• Keine Ergebnisse gefunden

über lesbische, schwule und bisexuelle Menschen

5. Unterschiede zwischen soziodemografischen

5.2 Ergebnisse der aktuellen Umfrage

5.2.7 Politische Orientierung und Parteipräferenz

Das Ausmaß an Homophobie variierte recht deutlich in Abhängigkeit der politischen Selbstverortung der Befragten (Tabelle 5.6). Personen, die sich im politischen Spektrum links oder eher links einordneten, hatten zwar durchgehend positivere Einstellungen gegenüber Homosexuellen und Trans* und schätzten auch die Diskriminierungssituation von Ho-mosexuellen am realistischsten ein. Unter ihnen waren es nur 7 Prozent, die glaubten, Homosexualität werde durch Sozialisation angeeignet. Es wurde aber auch deutlich, dass abwertende Haltungen bis in die politi-sche Mitte reichen und sogar bei Personen, die sich politisch links oder eher links verorteten, verbreitet waren.

Tabelle 5.6: Einstellungen und Annahmen zu LSB nach politischer Selbstverortung (Angaben in Prozent)

links

(n = 543) Mitte

(n = 1.110) rechts (n = 184) Abwertende Einstellungen zu LSB

Homophobie Gesamtskala*** 11,4 22,3 47,3

Klassische Homophobie*** 5,9 11,8 26,4

Moderne Homophobie*** 13,3 25,8 45,8

Affektive Homophobie*** 11,7 18,5 35,8

Abwertende Einstellungen zu Trans*Personen

Abwertung von Trans*Personen* 12,3 21,3 35,0

Annahmen über Homosexualität Homosexualität durch Sozialisation

(Zustimmung)*** 6,6 13,0 23,1

Homosexualität angeboren (Ablehnung) 29,7 34,5 31,4

Homosexuelle merken ihre Homosexualität früh

(Ablehnung)*** 19,7 24,4 32,1

Homosexuelle werden nicht diskriminiert

(Zustimmung)*** 13,0 20,7 25,4

Legende: * p < .05, ** p < .01, *** p < .000. Die Signifikanzen basieren auf Chi²-Tests mit den kategorisierten Variablen.

Auch hinsichtlich der Frage, welche politische Partei die Befragten wäh-len würden, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, ergaben sich zum Teil deutliche Unterschiede in den Einstellungen und Annah-men. Die folgenden Ergebnisse müssen allerdings bei den kleinen Par-teien, bei denen nur wenige Befragte angaben, sie wählen zu wollen, mit Zurückhaltung interpretiert werden.

Einig waren sich die potenziellen Wähler_innen aller etablierten Partei-en in ihrer mehrheitlichPartei-en Zustimmung zur Öffnung der Ehe. 88 Pro-zent der potenziellen SPD-Wähler_innen, aber auch 77 ProPro-zent der CDU/

CSU-Wähler_innen sprachen sich dafür aus, Ehen zwischen zwei Frau-en bzw. zwei Männern zu erlaubFrau-en (in der vergleichsweise kleinFrau-en Un-tergruppe der CSU-Wähler_innen lag die Zustimmung bei 74 Prozent).

Auch bei den Wähler_innen der anderen, kleineren Parteien war die Zustimmung hoch (FDP 76 Prozent, Bündnis 90/Die Grünen 94 Prozent, Linke 87 Prozent, Nicht-Wähler_innen 85 Prozent Zustimmung).

Le-diglich die potenziellen Wähler_innen der AfD waren in der Frage mit 51 Prozent Zustimmung gespalten.

Zugleich unterschieden sich die Anhänger_innen der verschiedenen Par-teien im Ausmaß der nach wie vor vorhandenen offenen und subtilen Ressentiments gegenüber LSB und Trans* (Tabelle 5.7). Mit Abstand am weitesten waren abwertende Einstellungen gegenüber LSB bei potenziel-len Wähler_innen der AfD mit 54 Prozent verbreitet (Homophobie Ge-samtskala). Es folgten Wähler_innen von CDU/CSU mit 30 Prozent und Personen, die nicht wählen gehen würden, mit 29 Prozent Zustimmung zu Homophobie. Die niedrigsten Zustimmungswerte fanden sich bei Wähler_innen von Bündnis 90/Die Grünen (9 Prozent).

Die Abwertung von Trans* war bei potenziellen AfD-Wähler_innen (41 Prozent) ebenfalls besonders ausgeprägt. Die geringste Zustimmung fand sich bei Wähler_innen von Bündnis 90/Die Grünen (10 Prozent) und der FDP (14 Prozent).

In den Annahmen über die Ursachen von Homosexualität unterschie-den sich die potenziellen Wähler_innen der verschieunterschie-denen Parteien nur geringfügig. Bei der Annahme, dass Homosexualität durch die Soziali-sation beeinflusst werde, fallen die potenziellen Wähler_innen der AfD auf, die hier die höchsten Zustimmungswerte haben. AfD- und CDU/

CSU-Wähler_innen waren auch am häufigsten der Meinung, dass Homo-sexuelle heutzutage nicht diskriminiert werden.

