• Keine Ergebnisse gefunden

Prolog:

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 44-47)

Anfang 1858 machte die Halberstädter Zeitung Druck: „Wollen wir in keiner Weise hinter anderen Städten zurückbleiben, so erforderten jetzt das Renommee der Stadt und der Vorteile der industriellen Be-wohner eine bessere Beleuchtung, denn bereits sehen wir in kleineren unbedeutenderen Städten als Halberstadt durch hellstrahlende Gas-beleuchtung die Nacht in Tag verwandelt.“

Im Februar 1860 bildete sich ein „Komitee der Halberstädter Gas-Aktiengesellschaft“, bestehend aus drei privaten Unternehmern , zwei Bankiers, einem Justizrat und dem Oberbürgermeister. Am 7.10.1860 wurde der notarielle Vertrag zwischen Stadt und Gas-Aktiengesellschaft unterzeichnet. Die Stadt beteiligte sich mit 40 Prozent an der 100. 000 Taler-Gesellschaft.

ˆ

ˆ 1861: Bau der Gasanstalt an der Wehrstedter Straße

ˆ

ˆ 31.12.ˆ1861: Am Silvesterabend des Jahres 1861 tauchten Gas-laternen erstmals Straßen der Stadt in „ein schönes, intensives und weithin strahlendes Licht“, so berichteten Augenzeugen.

ˆ

ˆ 1872: die Stadt übernimmt das Gaswerk zu folgenden Bedingungen:

Für jede Aktie (zu 100 Talern) wurden einschl. Dividende für das Jahr 1871/72 117 Taler bar ausgezahlt. Allen Gasabnehmern, die im Jahr für mindestens 1000 Taler Gas verbrauchten, wurde für die nächsten 10 Jahre ein Rabatt von 5 Prozent gewährt. Die Stadt verschaffte sich im Gegenzug das Monopol des Gasverkaufs. Das war angesichts des stetig steigenden Verbrauchs kein schlechter Schachzug.

ˆ

ˆ 1909: Neubau und Erweiterung des Gaswerkes, tägliche Leistungs-fähigkeit: 40.000 m³.

ˆ

ˆ 1945: Gaswerk und Netz infolge von Bombenschäden und Wasser-einbrüchen zu 75 Prozent betriebsunfähig. Gasversorgung kam am 8. April 1945 zum Erliegen.

ˆ

ˆ Oktoberˆ1945: Wiederherstellung der Wasserversorgung in Halber-stadt, verstärkte Instandsetzungsarbeiten am zerstörten Gasrohrnetz

ˆ

ˆ 31.12.1949: Gründung der VEB Gas- und Wasserversorgung

ˆ

ˆ 1953/54: Wiederinbetriebnahme von 270 Gaslaternen

ˆ

ˆ 1958: Zusammenlegung VEB Energieversorgung und VEB Gasver-sorgung Magdeburg. Netz- und Gasbetrieb Halberstadt gehören nun zum VEB Energieversorgung Magdeburg.

ˆ

ˆ 1964: Anschluss der Stadt an die Ferngasleitung Magdeburg

ˆ

ˆ 1989: Das Versorgungsgebiet umfasst 127 Gemeinden mit 300.000 Menschen. 150.000 Kunden bezogen Strom und 40.000 Kunden Gas.

Ab jetzt wird die Geschichte der Gasversorgung und der Halberstadtwerke in einer gemeinsamen Chronik notiert:

ˆ Quasi „Vorläufer“ der Stadtwerke war der Betriebsteil Halberstadt der VEB Energieversorgung Magdeburg

ˆ

ˆ 01.ˆJuniˆ1991: Gründung der Stadtwerke Halberstadt

ˆ

ˆ 09.ˆJanuarˆ1992: Eintragung im Handelsregister. Damit beginnt offiziell die Unternehmensgeschichte.

ˆ

ˆ Maiˆ1992: Übernahme der Fernwärmeversorgung in Halberstadt

ˆ

ˆ Märzˆ1993: komplette Übernahme der Gasversorgung durch die Stadtwerke

ˆ

ˆ Januarˆ1994: Übernahme der Trinkwasserversorgung

ˆ

ˆ Augustˆ1994: Übernahme der Stromversorgung

ˆ

ˆ AprilˆbisˆSeptemberˆ1993: Abschluss der Gas-Konzessionsverträge mit den Kommunen Langenstein, Ströbeck, Derenburg, Harsleben und Wegeleben

ˆ

ˆ 1994ˆ–ˆ2002: Umfangreiches Sanierungsprogramm im Umfang von 21 Mio. Euro in den Stromnetzen: 120 neue Trafohäuser, Ersatz von Freileitungen durch Erdkabel

