• Keine Ergebnisse gefunden

Repräsentativität und Ausschöpfungsquote

Im Dokument Professoren mit Migrationshintergrund (Seite 171-175)

MOBIL-Studie, methodisches Vorgehen und Forschungsfrage

5.2 MOBIL-Studie, Zugang zur Zielgruppe und DatenerhebungDatenerhebung

5.2.4 Repräsentativität und Ausschöpfungsquote

Das Qualitätskriterium der Repräsentativität bezieht sich auf das Verhältnis von Population (Grundgesamtheit) und Sample. Die Frage der Repräsentativität spielt in der quantitativen Forschung eine zentrale Rolle. Um die Repräsentativität einer Studie zu beurteilen, sind die Erhebungsform und der Nonresponse-Fehler von zentraler Bedeutung.

Bei der Erhebungsform lässt sich zwischen Vollerhebung und Teilerhebung (bzw. Stichprobenerhebung) unterscheiden (Döring und Bortz 2016). Wie bereits dargelegt lässt sich die MOBIL-Studie als Vollerhebung klassifizieren, wodurch eine stärkere Belastbarkeit der Daten gewährleistet wird, da gegenüber einer Stichprobenziehung bestimmte Fehlerrisiken von vornherein ausgeschlossen wer-den können (Häder und Häder 2014).

Dabei muss man sich die Frage stellen, ob es tatsächlich gelungen ist, sämt-liche Professoren in Berlin und Hessen zu erreichen, damit zu Recht von einer Vollerhebung gesprochen werden kann. Je nach Zugangsweg bestehen mögliche Einschränkungen. Beim internen Versand über Institutionen der eigenen Hoch-schule stellt sich die Frage, inwieweit die entsprechenden E-Mail-Verteiler alle aktuell tätigen Professorende factoerreichen. Ferner besteht beim externen Ver-sand anhand der eigens recherchierten E-Mail-Adressen die Unsicherheit, ob tat-sächlich alle E-Mail-Adressen der Professoren im Internet veröffentlicht wurden.

Da für die Organisation des Hochschulbetriebs eine interne wie externe Erreich-barkeit von Professoren anhand aktueller E-Mail-Adressen von großer Relevanz ist, kann allerdings davon ausgegangen werden, dass beiden Fehlerquellen keine allzu große Bedeutung zukommt.

DerNonresponse-Fehler beschreibt die Abweichung zwischen geplanter Stich-probe (Vollerhebung aller Professoren mit Migrationshintergrund in Berlin und Hessen) und tatsächlich realisierter Stichrobe (Döring und Bortz 2016). Nach Hornbostel und Keiner (2002) stellt der Nonresponse-Fehler in der umfrageba-sierten Sozialforschung für die Repräsentativität häufiger ein Problem dar als

die Realisierung einer Zufallsauswahl. Die Beurteilung desNonresponse-Fehlers basiert dabei zentral auf zwei Faktoren.

Erstens ist dabei die Ausschöpfungsquote bzw. Rücklaufquote zu nennen. Ein geringer Nonresponse-Fehler ergibt sich erstens aus einer hohen Rücklaufquote, die somit einen wichtigen Indikator für die Qualität der Befragung darstellt.

Zweitens ist für die Repräsentativität des Samples von zentraler Bedeutung, dass es keine unsystematischen Ausfälle gibt, die zu Stichprobenverzerrungen füh-ren (Döring und Bortz 2016; Gabler und Quatember 2013). Im Folgenden wird zunächst erläutert, wie die Rücklaufquoten ermittelt wurden, bevor es in einem zweiten Schritt die Repräsentativität des Samples zu analysieren gilt.

