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Quartiers- und Vorhabenebene in Hannover

Im Dokument Steuerbare urbane Stoffströme - (Seite 134-140)

5 Blick in die Praxis - Nutzung von Planungsinstrumenten zur Einflussnahme auf die

5.2 Untersuchung der Fallbeispielkommunen

5.2.3 Fallstudie Stadtplanung und Stadtentwicklung in Hannover

5.2.3.2 Quartiers- und Vorhabenebene in Hannover

Information und Prozesse (intern)

Die Zusammenarbeit zwischen den Ämtern in Hannover wird gefördert. Ein Wissenstransfer und regelmäßiger Austausch zwischen der Stadtplanung und den Fachplanungen (z.B.

Umweltamt) wird umgesetzt, indem Treffen zur Diskussion von relevanten Themen

durchgeführt werden. Somit können etwa die Belange des Ressourcenschutzes in die Diskussion eingebracht werden (z.B. durch Umweltamt). Des Weiteren wurden Gremiendurchläufe gestrafft (Interview Hannover 2018).

Flächennutzungsplan (FNP)

Der Flächennutzungsplan Hannovers ist aus dem Jahr 1974 (Landeshauptstadt Hannover 1974).

Es hat in den letzten Jahren Anpassungen und ergänzende Beiträge (z.B. Einzelhandel und Zentrenkonzept) gegeben, jedoch keinen „neuen“ FNP. Im FNP werden unter anderem saubere Luftqualitäten, die Dichte der Bebauung, die Ver –und Entsorgung (z.B. Abfall und Energie), der Verkehr sowie Grünflächen adressiert.

Im FNP werden die Wohnbauflächen in Hannover dargestellt. Hierzu wurde ein Dichtekonzept erarbeitet mit dem das Maß der baulichen Nutzung beschrieben wird (Landeshauptstadt Hannover FNP, S. 24 -26 1974). Für den Geschosswohnungsbau hoher Dichte wird eine GFZ von 0,9 - 1,2 angegeben (Dichtestufe IV) für Einfamilienhausbebauung wird eine GFZ von bis zu 0,6 angegeben (Dichtestufe II) (Landeshauptstadt Hannover 1974, S. 27-28). Die Dichtestufen korrelieren mit dem Verkehrsanschluss. So soll die Dichtestufe erhöht werden, wenn gute schienengebundene ÖPNV-Angebote vorliegen und die maximale fußläufige Entfernung zur Haltestelle gering ist. Das Prinzip der „Stadt der kurzen Wege“ wird berücksichtigt, was sich auch dadurch zeigt, dass festgelegt ist, dass Mischgebiete verdichtet sein sollen um kurze Wege zu garantieren.

Im Innenstadtbereich soll der Durchgangsverkehr mit Fokus auf den Individualverkehr reduziert werden (Landeshauptstadt Hannover 1974, S. 68), um den Wirtschaftsverkehr und den Fußgängern möglichst viel Platz zu ermöglichen. In der Innenstadt soll der Parkraum vor allem dem Wirtschaftsverkehr zur Verfügung stehen. Stellplätze für Langparker sollen reduziert und der ÖPNV ausgebaut werden (Landeshauptstadt Hannover 1974, S. 69).

Der FNP stellt ebenso Grünflächen dar. Der Bedarf an Grünflächen nach Art, Lage und

Ausdehnung wird angegeben. Waldflächen und zusammenhängende Grünzonen im Stadtgebiet, die einen wichtigen Beitrag zum Stadtqualität leisten, sollen geschützt werden

(Landeshauptstadt Hannover 1974, S. 49). Des Weiteren sollen die Funktionen des

Grundwassers in B-Plänen berücksichtigt werden. Aspekte des nachhaltigen Bauens werden nicht angesprochen. Um die Luftverunreinigung in Hannover zu verringern, soll eine

emissionsarme Energieversorgung gefördert werden (z.B. Fernwärme) (Landeshauptstadt Hannover 1974, S. 94).

