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2.   Literatur

2.5   Prävention

2.5.1 Maßnahmen zur Reduzierung der Erregerübertragung

Die Enzootische Pneumonie ist eine multifaktorielle Erkrankung, somit haben verschiedene Risiko- und Belastungsfaktoren Einfluss auf Vorkommen und Schwere der Erkrankung. In dem Zusammenhang sind insbesondere die Haltung und das Management, der Produktionstyp, die Herdengröße sowie die Distanz zur nächsten M. hyopneumoniae-positiven Herde zu nennen (KOBISCH 2000). Die Umgebung eines Bestandes hat Einfluss auf das Risiko der Reinfektion M. hyopneumoniae-freier Herden, wie auch auf den Eintrag neuer Isolate in bereits infizierte Bestände.

Ein hohes Aufkommen von Schweinetransporten auf benachbarten Straßen bzw. das Vorkommen eines Schlachthofes in der näheren Umgebung erhöhen das Risiko für einen Erregereintrag (MAES et al. 1996). Als Risikofaktoren für eine Reinfektion von SPF-Herden in der Schweiz wurde die Nähe zu infizierten, größeren Herden in konventioneller Haltung identifiziert (STÄRK et al. 1992).

Verschiedene Maßnahmen im Rahmen von Haltung und Management können die Erregerübertragung beeinflussen. Nach MAES et al. (1996) werden folgende

Maßnahmen in diesem Zusammenhang als sinnvoll diskutiert: Ein striktes Rein-Raus-Verfahren, die Reinigung und Desinfektion der Abteile vor Neubelegung, die Vermeidung einer Überbelegung der Abteile sowie optimale klimatische Bedingungen, wie die Vermeidung von Zugluft, Minimierung des Ammoniakgehalts und Optimierung der Raumtemperatur. Eine relative Luftfeuchtigkeit von 60-80 % sollte angestrebt werden. Die Minimierung der Herkünfte zugekaufter Tiere, eine Minimierung der Frequenz von Zukäufen und die Durchführung von Quarantänemaßnahmen bei zugekauften Tieren werden ebenfalls empfohlen.

In Herden, die als geschlossenes System operieren, wird das Risiko des Erregereintrags geringer eingeschätzt als in anderen Haltungssystemen (MAES et al.

1996). Eine Studie zur Seroprävalenz von Sauen ermittelte höhere Anteile seropositiver Sauen in Herden von Ferkelerzeugern mit oder ohne angeschlossene Aufzucht als in geschlossenen Systemen (GROSSE BEILAGE et al. 2009). Eine Haltung innerhalb geschlossener Herden wirkt sich demnach reduzierend auf die Ausbreitung von M. hyopneumoniae in Herden aus. Im Gegensatz dazu identifizierten OSTANELLO et al. (2007) das Vorhandensein von Zuchttieren innerhalb der Herde bzw. geschlossene Systeme, fehlende Vakzination gegen M. hyopneumoniae sowie Aufzucht- und Mastphasen während der Wintermonate als Risikofaktoren für eine verstärkte Ausprägung von Lungenläsionen bei Masttieren.

LEON et al. (2001) halten den Zeitpunkt der Einstallung in die Mastabteile in Bezug auf die Verbreitung von M. hyopneumoniae für besonders kritisch und raten in diesem Zusammenhang zu Stressvermeidung, z.B. durch Einschränkung der Gruppendurchmischung sowie zur Einhaltung eines angemessenen Stallklimas in dieser Mastphase. Die Tierdichte in den Mastbuchten und die Tierdichte pro Raumvolumen innerhalb des Mastabteils gelten als Einflussfaktoren, mit denen das Risiko der Erregerübertragung zu reduzieren ist (MAES et al. 2000; LEON et al.

2001). Eine zu hohe Tierdichte bedingt hohe Erreger- und Ammoniakkonzentrationen in der Stallluft. Hohe Ammoniakkonzentrationen können das Risiko einer Infektion mit respiratorischen Erregern steigern, da sie die Zilien-Aktivität herabsetzen (PLONAIT 2004).

Besondere Berücksichtigung bei den Maßnahmen zur Reduzierung der Erregerübertragung verdienen die Sauen, die als potentielle Reservoire des Erregers durch die Übertagung auf ihre Nachkommenschaft eine große Rolle spielen.

Managementpraktiken können nachweislich einen Einfluss auf den Infektionsstatus im Sinne einer geringeren Anzahl seropositiver Sauen haben. Dazu zählt die Quarantäne von Jungsauen und Jungebern, der eine adäquate Eingliederung in die Sauenherde folgen muss. Die Vakzination der Ferkel gegen M. hyopneumoniae, ein striktes Rein-Raus-Verfahren innerhalb der Abferkelabteile sowie die Umsetzung eines 1- oder 3-Wochen-Abferkelrhythmus gelten ebenfalls als wichtige Maßnahmen.

Die Produktion im 2- oder 4-Wochen-Rhythmus wirkt sich dagegen ungünstig aus.

Ursächlich dafür sind vermutlich die damit verbundenen Abferkelungen außerhalb des eigentlichen Rhythmus, die häufig nicht in gesonderten Abteilen stattfinden können und somit die Altersspanne der Ferkel innerhalb eines Abteils erhöhen und ein konsequentes Rein-Raus-Verfahren erschweren (GROSSE BEILAGE et al. 2009).