ˆ

ˆ 15.ˆSeptemberˆ1996: Inbetriebnahme des Motorheizkraftwerkes Ost für Wärme- und Stromerzeugung

ˆ

ˆ 28.ˆMaiˆ1998: Einweihung des neuen Kundenzentrums in der Rotunde

ˆ

ˆ Septemberˆ1998: Einweihung des neuen Stadtzentrums in Halber-stadt. 1000 Meter Wasserleitung, 700 Meter Abwasserleitung, 327 Meter Gasleitung, 530 Meter Fernwärmeleitung, 3320 Meter Stromkabel und 1400 Meter Steuerkabel mussten durch die Stadtwerke verlegt werden.

ˆ

ˆ 27.02.02: Neuer Gesellschaftervertrag – Umbenennung der Stadtwerke Halberstadt GmbH in HALBERSTADTWERKE. Die NOSA als Holding der Stadt und die Thüga AG sind mit 75 bzw. 25 Prozent die Gesellschafter.

ˆ

ˆ 2006: Bau eines Erdgasspeichers mit 60.000 m³ Gas Fassungsver-mögen zwischen Halberstadt und Klein Quenstedt

ˆ

ˆ Augustˆ2006: 350.000 Euro für Modernisierung des Stromnetzes der Stadt Halberstadt im Schalthaus Süd und Inbetriebnahme des 2- MW-Motor im Heizwerk Nord (1,3 Millionen Euro Investitionen)

ˆ

ˆ 20.ˆJanuarˆ2007: Inbetriebnahme der ersten Erdgastankstelle auf dem Gelände der Agip-Tankstelle in Dardesheim

ˆ

ˆ 25.01.2009: Inbetriebnahme Blockheizkraftwerk mit Investition von 1,5 Mio. Euro

ˆ

ˆ 15.08.2008: Gemeinsam mit 46 kommunalen Energieversorgern kaufen die Halberstadtwerke Anteile der Thüga (3 Mio Euro). Diese Transaktion ist Teil der Rekommunalisierung der Thüga.

ˆ

ˆ 9.10.2009: Blockheizkraftwerk im Alten- und Pflegeheim eingeweiht

ˆ

ˆ 7.7.2011: Spatenstich zum Bau einer Biogasanlage

ˆ

ˆ 26.10.2011: Vertragsunterzeichnung mit der Einheitsgemeinde Stadt Osterwieck zur Übernahme des Gasnetzes

kommunalwirtschaftlichen Netzwerk in ganz Deutschland, garantiert. Hier spüren wir auch die kommunale Solidarität, für mich ein sehr hohes Gut. Wir müssen nicht für alle Zwecke eigene Ressourcen vorhalten. Für viele fachlich komplizierte Aufgaben steht uns das Thüga-Know-how einer großen Gruppe von 450 Unternehmen und Kommunen zur Verfügung.

In dieser kommunalen Gemeinschaft haben wir das „jeder stirbt für sich allein“ durch das „einer für alle, alle für einen“ ersetzt.

Diese Gemeinschaft im großen Thüga-Netzwerk müssen wir noch stärker durch die Zusammenarbeit in unserer Region ergänzen.

Gemeinsam mit unseren Stadtwerkekollegen in Blankenburg, Quedlinburg und

Wernige-rode haben wir uns vorgenommen, enger zu kooperieren. Das spart Ressourcen und ist ein wichtiger Beitrag, um auch in Zukunft, unter den komplizierten Bedingungen des demo-grafischen Wandels, Daseinsvorsorge auf hohem Niveau zu gewährleisten.

In der kommunalen Gemein-schaft haben wir das „jeder stirbt

für sich allein“ durch das „einer für alle, alle für einen“ ersetzt.

„ ______________________

Bodo Himpel

Auf diesem Weg sind wir uns der Unter-stützung durch die Kommunalpolitik sicher.

Am 16. November haben die vier Oberbürger-meister und BürgerOberbürger-meister der Harzkreis-städte gemeinsam mit den Geschäftsführern der dortigen Stadtwerke die Ergebnisse von drei Masterarbeiten zur Kenntnis genommen.

Studenten aus unseren Unternehmen und Kommunen hatten im Jahr 2011 untersucht, welche Potenziale für die interkommunale Zusammenarbeit im Harzkreis bestehen. In einer gemeinsamen Presseerklärung stellen dazu die vier Stadtoberhäupter fest: „Es ist zukünftig sinnvoll, strategische Ziele gemeinsam zu finden und neu zu definieren.

