• Keine Ergebnisse gefunden

N- freie Extraktstoffe:

5.2. Diskussion der Ergebnisse

5.2.12. Die praktische Anwendung von CaCl 2 zur MMA-Prophylaxe

Die Intention dieser Arbeit war die Überprüfung der Interaktion einer temporären Acidierung und einer forcierten Calciumaufnahme, die von der Substitution von täglich zweimal 14 g (US) Calciumchlorid ausgehen, das zur Prophylaxe gegen das MMA-Syndrom vom 80.

Trächtigkeitstag bis zur Abferkelung eingesetzt wurde. Die zur MMA-Prophylaxe notwendige Absenkung des Harn-pH-Wertes wurde durch diese Substitution schon nach wenigen Tagen erreicht, indem im Harn ein pH-Wert von im Mittel pH 5,96 ± 0,45 erzeugt werden konnte.

Die MMA-Prophylaxe nimmt hier den Weg über die Keimreduktion im Harn bzw. die Verhinderung des Auftretens der unspezifischen Form der Harnwegsinfektion bei der Sau, die nach heutigem Kenntnisstand als Vorläufererkrankung des MMA-Syndroms gilt.

ARNHOFER (1987) erreichte eine Verminderung der Keimzahl im Harn bei Sauen mit signifikanter Bakteriurie, in dem er den pH-Wert im Harn unter pH 6,65 absenken konnte.

Allerdings bleibt dazu zu bemerken, dass diese Absenkung lediglich für den Zeitraum der Ansäuerung erreicht werden konnte und nach dem Absetzen der säuernden Substanz die Ausgangskeimzahlen wieder erreicht bzw. teilweise sogar überschritten wurden. JÜRGENS (1991) reduzierte die Keimbelastung im Harn sogar signifikant um 1,5 Zehnerpotenzen durch die Verabreichung von 2mval Ammoniumchlorid/kg KGW, indem er so den pH-Wert im Harn von pH 7,29 bis auf pH 5,14 absenken konnte oder durch die Zugabe von 1g DL-Methionin sogar eine pH-Wert-Absenkung von pH 7,24 auf pH 4,79 erreichte. JÜRGENS (1991) kommt aufgrund seiner Untersuchungsergebnisse zu dem Schluss, dass unterhalb eines pH-Wertes im Harn von pH 6,1 - 6,3 mit einer wirksamen Keimreduktion in diesem Medium zu rechnen ist. In der hier vorliegenden Arbeit wurde am 90. Trächtigkeitstag bei den Tieren der Versuchsgruppe im Mittel ein pH-Wert im Harn von pH 5,96 ± 0,45 gemessen, durch den nach den Aussagen von JÜRGENS (1991) eine sichere Reduktion der Keimflora erreicht werden müsste. In der hier vorliegenden Untersuchung wurde dagegen auf eine Bestimmung der Keimzahl im Harn verzichtet. Es bleibt aber zu beachten, dass sich der Einsatz von Substanzen, die zur Ansäuerung des Harnes eingesetzt werden, auf einen rein phrophylaktischen Einsatz gegen die Besiedelung des Harntraktes mit einer schädigenden Keimflora beschränkt, da durch deren Einsatz lediglich eine Verringerung des Keimgehaltes erreicht werden kann, aber keine Elemination der Erreger stattfindet. Die Abtötung dieser Keime bleibt somit allein dem Antibiotikaeinsatz vorbehalten.

