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3 . Qualität durch Partizipation

Im Dokument Gut besser exzellent? (Seite 197-200)

Was Qualität ausmacht, kann nicht allein top-down von den Ministerial-bürokratien, Hochschulleitungen und Lehrstuhlinhabern bestimmt werden.

Die Qualität der Wissenschaft lässt sich nur als Ergebnis eines par-tizipativen Aushandlungsprozesses bestimmen, in den unterschiedliche Perspektiven der am Wissenschaftsprozess beteiligten und von dessen Er-gebnissen betroffenen Gruppen eingehen müssen. Hochschulbeschäftigte, Studierende und die berufliche Praxis inklusive der Gewerkschaften sind daher auf Augenhöhe in die Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung einzubeziehen!

4. Akkreditierungssystem erneuern

Die Akkreditierung hat zu einer nicht demokratisch legitimierten neuen Büro kratisierung und Überregulierung von Lehre und Studium beigetragen.

Wir brauchen eine Erneuerung des Akkreditierungssystems, das auf bundesgesetzlicher Grundlage und in transparenten Verfahren qualitative Mindeststandards für alle Studiengänge sichert, eine bürokratische Über-lastung der Hochschulen ausschließt und auf allen Ebenen die substanzielle Beteiligung von Gewerkschaften und Studierendenvertretungen garantiert!

5. Qualität durch EQuality

Nach wie vor steigen vor allem Frauen mit jeder Qualifikationsstufe aus der Wissenschaft aus, statt in ihr aufzusteigen.

Die Qualität einer Hochschule ist auch danach zu beurteilen, ob sie Gleichstellung realisiert, geschlechtergerechte Studiengänge etabliert und Frauen- und Geschlechterforschung in der Wissenschaft verankert hat!

6. Managing Diversity

Die vielfältige Zusammensetzung unserer Gesellschaft spiegelt sich in den Hochschulen nicht wider. Damit kommt die Vielfalt von Erfahrun-gen, Sichtweisen und Werten in Forschung, Lehre und Studium nicht zur Geltung.

Hochschulen haben durch professionelles und partizipatives Diver-sity Management dafür Sorge zu tragen, dass die soziale Zusammensetzung der Lehrenden, Forschenden und Studierenden die Vielfalt der gesamten Gesellschaft widerspiegelt! Hochschulmitglieder sind unabhängig von ihrer sozialen und ethnischen Herkunft, ihrer sexuellen Identität und Orientie-rung, ihrem religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnis und ihrer Behin-derung wertzuschätzen, ihrer Diskriminierung ist aktiv entgegenzuwirken.

7. Gute Wissenschaft braucht gute Arbeit

Kontinuität und Qualität von Forschung, Lehre und Wissenschaftsmanage-ment werden von der Destabilisierung der Beschäftigungsbedingungen durch immer mehr Zeitverträge mit immer kürzeren Laufzeiten untergraben.

Gute Wissenschaft auf der einen sowie gute Arbeitsbedingungen und berufliche Perspektiven auf der anderen Seite sind zwei Seiten einer

Medaille – wir brauchen daher Dauerstellen für Daueraufgaben sowie plan-bare Karrierewege!

8. Exzellenzinitiative in Breitenförderung transformieren

Die Exzellenzinitiative hat allenfalls einen begrenzten Beitrag zur Verbes-serung der Forschungsqualität geleistet, untergräbt aber die Kontinuität und Stabilität wissenschaftlicher Arbeit und vernachlässigt die Qualität der Lehre.

Die Exzellenzinitiative ist schrittweise in ein Programm zur Sta-bilisierung von Beschäftigungsverhältnissen in der Wissenschaft zu über-führen, das qualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Perspektive eines dauerhaften Verbleibs in Forschung, Lehre oder Wissen-schaftsmanagement eröffnet.

9. Promotion besser absichern und strukturieren

Das System der Qualifizierung von Doktorandinnen und Doktoranden ist von Strukturdefiziten gekennzeichnet: eine zu hohe Arbeitsbelastung, pre-käre Beschäftigung, mangelnde Verantwortung der Universitäten sowie der Druck, immer schnellere und höhere Leistungen zu erbringen.

