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Bilanz und Perspektiven

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Gerade auch die Debatten um die Akkreditierung von Studiengängen zei-gen deutlich, dass relevante Akteure/Akteurinnen die Qualitätssicherungs-diskussionen vor allem dazu genutzt haben, um den – letztlich erfolg-reichen – Kampf für eine größere Autonomie der Hochschulen zu führen, was insbesondere den Hochschulleitungen zugutegekommen ist. So wur-den nicht nur die staatlichen Genehmigungsverfahren von Studiengängen durch Begutachtungen durch Wissenschaftler(innen) im Rahmen von Peer Review ersetzt, sondern die Entscheidungskompetenzen über das Studien-angebot einer Hochschule in den meisten Bundesländern auch nach und nach auf die Rektorate und Präsidien übertragen. Zuletzt folgte mit der Neuregelung der Systemakkreditierung eine weitere Deregulierung bei der Qualitätsprüfung der Studiengänge, nachdem die Programmakkreditie-rung mit dem Totschlagargument der BürokratisieProgrammakkreditie-rung recht erfolgreich diskreditiert werden konnte.

Insgesamt lässt sich die Entwicklung der Diskussion um die Quali-tät und die QualiQuali-tätssicherung in weiten Teilen als Geschichte einer Stell-vertreterdebatte erzählen. Daraus resultiert insbesondere im Bereich der Akkreditierung ein deutlicher Handlungsbedarf hinsichtlich der Klärung

der Zuständigkeiten und der rechtskonformen Gestaltung der Verfahren.

Dies hat durch die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Arnsberg eine besondere Relevanz bekommen. Die Übertragung der Verfahrensregeln in verbindliche gesetzliche Regelungen, die den Grundsätzen der Wesent-lichkeit und der Bestimmtheit genügen, setzen aber eine Klärung der Ziele der Qualitätssicherung insgesamt zwingend voraus. Denn die bestehende Rechtsunsicherheit ist zu einem erheblichen Teil darauf zurückzuführen, dass im Laufe der Zeit die Kernziele des Akkreditierungsverfahrens nicht klar benannt wurden. So sollte die Akkreditierung einerseits Vergleichbar-keit sichern, andererseits aber auch zur Profilbildung beitragen. Sie sollte ebenfalls die Beschlüsse der KMK zur Studienstruktur vollständig umset-zen und gleichzeitig die Studierbarkeit gewährleisten. Diese Liste ließe sich fortsetzen. Politik, Hochschulen und Verbände müssen anerkennen, dass das Instrument der Akkreditierung aus rein systematischen Grün-den ein Instrument der Qualitätssicherung durch die Prüfung von Min-deststandards sein muss. Die mit der Akkreditierung häufig verbundenen Ziele der Qualitätsentwicklung und des Qualitätsmanagements überfrach-ten deshalb dieses Verfahren. Stattdessen sollüberfrach-ten die Programmakkredi-tierung und die institutionelle AkkrediProgrammakkredi-tierung von privaten Hochschulen bei einer Institution gebündelt und die Systemakkreditierung zugunsten von institutionellen Evaluationen und institutionellen Audits wieder ab-geschafft werden.

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Reinhold R. Grimm

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