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Quartiers- und Vorhabenebene in Jena

Im Dokument Steuerbare urbane Stoffströme - (Seite 162-166)

5 Blick in die Praxis - Nutzung von Planungsinstrumenten zur Einflussnahme auf die

5.2 Untersuchung der Fallbeispielkommunen

5.2.5 Fallstudie Stadtplanung und Stadtentwicklung in Jena

5.2.5.2 Quartiers- und Vorhabenebene in Jena

Erwähnenswert ist auch die Schriftenreihe zu Themen der Stadtentwicklung, die von der Stadt Jena entwickelt und publiziert werden (z.B. Wohnen in Jena, Stadtmitte für Jena, Handbuch Klimawandel, Hochhäuser in Jena) (Interview Stadt Jena 2018).

Förderprogramme

Die Stadtwerke haben das Förderprogramm KlimaPlus aufgelegt (Stadtwerke Energie Jena-Pößneck 2020). Das Programm bietet eine finanzielle Unterstützung von Bürger*innen bei der Umsetzung von klimawirksamen Maßnahmen. Finanzielle Unterstützung gibt es beim Kauf eines Elektroautos oder bei der Installation einer Ladestation. Ebenso werden Solardächer und

Batteriespeicher oder der Heizkesseltausch finanziell gefördert.

Zu erwähnen ist auch, der Fassadenpreis in Jena. Im Rahmen des Wettbewerbs wurden zum Beispiel Holzbauprojekte oder die Fassadenbegrünung aufgenommen. Für innovative

Bautechnologien auch mit Bezug auf die Energieeffizienz wird ein Sonderpreis ausgeschrieben (Stadt Jena ohne Jahr a).

Ein Werkstatt-Pavillon für Gartengeräte, Garten-Workshops oder kleinen Reparaturen steht allen Bewohnern kostenfrei zur Verfügung (Sharing-Prinzip) (Ebenda).

Löbstedt: Atrium 105/Am Mönchenberge

Löbstedt liegt im Nordosten von Jena und ist gut mit dem ÖPNV an das Zentrum angebunden.

Auf einer vier Hektar großen Konversionsfläche (ehemalige Studentenbaracken) werden über 300 Wohneinheiten entwickelt, über 700 Menschen sollen hier wohnen (OTZ 2018). Im Bebauungsplan wird folgendes Ziel aufgeführt: „…die Entwicklung eines ressourcenschonenden, kompakten und qualitätsvollen Stadtquartiers, dass der Nachfrage nach modernen, städtischen Wohnformen entspricht und zugleich dem hohen Wohnungsbedarf der Stadt Jena Rechnung trägt“

(Stadt Jena 2017, S. 21). Eine höhere Bebauung soll Wohnraum bei gleichzeitig moderatem Flächenverbrauch und -versiegelung schaffen (Ebenda). Das Gebiet gliedert sich in vier Quartiere. Ein Teilgebiet wurde bereits umgesetzt. Ein Plattenhaus aus den 1960er Jahren wurde bereits saniert und der neuen Architektur angepasst. Mehrgeschosswohnungen mit offenen Innenhöfen werden geplant. In einem Geviert sind Appartementwohnungen und auch betreutes Wohnen mit einem Seniorenheim angesiedelt (OTZ 2018). Zudem sollen vier- bis fünfgeschossige Häuser mit Eigentumswohnungen entwickelt werden. Für gute

Verkehrsanbindung an den öffentlichen Nahverkehr erhält das neue Wohngebiet eine eigene Haltestelle der Jenaer Straßenbahn.

Jena-Nord: Schützenhof

Der „Schützenhof“ in Jena-Nord wurde von der jenawohnen GmbH als Stadtteilzentrum

entwickelt. Das Grundstück befindet sich in einem Quartier, welches durch zeilenförmige 60iger-Jahre-Bauten geprägt ist (jenawohnen ohne Jahr b). Es sind 63 neue Wohnungen für Familien, Paare, Singles und Senioren entstanden: zwei Stadtvillen mit acht beziehungsweise 12

Wohnungen sowie ein Mehrfamilienhaus (OTZ 2019). Für die Entwicklung wurde kein neuer Bebauungsplan aufgestellt. Die Vorgaben der EnEV 2014 werden eingehalten, hierbei wirkt sich das Fernwärmezertifikat positiv aus. Zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung werden alle Wohnungen mit Fensterfalzlüftern ausgestattet. Die Verwendung von natürlich hergestellten Baustoffen steht im Vordergrund um die Idee des „gesunden Wohnens“ zu unterstreichen. Das Quartier war in 2019 Preisträger in der Kategorie „Quartiersentwicklung“ beim Award

Deutscher Wohnungsbau 2019 (OTZ 2019). Im Quartier wird ein elfgeschossiges

Punkthochhaus saniert, eine Mischungsnutzung ist im ganzen Quartier vorgesehen. Das Quartier wird Ende 2020 fertiggestellt.

