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Gesamtstädtische und quartiersübergreifende Ebene in Hannover

Im Dokument Steuerbare urbane Stoffströme - (Seite 130-134)

5 Blick in die Praxis - Nutzung von Planungsinstrumenten zur Einflussnahme auf die

5.2 Untersuchung der Fallbeispielkommunen

5.2.3 Fallstudie Stadtplanung und Stadtentwicklung in Hannover

5.2.3.1 Gesamtstädtische und quartiersübergreifende Ebene in Hannover

Die Landeshauptstadt Hannover besitzt verschiedenste gesamtstädtische Strategien und Förderprogramme.

Übergeordnete Strategien und Konzepte (Auswahl)

Bereits seit der EXPO im Jahre 2000 hat sich Hannover dem Thema einer nachhaltigen Stadtplanung und Stadtentwicklung angenommen und verfolgt seit vielen Jahren eine

Entwicklung hin zur emissionsfreien Stadt (Interview Hannover 201843). In Hannover liegen auch vor diesem Hintergrund verschiedene strategische Ansätze mit Bezug zur Reduzierung der Ressourceninanspruchnahme vor. Unter den Konzepten und Strategien finden sich viele

Projekte zum Klimaschutz und zur Luftqualitätserhaltung. Die Stadt Hannover hat folgende Leitlinien und übergeordnete Rahmenplanungen:

„Ökologische Standards beim Bauen“: Die Stadt Hannover gibt ökologische Standards bezogen auf Wohnungsbau, Gewerbebau und städtische Gebäude vor. Adressiert werden dabei die Bereiche Energie, Regenwasser, Naturschutz, Abfall, Baumaterialien und Boden.

Vor allem eine höchst energieeffiziente Bauweise und Versorgung aller Gebäude, Regenwasserversickerung und Prüfung von vorsorgeorientierten Höchstwerten für Bodenschadstoffe spielen eine Rolle. (Landeshauptstadt Hannover 2008)

„Hannover auf dem Weg zur Nachhaltigkeit“: Durch einen Ratsbeschluss hat sich die Stadt zu einer verstärkten Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele verpflichtet. Verfolgt wird die Transformation hin zu nachhaltigen Verkehrssystemen, die Reduzierung von

Umweltbelastungen (z. B. Luftverschmutzung, Abfall), die Abschwächung des Klimawandels sowie die Umsetzung von Maßnahmen zur Klimaanpassung. Die Erhaltung der

Lebensgrundlagen für kommende Generationen und ein schonender Umgang mit

Ressourcen sind die Grundlage für wirtschaftliches Handeln. (Landeshauptstadt Hannover 2011 a)

„Masterplan 100% Klimaschutz“: Bis 2050 will Hannover klimaneutral sein. Ein

Strategiepapier wurde erarbeitet, welches Impulse gibt, um die regionale Energiewende in der Stadt und Region Hannover umzusetzen. (Landeshauptstadt Hannover 2014 a)

„City 2020 plus“: Grundlegendes Ziel ist es, die zukünftige Innenstadtentwicklung im Rahmen von Beteiligungsprozessen gemeinsam zu gestalten. Synergetische Effekte von privaten und öffentlichen Planungen und Investitionen sollten erzielt werden. Die Qualifizierung von untergenutzten Flächen in der Innenstadt wurde in den Fokus genommen (z.B. Parkplatz, Gewerbe im Zentrum). Auf diesen untergenutzten Flächen soll vor allem neuer Wohnraum entstehen, verschiedenste Projekte auch zur Innenentwicklung und der Umwidmung von Verkehrsflächen wurden bereits realisiert (z.B. Klagesmarkt) oder sind in der Planung (z.B.

Körnerplatz) (Landeshauptstadt Hannover 2010)

„Klimaschutzkonzept und Klimaschutzaktionsprogramm: Klimaallianz 2020“: Bis 2020 sollen im Stadtgebiet Hannover 40 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als 1990.

Ein verantwortlicher Umgang mit den natürlichen Ressourcen soll die Lebensqualität erhöhen. Investitionen in den Klimaschutz, zum Beispiel bei der Gebäudesanierung, sollen dem lokalen Arbeitsmarkt Impulse geben. Eine Partnerschaft für Klimaschutz,

Energieeffizienz und Ökologie beim Bauen mit Akteuren der Bauwirtschaft (z.B.

Wohnungsbaugesellschaften) wurde etabliert. (Landeshauptstadt Hannover 2015 a)

43 Leitfragengestütztes Interview mit dem Stadtplanungsamt Hannover am 21. November 2018 in Hannover.

Entwicklungskonzepte

Entwicklungskonzepte dienen der mittel- oder langfristigen Ausrichtung eines Quartiers oder der Kommune unter bestimmten Betrachtungspunkten. Hannover hat hierzu folgende Konzepte ausgearbeitet:

„Wohnkonzept 2025“: Der Rat hat ein Wohnkonzept 2025 beschlossen. Es ist die verbindliche Handlungsgrundlage für die Entwicklung des Wohnungsmarktes in Hannover. Themenfelder sind Wohnungsneubau, Bestandsentwicklung, Sicherung und Schaffung von preiswertem Wohnraum, Kommunikation, Kooperation und Beratung. Im Rahmen der