Nach den Angaben von BERNER (1981) stellt E. coli mit 58,1-75,9% der nachgewiesenen Keime, den hauptverantwortlichen Keim für die unspezifische Form der Harnwegsinfektion

beim Schwein dar. Somit müssten die erreichten Harn-pH-Werte zu einer erheblichen Keim-reduktionen beitragen, da der Optimalbereich für das Wachstum von E. coli im pH-Bereich zwischen pH 6 und pH 7 angesiedelt ist (ASSCHER et al. 1966). Die in dem hier vorliegenden Versuch eingesetzte Menge an Calciumchlorid müsste deshalb ausreichen, um pH-Werte im Harn zu erzeugen, die dazu in der Lage sind das Keimwachstum im Harntrakt zu unterdrücken bzw. erheblich zu reduzieren. Außer diesem gewünschten Effekt, der einen maßgeblichen Beitrag zur MMA-Prophylaxe leistet, führt die Gabe von Calciumchlorid zu keiner negativen Beeinflussung der Sauen, da weder die Futteraufnahme noch die gemessenen physiologischen Vorgänge im Körper der Muttertiere irgendwelche Anzeichen für eine negative Beeinflussung gezeigt haben. Auch Auswirkungen auf die neugeborenen Ferkel oder deren Entwicklung konnten in dieser Untersuchung nicht festgestellt werden. Aus diesem Grund scheint die Gabe von CaCl2 eine probate Methode zur Prophylaxe gegen das Auftreten des MMA-Komplexes bei der Sau zu sein.

Ob eine Erhöhung der verabreichten Dosierung an CaCl2 in diesem Fall zu einer Verbes-serung der prophylaktischen Wirkung beitragen würde oder ob davon negative Beeinflussungen der hier analysierten Parameter ausgehen würden, bleibt in dieser Untersuchung allerdings unbeantwortet.

Über den Zeitraum des Einsatzes von CaCl2 kann man im praktischen Einsatz allerdings verschiedene Ansichten vertreten. Aus fütterungstechnischer Sicht und aus Gründen des Arbeitsablaufes wäre hier der Einsatz von CaCl2 ab der Umstallung der Sauen in den Abferkelbereich zu propagieren, wenn diese Umstallung mindestens 8 – 10 Tage vor der Abferkelung erfolgt. Da die Tiere mit der Umstallung in diesen neuen Stallbereich in der Regel auch auf ein anderes Fütterungssystem, das speziell für diesen Bereich ausgelegt ist, umgestellt werden, wäre mit diesem System bei entsprechender Einmischung des CaCl2 die Futtervorlage in diesem Bereich zu automatisieren. Dabei sollte allerdings der genannte Zeitraum der Umstallung vor der Abferkelung nicht unterschritten werden, um eine ausreichende Vorlaufzeit des prophylaktischen Effektes zu gewährleisten. Kann diese Zeitspanne der Umstallung vor der Geburt nicht eingehalten werden bzw. wird ein früherer Einsatz gewünscht, wie er in diesem Versuch praktiziert wurde, wäre die separate Gabe des CaCl2 oder die Anfertigung eines „Top-Dressings“, bei dem das CaCl2 einer kleinen Menge an Alleinfutter oder anderen separat verabreichten Futterstoffen zu gemischt wird, das Mittel der Wahl. Allerdings ist bei dieser Variante in den meisten Haltungssystemen für tragende Sauen eine separate Vorlage per Hand nötig. Mit diesem zusätzlichen Arbeitsaufwand kann der Zeitraum dieser Prophylaxemethode allerdings entsprechend ausgedehnt werden und

somit wie in dem hier beschriebenen Versuch auch effektiver gestaltet werden. Von einem andauernden Einsatz von ansäuernden Substanzen während der gesamten Trächtigkeit kann an dieser Stellen aufgrund der Auswirkungen auf das Knochengewebe und den Calciumhaushalt nur abgeraten werden. Nach der Geburt sollte der Einsatz des CaCl2 in der ersten Woche des Puerperiums allerdings weiter fortgesetzt werden, da in dieser Zeit eine erhöhte Gefahr der Keimbesiedelung des Harn- und Geschlechtstraktes zu erwarten ist. Der prophylaktische Einsatz von CaCl2 bleibt also, soweit dieses zu realisieren ist, auf das letzte Drittel der Trächtigkeit und die erste Woche der Laktation beschränkt. Eine Erfolgskontrolle der CaCl2-Substitution kann im praktischen Einsatz relativ einfach in Form einer Messung des Harn-pH-Wertes durchgeführt werden. Dazu sollte zunächst der Harn-pH-Wert vor dem Einsatz kontrolliert werden, um dann im Verlauf nach ca. 1 Woche durch erneute Messung die entsprechende pH-Wert-Absenkung zu registrieren.