Jena-Zentrum: Inselplatz

Der Inselplatz liegt im Zentrum der Stadt Jena. Das innerstädtische Gebiet wird mehrheitlich als Parkplatz genutzt. Auf dem Inselplatz soll ein Mischgebiet entstehen, wobei ein Großteil der Fläche für die Entwicklung eines Universitätscampus genutzt wird (Universität Jena ohne Jahr).

2008 wurde ein Exposé zur Standortentwicklung erarbeitet, ein städtebaulicher

Ideenwettbewerb folgte (Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft ohne Jahr). Der Siegerentwurf bildete die Grundlage für den Rahmenplan und die Bearbeitung eines Bebauungsplans (Ebenda). Universitäre Einrichtungen, Forschung und Lehre werden durch Dienstleistungsgewerbe und ein Parkhaus ergänzt. Geschützte Höfe, grüne Freiflächen und kurze Wege sollen Begegnungen ermöglichen und den Inselplatz zu einem innerstädtischen Ort der Kommunikation werden lassen. Bei der Erstellung soll ein Fokus auf die Energieeffizienz der Gebäude gelegt werden, denn die Energiesparverordnung soll deutlich unterschritten werden.

Im Jahr 2020 haben die Bauarbeiten am Inselplatz begonnen (Universität Jena ohne Jahr).

5.2.5.2.2 Eingesetzte Instrumente auf Quartiersebene in Jena

Einige besonders hervorzuheben Ergebnisse zu den Festsetzungen aus den untersuchten B-Plänen werden hier beispielhaft aufgezeigt, weitere Informationen sind im Anhang 5 zu finden.

Des Weiteren wird auf einige Instrumente, die in Jena auf der Quartiersebene eingesetzt wurden, eingegangen.

Bebauungspläne(B-Pläne)

In der nachfolgenden Tabelle werden einige Inhalte aus B-Plänen, die einen Effekt auf natürliche Ressourcen besitzen dargestellt. Ebenso werden in der Tabelle 11 beispielhaft adressierte natürliche Ressourcen und Stoffströme aufgeführt (Auswahl).

Tabelle 11: B-Pläne in Jena – Inhalte mit Bezug zu natürlichen Ressourcen (Auswahl) Inhalte der B-Pläne: Immergrün (Camburger Strasse), Am Oelste, Am Mönchenberge

und Inselplatz

Adressierte Ressourcen und Stoffströme Die Kombination von extensiver Dachbegrünung und Photovoltaikanlagen ist technisch

möglich und bietet Synergieeffekte, wenn die Kombination von vorneherein so vorgesehen wird…………. Aufgrund der Wertigkeit von Dachbegrünungen für den Wasserhaushalt und die Ökologie, darf daher auch bei der Installation von Solaranlagen nicht auf eine Ausführung der Dachbegrünungen verzichtet werden (Stadt Jena 2018 c, B-Plan Inselplatz S. 33).

Fassadenbegrünungen dienen der gestalterischen und ökologischen Aufwertung. Diese Maßnahme trägt damit zur Verbesserung des innerstädtischen Klimas bei und liefert gleichzeitig einen Beitrag zur Verringerung der Auswirkungen des hohen

Versiegelungsgrades. (Stadt Jena 2018 c, B-Plan Inselplatz S. 34)

Wasser, Biodiversität, Energie

Das Plangebiet befindet sich in einem Vorranggebiet für die Fernwärmeversorgung.

Gemäß § 5 der Fernwärmesatzung der Stadt Jena besteht für diese Gebiete ein

Anschlusszwang an die Fernwärmeversorgung (Stadt Jena 2018 c, B-Plan Inselplatz S. 9)

Energie, Luft

Ziel der künftigen Bebauung soll die Entwicklung eines ressourcenschonenden, kompakten und qualitätsvollen Stadtquartiers sein. Für die allgemeinen Wohngebiete wird eine GFZ von 1,6 festgesetzt und somit um 0,4 überschritten (Stadt Jena 2017, B-Plan Mönchenberge, S. 26).

