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Gesamtstädtische und quartiersübergreifende Ebene in Jena

Im Dokument Steuerbare urbane Stoffströme - (Seite 158-162)

5 Blick in die Praxis - Nutzung von Planungsinstrumenten zur Einflussnahme auf die

5.2 Untersuchung der Fallbeispielkommunen

5.2.5 Fallstudie Stadtplanung und Stadtentwicklung in Jena

5.2.5.1 Gesamtstädtische und quartiersübergreifende Ebene in Jena

Wohnflächenentwicklung wurden für zentrale stadtbildprägende Stadträume (u.a. Eichplatz, Inselplatz) und funktionale Schwerpunkträume (u.a. Uniklinikum) verschiedenste Studien erarbeitet. Neben dem FNP werden gesamtstädtische Instrumente wie beispielsweise ein Flächenkataster, Satzungen oder interne Fortbildungen genutzt.

Übergeordnete Strategien und Konzepte

In Jena existieren verschiedene Strategien, Leitbilder und Konzepte, die Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung zum Ziel haben. u.a.:

„ISEK 2030“: Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Jena 2030 ist eine gesamtstädtische themenübergreifende Entwicklungsstrategie, in der die wesentlichen Handlungsbedarfe und Aufgabenschwerpunkte der Stadt für die nächsten Jahre formuliert werden. Ziel ist es, unter

Beteiligung von Bürger*innen, lokalen Akteure*innen und Fachexpert*innen die

wesentlichen Herausforderungen der nächsten Jahre zu erörtern, räumliche Schwerpunkte und Themen zu setzen und langfristige Vorhaben der Stadtentwicklung zu benennen. Das INSEK 2030 umfasst verschiedene Ansätze:

1. Standards für Infrastrukturausstattung, 2. Fachkonzepte zu Energie- und Klimaschutz, 3. Fachkonzepte zu Verkehr,

4. Fachkonzepte zu Wohnen, 5. Konzepte „Grüne“/„Blaue“ Stadt.

Zusätzlich zu den gesamtstädtischen Grundlagen im Themenfeld Stadtstruktur, Städtebau und Wohnen liegen Konzepte, Planungen, Gutachten und Studien zu thematischen Teilaspekten sowie teilräumlichen Betrachtungen vor (Stadt Jena 2018 a).

„Wohnbauflächenentwicklung“: Ein Konzept für den geplanten Wohnungsbau in Jena.

Zentrale Grundlage ist eine strategische Flächenpolitik, die sowohl die differenzierte Wohnungsnachfrage als auch eine ressourcenschonende Flächennutzung sowie eine städtebaulich qualitätsvolle Entwicklung berücksichtigt (Stadt Jena 2016 a). Der Flächenverbrauch ist möglichst gering zu halten und die Kernstadt soll städtebaulich gestärkt werden – insbesondere durch die Bebauung von Baulücken und Brachflächen im innerstädtischen Bereich. Insgesamt führt dies zu einem Bedeutungsgewinn und einer Zunahme des Geschosswohnungsbaus. Das Konzept zeigt auch Potenziale auf.

„Stadtteilentwicklungskonzepte für die Planungsräume West/Zentrum“: Mit dem Konzept sollen die gesamtstädtischen und die in unterschiedlichen Fachkonzepten enthaltenen teilräumlichen Ziele, Strategien und Maßnahmen auf der Ebene des einzelnen

Planungsraumes übertragen werden. Neben potenziellen Flächenentwicklungen, wird auf die technische Infrastruktur, Mobilität und Freiflächen sowie Umweltaspekte eingegangen.

Leibilder und strategische Handlungsschwerpunkte für die Stadtentwicklung werden zudem aufgeführt (Stadt Jena 2015).

„JenaerKlimaanpassungsStrategie (JenKAS)“: Ziel war die Entwicklung einer

gesamtstädtischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel (Stadt Jena 2012 a). Die Strategie wurde im Rahmen eines ExWoSt-Modellprojekts umgesetzt. Ein Handbuch für die klimawandelgerechte Stadtentwicklung für Jena wurde entwickelt. Dort sind u.a.

städtebauliche Leitbilder im Klimawandel und Handlungsempfehlungen für das Jenaer Stadtgebiet formuliert.

„Klimaschutzkonzept“: Das integrierte Klimaschutzkonzept wurde 2015 beschlossen.

Schwerpunktthemen sind die CO2- und Energieverbrauchsminderung auf Basis von Energieeinsparung, effizientem Energieeinsatz und der Nutzung erneuerbarer Energien (Stadt Jena und ThINK 2015). Ein Maßnahmenkatalog wurde erarbeitet.

Im Rahmen der Kampagne „Schritt für Schritt – für mehr Nachhaltigkeit“ zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird eine eigene Internetpräsenz angeboten (siehe:

www.schritt-fuer-schritt.net.)