6. Zusammenfassung

Björn Röcker

Untersuchung zur Acidierung des Harns mittels alimentärer Calciumchlorid-Gabe bei tragenden Sauen.

In dieser Studie wurden die Auswirkungen einer Calciumchlorid-Gabe (CaCl2), die zur Acidierung des Harns eingesetzt wurde, auf die Stoffwechselvorgänge wie den Säure-Basen-Haushalt, den Knochenstoffwechsel und die Mineralstoffhomöostase bei tragenden Sauen untersucht.

Der Versuchsgruppe, die aus 14 Sauen bestand, wurde dazu vom 80. Trächtigkeitstag bis zur Abferkelung je zweimal täglich 14 g (US) Calciumchlorid (Calci Cap®) in das entsprechende Alleinfutter gemischt. Die Kontrollgruppe, denen kein zusätzliches CaCl2 verabreicht wurde, bestand aus 15 Tieren. Vom 80.-108. Trächtigkeitstag wurde ein Alleinfutter für tragende Sauen (EB 208mEq/kgTS) und vom 108. Tag bis zum Versuchsende am 8. Tag p.p. ein Alleinfutter für laktierende Sauen (EB 223mEq/kgTS) verfüttert.

Von jeder Sau wurden jeweils am 80. und 108. Trächtigkeitstag, sowie gleich nach der Abferkelung und weiterführend jeden 2. Tag bis zum 8. Tag p.p. Blutproben gezogen, sowie am 90. und 111. Trächtigkeitstag Spontanharnproben aufgefangen. Außerdem wurde jeweils einem Ferkel pro Wurf gleich nach der Geburt eine Blutprobe abgenommen.

In diesen Proben wurden folgende Parameter analysiert:

- Blut: pH-Wert, Hydrogenkarbonat, Gesamtcalcium, ionisiertes Calcium, anorganisches Phosphat, Chlorid, Natrium, Kalium, Kreatinin, Parathormon und die knochen- spezifische alkalische Phosphatase.

- Harn: pH-Wert, Calcium, anorganisches Phosphat, Chlorid, Natrium und Kreatinin.

Um einen Einfluss der zusätzlichen CaCl2-Gabe auf den Ablauf der Geburten und die Entwicklung der Ferkel zu prüfen, wurden außerdem die Geburtsdauer, die Zeitspanne bis zum Abgang der Nachgeburten, die Anzahl der insgesamt geborenen Ferkel, sowie der lebend, lebensschwach und tot geborenen Ferkel und das Gewicht dieser Ferkel bestimmt.

Dabei zeigten sich folgende Veränderungen nach der zusätzliche CaCl2-Gabe:

1.) Der mittlere Harn-pH-Wert der Versuchstiere lag am 90. Trächtigkeitstag (pH 5,96

± 0,45) signifikant (p<0,01) unterhalb des pH-Wertes der Kontrolltiere (pH 7,05 ± 0,34). Bis zum 111. Trächtigkeitstag kam es nach der Futterumstellung in beiden Gruppen zu einem signifikanten Anstieg der Harn-pH-Werte, so dass zu diesem Zeitpunkt bei den Versuchstieren ein mittlerer pH-Wert von pH 6,73 ± 0,46 und in der Kontrollgruppe von pH 7,31 ± 0,31 gemessen wurden. Der signifikante gruppen-spezifische Unterschied (p<0,01) blieb allerdings bestehen.

2.) Auf die Entwicklung des mittleren Blut-pH-Wertes hatte die zusätzliche CaCl2 -Substitution keinen statistisch relevanten Einfluss (p>0,05).

