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Regionale Unterschiede der Betriebsstrukturen in Deutschland

5. Intrasektorale Analyse

5.2. Regionale Unterschiede der Betriebsstrukturen in Deutschland

Der intersektorale Agrarstrukturwandel und seine Auswirkungen sind bereits erläutert worden. Daran anknüpfend wird an dieser Stelle die landwirtschaftliche Struktur auf regionaler Ebene mittels Kennzahlen betrachtet. Dazu werden zuerst die Betriebsanzahlen und -größen vergleichend gegenübergestellt und dann die Verteilung der Arbeitskräfte und deren Einsatz bezogen auf die Fläche bzw. den Betrieb. Die regionale Strukturentwicklung steht in engem Zusammenhang mit der Arbeitsintensität der Bewirtschaftung, aus der sich verschieden starke Unfallrentenlasten aus früheren Jahren und auch heute noch ergeben.

Abbildung 24: Landwirtschaftliche Betriebe und landwirtschaftlich genutzte Fläche 2005

0

SHH NB NRW HRS Bayern BW MOD

Anzahl Betriebe [in 1000]

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES, Fachserie 3, R 2.1.1, 2005.

Anmerkung: Die Erfassung des Statistischen Bundesamtes umfasst nur Betriebe ab 2 ha.

Die durchschnittliche Betriebsgröße in der deutschen Landwirtschaft von 44 ha (2005) wird von den Betrieben in den Einzugsbereichen der LBGen SHH und NB gerade überschritten, im Bereich der LBG MOD liegt die durchschnittliche Betriebgröße hingegen mit 189 ha deutlich darüber (vgl. Abbildung 24), in Bayern mit 26 ha und in der LBG BW mit 24 ha klar darunter.

Abbildung 25: Forstbetriebe ab 10 ha und Waldfläche 2005

SHH NB NRW HRS Bayern BW MOD

Betriebe [in 1000] Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES, Fachserie 3, R 2.1.1, 2005.

Reine Forstbetriebe, die vom Statistischen Bundesamt ab einer Größe von 10 ha erfasst werden, haben in Deutschland eine durchschnittliche Größe von 267 ha. Betriebe dieser Kategorie gibt es im Bereich der LBG SHH entsprechend der geringen Waldfläche nur wenige (vgl. Abbildung 25). In Bayern und im Gebiet der LBG NB hingegen liegen die durchschnittlichen Betriebsgrößen deutlich unter dem deutschen Durchschnitt.

Abbildung 26: Landwirtschaftliche Betriebe mit Waldfläche und Forstbetriebe 2005

0

SHH NB NRW HRS Bayern BW MOD

Betriebe [in 1000] Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES, Fachserie 3, R 2.1.1, 2005.

Anmerkung: Die Erfassung des Statistischen Bundesamtes umfasst nur Betriebe ab 2 ha.

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Die bäuerlichen Strukturen in Bayern werden durch die große Anzahl an Betrieben deutlich, die neben der Landwirtschaft auch in geringem Umfang auch Forstwirtschaft betreiben (vgl.

Abbildung 26). Die Betriebe sind wenig spezialisiert und haben großenteils nur eine kleine bis sehr kleine Flächenausstattung, die weit unter dem deutschen Durchschnitt von 39 ha liegt.

Abbildung 27: Flächenverteilung Acker-, Grünland und Waldfläche 2005

0,0

SHH NB NRW HRS Bayern BW MOD

Fläche [mio. ha]

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES, Fachserie 3, Reihen 2.1.1, 2005 und 3.1.2, 2006.

Anmerkung: Die Erfassung des Statistischen Bundesamtes umfasst nur Betriebe ab 2 ha.

Abbildung 27 zeigt die Flächenverteilung in den Zuständigkeitsgebieten der LBGen. Der Anteil Ackerland an der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist im Bereich der LBG MOD am höchsten, wobei die Anteile aller LBGen in der Bandbreite von 60 % bis 80 % verteilt sind. Im Gegensatz dazu ist der Anteil an Waldfläche an der land- und forstwirtschaftlichen Fläche eher unterschiedlich. In den LBGen HRS und BW beträgt dieser rund 50 %, in der LBG SHH nur 12 %.

Für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der Betriebe ist neben der durchschnittlichen Betriebsgröße auch der Anteil derjenigen Betriebe interessant, die eine gewisse Ausstattung an Boden, dem wichtigsten landwirtschaftlichen Produktionsfaktor, aufweisen. Dieser ist nur begrenzt verfügbar. Abbildung 28 zeigt den Anteil der Betriebe über 75 ha in den LBGen.