► Jenaer Nachhaltigkeitsstrategie: Im Rahmen des Projektes "Global Nachhaltige Kommune Thüringen" erarbeitet die Stadt Jena als Modellkommune eine integrierte

Nachhaltigkeitsstrategie für ein zukunftsfähiges Jena (Stadt Jena 2019). Ein Handlungsprogramm, welches sechs Themenfelder mit insgesamt 174 konkreten

Maßnahmen umfasst, wurde erarbeitet. Dieses wird in Form einer Beschlussvorlage dem Stadtrat und seinen Gremien zur Beschlussfassung vorgelegt.

Die konzeptionellen Grundlagen bilden eine Grundlage für die nachhaltige Planung in der Stadt.

Flächennutzungsplan

Im Zusammenhang mit dem Beschluss zur „Wohnbauflächenentwicklung Jena 2030“ (Stadt Jena 2016 a) wurde die Stadtverwaltung beauftragt, im Jahr 2017 mit der Überarbeitung des

Flächennutzungsplans zu beginnen. Seitdem sind organisatorische Vorarbeiten begonnen worden, die formelle Einleitung des bauleitplanerischen Aufstellungsverfahrens erfolgte mit dem Einleitungsbeschluss in 2018. Der Fortschreibungsprozess des FNP soll im Jahr 2022 abgeschlossen werden. Die nachfolgenden Ergebnisse beziehen sich auf den vorliegenden FNP aus dem Jahr 2005 (Stadt Jena 2005).

Ziel der Flächennutzungsplanung in Jena ist es, die unterschiedlichen raumwirksamen Fachplanungen so miteinander abzustimmen und zu verknüpfen, dass eine positive und nachhaltige städtebauliche Entwicklung in Jena gefördert wird. In diesem Zusammenhang wurden Ziele wie das Prinzip der Innenverdichtung aufgeführt, eine stadt- und

umweltverträgliche Verdichtung von Wohn- und Gewerbegebieten in der Kernstadt wird angestrebt. Es wird zudem festgestellt, dass ausreichend Wohnraum durch Aufwertung vorhandener Bausubstanz und Neubau zur Verfügung steht und eine Zersiedlung vermieden werden soll. Des Weiteren soll in Jena der Umweltverbund Vorrang erhalten d.h. öffentlicher Personennahverkehr, Rad, Fußgänger. Durch das Prinzip der Stadt der kurzen Wege sollen Verkehre vermieden werden, hierfür ist eine stadtverträgliche Nutzungsmischung erforderlich.

Mit Verweis auf den Bodenschutz, soll die Bauleitplanung flächenschonend umgesetzt werden.

Der FNP adressiert ressourcenrelevante Themenfelder wie Wohnbauflächen, Grünflächen, Verkehr, die Ver- und Entsorgung und die Nahrungsmittelproduktion. Im FNP werden

planungsrechtlich sichere Wohnbauflächen als auch gemischte Bauflächen ausgewiesen. Durch Flächenrecycling im bebauten Bereich soll die weitere Zersiedlung des unbebauten

Stadtgebietes reduziert werden (z.B. Zwätzen-Nord). Zum Schutz der öffentlichen Grünflächen sollen die innerstädtischen Bestände erhalten und ausgebaut werden. Des Weiteren soll für Neubauten wohnungsnahe Grün- und Freiflächen über die verbindliche Bauleitplanung gesichert werden. Im Bereich des Verkehrs hatte sich der Modal Split zu Gunsten des MIV verschoben, weshalb eine Optimierung der Linien des ÖPNV angestrebt wurde, um eine

flächendeckende Erschließung bestehender und neuer Stadtgebiete zu sichern. Fußgänger- und Radverkehrskonzepte sind ebenso wie detaillierte Parkraumkonzepte nicht Bestandteil der Flächennutzungsplanung. Im FNP sind Standorte für Ver- und Entsorgungsanlagen von

übergeordneter Bedeutung ausgewiesen. Der größte Teil Jenas wird mit Fernwärme versorgt, in Fernwärmevorranggebieten ist die entsprechende Satzung zu berücksichtigen. Die Entsorgung des Restabfalls erfolgt über eine Müllverbrennungsanlage (MVA). Im Bereich der

Abwasserentsorgung wird darauf verwiesen, dass eine Reduzierung des Niederschlagswassers bei Starkregenereignissen in der Kanalisation angestrebt werden soll. Im Bereich Jenzigweg soll ein Regenüberlaufbecken zur Versickerung des Niederschlagswassers errichtet werden. Um die erneuerbaren Energien zu stärken wurden die im Raumordnungsplan Ostthüringen

aufgeführten Windvorranggebiete im FNP berücksichtigt worden.

formatio jenensis – Standards für die Gestaltung des öffentlichen Raumes

formatio jenensis legt Standards für die Gestaltung des öffentlichen Raumes in Jena fest (Stadt Jena 2013 2013). Mit den darin enthaltenen Angaben können bspw. Rückschlüsse auf zu verwendende Baumaterialien getroffen werden. Des Weiteren sind Anweisungen an