Voraussetzung für eine Sicherung der Qualität der Promotion ist eine verlässliche Betreuung und Absicherung der Doktorandinnen und Dokto-randen! Fächerübergreifende Graduiertenzentren sollen alle Promovieren-den bei der Aufnahme, Durchführung und dem erfolgreichen Abschluss des Promotionsvorhabens unterstützen.

10. Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung

Die Qualität von Forschung, Lehre und Studium wird durch eine fehlende gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaft infrage gestellt.

Hochschulen und ihre Mitglieder haben die Folgen ihrer wissen-schaftlichen Tätigkeit für die Gesellschaft und die Natur systematisch zu reflektieren, die Transparenz von Kooperationen in der Forschung zu ge-währleisten sowie die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse sicherzustellen!

Ulf Banscherus ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Hochschulforschung des Ins-tituts für Erziehungswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach dem Studium der Fächer Politikwissenschaft, Soziologie, Wirtschaftspolitik und Angewandte Kulturwissen-schaften an der Universität Münster und der Freien Universität Berlin war er Stipendiat im Promotionskolleg „Lebenslanges Lernen“ der Hans-Böckler-Stiftung an der Technischen Uni-versität Dresden. Zwischen 2007 und 2009 war er im Sächsischen Staatsministerium für Wis-senschaft und Kunst im Arbeitsbereich „Hochschulentwicklungsplanung“ tätig.

Bettina Duval, Dr., leitet das Academic Staff Development an der Universität Konstanz, zu dem auch die Hochschuldidaktik zählt. Nach ihrem Abschluss als Diplom-Psychologin arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin, Projektleiterin und Studienprogrammleiterin an den Universitäten Marburg und Klagenfurt. Arbeitsschwerpunkte sind Beratung, individuelles Coaching und Training für Nachwuchswissenschaftler(innen) auf allen Karrierestufen, strate-gische Kommunikation und Verhandeln, Führung sowie Fragen zur Vereinbarkeit von Karriere und Familie.

Maria Galda ist seit November 2011 Sprecherin der Landesfachgruppe Hochschule und Forschung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg. Sie arbeitet in der Ver-waltung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau.

Regina Görner, Dr., ist Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Sie war von 1985 bis 1988 persönli-che Referentin der Bundesministerin und Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Von 1990 bis 1999 war sie geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DGB, von 1999 bis 2004 Ministerin für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales im Saarland und von 2005 bis 2011 Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand der IG Metall.

Peter Greisler ist seit 2004 Leiter der Unterabteilung „Hochschule“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Seit 1991 ist er in verschiedenen Funktionen beim BMBF tätig, davor war er im Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes beschäftigt. Greisler studier-te Jura in Erlangen, Mainz, Dijon (Frankreich) und Guildford, University of Surrey (Vereinigstudier-tes Königreich).

Reinhold R. Grimm, Prof. Dr., studierte evangelische Theologie, Germanistik, Philosophie und Ro-manistik in Tübingen, Heidelberg, Poitiers und Paris. Er war Professor für RoRo-manistik an der Universität Jena und ist seit 2005 Mitglied sowie seit 2007 Vorsitzender des Akkreditierungs-rates. Grimm war Vorsitzender des Philosophischen Fakultätentages, Präsident des Allgemei-nen Fakultätentages und Mitglied der Akkreditierungskommission von ACQUIN. Derzeit ist er stellvertretender Vorsitzender des Universitätsrates der Universität Wien und des Hochschul-rates der Universität Leipzig.

Michael Hartmann, Prof. Dr., ist Professor für Soziologie an der Technischen Universität Darm-stadt. Er studierte Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie, Geschichte, Germanistik und Psychologie in Marburg und Hannover, wurde 1979 in Hannover promoviert und 1983 in Os-nabrück habilitiert. Forschungsschwerpunkt von Hartmann ist die Elitenforschung, 2002 ver-öffentlichte er hierzu das Buch „Der Mythos von den Leistungseliten“.

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