5.2.3.2.1 Beschreibung der untersuchten Quartiere in Hamburg Bemerode: Kronsberg Süd

Bei der Umsetzung des Leitbilds der Nachhaltigkeit kommt dem Quartier Kronsberg eine Vorreiterrolle zu. Kronsberg liegt im südöstlichen Stadtrand von Hannover und ist gut an die Tram angebunden. Der Stadtteil entstand bereits zur Expo 2000, und berücksichtigt

verschiedenste Aspekte nachhaltiger Planung. Aktuell ist eine Erweiterung des Stadtteils in Vorbereitung, das Projekt Kronsberg Süd (Landeshauptstadt Hannover 2019 b). Auf dem Areal südlich der bestehenden Kronsberg-Bebauung sollen 3.500 Wohnungen für bis zu 7.000

Menschen gebaut werden (Ebenda). Ein urbanes Gebiet soll entstehen, neben Mehrfamilien- und Reihenhäusern sollen Einzelhandel- und Dienstleistungsangebote entstehen, zudem sind eine Grundschule und Kindertagesstätten geplant.

Für Kronsberg Süd wurden ein Masterplan (Landeshauptstadt Hannover 2017 a) und auf dessen Grundlage ein Bebauungsplan erarbeitet. Die Stadt Hannover hat zudem eine aktive

Bodenpolitik verfolgt und Grundstücke aufgekauft. Die Entwicklung findet deshalb auf Flächen statt, die im Eigentum der Stadt stehen, so dass sie liegenschaftspolitische Gestaltungsoptionen eröffnen (Interview Hannover 2018). Für einige Teile des Gebietes wurden bereits Kaufverträge mit Investor*innen geschlossen. Die Gebäude sollen mindestens einen KfW-Effizienzhaus-55-Standard besitzen. Für die jeweiligen Baufelder werden Architektur- und

Landschaftsplanungswettbewerbe durchgeführt, die Wettbewerbe müssen Vorgaben eines detaillierten Gestaltungshandbuchs gewährleisten (Landeshauptstadt Hannover 2017 b). Auf die in Kronsberg Süd genutzten Instrumente, wie den städtebaulichen Entwurf, B-Pläne,

Gestaltungshandbücher und Kaufverträge, wird in den formellen und informellen Instrumenten in Kapitel 5.2.3.2.2 näher eingegangen.

List: Gewerbegebiet Klimalist

Das Gewerbegebiet Lister Damm/Im Listenholze liegt innenstadtnah im nördlichen Teil der Stadt Hannover. Neben Gewerbe ist direkt angrenzend Wohnbebauung und eine Schule angesiedelt. Hinsichtlich der Anzahl der Betriebe überwiegt die Dienstleistungsbranche mit einem Anteil von 52 Prozent (Zero Emission 2016). Baugewerbe, Handel, KFZ Betriebe und Handwerk folgen mit jeweils 6-9 Prozent. Damit kommt der Sektor Gewerbe, Handel und

Dienstleistungen auf einen Anteil von 97 Prozent der Branchen im Gewerbegebiet List (Ebenda).

Die Stadt Hannover plant unter Federführung der Wirtschaftsförderung eine ganzheitliche, wirtschaftlich nachhaltige Standortoptimierung durchzuführen (Landeshauptstadt Hannover 2019 c). Neben technischen Maßnahmen sollen soziale, ökologische und stadtplanerische Kooperationen angestrebt werden. Im Rahmen der Entwicklung eines Klimaschutzteilkonzepts wurden verschiedene ressourcenrelevante Themenfelder im Kapitel „Ressourceneffizienz und Ressourcenschutz“ adressiert (Energie, Wasser, Mobilität, Fläche, etc.) (Zero Emission 2016).

Für ein Teilgebiet wurde ein vorhabenbezogener B-Plan entwickelt, auf den in Kapitel 5.2.3.2.2 eingegangen wird.

Bothfeld: Herzkamp (ehem. Hilligenwöhren)

Bothfeld liegt am Stadtrand im Nordosten der Stadt Hannover. Bis 2021 sollen dort auf etwas über neun Hektar (ha) Fläche 300 Reihenhäuser, Miet- und Eigentumswohnungen entstehen (Gundlach 2019 a). Die Entwicklung des Gebietes erfolgt unter dem Leitbild „Klimaangepasstes nachhaltiges Wohnen und Leben im Quartier“. Das von der Stadt durchgeführte und vom BMU geförderte Projekt KlimaWohL begleitet die Entwicklung und Umsetzung (Kanning et al. 2020).

Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen in die Klimaanpassungsstrategie von Hannover

einfließen – ein "Hannover-Modell" zur Entwicklung einer klimaresilienten Stadtgesellschaft soll entstehen. Verschiedenste Aspekte der Nachhaltigkeit werden bei der Entwicklung des

Quartiers berücksichtigt: Materialität und Gestaltungsqualität sowie die Qualität der Grundrisse, erneuerbarer Energien, einer energieeffizienten Bauweise, Gebäudebegrünung,

Gebäudeökologie und Mobilität ohne eigenes Auto (Kanning et al. 2020).

Wettbergen: In der Rehre (Zero:e park)

Wettbergen liegt im Südwestlichen Teil der Stadt Hannover. Der zero:e park in Hannover-Wettbergen ist mit rund 330 Eigenheimen in Passivhaus-Bauweise eine der größten Null-Emissionssiedlungen in Deutschland (Landeshauptstadt Hannover 2013 a). Der

Passivhausstandard erreicht eine Reduzierung (ca. 75Prozent) des Heizwärmebedarfs gegenüber dem gesetzlich vorgeschriebenen Standard und ist daher eine sehr wichtige

Voraussetzung für den effizienten Einsatz von Energien und damit für die Reduzierung des CO2 -Ausstoßes (Landeshauptstadt Hannover 2012). Die Häuser besitzen zudem Solaranlagen. Die Grundstücke sind nach Süden ausgerichtet, so dass die Sonnenenergie von allen Gebäuden optimal genutzt werden kann. Das Regenwasser wird ressourcenschonend über private und öffentliche Mulden- Rigolen-Systeme abgeführt (Ebenda). Für den zero:e-park wurde ein ökologisches Gartenhandbuch entwickelt. Informationen zum solaroptimierten B-Plan sind in Kapitel 5.2.3.2.2 zu finden.

Limmer: Wasserstadt Limmer

Limmer liegt zentrumsnah im Nordwesten der Stadt Hannover. Das Quartier Wasserstadt Limmer wird auf einer Halbinsel entwickelt. Auf einer alten Industriebrache (Continental) werden bis zu 1.800 Wohnungen realisiert, unterschiedliche Wohnkonzepte sollen umgesetzt werden (Wasserstadt Limmer Projektentwicklung 2019). Das Projekt wurde von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) mit Gold vorzertifiziert (Ebenda). Das Quartier soll sozial, ökonomisch und ökologisch zukunftsorientiert sein. Ein Regenwasserkonzept wird umgesetzt, die Gebäudedächer sollen begrünt werden. Im Bereich Mobilität werden

verschiedene Ansätze verfolgt, Car-Sharing-Plätze entstehen und Fahrradfahren soll gefördert werden (HAZ 2019). Ein Verleih für Lastenfahrräder soll betrieben werden. Im Bereich der Energieeinsparungen werden die Gebäude um 15 Prozent besser gedämmt als vorgeschrieben (Ebenda). Ab 2021 werden die ersten Gebäude fertig erstellt sein.

5.2.3.2.2 Eingesetzte Instrumente auf Quartiersebene in Hannover

Im nachfolgenden Abschnitt werden wesentliche Instrumente, die in Hannover auf der Quartiersebene eingesetzt wurden im Detail vorgestellt.

Bebauungspläne(B-Pläne)

In Hannover, wie auch in anderen Städten, werden viele Bauleitplanungen durchgeführt, in 2019 waren es ungefähr 70 B-Pläne (Interview Hannover 2018). Einige besonders hervorzuheben Ergebnisse zu den Festsetzungen aus den untersuchten B-Plänen werden hier beispielgebend aufgezeigt, weitere Informationen sind im Anhang 4 zu finden. Ebenso werden in der folgenden Tabelle 9 beispielhaft die im B-Plan adressierten natürliche Ressourcen und Stoffströme aufgeführt (Auswahl).