Bauherren*innen vorgeben, die sich auf die Sanierung oder dem Neubau von Gebäuden und Einrichtungen beziehen. Folgende Aspekte mit Ressourcenbezug sind enthalten:

1. Wertvolle historische Pflasterflächen sind zu erhalten und zu pflegen.

2. Wiederverwendung von einheimischen Naturmaterialien.

3. Einsatz heller Materialien gegen Überhitzung.

4. Materialien von Stadtmobiliar oder Müllplatzeinhausungen (z.B. Holz).

Die Stadt Jena hat in diesem Zusammenhang alte und gebrauchte Pflastersteine aus einer anderen Stadt aufgekauft und zwischengelagert. Bei der Instandsetzung von Plätzen werden diese Materialien wiederverwendet.

Baulandkataster in Jena

Das Baulandkataster der Stadt Jena verfolgt das Ziel mit Grund und Boden sparsamer umzugehen. Dazu sollen insbesondere Flächen für die Innenentwicklung (z.B. Baulücken) mobilisiert werden, weshalb das Kataster diese explizit ausweist (Stadt Jena 2012 b). Es dient demnach als wichtige Argumentationshilfe gegen die Ausweisung von Bauland im Außenbereich (z.B. auch in Bezug auf den FNP) und unterstützt primär den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen „Fläche“ und „Boden“ (Interview Stadt Jena 201848).

Fernwärmesatzung

Die Stadt Jena liegt in einem Tal, die lokale Energieerzeugung mit Emissionen würde die Luftqualität verschlechtern, weshalb eine Fernwärmesatzung beschlossen wurde (Stadt Jena 2016 b). Die Fernwärmesatzung tritt für Teile Jenas in Kraft und verpflichtet den Anschluss der darin liegenden Gebäude an das Fernwärmenetz. Die Stadt Jena betreibt die

Fernwärmeversorgung als öffentliche Einrichtung. Die Satzung dient dem im Interesse des öffentlichen Wohls liegenden Schutz der Luft und des Klimas als natürlichen Grundlagen des Lebens. Zu diesem Ziel soll die Fernwärmeversorgung einen Beitrag leisten, dass insbesondere durch den Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung und Erreichen eines möglichst hohen

Fernwärmeversorgungsgrades unter Einbeziehung ersparter Kraftwerksleistungen an anderer Stelle der Ausstoß von Luftschadstoffen einschließlich klimaschädlicher

Kohlenstoffdioxid-Emissionen im Vergleich zu einer Wärmeversorgung mit Einzelfeuerungsanlagen verringert wird (Stadt Jena 2016, S. 1). Wärmeträger für die Fernwärmeversorgungsanlagen ist Heißwasser bzw. Dampf.

Interne Weiterbildung und Schriftenreihe zur Stadtentwicklung

In einem Abstand von ungefähr drei Monaten wird eine städtische Veranstaltungsreihe (große Dienstberatung) zur Inspiration im Bereich Bauplanungsrecht umgesetzt (Interview Stadt Jena 2018). Hier werden zum Beispiel Fachbeiträge zu Entwicklungen in innovativen Städten (z.B.

Wien, Kopenhagen) von externen Referent*innen gehalten oder eigene Projekte aus der städtischen Verwaltung präsentiert und diskutiert (Ebenda).

48 Leitfragengestütztes Interview mit dem Stadtplanungsamt Jena am 22. Nov. 2018 in Jena.

Erwähnenswert ist auch die Schriftenreihe zu Themen der Stadtentwicklung, die von der Stadt Jena entwickelt und publiziert werden (z.B. Wohnen in Jena, Stadtmitte für Jena, Handbuch Klimawandel, Hochhäuser in Jena) (Interview Stadt Jena 2018).

Förderprogramme

Die Stadtwerke haben das Förderprogramm KlimaPlus aufgelegt (Stadtwerke Energie Jena-Pößneck 2020). Das Programm bietet eine finanzielle Unterstützung von Bürger*innen bei der Umsetzung von klimawirksamen Maßnahmen. Finanzielle Unterstützung gibt es beim Kauf eines Elektroautos oder bei der Installation einer Ladestation. Ebenso werden Solardächer und

Batteriespeicher oder der Heizkesseltausch finanziell gefördert.

Zu erwähnen ist auch, der Fassadenpreis in Jena. Im Rahmen des Wettbewerbs wurden zum Beispiel Holzbauprojekte oder die Fassadenbegrünung aufgenommen. Für innovative

Bautechnologien auch mit Bezug auf die Energieeffizienz wird ein Sonderpreis ausgeschrieben (Stadt Jena ohne Jahr a).

Im Dokument Steuerbare urbane Stoffströme - (Seite 158-162)