Die Altersstruktur der Sauenherde wird ebenfalls als Einflussfaktor diskutiert (KOBISCH 2000; GROSSE BEILAGE et al. 2009). MAES et al. (1996) empfehlen eine ausgeglichene Altersstruktur der Sauenherden mit nicht mehr als 30 % Jungsauen. Der Carrier-Status (M. hyopneumoniae-Ausscheidung) von Jungsauen während der Quarantäne bzw. der Sauenherde kann anhand des direkten Erregernachweises aus Nasentupfern mittels PCR bewertet werden. Das Monitoring des Carrier-Status kann helfen, Krankheitsausbrüchen in der Sauenherde frühzeitig zu erkennen (CALSAMIGLIA u. PIJOAN 1998).

Infektionen mit Ascaris suum hemmen nachweislich die Effizienz der Vakzination gegen M. hyopneumoniae. Regelmäßige Parasitenkontrollen bzw. Entwurmungen sind demnach von großer Bedeutung (STEENHARD et al. 2009). Aufgrund der Assoziation von M. hyopneumoniae mit anderen respiratorischen Erregern (PALZER et al. 2008; NATHUES et al. 2010) sollten auch diese bei der Durchführung präventiver Maßnahmen berücksichtigt werden (MAES et al. 2008). Um eine indirekte Erregerübertragung zu vermeiden, sollte vor Betreten der Stallungen auf stalleigene bzw. gereinigte und desinfizierte Kleidung und Stiefel geachtet werden.

Haustiere und Besucher sollten keinen Zugang zu den Abteilen haben (MAES et al.

1996).

2.5.2 Impfung

Die Vakzination der Ferkel ist in Ländern mit hoher Schweinedichte die wichtigste Maßnahme zur Kontrolle der Enzootischen Pneumonie (GROSSE BEILAGE et al.

2006). SIBILA et al. (2007b) konnten bei geimpften Tieren geringer ausgeprägte Lungenläsionen sowie deutlich geringere Nachweisraten des Erregers in den oberen Atemwegen (Nasenhöhle, Tonsillen) beobachten, was auf einen niedrigeren Infektionsdruck in geimpften Herden hindeutet. Im Gegensatz dazu konnten MEYNS et al. (2006) und VILLARREAL et al. (2010) keine signifikanten Unterschiede zwischen den Übertragungsraten bei geimpften bzw. ungeimpften Absetzferkeln nachweisen. Eine Verminderung der vertikalen Übertragung durch Maßnahmen zur Senkung der Prävalenz in Sauenherden ist sinnvoll und reduziert die Kosten präventiver und therapeutischer Maßnahmen in späteren Produktionsphasen (FANO et al. 2007). RUIZ et al. (2003) untersuchten Ferkel zum Zeitpunkt des Absetzens mittels nested PCR an Nasentupfern und ermittelten signifikant weniger positive Nachweise bei Ferkeln von geimpften Sauen, als von ungeimpften Sauen. SIBILA et al. (2008) konnten dagegen keine signifikanten Unterschiede zwischen der M. hyopneumoniae-Kolonisation in der Nasenhöhle von Ferkeln geimpfter und ungeimpfter Muttersauen ermitteln. Innerhalb dieser Untersuchung wurden jedoch mittels Schlachtlungen-Checks signifikant weniger stark ausgeprägte M. hyopneumoniae-typische Veränderungen bei Nachkommen von geimpften Sauen nachgewiesen.

Verschiedene Untersuchungen konnten höhere tägliche Zuwachsraten bei geimpften Tieren im Gegensatz zu ungeimpften nachweisen (DOHOO u. MONTGOMERY 1996; KYRIAKIS et al. 2001; JENSEN et al. 2002).

Junge Zuchttiere sollten während ihrer Eingliederungsphase gegen M. hyopneumoniae geimpft werden, da eine Infektion während der Eingliederung oder bei Integration in die Stammherde die Ausscheidung hoher Erregermengen zur

Folge hat, die auf andere Sauen und die eigenen Ferkel übertragen werden können (NATHUES u. GROSSE BEILAGE 2009).

Die Vakzination von Ferkeln in der ersten Lebenswoche kann ebenfalls zu einer signifikanten Reduzierung M. hyopneumoniae-typischer Lungenläsionen führen (ANDREASEN et al. 2006; STRAUSS 2007). Inwiefern die Konzentration maternaler Antikörper einen Einfluss auf den Impfeffekt hat, wird kontrovers diskutiert. Während nach STRAUSS (2007) das Vorhandensein maternaler Antikörper gegen M. hyopneumoniae die Impfreaktion nicht beeinflusst, konnte LEHNER (2008) einen Effekt im Sinne einer erhöhten Anzahl serokonvertierter Schweine und ausgeprägterer Lungenläsionen am Ende der Mast bei Tieren von geimpften Sauen, die in der ersten Lebenswoche gegen M. hyopneumoniae geimpft wurden, feststellen.

GROSSE BEILAGE et al. (2006) beobachteten einen Zusammenhang zwischen der Durchführung einer Ferkelimpfung und niedrigeren Seroprävalenzen bei den Sauen entsprechender Herden. Eine Reduzierung der Verbreitung des Erregers durch die Durchführung der Ferkelvakzination kann demnach postuliert werden.

Ein langfristiges Impfmanagement ist hauptsächlich sinnvoll, um die Ausprägung der Klinik und der Läsionen zu minimieren. Eine Kombination mit geeigneten Management- und Hygienemaßnahmen hilft die Erregerübertragung zu reduzieren.