Abgesehen vom Sonderkulturanbau, dürften zumindest die Betriebe dieser Gruppe eine wirtschaftliche Lebensgrundlage für ihre Inhaber darstellen.

Abbildung 28: Durchschnittliche Betriebsgröße [in ha LF] und Anteil Betriebe > 75 ha

SHH NB NRW HRS Bayern BW MOD Deutschland

Landwirtschaftliche Nutzfläche [ha]

durchschn.

Betriebsgröße Betriebe größer 75 ha

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES, Fachserie 3, Reihen 2.1.1, 2005 und 3.1.2, 2006.

Anmerkung: Die Erfassung des Statistischen Bundesamtes umfasst nur Betriebe ab 2 ha.

Abbildung 29: Anzahl Betriebe nachSTATISTISCHEM BUNDESAMT und Beitragspflichtige Unternehmen der LUV (LUV-BU) 2005

SHH NB NRW HRS Bayern BW MOD

Anzahl Betriebe / LUV-BU [in 1.000]

0%

Anteil der LUV-BU, die auch beim Stat. Bundes- amt erfasst sind LuF

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES, Fachserie 3, R 2.1.1, 2005 und Geschäftsergebnissen des BLB, vers. Jg.

Aus Abbildung 29 wird deutlich, dass in Bayern und der LBG BW die Anzahl der bei der LUV pflichtversicherten Unternehmen vergleichsweise hoch ist. Beitragspflichtige Unternehmen sind alle land- und forstwirtschaftlichen Unternehmen ab einer Größe von 0,25 ha. Die vom STATISTISCHEN BUNDESAMT angegebene Anzahl an Betrieben beinhaltet hingegen nur

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Betriebe ab einer Flächengröße von mindestens 2 ha. Die ersichtlichen Differenzen zwischen den Angaben des STATISTISCHEN BUNDESAMTES und der LBGen müssen demnach auf Klein- und Kleinstbetriebe mit einer Fläche von 0,25 ha bis 2 ha zurückzuführen sein.6 Teilweise ist diese Differenz aber auch durch pflichtversicherte Unternehmen der Binnenfischerei, Imkereibetriebe oder andere Unternehmen zu erklären. Abbildung 30 zeigt die von der LUV erfassten Unternehmen mit sehr geringer Flächenausstattung sowie deren Anteil an allen Betrieben nach § 123 Abs. 1 Nr. 1 SBG VII der jeweiligen LBG.

Abbildung 30: Unternehmen nach § 123 Abs. 1 Nr. 1 SGB VII im Jahr 2005

0 Anteil < 1ha Anteil < 5 ha

Quelle: Eigene Darstellung nach Verwendungsnachweisen für Bundesmittel des GLA 2005.

Anmerkung: Unternehmen nach § 123 Abs. 1 Nr. 1 sind alle Unternehmen der Land- und Forstwirtschaft, des Garten- und Weinbaus, der Fischzucht, Teichwirtschaft, Binnenfischerei, Imkerei und solche, die den Zielen des Natur- und Landschaftsschutz dienen. Neben- und Hilfsunternehmen gehören nicht dazu.

Sehr deutlich ist zu erkennen, dass im Bereich der LBG BW extrem viele Kleinstunter-nehmen mit weniger als einem Hektar Fläche angesiedelt sind, in der LBG HRS und den

6 Die unteren Erfassungsgrenzen für land- und forstwirtschaftliche Betriebe des STATISTISCHEN BUNDESAMTES und der LBGen können auch unter den angegebenen Flächenangaben liegen, wenn andere Bedingungen, wie ein

beiden bayerischen LBGen FOB und NOS sind ebenfalls viele Unternehmen dieser Kategorie existent. In der zweitkleinsten Kategorie von einem bis fünf Hektar ist die Verteilung schon wesentlich homogener. Der Anteil der Betriebe unter einem Hektar ist in der LBG BW mit 67 % am höchsten und mit 12 % in der LBG SHH am geringsten.

Neben der Bodenbewirtschaftung gibt es auch bei der Intensität der Tierhaltung größere Unterschiede zwischen den Regionen. Eine Betrachtung ausgewählter Tierbestände des Jahres 2006 zeigt, das in den LBGen NB und NRW die tierische Veredelung vergleichsweise stark vertreten ist (vgl. Abbildung 31).