Der grundsätzlich vorteilhafte Umstand, dass bei der Zielgruppe der Pro-fessoren eine relativ hohe Erreichbarkeit gewährleistet ist, birgt zugleich den Nachteil, dass Professoren relativ häufig zur Teilnahme an Studien eingeladen werden. In Verbindung mit der hohen Arbeitsbelastung erreichen Professorenbe-fragungen daher zumeist keine hohen Rücklaufquoten. In den Hochschullehrer-/Professorenbefragungen der letzten Jahre in Deutschland variiert diese Quote zwischen 14 % und 32 %:

• CAP –Changing Academic Profession(32 %) (Jacob und Teichler 2011),

• Forschungsbedingungen von Professoren an Universitäten (32 %) (Böhmer et al. 2011),

• Leistungsorientierte Steuerung der universitären Lehrtätigkeit (14 %) (Wilkes-mann und Schmid 2011),

• LESSI – Wandel von Lehre und Studium (21 %) (Schomburg et al. 2012),

• GOMED – Governance Hochschulmedizin (25 %) (Krempkow et al. 2012).

Um die Rücklaufquote für das MOBIL-Projekt zu berechnen, ist zunächst die Frage zu beantworten, wie groß die Grundgesamtheit der Professoren mit Migra-tionshintergrund in Berlin und Hessen (target population) ist. Die Zahl aller hauptamtlich tätigen Professoren an staatlichen Hochschulen liegt 2012 für Berlin und Hessen bei 5.515 (vgl. Statistisches Bundesamt 2018b). Nach der Sonder-auswertung des Mikrozensus von 2011 lässt sich der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund unter Hochschullehrern in Berlin und Hessen auf 11,1 % schätzen. Überträgt man diesen Anteil auf die Gruppe der hauptamtlich tätigen Professoren, liegt die Gesamtzahl der Professoren mit Migrationshintergrund in Berlin und Hessen bei 613. Dabei ist zu beachten, dass der Schätzwert von 11,1 % aufgrund der geringeren Fallzahlen mit noch deutlich größeren Unsicherheiten behaftet ist als die bundesweite Sonderauswertung.

Deutlich zuverlässigere Daten können für die Teilgruppe der Professoren mit Migrationshintergrund, die eine ausländische Staatsangehörigkeit haben, ermittelt werden. Laut Hochschulpersonalstatistik liegt die Zahl der hauptamtlich täti-gen, ausländischen Professoren an staatlichen Hochschulen in Berlin und Hessen bei 3876 (vgl. Statistisches Bundesamt 2018b). An der MOBIL-Studie haben 101 Professoren mit ausländischer Staatsangehörigkeit teilgenommen, was einer Rücklaufquote von 26 % entspricht. Über die Differenzbildung zwischen den 613 Professoren mit Migrationshintergrund und den 387 ausländischen Professoren, ergibt sich für die deutschen Professoren mit Migrationshintergrund eine Zahl von 226. Am MOBIL-Projekt haben 102 deutsche Professoren mit Migrations-hintergrund teilgenommen, was nach dieser Systematik einer Rücklaufquote von 45 % für die Teilgruppe der deutschen Professoren mit Migrationshintergrund entspricht. Für das gesamte Sample von 203 Professoren liegt die entsprechende Rücklaufquote bei 33 % (vgl. Tabelle5.1).

Während die Rücklaufquoten für das gesamte Sample und die deutschen Professoren mit Migrationshintergrund aufgrund der Unsicherheit der Sonderaus-wertung lediglich als grobe Schätzwerte dienen können, basiert die Rücklaufquote von 26 % für Professoren mit ausländischer Staatsangehörigkeit auf der amtli-chen Statistik. Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass die erreichte Rücklaufquote im Vergleich zu anderen Hochschullehrerbefragungen als durchaus zufriedenstellend bezeichnet werden kann.

