• Keine Ergebnisse gefunden

5.   Diskussion

5.2   Nachweisraten und Risikofaktoren für das Vorkommen von

5.2.1   Anteil der M. hyopneumoniae-Nachweise in Ferkeln und Sauen

Der Anteil M. hyopneumoniae-positiver Ferkel zum Zeitpunkt des Absetzens ist im Vergleich zu früheren Studien zur Prävalenz bei Saug- und Absetzferkeln (CALSAMIGLIA u. PIJOAN 2000; RUIZ u. PIJOAN 2002; MOORKAMP 2007; VILLARREAL 2010) mit 3,6 % als eher niedrig zu bewerten. In den genannten früheren Studien konnten Prävalenzen von 7,7 (CALSAMIGLIA und PIJOAN 2000) bis 11,3 % (MOORKAMP 2007) ermittelt werden. Das Ergebnis der vorliegenden Studie entspricht allerdings den Nachweisraten von SIBILA et al. (2007a) sowie WOESTE (2011). SIBILA et al. (2007a) konnten M. hyopneumoniae bei einem

Stichprobenumfang von 507 Ferkeln aus einer Herde in 3,8 % der Proben (Nasentupfer) mittels nested PCR nachweisen. Die Probenentnahme wurde auch hier zum Zeitpunkt des Absetzens durchgeführt. WOESTE (2011) konnten an insgesamt 2500 Ferkeln aus 125 Beständen eine Nachweisrate von 3,9 % feststellen; die Probenentnahme erfolgt ebenfalls kurz vor dem Absetzen. Die Untersuchungen, einschließlich der vorliegenden Studie, wurden zum überwiegenden Teil an Herden durchgeführt, die vorab bereits M. hyopneumoniae-typische Krankheitssymptome gezeigt hatten oder bei denen mittels Voruntersuchungen M. hyopneumoniae nachgewiesen worden war. Eine Ausnahme stellt die Untersuchung von WOESTE (2011) dar, in der die Auswahl der Herden zufällig und unabhängig von vorab beobachteten Krankheitssymptomen bzw.

Voruntersuchungen zum Nachweis von M. hyopneumoniae erfolgte. Die zuverlässige Ermittlung der Prävalenz wird nur durch die zufällige Auswahl von Herden gewährleistet. Demnach ist nur diese Untersuchung zur zuverlässigen Bestimmung der Prävalenz geeignet. Des Weiteren wird eine Vergleichbarkeit der Prävalenzen vorangegangener Studien, bei denen Vorselektionen durchgeführt wurden, mit der vorliegenden Studie dadurch erschwert, dass bei M. hyopneumoniae-belasteten Herden ein unterschiedlicher Infektionsdruck zu erwarten ist und somit auch mit variierenden Nachweisraten zu rechnen ist. Dabei kann z.B. die Jahreszeit in der eine Beprobung durchgeführt wurde, einen Einfluss auf die Nachweisrate haben. Die Erregerkonzentration in der Stallluft ist in der kalten Jahreszeit mutmaßlich höher.

Ursache für diesen Effekt kann die längere Überlebensdauer des Erregers in der Umwelt bei kühleren Temperaturen, aber auch die geringeren Umluftraten bei der Belüftung der Stallabteile sein (GOODWIN 1985; STÄRK et al. 1992; MAES et al.

2000) (siehe Kap. 5.2.3).

Der Infektionsdruck kann außerdem durch die Applikation M. hyopneumoniae-wirksamer Antibiotika beeinflusst werden. Ob in den Beständen vorangegangener Studien solche Medikamente zum Einsatz kamen, geht aus den Publikationen nicht hervor. Abschließend kann nicht geklärt werden, ob die verhältnismäßig niedrige Nachweisrate in der vorliegenden Studie mit der routinemäßigen Applikation M. hyopneumoniae-wirksamer Antibiotika in zwei der drei Bestände in Verbindung

steht. Die vergleichbar niedrigen Nachweisraten der Untersuchungen von WOESTE (2011), in der die Auswahl einer großen Stichprobe an Herden zufällig erfolgte und die Beprobungen über ein ganzes Jahr verteilt durchgeführt wurden, sprechen allerdings dafür, dass die hier ermittelten Nachweisraten der tatsächlichen Prävalenz von M. hyopneumoniae bei Saugferkeln zum Zeitpunkt des Absetzens entspricht.

Andererseits wurden für die vorliegende Studie Herden untersucht, die zuvor aufgrund höherer Nachweisraten selektiert wurden, so dass die im Hauptversuch ermittelte Nachweisrate aufgrund ihrer Diskrepanz zu den Nachweisraten im Vorversuch weiterer Überlegungen bedarf (siehe 5.2.1 „Nachweisraten des Vor- und Hauptversuches im Vergleich“).

Die gegenüber den Saugferkeln (Anteil M. hyopneumoniae-positiver Ferkel: 3,6 %) nochmal reduzierte Nachweisrate bei den acht bis neun Wochen alten Absetzferkeln im Flatdeck (Anteil positiver Ferkel: 1,2 %) wird auch in den Untersuchungen von VILLARREAL et al. (2010) beschrieben, die während einer sechswöchigen Aufzuchtphase eine durchschnittliche Infektionsrate (Rn) von 0,56 für ungeimpfte Ferkel sowie 0,71 für geimpfte Ferkel ermittelten. Demzufolge würde sich die Infektion ohne den erneuten Eintrag des Erregers aufgrund der sehr langsamen Verbreitung im Laufe der fünfwöchigen Aufzucht selbstlimitieren. Dem gegenüber stehen allerdings die Ergebnisse der Studien von MEYNS et al. (2004), in denen nachgewiesen werden konnte, dass ein experimentell infiziertes Absetzferkel während einer sechswöchigen Aufzucht im Flatdeck die Infektion auf durchschnittlich ein Ferkel aus einer Gruppe von sechs Kontakttieren überträgt.