Abbildung 31: Tierbestände 2006: Mastschweine, Zuchtsauen und Eber

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

SHH NB NRW HRS Bayern BW MOD

Anzahl Tiere [in Mio.]

Mastschweine Zuchtsauen, Eber

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES, Tierbestand und tierische Erzeugung 2006, Fachserie 3, R 4.

Die größten Rindviehbestände sind in Bayern und im Bereich der LBGen MOD und NB zu finden. Vor allem die arbeitsintensivere Milchkuhhaltung ist in Bayern stark ausgeprägt; die extensivere Form der Mutterkuhhaltung ist vermehrt in den neuen Bundesländern angesiedelt (vgl. Abbildung 32).

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Abbildung 32: Tierbestände 2006: Milchkühe, Zuchtbullen und Mutterkühe

0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400

SHH NB NRW HRS Bayern BW MOD

Anzahl Tiere [in 1.000]

Milchkühe, Zuchtbullen Mutterkühe

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES, Tierbestand und tierische Erzeugung 2006, Fachserie 3, R 4.

Abbildung 33: Tierbestände 2006: Masthühner Masthühner

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0

SHH NB NRW HRS Bayern BW MOD

Anzahl Tiere [in Mio.]

Masthühner

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES, Tierbestand und tierische Erzeugung 2006, Fachserie 3, R 4.

Mehr als die Hälfte der deutschen Masthühner wird in der niedersächsischen Veredelungsregion Weser-Ems gehalten. Auch auf dem Gebiet der LBG MOD spielt die Masthuhnhaltung eine bedeutende Rolle. In allen andern LBGen erfolgt im Vergleich nur wenig Hühnermästung (vgl. Abbildung 33).

Es kann also festgestellt werden, dass die Tierhaltung in den deutschen Regionen sehr inhomogen ist. Einige LBGen wie NB, MOD und in Bayern weisen vergleichsweise große Tierbestände auf, andere wie HRS, SHH und BW eher geringere. Die Tierhaltung ist im Vergleich zur Bodenbewirtschaftung arbeitsintensiver. Allerdings bedeuten große Tierbe-stände nicht notwendig einen höheren Arbeitsaufwand, da moderne Haltungsverfahren großer Mastbetriebe mit wesentlich weniger Arbeit pro Tier auskommen, als traditionelle Haltungsformen in kleineren Gruppen.

Abbildung 34: AK-Einheiten je 100 Betriebe und je 100 ha LF

2,6

SHH NB NRW HRS Bayern BW MOD

Deutsch-land

AK-Einheiten je 100 ha LF

AK-Einh je 100 Betriebe AK-Einh. je 100 ha LF

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des STATISTISCHEN BUNDESAMTES, Fachserie 3, Reihen 2.1.8, 2005.

Eine intrasektorale Betrachtung des landwirtschaftlichen Arbeitskräfteeinsatzes in Abbildung 34 zeigt, dass der AK-Einsatz je Betrieb in den alten Bundesländern ähnlich ist, trotz der unterschiedlichen Flächenausstattung, die bereits dargestellt wurde. Allein im Einzugsgebiet der LBG MOD weicht der AK-Einsatz pro Betrieb davon stark nach oben ab. Wie bereits in Kap. 4.5.1 gezeigt, wird in den neuen Bundesländern der größte Teil der landwirtschaftlichen Fremdarbeitskräfte beschäftigt. Dies ist einerseits auf die mit Abstand größere Flächenausstattung der dort angesiedelten Betriebe zurückzuführen, andererseits aber auch auf die Gesellschaftsformen der Betriebe. In der LBG BW und in Bayern werden ca. 1,2 AK pro Betrieb beschäftigt, was einem Unternehmer und der halben Arbeitskraft seines Ehegatten oder eines Altenteilers entspricht und typisch für kleine Familienbetriebe ist.

Bei Betrachtung des AK-Einsatzes je Fläche ist zu erkennen, dass dieser sehr inhomogen ist. In den Bezirken der süd- und westdeutschen LBGen BW, den zwei bayerischen LBGen, der LBG NRW und der LBG HRS werden auf 100 ha landwirtschaftliche Nutzfläche vier bis

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fünf AK eingesetzt, in den neuen Bundesländern nur weniger als zwei. Wie sich in der folgenden Analyse noch zeigen wird, sind die LBGen mit einem höheren Arbeitseinsatz durch das damit verbundene höhere Unfallaufkommen schwerer durch Renten und andere Leistungen belastet, als die nord- und ostdeutschen LBGen.