Tabelle 9: B-Pläne in Hannover – Inhalte mit Bezug zu Ressourcen (Auswahl)

Inhalte der B-Pläne: Kronsberg Süd, Bothfeld Herzkamp Adressierte Ressourcen und Stoffströme

… da durch die gewählte verdichtete Bauweise die Flächeninanspruchnahme reduziert und die natürlichen Ressourcen geschont werden (Landeshauptstadt Hannover 2017 c, B-Plan Kronsberg Süd S. 12).

Fläche

Die Grund- und die Geschossflächenzahl (GRZ/GFZ) werden auf Basis des

städtebaulichen Entwurfes mit 0,8/2,0 und 0,9/2,4 festgesetzt (Landeshauptstadt Hannover 2017 c, B-Plan Kronsberg Süd S. 15).

Fläche, Energie, Rohstoffe (z.B.

Baumaterialien) Hinsichtlich des nördlichen und des mittleren Areals werden parallel zum

Bebauungsplanverfahren städtebauliche Verträge einschließlich Erschließungsverträge geschlossen werden. Darin werden ergänzend zu den Planfestsetzungen folgende Aspekte geregelt: Umsetzung des aktualisierten Kronsbergstandards bezüglich des Energiestandards der Gebäude, Solarenergienutzung, Baumaterialien und

Qualitätssicherung (Landeshauptstadt Hannover 2017 c, B-Plan Kronsberg Süd S. 40).

Energie, Luft, Rohstoffe

Für das vorliegende Baugebiet sollen entsprechend des Gesamtkonzepts Kronsberg die Verwendung von gesundheits- und umweltverträglichen Baumaterialien (Stand Juli 2017) in städtebaulichen Verträgen berücksichtigt werden (Landeshauptstadt Hannover 2017 c, B-Plan Kronsberg Süd S. 60).

Rohstoffe (z.B.

Baumaterialien)

Als Energiestandard wird der KfW-Effizienzhauses-55-Standard gemäß der Definition und den Berechnungsvorgaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt (KfW) festgelegt (Landeshauptstadt Hannover 2017 c, B-Plan Kronsberg Süd S. 60).

Energie, Luft

Solar- und Photovoltaikanlagen sind von dem straßenseitigen Mindestabstand von 3 m ausgenommen (Landeshauptstadt Hannover 2017 c, B-Plan Kronsberg Süd S. 10).

Energie, Luft Alle Dächer sind zu begrünen, Ausnahmen technische Anlagen (Landeshauptstadt

Hannover 2017 c, B-Plan Kronsberg Süd S. 12).

Wasser, Energie Im Plangebiet ist das anfallende Niederschlagswasser über Mulden-Rigolen-Systeme zu

versickern bzw. gedrosselt abzuleiten. Die Zuführung / Zuleitung in die Mulden-Rigolen-Elemente hat über die bewachsene Oberbodenschicht zu erfolgen (Landeshauptstadt Hannover B-Plan Kronsberg Süd, S. 59 2017). Das Versickerungskonzept sieht neben straßenbegleitenden Versickerungsmulden die Verwendung von ca. 15 % der privaten Baugrundstücke für Regenbewirtschaftungsmaßnahmen vor (Landeshauptstadt Hannover 2017 c, B-Plan Kronsberg Süd S. 25).

Rohstoffe (z.B.

Baumaterialien) Wasser, Biodiversität

Durch Maßnahmen der Niederschlagswasserversickerung kann einer Verringerung der Grundwasserneubildung und damit einer Absenkung des Grundwasserspiegels entgegengewirkt werden. Ein weiterer Nutzen der Versickerung liegt u.a. in den positiven Wirkungen auf das Lokalklima. Das Niederschlagswasser soll deshalb im gesamten Gebiet versickert werden, Regenwasserkanäle sollen im Gebiet nicht gebaut werden (Landeshauptstadt Hannover 2016 c, B-Plan Bothfeld Herzkamp S. 11-12).