Gelingt es, derartige Ziele zunächst in getrennt

DASEINSVORSORGE VOR ORT

150 Jahre Gasversorgung in Halberstadt – das ist auch eine 150jährige kommunale Erfolgsgeschichte. Der Blick zurück lohnt vor allem dann, wenn wir darüber nachdenken, welche der Traditionen es verdient, nicht nur bewahrt, sondern auch weiter entwickelt zu werden. Bodo Himpel hat das prägnant auf den Punkt gebracht: „Der Schatz der Tradition ist das

Kapital für die Zukunft“. Eigentum motiviert, und gemeinsames Bürgereigentum – darum handelt es sich bei kommunalen Unternehmen – motiviert zum gemeinsamen Tun und zur Solidarität.

Das Bekenntnis zur interkommunalen Zusammenarbeit im engen Schulterschluss mit den Kollegen aus den Nachbarstädten signalisiert, wie man dieses Kapital einer langen Tradition zur Sicherung zukünftiger Daseinsvorsorge einsetzen will. Es geht nur gemeinsam. Das Miteinander garantiert, dass auch unter härtesten Marktbedingungen und in der Konfrontation mit einer weniger und immer älter werdenden Bevölkerung der Nutzen für die Bürger das erste Ziel kommunalwirtschaft-licher Betätigung bleibt. Das wird nur dann zur Wirklichkeit, wenn kommunale Unternehmen auch in Sachen Wirtschaftlichkeit Maßstab sind und bleiben.150 Jahre Gasversorgung und zwanzig Jahre Halberstadtwerke. Das sind Schätze, mit denen die Zukunft gestaltet werden kann. MS

20 Jahre Halberstadtwerke

Der Sitz der Halberstadtwerke mit der restaurierten Rotunde

vorgehaltenen Strukturen zu verfolgen, könnte in einem weiteren Schritt über Formen der Institutionalisierung dieser Zusammenarbeit nachgedacht werden.“

Was hier vorangebracht wird, ist im Interesse unserer Region. Die Menschen, die dort leben, können sich auch weiterhin darauf verlassen, dass die kommunalen Unternehmen für sie da sind. „Unsere Halberstadtwerke“ – ein schöneres Lob aus dem Munde unserer Bürger und Kunden kann ich mir nicht vorstellen. Das ist der Schatz der Tradition. So hat es, Sie haben es am Anfang meines Beitrages gelesen, 1860 mit „meine Gasanstalt“ begonnen. Dieses Erbe haben wir bewahrt. Es ist unser Kapital für die Zukunft. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. n

www.halberstadtwerke.de

Wir sorgen für Bewegung

Emissionsfrei, innovativ, zukunftsfähig.

E.ON Avacon testet bereits heute mit mehr als 50 Fahrzeugen den Einsatz dieser umweltfreundlichen E-Mobile. Wir schaffen die Voraussetzung durch einen vorausschauenden, kontinuierlichen Ausbau unserer Netze.

E.ON Avacon ist Ihr regionaler Netzbetreiber für Strom und Erdgas.

Gern sind wir für Sie da. Sprechen Sie uns an.

E.ON Avacon AG Schillerstraße 3 38345 Helmstedt Anzeige ION 184x62:Layout 1 19.12.2011 15:08 Uhr Seite 1

Brandenburg kommunal

INTERKOMMUNALE KOOPERATIONEN ALS ANTWORT AUF DEN DEMOGRAFISCHEN WANDEL

Alles auf den Prüfstand

Der EWE Kommunalausschuss und die Geschäftsregion Brandenburg/Rügen der EWE ENERGIE AG luden zum fünften Mal zum kommunalen Meinungsaustausch

D

ie Finanzknappheit der kommunalen Kassen, der demografische Wandel und die Herausforderungen der Energiewende werden nicht nur in Brandenburg dazu führen müssen, dass die Strukturen der Aufgabenerfüllung einer eingehenden Revision unterzogen werden. Rechtssetzung muss sich in diesem Zusammenhang vom übergreifenden Paradigma des Wachstums verabschieden und noch stärker alternative Lösungen ermöglichen. Der Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck hat in einem aktuellen Interview mit dieser Zeitschrift nicht zu Unrecht einen zulassenden Staat gefordert. In Brandenburg bestehen zwei sehr unterschiedliche Räume mit teilweise völlig gegensätzlichen Wachstumsprognosen. Einige Gemeinden innerhalb des Verflechtungsraums Berlins werden auch in den kommenden Jahren noch weiter wachsen. Der große Rest des Bundeslandes wird in Zukunft jedoch von anhaltender und rapider Schrumpfung betroffen sein. Die Politik muss vor allem für diese Gebiete geeignete Konzepte finden, wie sich unter veränderten Vorzeichen Daseinsvorsorgeleistungen und Verwaltungshandeln möglichst effizient organisieren lassen.