In einem zweiten Schritt wird geprüft, inwieweit es hinsichtlich des Nonresponse-Fehlers zu systematischen Verzerrungen gekommen ist. Da Diffe-renzierungen lediglich für die Teilgruppe der ausländischen Professoren möglich sind, lässt sich derNonresponse-Fehler ausschließlich in Bezug auf diese Gruppe untersuchen. Auf der Grundlage der Hochschulpersonalstatistik können Diffe-renzierungen nach Bundesland, Geschlecht, Hochschulart, Fächergruppe, Besol-dungsgruppe und Nationalität vorgenommen werden. Generell zeigen sich keine großen systematischen Verzerrungen. Geringfügig überrepräsentiert sind dabei Professorinnen (gegenüber männlichen Professoren), Professoren aus Hessen (gegenüber Professoren aus Berlin), Professoren an Universitäten (gegenüber Pro-fessoren an Fachhochschulen), ProPro-fessoren in den Geistes-/Sozialwissenschaften und Lebenswissenschaften (gegenüber Professoren anderer Fachbereiche) sowie W1- und W3-/C4-Professoren (gegenüber Professoren anderer Besoldungsgrup-pen). Hinsichtlich der Staatsangehörigkeit konnte für die Zielgruppe lediglich

6Der Abschlussbericht der MOBIL-Studie geht von 406 ausländischen Professoren aus. Aller-dings wurden dabei auch 19 Gastprofessoren berücksichtigt, dieper definitionemnicht zum Sample gehören. Vor diesem Hintergrund ist die etwas höhere Rücklaufquote, die in dieser Arbeit zugrunde gelegt wird, zu erklären.

Tabelle5.1RücklaufunddemographischeVerteilungdesSamples Ausländische ProfessorenDemographische Verteilung(%)DeutscheProfessoren mitMgh.Demographische Verteilung(%)GesamtDemographische Verteilung(%) MobilStBA*MobilStBA*MobilStBA**MobilMobilStBA**Mobil Gesamt101387--102226-203613- Rücklaufquote(%)264533 BundeslandBerlin53218535654-53107-53 Hessen48169474448-4796-47 GeschlechtMänner64256636670-69132-66 Frauen36131373432-3169-34 HochschulartUniversitäten92333918668-67160-79 Fachhochschulen95491434-3343-21 FächergruppenGeistes-und Sozialwissenschaften55205605350-51106-55 Lebenswissenschaften123913107-719-10 Naturwissenschaften19100212627-2846-24 Ingenieurwissenschaften64361114-1420-10 BesoldungsgruppenW11548161212-1227-14 C2/C3/W233168344350-5183-43 C4/W348171504436-3784-43 NationalitätEuropäischeUnion602265958 Drittstaatenaußerhalb derEU 411614142 *EigeneDarstellung.Quelle:EigeneAuswertungderDatendesStatistischenBundesamtesaufderGrundlageICE-DatenbankdesDZHWfürhauptamtlichtätigeC4-/C3-/C2-undW3-/W2- /W1-ProfessorenanstaatlichenHochschuleninBerlinundHessenimJahr2012(vgl.StatistischesBundesamt2018b). **Mikrozensus2011Sonderauswertung(vgl.StatistischesBundesamt2013).DieMOBIL-Erhebungwurde2012/2013durchgeführt

eine Differenzierung zwischen EU-Ländern und Drittstaaten vorgenommen wer-den. Der Anteil von Professoren aus EU-Staaten an der Grundgesamtheit (58 %) entspricht dabei fast exakt der Verteilung im Sample (vgl. Tabelle5.1).

Zusammenfassend lässt sich hinsichtlich der Repräsentativität der Befragung festhalten, dass aufgrund verbleibender Unsicherheiten bezüglich der Zusammen-setzung der Grundgesamtheit derNonresponse-Fehler nicht abschließend beurteilt werden kann. Die zur Verfügung stehenden Informationen lassen auf eine hohe Rücklaufquote ohne systematische Verzerrungen schließen. In Verbindung mit der Methode der Vollerhebung deutet dies durchaus auf eine hohe Repräsentativität hin.

Im Dokument Professoren mit Migrationshintergrund (Seite 171-175)

Outline

ÄHNLICHE DOKUMENTE