Wasser

Angestrebt wird, die geplanten Gebäude wenigstens in einer energieeffizienten Bauweise zu errichten, die eine Gebäudehülle 30% besser und einen

Primärenergiebedarf 45% besser als nach Energieeinsparverordnung 2014/16 (EnEV 2014/16) aufweist (Landeshauptstadt Hannover 2016 c, B-Plan Bothfeld Herzkamp S.

33).

Energie, Luft

Die Baunutzungsverordnung lässt eine Überschreitung der festgesetzten GRZ um 50%

bis zu einer Obergrenze von 0,8 zu. Der Bebauungsplan setzt die Obergrenze bei GRZ 0,4, tlw. bei 0,3 fest, so dass bei den Wohngebieten der Anteil der versiegelbaren

Flächen, Rohstoffe

Inhalte der B-Pläne: Kronsberg Süd, Bothfeld Herzkamp Adressierte Ressourcen und Stoffströme Flächen nicht höher als 0,6 zulässig ist (Landeshauptstadt Hannover 2016 c, B-Plan

Bothfeld Herzkamp S. 31).

Der Bebauungsplan sieht die Begrünung auf den Dachflächen der Gebäude vor.

Niederschläge werden von Dachbegrünungen in hohem Maße zurückgehalten und durch Transpiration und Evaporation in den natürlichen Kreislauf wieder eingebracht. Der Abfluss wird verzögert und die Abflussmenge reduziert. (Landeshauptstadt Hannover 2016 c, B-Plan Bothfeld Herzkamp S. 31).

Wasser, Biodiversität

Quelle: Eigene Darstellung, Difu

Auf den B-Plan für den zero:e park soll hier kurz explizit eingegangen werden, da er

„solaroptimiert“ ausgestaltet ist. Für eine solaroptimierte und energieeffiziente Bauweise wie beim Passivhaus werden in Hannover bereits in der Bauleitplanung grundlegende

Rahmenbedingungen getroffen. Folgende Aspekte werden in der Bauleitplanung zum Gegenstand der Abwägung gemacht: Kompaktheit der Baukörper, Südausrichtung der Baukörper bzw.

Dachflächen, Hauptaufenthaltsräume und die Gewährleistung der Sonnenenergienutzung durch verschattungsfreie Fassaden- und Dachflächen sowie durch bauliche Zuordnungen (Bauhöhe und Bauabstände).

Die in der Tabelle aufgeführten Festsetzungen in den B-Plänen zeigen, dass durch eine

bestimmte Dichte die Flächeninanspruchnahme reduziert werden soll, durch ein nachhaltiges Wassermanagement weniger Abwasser anfällt und durch Förderung von erneuerbarer Energie und hohen Standards fossile Energieträger eingespart werden sollen. Eine umfassende

tabellarische Übersicht mit Festsetzungen in B-Plänen in Hannover ist im Anhang A.7 und A.6zu finden.

Vorhabenbezogener B-Plan

In dem Gewerbegebiet KlimaList wurde für die Errichtung eines Gebäudes für den

Nahversorgungseinzelhandel ein vorhabenbezogener B-Plan entwickelt. In diesem B-Plan wurden verschiedene ressourcenrelevante Aspekte festgeschrieben. So wurde eine energieoptimierte Bauplanung in Richtung Niedrigenergiestandard festgelegt

(Landeshauptstadt Hannover 2007). Die geschlossene Fassade soll zwecks guter Dämmung aus Porenbeton realisiert werden. Die Fassaden sollen zudem mit einem energiesparenden System der transparenten Wärmedämmung ausgestaltet werden. Die Außenschale soll aus einem transluzentem Fassadenmaterial mit dahinterliegender Speicherwand bestehen. Eine Wintersonnenerwärmung der Fassade durch Speicherwände ist somit vorgesehen. Als

Sonnenschutz wird ein transparentes Kunststoffgewebe zwecks Verschattung eingerichtet. Die Dachfläche und Süd-Fassade müssen für Photovoltaik ausgerüstet sein (Ebenda). Die

geschlossenen Fassaden müssen aus klimatischen Gründen ganzjährig begrünt sein. Flächen für Altglascontainer und für eine Wertstoffsammelstelle müssen vorgehalten werden.