Voraussetzung für die relativ niedrige Infektionsrate, die innerhalb der vorliegenden Studie und der Studie von VILLARREAL et al. (2010) ermittelt werden konnte, ist, dass der Erreger nur kurze Zeit ausgeschieden wird und somit zum Zeitpunkt der zweiten Beprobung nicht mehr nachweisbar ist. Ein Grund dafür könnte sein, dass bei diesen Studien von den natürlich infizierten Tieren geringere Erregermengen ausgeschieden/übertragen wurden, als das bei den inokulierten Spendertieren in der Studie von MEYNS et al. (2004) der Fall war. Niedrigere Infektionsdosen führen

aufgrund der geringen M. hyopneumoniae-Konzentration im Respirationstrakt mutmaßlich zu niedrigeren Infektionsraten (VILLARREAL et al. 2010).

Die Infektionsdosen werden außerdem von der Erregerkonzentration in der Stallluft beeinflusst. Diese kann durch das jeweilige Lüftungskonzept reduziert werden (DONHAM 1991). Da in keiner der Untersuchungen Messungen von Stallluftparametern durchgeführt oder Daten zum jeweiligen Lüftungssystem erhoben wurden, kann dieser Aspekt nicht weiter bearbeitet werden.

Nachweisraten des Vor- und Hauptversuches im Vergleich

Zum Zeitpunkt der Vorversuche zur Selektion geeigneter Bestände konnte M. hyopneumoniae in allen drei Beständen bei ≥ 15 % (Bestand 1: 20 %, 95 % CL:

0,057 – 0,437; Bestand 2: 15 %, 95 % CL: 0,032 – 0,379; Bestand 3: 75 %, 95 % CL: 0,509 – 0,913) nachgewiesen werden. Ursächlich dafür, dass sich dieser prozentuale Anteil im Hauptversuch nicht bestätigt hat, könnte der Zeitpunkt der Probenentnahme sein. Nach GOODWIN (1985) und STÄRK et al. (1992) werden Ausbrüche der Enzootischen Pneumonie vermehrt im Herbst und Winter beobachtet, was unter anderem mit der erhöhten Tenazität des Erregers bei kühleren Temperaturen in Verbindung gebracht wird. Des Weiteren kann bei kalten Außentemperaturen von einer niedrigeren Umluftrate in den Abteilen ausgegangen werden, so dass die Konzentration von Ammoniak und Erregern in der Stallluft erhöht ist. Ein steigendes Risiko der Erregerübertragung bei erhöhten Ammoniakkonzentrationen in der Stallluft wird mit einer herabgesetzten Zilienaktivität in Verbindung gebracht (DONHAM 1991). Die Voruntersuchungen der drei Bestände erfolgten am 29.10.2009 (Bestand 1), 1.12.2009 (Bestand 3) und am 10.02.2010 (Bestand 3). Die Hauptversuche der drei Bestände wurden nacheinander in der Zeit vom 22.12.2009 bis 02.06.2010 (Bestand 1: 22.12.2009 bis 18.02.2010, Bestand 2:

16.02.2010 bis 27.04.2010, Bestand 3: 12.4.2010 bis 02.06.2010) durchgeführt. Die Probenentnahmen für die Vorselektionen der drei Bestände sowie die Probenentnahme für den Hauptversuch des Bestandes 1 erfolgten demnach im Herbst und Winter, während die Probenentnahmen für den Hauptversuch des

Bestandes 2 hauptsächlich im Frühjahr bzw. beim dritten Bestand im Frühjahr und Frühsommer erfolgten. Die klimatischen Bedingungen bei der Durchführung der Vorversuche und beim Hauptversuch in Bestand 1 (siehe auch 5.3.2) können demzufolge einen Einfluss auf die gegenüber den Hauptversuchen in Bestand 2 und 3 erzielten höheren Nachweisraten haben.

Obwohl die Tierhalter gebeten wurden, bis zum Abschluss des Hauptversuchs keine Änderungen an ihren Behandlungsmaßnahmen durchzuführen, kann die Möglichkeit einer geänderten Behandlung mit M. hyopneumoniae-wirksamen Antibibiotika zwischen Vorversuch und Hauptversuch nicht sicher ausgeschlossen werden.

Sauen

Zum Zeitpunkt des Absetzens konnte ein deutlich höherer Anteil positiver Sauen (22,3 %) als bei der ersten Tupferentnahme im direkten Anschluss an die Geburt (6,5 %) ermittelt werden. Ursprünglich wurde angenommen, dass die Belastung durch die Geburt schnell mit einer vermehrten Ausscheidung von M. hyopneumoniae einhergeht. Die erste Tupferprobe wurde im Mittel 1,6 Tage nach der Geburt entnommen. Da sich M. hyopneumoniae aber eher langsam vermehrt, ist eine infolge der Geburtsbelastung vermehrte Erregerausscheidung so kurz nach der Geburt möglicherweise noch nicht nachzuweisen. Die Phase der Laktation ist ebenfalls eine starke Belastung für die Sauen und führt zum Verlust von Antikörpern durch deren Übertragung auf die Ferkel über das Kolostrum (WALLGREN et al. 1998). Der Verlust der Antikörper wie auch die Belastungen durch Geburt und Laktation könnten daher zu einer erhöhte Anfälligkeit oder einer Reaktivierung bestehender Infektionen führen.

5.2.2 Vergleich der Antikörper-Konzentrationen von Sauen und deren Ferkel