Fläche

Die festgesetzte Grundflächenzahl soll sicherstellen, dass im Sinne eines funktionierenden Naturhaushaltes ein ausreichend großer Teil der Baugrundstücke unversiegelt bleibt. Die nicht überbaubaren Grundstücksflächen sollen den Nutzern darüber hinaus als „grünes Wohnzimmer“ zur Verfügung steht.

In diesen Fällen kann von der festgesetzten Grundflächenzahl abgewichen werden, falls damit innovative Lösungen für den zu erwartenden ruhenden Verkehr möglich sind.

(Stadt Jena 2012, B-Plan Camburger Strasse S. 5).

Grundflächenzahl 0,6 und Geschossflächenzahl 1,2 (Stadt Jena 2012, B-Plan Camburger Strasse Planzeichnung S. 1).

Fläche, Boden, Rohstoffe (z.B.

Baumaterialien)

Nach Maßgabe der Planzeichnung sind Flächen für die Entsorgung von Wertstoffen, für die Abwasserbeseitigung und die Rückhaltung von Niederschlagswasser festgesetzt (Stadt Jena 2017, B-Plan Am Oelste, S. 5).

Abwasser, Abfall, Flächen Eine hohe bauliche Innenverdichtung ist ein wirksamer Beitrag zum schonenden Umgang

mit der Ressource Boden. Eine adäquate Flächeninanspruchnahme im Außenbereich kann somit vermieden bzw. kompensiert werden (Stadt Jena 2018 c, B-Plan Inselplatz S. 25).

Fläche, Boden

Inhalte der B-Pläne: Immergrün (Camburger Strasse), Am Oelste, Am Mönchenberge und Inselplatz

Adressierte Ressourcen und Stoffströme Auf der öffentlichen Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Ausgleichsfläche“ 1 ist durch

Bodenabtrag ein Retentionsvolumen von 2.200 m³ herzustellen (Stadt Jena 2017, B-Plan Am Oelste S. 6).

Wasser

Anlagen zur Nutzung von solarer Strahlungsenergie sollen bei Flachdächern von der Außenwand abrücken, um vom Straßenraum aus nicht sichtbar zu sein (Stadt Jena 2017, B-Plan Mönchenberge S. 32).

Energie

Das Maß der baulichen Nutzung ergibt sich aus dem städtebaulichen Rahmenplan. Aus innerstädtischen historischen Lage allgemein und dem Ziel der Wiederherstellung urbaner städtischer Räume (Straße, Gasse, Platz) speziell, resultiert das Erfordernis einer hohen baulich-räumlichen Dichte. Darüber hinaus kann mit der geplanten intensiven Nutzung dem Grundsatz des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden effektiv entsprochen werden. (Stadt Jena B-Plan 2018 c, Inselplatz S. 25).

Fläche, Boden

Anlagen und Einrichtungen zur Nutzung von Solarenergie (Solaranlagen) sind bis zu einer Höhe von 0,75 m über der Dachhaut auf Dachflächen allgemein zulässig.

Anlagen und Einrichtungen zur Nutzung der Sonnenenergie (Solaranlagen) an den Fassaden und anderen vertikalen Bauteilen sind ausnahmsweise zulässig

(Stadt Jena 2017, B-Plan Am Oelste, S. 12).

Energie, Luft

Müllsammelanlagen durch Kletterpflanzen verschatten und visuell verstecken.

Eine Fläche für die Abfallentsorgung dient zur Entsorgung für Glas, Altkleider und Elektronikabfall (Stadt Jena B-Plan 2017, Mönchenberge, Planzeichnung und Textliche Festsetzungen S. 1).

Biodiversität Abfall

Verlängerung der Tram um Anwohnern den Umstieg von Auto auf ÖPNV zu vereinfachen (Energieeinsparung); in die Haltestellen sind Ersatztrassen für Fernwärme einzubringen (Stadt Jena B-Plan 2017, Mönchenberge, Planzeichnung und Textliche Festsetzungen S.

1).

Energie Rohstoffe (z.B.

Baumaterialien) (Mobilität), Luft In allen allgemeinen Wohngebieten sind aus stadtgestalterischen Gründen Standflächen

für bewegliche Abfallbehälter einzuhausen oder zu begrünen (Stadt Jena 2017, B-Plan Mönchenberge S. 32).