Tabelle 5.7: Zusammenhänge zwischen der Parteipräferenz (in Spalten) und den Einstellungen und Annahmen (Angaben in Prozent)

CDU/CSU

(n=414) SPD

(n=328) FDP

(n=83) B 90/Die Grünen (n=283)

Die Linke

(n=142) AfD (n=84) ich würde nicht wählen (n=138) Abwertende Einstellungen zu LSB

Homophobie Gesamtskala*** 30,0 15,2 21,7 9,2 20,6 53,6 29,0

Klassische Homophobie*** 15,1 8,5 3,6 4,9 12,1 34,5 10,2

Moderne Homophobie*** 37,2 15,7 26,5 10,3 21,1 48,8 32,8

Affektive Homophobie** 21,5 16,8 18,1 10,8 18,4 38,6 12,5

Abwertende Einstellungen zu Trans*Personen

Abwertung von Trans*Personen*** 25,6 17,4 14,1 10,4 23,4 40,5 24,6

Annahmen über Homosexualität

Homosexualität durch Sozialisation (Zustimmung)*** 12,3 13,3 8,8 5,5 9,4 21,1 18,7

Homosexualität angeboren (Ablehnung) 33,2 35,2 34,3 31,5 23,2 31,9 37,1

Homosexuelle merken ihre Homosexualität früh (Ablehnung) 20,5 24,1 21,9 22,2 20,3 38,2 28,4

Homosexuelle werden nicht diskriminiert (Zustimmung) 23,2 16,1 20,3 8,6 13,6 34,6 21,5

Legende: * p < .05, ** p < .01, *** p < .000. Die Signifikanzen basieren auf Chi²-Tests mit den kategorisierten Variablen.

5.3 Zusammenfassung

Homophobe Einstellungen sind ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Die aktuelle Umfrage zeigt aber auch, dass homophobe Einstellungen in verschiedenen Bevölkerungsgruppen zum Teil deutlich variieren, und bestätigt damit bisherige Befunde. Für die Intervention und Prävention stellt sich hier die Herausforderung differenzierter und auf die Zielgrup-pe zugeschnittener Zugangsweisen und Maßnahmen.

Vergleichbar mit der existierenden Forschung haben Frauen positivere Einstellungen als Männer. Im Wissen über die Ursachen und die Verän-derbarkeit von Homosexualität unterscheiden sich Männer und Frauen allerdings kaum voneinander. Jedoch glauben Männer etwas seltener, dass Homosexuelle bereits in jungen Jahren von ihrer sexuellen Orien-tierung wissen.

Die Auswertungen machen deutlich, dass die in vielen anderen Studien belegten Alterseffekte auch weiterhin ihre Gültigkeit besitzen (s. dazu den Forschungsstand in Kapitel 5.1). Homophobe Einstellungen sind in höhe-ren Altersgruppen weiter verbreitet als bei jüngehöhe-ren Befragten. Auch die Diskriminierungserfahrungen von LSB unterschätzen mehr ältere als jüngere Menschen. Die Annahme, dass die sexuelle Orientierung durch äußere Ursachen beeinflusst wird, findet sich bis zu einem gewissen Grad in allen Alterskohorten, jedoch besonders häufig bei den älteren Befragten über 60 Jahren. Das Wissen und das Ausmaß an positiven Einstellungen gegenüber LSB steigen mit dem Bildungsniveau einer Person. Höher gebil-dete Personen gehen etwas weniger davon aus, dass Homosexualität durch die Sozialisation veränderbar ist. Lediglich bei den Annahmen darüber, ob Homosexualität angeboren ist und Menschen früh merken, dass sie ho-mosexuell sind, spielt die Bildung keine Rolle.

Bei Personen mit einem Migrationshintergrund sind die abwertenden Haltungen gegenüber Homosexuellen und Trans* signifikant negativer als bei Personen ohne Migrationshintergrund. Personen mit Migrati-onshintergrund gehen etwas häufiger davon aus, dass Homosexualität durch die Sozialisation veränderbar ist, und nehmen seltener an, Ho-mosexualität sei angeboren. Personen mit und ohne Kind unterscheiden sich nur marginal in ihren Einstellungen und Annahmen gegenüber LSB und Homosexualität. Singles haben geringfügig positivere Haltungen gegenüber LSB und Homosexualität und etwas negativere Haltungen ge-genüber Trans*.

Auch wird deutlich, dass abwertende Einstellungen bis in die politische Mitte der Gesellschaft reichen. Sie sind jedoch bei Personen, die sich po-litisch rechts einordnen, am stärksten vertreten. Hohe Vorbehalte zeigen sich bei den potenziellen Wähler_innen der AfD, aber auch bei jenen von CDU/CSU und bei Nichtwähler_innen. Ob jemand in einer kleinen Stadt, im ländlichen Gebiet oder in einer großen Stadt lebt, hat kaum einen Einfluss auf das Ausmaß homophober Einstellungen und Annahmen über Homosexualität. Ebenfalls zeigen sich kaum Unterschiede zwi-schen Befragten, die in Ost- und Westdeutschland leben.

6. Verhalten gegenüber Lesben,