Städtebauliche Vertrag Hilligenwöhren

Im städtebaulichen Vertrag zum Bebauungsplan Nr. 1784 – Hilligenwöhren in Bothfeld

Herzkamp werden Aspekte des Ressourcenschutzes angesprochen (Landeshauptstadt Hannover 2015 c). Die Bebauung des Projektareals erfolgt nach einem einheitlichen städtebaulichen Konzept. Ziel ist die Entwicklung eines klimaangepasstem und nachhaltigen Wohnquartiers. Die Vertragspartner*in ist verpflichtet, sich zu Fragen des Energiekonzeptes für die geplanten Bauvorhaben durch die städtische Klimaschutzleitstelle beraten zu lassen (Ebenda). Sie verpflichtet sich, dass Gesamtvorhaben als klimaneutrale Siedlung mit energieeffizienter Bauweise unter Einsatz von Kraftwärmekopplung und erneuerbarer Energien umzusetzen. Die

Dachflächen von Gebäuden sind entsprechend der textlichen Festsetzung des Bebauungsplanes Nr. 1784 vollflächig extensiv zu begrünen und sie sind statisch und mit Leerrohren so

auszulegen, dass eine Belegung mit Photovoltaikmodulen möglich ist (Ebenda).

Grundstückskaufverträge Kronsberg

Für die nachhaltige Entwicklung des bereits zur EXPO 2000 gebauten Gebiets in Kronsberg wurden Grundstückskaufverträge als Instrument genutzt. Ein Kronsberg-Standard (Energie, Wasser, Abfall, Baumaterialien) für Wohn- und Gewerbebauten wurde entwickelt

(Landeshauptstadt Hannover 2000). Vorgaben zum Standard wurde in einzelnen Grundstückskaufverträgen, den Bebauungsplänen und anderen Satzungen verbindlich festgeschrieben. Zum Beispiel wurde festgehalten, dass die Gebäude in Kronsberg

Niedrigenergiehäuser sein müssen (55 kWh/m²) (Ebenda). Vertragliche Vereinbarungen bezogen sich zudem auf umwelt- und gesundheitsverträgliche Baumaterialien oder einer

„abfallarmen Baustelle“, auf der Bauabfälle getrennt erfasst wurden - eine Verwertungsquote von 80 Prozent wurde erreicht (Ebenda).

Städtebaulicher Entwurf mit Qualitätsstandards für Kronsberg Süd

Der städtebauliche Entwurf wurde gemeinsam von Planungsbüros, der Wohnungswirtschaft, Politik, Stadtverwaltung und den Bürger*innen entwickelt und vertieft, überarbeitet und fachlich überprüft (Landeshauptstadt Hannover 2017 a). Das Gebiet soll an das EXPO-Projekt Kronsberg-Nord und an das EXPO-Ost-Gelände anknüpfen. Die vorhandene Infrastruktur des vorhandenen Quartier Kronsberg soll ergänzt werden. Es werden überwiegend flächensparende 4- bis 5-geschossige Wohnungen errichtet (Ebenda). Für Kronsberg Süd wurde zur Vertiefung des städtebaulichen Konzepts ein Gestaltungshandbuch entwickelt (siehe unten).

Kaufverträge mit Investor*innen, Wettbewerbe und Gestaltungshandbuch für Kronsberg Süd Energetisch werden alle Häuser in Kronsberg Süd mindestens im KfW-Effizienzhaus-55-Standard geplant (Landeshauptstadt Hannover 2019 b). Die Investor*innen müssen für die jeweiligen Baufelder einen Architektur- und Landschaftsplanungswettbewerb durchführen und mit der Stadt abstimmen. Die Wettbewerbe basieren auf einem umfangreichen und detaillierten Gestaltungshandbuch, der sogenannten Gebrauchsanweisung (Landeshauptstadt Hannover 2017 a), die eine hohe und durchgängige Qualität im neuen Stadtteil gewährleisten soll. Mit diesem Planwerk verpflichten sich Stadt und Grundstückskäufer*in gegenseitig auf definierte Qualitätsstandards. Ziel ist es, einen hochwertigen und alltagstauglichen Rahmen für die anstehenden Architekturwettbewerbe zum Hochbau zu schaffen. Die in der