Projektentwicklung werden qualitative Standards umgesetzt. Der geltende Hannover-Standard im Bereich der Bau- und Umweltpolitik wird beibehalten. Die Bauleitplanung wird die Erfordernisse der Freiraumentwicklung, des Umwelt- und Naturschutzes, des

Klimaschutzes und der Klimafolgenanpassung berücksichtigen. (Landeshauptstadt Hannover 2014 b)

„Masterplan Mobilität 2025“: Dabei handelt es sich um einen integrierten

Verkehrsentwicklungsplan. Der Masterplan gibt ein integriertes Handlungskonzept mit Handlungsschwerpunkten vor. Durch Ratsbeschluss wurde der Masterplan als verbindliches Konzept für die Verkehrsentwicklungsplanung der Landeshauptstadt Hannover bestätigt.

Ein Handlungsschwerpunkt des Masterplans Mobilität 2025 ist das Leitbild Radverkehr, in dem die Einzelbausteine der Radverkehrsförderung in den nächsten Jahren festgelegt werden. (Landeshauptstadt Hannover 2011 b)

„Klimaschutzkonzept Lister Damm“: Im Klimaschutzteilkonzept für das Gewerbegebiet Lister Damm wurde das Themenfeld Ressourceneffizienz und Ressourcenschutz aufgenommen. In dem Konzept wurden die Ressourcen Flächen und Wasser adressiert. Maßnahmen zu Regenwassermanagement oder Dachbegrünungen wurden festgelegt. (Landeshauptstadt Hannover 2016 a)

„Leitlinien der Gewerbeflächenentwicklung 2030“: Die Leitlinien dienen als Grundlage für das Verwaltungshandeln zur Gewerbeflächenentwicklung. Hannover ist geprägt von einer großen Nachfrage nach Flächen für unterschiedlichste Nutzungen, dies führt zu

Flächenknappheit und -konkurrenzen. Des Weiteren wird der Flächenerwerb durch die Kommune sowie die nachhaltige und integrierte Flächenentwicklung in dem Dokument thematisiert und empfohlen. (Landeshauptstadt Hannover 2020 b)

Förderung und Beratung

Um die aufgeführten Strategien und Konzepte umzusetzen, fördert Hannover mit mehreren Programmen umweltbewusstes Handeln und Leben. Die Stadt fördert beispielsweise nachhaltiges Bauen, dazu zählen finanzielle Förderprogramme und auch Ratgeber und

Beratungsangebote für Bauherr*innen. Förderprogramme müssen nicht nur auf ökonomischen Unterstützungen basieren, sondern können sich auch in Form von Beratungen oder

Netzwerksunterstützung ausdrücken. Förderungen und Beratungsangebote in Hannover sind u.a. folgende (Auswahl):

„Energetische Sanierung mit stabilen Mieten“: Die energetische Sanierung im

Gebäudebestand hat für die Treibhausgas-Reduzierung große Bedeutung. Zuschüsse gibt es für Hausbesitzer*innen und Wohnungsbaugesellschaften, die sicherstellen, dass die

Nettokaltmiete der von ihnen vermieteten Wohnungen auch nach der energetischen Sanierung für drei Jahre „stabil“ bleibt (Landeshauptstadt Hannover 2019 a).

„Solar Gründach“: Ziel des Förderangebots ist die gleichzeitige Umsetzung von

Dachbegrünung und Solaranlagen auf Flachdächern. Gründächer sollen die Folgen des Klimawandels mildern und Solaranlagen erneuerbare Energie produzieren.

(Landeshauptstadt Hannover 2020 c)

„Begrüntes Hannover“: Ist ein Förderprogramm für Begrünung und Entsiegelung. Ziel ist eine grüne und artenreiche Stadt. Mit der Entsiegelung werden darüber hinaus neue

Begrünungsräume geschaffen. Grüne Dächer speichern das Regenwasser und geben es über die Verdunstung langsam an die Atmosphäre zurück. (BUND Region Hannover 2018)

„KWK und Mieterstrom“: Zuschüsse gibt es für Neuanschlüsse an vorhandene Nah- und Fernwärmenetze, für die Neuerrichtung von Blockheizkraftwerken (BHKW) und

Nahwärmenetzen, die Umstellung von bisher dezentralen Heizsystemen auf zentrale Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen), für Mieterstrommodelle und Energiekonzepte für Quartiere. Zudem gibt es einen Förderzuschuss für die Entwicklung von

Energiekonzepten zur langfristig klimaneutralen Versorgung von Quartieren mit Strom und Wärme. (Landeshauptstadt Hannover 2020 d)

„Solarwärme-Richtlinie“: Im Rahmen der Solaroffensive werden auf bestehenden Gebäuden Solar-Wärme-Anlagen gefördert. (Region Hannover 2020)

„Programm zur Verbesserung der biologischen Vielfalt“: Das Programm zur Verbesserung der biologischen Vielfalt soll Biodiversität und Kühlungseffekte durch Stärkung der

Stadtökologie fördern. (Landeshauptstadt Hannover 2015 b)

„Investitionskostenzuschussprogramm Lister Damm“: Voraussetzung für die Förderung ist, dass das Projekt einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften im Unternehmen leistet und zur Entwicklung eines integrierten und nachhaltigen Gewerbegebietes vor Ort beiträgt.