3.) Am Tag der Abferkelung lag die Konzentration an Hydrogenkarbonat (HCO3-) im Blut der Versuchstiere mit einer Differenz von 2,16 mmol/l schwach signifikant (p<0,05) unterhalb Kontrollgruppe. Während der übrigen Versuchszeit zeigen sich dagegen keine signifikanten Konzentrationsunterschiede (p>0,05) zwischen den Tiergruppen.

4.) Die Zugabe von 2 mal täglich 14 g CaCl2 zeigte keinen signifikanten Einfluss (p>0,05) auf die Konzentrationen von ionisiertem Calcium im Blut und Gesamt-calciumkonzentration und anorganischem Phosphat im Plasma, sowie auf die Plasmakonzentrationen von Natium und Chlorid und den Gehalt an Kalium im Vollblut.

5.) Der Parathormonspiegel variierte sehr stark zwischen minimal 1,19 pg/ml bis maximal 180,27 pg/ml. Der Vergleich der relativen Steigerung des Parathormon-gehaltes zum gruppenspezifischen Ausgangswert zeigte, dass dieser Wert in der Kontrollgruppe vom 80. Trächtigkeitstag bis zum 108. Tag auf das 4,93-fache an-stieg, um dann vor der Geburt auf das 2,77-fache abzusinken. Bei den Versuchstieren wurde dagegen am 108.Tag das 2,55-fache des Ausgangswertes erreicht und bis zur Abferkelung erfolgte eine weitere Steigerung auf das 3,48-fache.

6.) Bei der Auswertung der Analysedaten zur Konzentration der knochenspezifischen alkalischen Phosphatase ergaben sich keine relevanten gruppenspezifischen Differenzen (p>0,05).

7.) Am 90. und am 111. Trächtigkeitstag war die relative renale Ausscheidung an Phosphor (P/Krea) der Kontrolltiere schwach signifikant (p<0,05) gegenüber der Versuchsgruppe erhöht, während bei den Sauen der Versuchsgruppe dagegen an beiden Terminen die relative Ausscheidung von Chlorid signifikant (p<0,01) über den Werten der Kontrollgruppe lag. Die Ausscheidung von Calcium und Natrium über den Harn wurde dagegen von der zusätzlichen CaCl2-Gabe nicht signifikant beeinflusst.

8.) Durch die Zugabe von CaCl2 wurden weder der Geburtsverlauf noch der Abgang der Nachgeburten beeinflusst und auch die Anzahl der insgesamt geborenen Ferkeln wie auch der lebend, lebensschwach und tot geborenen Ferkeln zeigte keinen relevanten Unterschied. Die Geburtsgewichte und die Ergebnisse der Blutgasanalyse konnten ebenfalls keine Differenzen der Ferkel aufzeigen, deren Ursprünge in der unterschiedlichen Behandlung der Muttertiere zu suchen wären.

In diesem Versuch konnte eine Acidierung des Harns mit Harn-pH-Werten von unter pH 6,5 schon nach wenigen Tagen mit der zusätzlichen Gabe von zweimal täglich 14 g (US) erreicht werden. Diese Acidierung bildet somit die Grundlage für eine ausreichende prophylaktische Wirkung gegen eine Keimbesiedelung bzw. eine Infektion der Harnorgane. Da derartige Infektionen als Vorläufersyndrom für das spätere Auftreten des MMA-Komplexes gelten, kann somit sekundär auch eine prophylaktische Wirkung gegen diese Erkrankung, die ein erhebliches Problem in der Sauenhaltung und Ferkelproduktion darstellt, erreicht werden.

Dieser Acidierungseffekt und die forcierte orale Calciumaufnahme haben dabei keine negativen Auswirkungen auf die in dieser Untersuchung überprüften Stoffwechselvorgänge im Körper der Tiere, so dass die Methode der Infektionsprophylaxe in der Praxis durchaus ihre Berechtigung hat.

7. Summary

Björn Röcker

Investigation of acidifying the urine by alimentary