Abfall, Wasser, Biodiversität Auf Grundlage der Stellungnahme wurde eine extensive Begrünung von 50 % aller

Dachflächen sowie deren Anforderungen und Ausnahmen in die textlichen Festsetzungen übernommen (Stadt Jena 2017, B-Plan Mönchenberge S. 11).

Wasser, Biodiversität Verwendungsverbot bestimmter luftverunreinigender Stoffe (keine festen Brennstoffe im

Sinne der 1. BImSchV (Stadt Jena 2012, B-Plan Camburger Strasse S. 9).

Luft, Energie Das Niederschlagswasser ist zum Schutz des natürlichen Wasserhaushaltes vorzugsweise

auf den Grundstückflächen zu verwerten und/oder zu versickern (Stadt Jena 2017, B-Plan Mönchenberge S. 33).

Wasser, Biodiversität Quelle: Eigene Darstellung, Difu

Eine umfassende tabellarische Übersicht mit Festsetzungen in B-Pänen in Jena ist im Anhang A.9 zu finden.

Städtebaulicher Entwurf für Jena-Zwätzen

Ziel war ein urbanes Quartier mit hoher städtebaulicher Qualität zu entwickeln. Im Masterplan wurde festgelegt, dass im Städtebau unterschiedliche Bautypen vor allem in Form von

Mehrgeschosshäusern umgesetzt werden sollen, zudem wurde ein kompaktes, robustes

Quartier mit einer hohen Vielfalt an Architekturen erarbeitet. Neben Wohnen sollen am Stadtplatz auch Handel und Dienstleistungen ermöglicht werden (Stadt Jena 2018 b). Im Masterplan wird bereits auf eine Gestaltungssatzung/B-Plan mit Hinweis auf zu nutzende Materialien und auch Farben eingegangen. Das Themenfeld Stadtgrün war ein Leitthema, mit einem Stadtplatz und viel Straßengrün soll eine hohe Lebensqualität im Quartier gewährleistet werden (Ebenda). Um den ÖPNV zu stärken, wurde bereits im Masterplan die Verlängerung der Straßenbahn in das Viertel mit eingeplant. Zudem ist ein Bahnhof mit Haltepunkten für den Regionalverkehr fußläufig erreichbar. Der Masterplan legt somit eine Betonung auf den öffentlichen gegenüber dem motorisierten Individualverkehr. Ein Parkraumkonzept wurde entwickelt, mit dem eine höhere Dichte bei den Gebäuden möglich ist und der Versiegelungsgrad verringert wird. Car-Sharing-Plätze und auch die E-Mobilität wurden bereits hier berücksichtigt.

Für die Abfallwirtschaft wurde ein Sammelplatz für Recyclingcontainer eingeplant. Das Gebiet wird an das Fernwärmesystem der Stadt angeschlossen werden. Vorgesehen ist eine

Grauwassernutzung für Gärten und eine Ableitung.

Erschließungsplanung für Jena-Zwätzen

Im Erschließungsplan49 wird dem Klimawandel Rechnung getragen, indem ein durchgrüntes Viertel geplant sowie Aspekte wie Starkregenereignisse berücksichtigt wurden (Stadt Jena 2018 b). Auch eine Empfehlung zur Wiederverwertung von Altpflaster wurde aufgenommen, so sollen Parkstellplätze, die an Baumstandorte grenzen, mit Altpflaster in ungebundener Bauweise befestigt werden. Ein umfangreiches Fußgängernetz wird geplant. Nord-Südorientierte Wege erhalten eine offene Rinne, um Regenwasser aufzunehmen, auch Wasser von Dachbegrünungen kann hier eingeleitet werden. Straßen sind mit Niederspannungsleitungen ausgestattet, um so im öffentlichen Raum zehn Ladestationen für E-Fahrzeige anbieten zu können.

Fachkonzept Vertikale Bautypologien in der Innenstadt

Im Gutachten werden die Gebäudetypologien der Innenstadt Jena dargestellt (Stadt Jena 2016 c). Hochpunkte werden im städtischen Kontext diskutiert und Chancen und Probleme für die Stadtentwicklung diskutiert. Auf die Vorteile einer flächensparenden Bauweise, der Stadt der kurzen Wege, die Nutzungsmischung oder auf die intensive Nutzung der Infrastruktur wird eingegangen. Das Gutachten kann u.a. als informelle Dichtekarte für die Innenstadt genutzt werden (Ebenda).

5.2.5.3 Stoffstromanalysen in Jena

Im Dokument Steuerbare urbane Stoffströme - (Seite 162-166)