Gefördert werden Sachanlageinvestitionen aus den Bereichen: Energieeinsparung, Energieeffizienz, Nutzung erneuerbarer Energien, Ressourceneffizienz und

Ressourcenschutz (z.B. Dachbegrünung, betriebliche Regenwassernutzung, energetische Gebäudeverbesserung) und nachhaltige Mobilität. Antragsberechtigt sind Kleinst-, Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) im Fördergewerbegebiet Lister Damm (Landeshauptstadt Hannover 2016 b).

Über die Klimaschutzleitstelle der Stadt werden Beratungen für Bauherr*innen angeboten. Die Beratung ist bei der Entwicklung zum Teil verpflichtend, z.B. im Quartier zero:e park.

Nachhaltigkeitskommunikation

Hannover veröffentlicht zu den Themen der nachhaltigen Stadtentwicklung Informationen und Handlungsanleitungen für die Bürger*innen und stellt diese auf der Internetseite zur Verfügung.

U.a. werden auch regelmäßig Ökobilanzierungen und Nachhaltigkeitsberichte veröffentlicht. Die Kommunikation der Berichtsinhalte kann beispielsweise einen Effekt auf das Verhalten der Bürger*innen haben (Interview Hannover 2018).

Information und Prozesse (intern)

Die Zusammenarbeit zwischen den Ämtern in Hannover wird gefördert. Ein Wissenstransfer und regelmäßiger Austausch zwischen der Stadtplanung und den Fachplanungen (z.B.

Umweltamt) wird umgesetzt, indem Treffen zur Diskussion von relevanten Themen

durchgeführt werden. Somit können etwa die Belange des Ressourcenschutzes in die Diskussion eingebracht werden (z.B. durch Umweltamt). Des Weiteren wurden Gremiendurchläufe gestrafft (Interview Hannover 2018).

Flächennutzungsplan (FNP)

Der Flächennutzungsplan Hannovers ist aus dem Jahr 1974 (Landeshauptstadt Hannover 1974).

Es hat in den letzten Jahren Anpassungen und ergänzende Beiträge (z.B. Einzelhandel und Zentrenkonzept) gegeben, jedoch keinen „neuen“ FNP. Im FNP werden unter anderem saubere Luftqualitäten, die Dichte der Bebauung, die Ver –und Entsorgung (z.B. Abfall und Energie), der Verkehr sowie Grünflächen adressiert.

Im FNP werden die Wohnbauflächen in Hannover dargestellt. Hierzu wurde ein Dichtekonzept erarbeitet mit dem das Maß der baulichen Nutzung beschrieben wird (Landeshauptstadt Hannover FNP, S. 24 -26 1974). Für den Geschosswohnungsbau hoher Dichte wird eine GFZ von 0,9 - 1,2 angegeben (Dichtestufe IV) für Einfamilienhausbebauung wird eine GFZ von bis zu 0,6 angegeben (Dichtestufe II) (Landeshauptstadt Hannover 1974, S. 27-28). Die Dichtestufen korrelieren mit dem Verkehrsanschluss. So soll die Dichtestufe erhöht werden, wenn gute schienengebundene ÖPNV-Angebote vorliegen und die maximale fußläufige Entfernung zur Haltestelle gering ist. Das Prinzip der „Stadt der kurzen Wege“ wird berücksichtigt, was sich auch dadurch zeigt, dass festgelegt ist, dass Mischgebiete verdichtet sein sollen um kurze Wege zu garantieren.

Im Innenstadtbereich soll der Durchgangsverkehr mit Fokus auf den Individualverkehr reduziert werden (Landeshauptstadt Hannover 1974, S. 68), um den Wirtschaftsverkehr und den Fußgängern möglichst viel Platz zu ermöglichen. In der Innenstadt soll der Parkraum vor allem dem Wirtschaftsverkehr zur Verfügung stehen. Stellplätze für Langparker sollen reduziert und der ÖPNV ausgebaut werden (Landeshauptstadt Hannover 1974, S. 69).

Der FNP stellt ebenso Grünflächen dar. Der Bedarf an Grünflächen nach Art, Lage und

Ausdehnung wird angegeben. Waldflächen und zusammenhängende Grünzonen im Stadtgebiet, die einen wichtigen Beitrag zum Stadtqualität leisten, sollen geschützt werden

(Landeshauptstadt Hannover 1974, S. 49). Des Weiteren sollen die Funktionen des

Grundwassers in B-Plänen berücksichtigt werden. Aspekte des nachhaltigen Bauens werden nicht angesprochen. Um die Luftverunreinigung in Hannover zu verringern, soll eine

emissionsarme Energieversorgung gefördert werden (z.B. Fernwärme) (Landeshauptstadt Hannover 1974, S. 94).

Im Dokument Steuerbare urbane Stoffströme - (Seite 130-134)