Die EWE-Geschäftsregion Brandenburg/Rügen vereint das Berliner Umland mit der Peripherie des Landes an der polnischen Grenze. Als kommunales Versorgungsunternehmen ist sich EWE bewusst, dass eine langfristige positive Entwicklung nur mit starken kommunalen Partnern möglich ist. Es liegt daher in ihrem unmittelbaren Interesse, den Austausch mit und unter den kommunalen Partnern zu befördern. Denn angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen sind interkommunale Kooperationen unabdingbar, um die notwendigen Synergiepotentiale für eine nachhaltige Entwicklung der Region heben zu können. Aus diesem Grund hat EWE die Plattform

„Brandenburg kommunal“ ins Leben gerufen, bei der Landespolitik, Wissenschaft und die kommunale Familie zusammenkommen, um offen über Probleme, Entwicklungspotentiale und Reformansätze diskutieren zu können. UNTERNEHMERIN KOMMUNE als kommunale Zeitschrift mit besonderem Schwerpunkt auf den Aspekten der Daseinsvorsorge begleitet diese Veranstaltungsreihe.

Lesen Sie im Folgenden die Zusammenfassung der fünften Veranstaltung – dieses Mal mit dem Brandenburgischen Innenminister Dr. Dietmar Woidke und wie immer im malerischen Strausberger Fischerkietz.

Auf dem Podium vertreten: Klaus Zehm, Leiter Kommunale Grundsatzfragen der Geschäftsregion Brandenburg/Rügen der EWE ENERGIE AG, Innenminister Dr. Dietmar Woidke und UNTERNEHMERIN KOMMUNE-Chefredakteur Prof. Dr. Michael Schäfer

DASEINSVORSORGE VOR ORT

Die einzelnen Regionen Brandenburgs werden sich in den kommenden Jahren sehr unter-schiedlich entwickeln. Im Berlin-nahen Raum wird ein deutlicher Anstieg der Bevölkerung zu verzeichnen sein. Die anderen Landesteile

werden zum Teil eklatante Schrumpfungs-prozesse erleben. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung wird steigen. Diese Entwicklung stellt Land und Kommunen vor enorme Herausforderungen. In mehrfacher Hinsicht sehr zu bedauern ist der anhaltende Wegzug vor allem junger und gut ausgebildeter Frauen.

Sie werden sich mehrheitlich an ihren neuen Wohn- und Arbeitsorten familiär binden und dort auch ihre Kinder bekommen.

Das zunehmende Durchschnittsalter zeitigt erhebliche Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Noch im Jahr der Deutschen Einheit kamen auf hundert Menschen im Erwerbsalter 20 Rentner, heute sind es 34 und im Jahr 2030 wird das Verhält-nis 100 zu 78 betragen. Für die Kommunen und andere Leistungserbringer der Daseins-vorsorge sind damit enorme Heraus-forderungen verbunden. Mit einem Rückgang der Gesamtbevölkerung um etwa 13 Prozent

in den nächsten knapp 20 Jahren schneidet Brandenburg im Vergleich zu den anderen ostdeutschen Ländern beim Migrationssaldo noch verhältnismäßig gut ab. Allerdings sind in Brandenburg die Unterschiede zwischen

den einzelnen Landesteilen besonders aus-geprägt. In den Berlin-fernen Regionen wird es in den kommenden zwei Jahrzehnten Einwohnerrückgänge von bis zu 30 Prozent geben. Von diesem Trend sind nicht nur länd-liche Regionen, sondern auch kreisfreie Städte wie Cottbus oder Frankfurt (Oder) betroffen.

Einzig Potsdam wird als kreisfreie Stadt noch ein Wachstum verzeichnen – bis 2030 um etwa zehn Prozent.

Die Dramatik dieser Entwicklungen lässt sich anhand von Einzelfällen noch plastischer beschreiben als mit spröden Durchschnitts-werten. So war die ehemalige Kreisstadt Guben an der Neiße 1990 noch eine Mittel-stadt mit über 30.000 Einwohnern und einer dichten Industriestruktur. Bis 2030 wird die Bevölkerung dort verglichen mit 1990 um fast zwei Drittel gesunken sein. Frankfurt (Oder) als ehemalige Bezirkshauptstadt wird im gleichen Zeitraum etwa 40 Prozent seiner Ein-Brandenburg kommunal

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 44-47)