Gebrauchsanweisung aufgeführten Regeln (Ebenda) sind Anlage bei den städtebaulichen

Verträgen oder den Grundstückskaufverträgen (Interview Hannover 2018). Die Verpflichtungen gelten zusätzlich zu den im B-Plan formulierten Anforderungen. Für Kronsberg wurde zudem die Vorgabe „Gesundheits- und umweltvertragliche Baumaterialien“ entwickelt

(Landeshauptstadt Hannover 2017 b). Ziel ist die Verwendung von Bauprodukten, deren Einsatz die Umweltwirkungen der Gebäude im Laufe ihres Lebenszyklus minimieren (Planung,

Herstellung, Betrieb, Rückbau und Entsorgung). Ungewünschte Materialien (z.B. Aluminium) werden aufgeführt und alternative Materialien vorgeschlagen (z.B. Holz). Die Vorgabe ist Teil des Vertrages mit den Entwicklern, eine Eigenerklärung ist einzureichen (Ebenda).

Grundstückskaufvertrag und Beratung im zero:e park

Der zero:e park wurde im Passivhausstandard entwickelt, die Bauherr*innen verpflichten sich über einen Kaufvertrag zur Umsetzung (Landeshauptstadt Hannover 2013 a). Der

Passivhausstandard erreicht eine Reduzierung (ca. 75 Prozent) des Heizwärmebedarfs

gegenüber dem derzeit gesetzlich vorgeschriebenen Standard und ist daher eine sehr wichtige Voraussetzung für den effizienten Einsatz von Energie und damit für die Reduzierung des CO2

-Ausstoßes (Landeshauptstadt Hannover 2014 c). Grundlage für eine wirtschaftliche Umsetzung dieses energieeffizienten Baustandards und für die Nutzung aktiver und passiver Solarenergie ist die Minimierung der Verschattung, die Südausrichtung der Hauptwohnräume und eine größtmögliche Kompaktheit der Baukörper (das „Solare Bauen“ wurde im B-Plan festgesetzt) (Landeshauptstadt Hannover 2010). Damit negative Auswirkungen auf den Wasserhaushalt minimiert werden, wurde ein Konzept zur Bewirtschaftung des Regenwassers entwickelt (Landeshauptstadt Hannover 2013 a). Es wurden so wenig Flächen wie möglich versiegelt. Das dennoch anfallende Oberflächenwasser wird versickert. Zusätzlich wurde ein Grünkonzept verwirklicht, das eine Verschattung der Häuser vermeidet. Bevor der Grundstückskaufvertrag unterschrieben wurde, wurden die Interessent*innen im Rahmen einer Erstberatung bei der Stadtplanung und durch die Klimaschutzleitstelle Hannover über alle energetischen

Anforderungen kostenlos beraten. In einem Handbuch für Bauherren und Architekten wurden die verschiedenen Anforderungen (energetische Standards, solares Bauen,

Regenwasserbewirtschaftung, etc.) sowie das Vorgehen zum Erwerb des Grundstücks beschrieben (Landeshauptstadt Hannover 2013 b).

Architektenwettbewerb für das Gebiet Herzkamp

Von der Stadt Hannover und der Firma Gundlach wurde ein Architekturwettbewerb für das Gebiet ausgelobt. Für den Wettbewerb wurden Bewertungskriterien mit einem Schwerpunkt auf Aspekte der Nachhaltigkeit entwickelt (Gundlach 2019 a). So waren bspw. die Materialität und Gestaltungsqualität sowie die Qualität der Grundrisse wichtig. Zudem sollten die

Architekt*innen ökologisch nachhaltig mit dem besonderen Aspekt des

klimawandelangepassten Bauens planen. Es wurden u. a. Aussagen zur Nutzung erneuerbarer Energien, einer energieeffizienten Bauweise, Gebäudebegrünung, Gebäudeökologie und Mobilität ohne eigenes Auto erwartet (Ebenda).

5.2.3.3 Stoffstromanalysen in Hannover

Im Dokument Steuerbare urbane Stoffströme - (Seite 134-140)