buchten. Die Buchtenwände sind ca. 100 cm hoch und zum Teil geschlossen. Die Einstallungen in die Abferkel- sowie Flatdeckabteile erfolgen jeweils im Rein-Raus-Verfahren. Die Abteile werden vor der Neubelegung mit einem Hochdruckreiniger gereinigt und desinfiziert. Die Dauer der Aufzucht der Absetzferkel beträgt sechs bis neun Wochen.

Die Leerzeit zwischen den Belegungen liegt bei den Abferkelabteilen bei sieben bis zehn Tagen und in den Flatdeckabteilen bei drei bis sieben Tagen.

Die Sauenherde wird gegen PRRS geimpft (Porcilis® PRRS, Intervet Deutschland GmbH). Des Weiteren werden die Sauen gegen Influenza immunisiert.

Die Ferkel werden in der vierten Lebenswoche mit Ingelvac M. hyo® (Boehringer Ingelheim, D-55216 Ingelheim) gegen M. hyopneumoniae sowie gegen PCV2-assoziierte Erkrankungen (Ingelvac Circoflex®,Boehringer Ingelheim) geimpft.

Am ersten bis dritten Lebenstag wird den Ferkeln routinemäßig Toltrazuril zur Kokzidiose-Prophylaxe sowie Penicillin (gegen Streptokokken-bedingte Meningitiden) und in der Zeit vom fünften bis zehnten Lebenstag Langzeitpenicillin per inj. (gegen Streptokokken-bedingte Meningitiden) verabreicht. In der dritten Lebenswoche wird

den Ferkeln metaphylaktisch zudem Tulathromycin (gegen Atemwegsinfektionen) appliziert. Innerhalb der ersten drei Lebenstage bekommen die Ferkel ihre erste Eiseninjektion. Außerdem findet zu diesem Zeitpunkt die Kürzung der Schwänze und der Zähne statt. Die Durchführung einer wiederholten Applikation von Eisen sowie die Kastration der Ferkel finden in der Regel fünf bis sieben Tage nach Geburt statt.

Am 7. bis 14. Lebenstag werden den Ferkeln die Ohrmarken eingezogen.

Bestand 3

Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen Kombibetrieb. Die Sauenherde umfasst ca. 500 Sauen (Danzucht). Es sind 2500 Aufzuchtplätze und 3500 Mastplätze vorhanden. Die Sauenherde wird im 2-Wochen-Rhythmus geführt. Es sind zwei Abferkelabteile mit jeweils 96 Plätzen vorhanden. Der Stall wurde 2009 gebaut. Die Abferkelplätze sind durch ca. 60 cm hohe, geschlossene Buchtenwände voneinander getrennt. Die Einstallung in die Abteile erfolgt drei bis sechs Tage vor dem Abferkeltermin. Bei den Altsauen wird regelmäßig eine Geburtseinleitung mit Oxytocin durchgeführt. Die durchschnittliche Säugezeit beträgt 20,9 Tage. Der Flatdeckstall mit elf Abteilen und jeweils acht Buchten befindet sich in einem separaten Gebäude, ca. 200 m vom Abferkelstall entfernt. Die Buchten im Flatdeck sind durch ca. 60 cm hohe, geschlossene Wände voneinander getrennt. Kontakte zwischen Ferkeln benachbarter Buchten sind oberhalb der geschlossenen Buchtenwand durch Gitterstäbe sowie begrenzt im Bereich der Breiautomaten möglich. Die Dauer der Aufzucht im Flatdeck beträgt fünf bis acht Wochen. Die Mastplätze sind auf zwei verschiedene Hofstellen verteilt. Der Maststall, der sich an derselben Hofstelle wie die Abferkelställe und Flatdeckställe befindet, grenzt an den Abferkelstall und ist mit diesem über einen Gang verbunden.

Die Einstallungen in die Abferkelabteile erfolgen im Rein-Raus-Verfahren. Die Abteile werden vor der Neubelegung mit einem Hochdruckreiniger gereinigt und desinfiziert.

Die Leerzeit zwischen den Belegungen beträgt bei den Abferkelabteilen einen Tag.

Die Einstallungen in die Flatdeck- und Mastabteile finden nicht konsequent im Rein-Raus-Verfahren statt.

Die Sauenherde wird gegen PRRS geimpft (Porcilis® PRRS, Intervet Deutschland GmbH). Des Weiteren werden die Sauen gegen Actinobacillus-Pleuropneumonie (Porcilis® APP, Intervet Deutschland GmbH) immunisiert.

Die Ferkel werden in der ersten und dritten Lebenswoche mit Porcilis® M. hyo (Intervet Deutschland GmbH) gegen M. hyopneumoniae geimpft.

Routinemäßig werden die Ferkel am ersten bis dritten Lebenstag mit Amoxicillin (gegen Streptokokken-bedingte Meningitiden) sowie am vierten bis achten Lebenstag nochmals mit Amoxicillin (gegen Streptokokken-bedingte Meningitiden) sowie mit Tulathromycin (gegen Atemwegsinfektionen) behandelt. Der erste Zeitpunkt zootechnischer Maßnahmen liegt innerhalb der ersten drei Lebenstage und beinhaltet die erste intramuskuläre Eiseninjektion, das Einziehen der Ohrmarken, das Kürzen der Schwänze und das Schleifen der Zähne. Am vierten bis siebten Lebenstag finden die Kastration der Ferkel sowie die zweite Eiseninjektion statt.

3.2 Untersuchung der Bestände