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über lesbische, schwule und bisexuelle Menschen

5. Unterschiede zwischen soziodemografischen

5.1 Existierende Forschung

In allen Befragungen, in denen das Geschlecht analysiert wurde, äu-ßerten männliche Befragte negativere Einstellungen (Antidiskrimi-nierungsstelle des Bundes, 2008; Baier & Pfeiffer, 2011; Change Centre Foundation, 2015; infratest dimap, 2011, 2013; Ipsos GmbH, 2013, Klocke, 2012; Zick et al., 2016; Steffens & Wagner, 2004; Zick et al., 2014) und zeig-ten auch häufiger unangenehme Gefühle gegenüber LSB als weibliche Befragte (Simon, 2008; Steffens & Wagner, 2004). In der FES-Mitte-Stu-die 2016 stimmten 12 Prozent der Männer, aber nur 8 Prozent der Frauen homophoben Aussagen und 15 Prozent der Männer, aber nur 10 Prozent der Frauen abwertenden Einstellungen gegenüber Trans*Personen zu (Zick, Küpper & Krause, 2016).

Viele Studien verweisen zudem auf die Bedeutung des Alters: Ältere äu-ßern im Durchschnitt weniger Akzeptanz gegenüber Lesben, Schwulen und Bisexuellen als Jüngere (Antidiskriminierungsstelle des Bundes, 2008; infratest dimap, 2011, 2013; Shell Deutschland, 2015; Steffens &

Wagner, 2004). In der FES-Mitte-Studie 2016 neigten 3,7 Prozent der 16- bis 30-Jährigen, 7,6 Prozent der 31- bis 60-Jährigen und 16,3 Prozent der über 60-Jährigen zu homophoben Einstellungen (Zick, Küpper & Krause, 2016). Ganz ähnlich lässt sich dies auch für die Abwertung von Trans*-Personen zeigen; hier stimmten 6,4 Prozent der 16- bis 30-Jährigen, 10,8 Prozent der 31- bis 60-Jährigen und 18,7 Prozent der über 60-Jähri-gen abwertenden Äußerun60-Jähri-gen ge60-Jähri-genüber Trans* zu (ebd.).

Ergebnisse anderer Studien zeigen: Homophobie ist immer auch eine Frage der Bildung. So ergaben sich grundsätzlich positive

Zusammen-hänge mit den Einstellungen zu LSB (Baier & Pfeiffer, 2011; Klocke, 2012; Ipsos GmbH, 2013; Steffens & Wagner, 2004; Zick et al., 2014; Zick et al., 2016): Je höher die Schulbildung, desto positiver die Einstellun-gen und umgekehrt. In der FES-Mitte-Studie 2016 waren es 15,5 Prozent der niedriggebildeten, 7,7 Prozent der mittelgebildeten und 3,7 Prozent der hochgebildeten Befragten, die homophoben Aussagen zustimmten.

Ähnliche Ergebnisse zeigten sich auch in der abwertenden Haltung ge-genüber Trans*.

Hinsichtlich der ökonomischen Situation zeigt sich in Studien bisher kein eindeutiger Zusammenhang. In der Berliner Schulbefragung hingen un-terschiedliche ökonomische Situationen der Schüler_innen und Eltern-häuser nicht mit der Einstellung gegenüber Homosexuellen zusammen (Klocke, 2012). Andere Studien konnten zwar einen Zusammenhang zwischen dem Einkommen und homophoben Einstellungen feststellen (Zick et al., 2016), jedoch scheint die eigene ökonomische Situation im Vergleich mit anderen Faktoren kaum eine Rolle für das Ausmaß homo-phober Einstellungen zu spielen (Küpper & Zick, 2015; Zick et al., 2011).

In Bezug auf die Abwertung von Trans* zeigen sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Einkommens (Zick et al., 2016).

In Deutschland hat rund ein Fünftel der Bevölkerung einen sogenann-ten Migrationshintergrund. Zu den Personen mit Migrationshintergrund zählen alle seit 1950 nach Deutschland Eingewanderten und ihre Nach-kommen, unabhängig von der Nationalität (über die Hälfte dieser Perso-nen hat die deutsche Staatsbürgerschaft). Ein Drittel von ihPerso-nen stammt aus einem Land der Europäischen Union, ein weiteres Drittel aus einem anderen europäischen Land. Prozentual stammt der größte Teil aus der Türkei, gefolgt von Eingewanderten aus Polen, Russland bzw. einem anderen Staat der ehemaligen Sowjetunion sowie Italien (Statistisches Bundesamt, 2017c). Der Großteil der Personen mit Migrationshinter-grund ist im Übrigen – darauf lassen auch schon die Herkunftsländer schließen – nicht muslimisch, sondern katholisch bzw. gehört einer orthodoxen Kirche an. Unter dem Label „mit Migrationshintergrund“

werden also sehr unterschiedliche Menschen aus sehr unterschiedlichen Kontexten subsummiert. Dies macht es fraglich, ob es überhaupt Sinn macht, Personen unter diesem Merkmal zu gruppieren. Allerdings teilen viele Personen mit einem sogenannten Migrationshintergrund eine So-zialisation in Herkunftskontexten, in denen Homosexualität insgesamt noch weniger akzeptiert ist als dies – wie beschrieben, nach vielen Jahr-zehnten des Kampfes um Gleichwertigkeit und im Vergleich etwa zu den

Niederlanden immer noch hinterherhinkend – inzwischen in größeren Teilen in Deutschland der Fall ist. Für die Prävention und Intervention lässt sich daher aus den Erfahrungen mit der deutschen Mehrheitsbevöl-kerung lernen.

Personen mit einem Migrationshintergrund äußerten im Durchschnitt tatsächlich in mehreren Befragungen negativere Einstellungen zu Les-ben und Schwulen als Menschen ohne Migrationshintergrund (Baier &

Pfeiffer, 2011; Change Centre Foundation, 2015; Klocke, 2012; Küpper &

Zick, 2015, Simon, 2008; Zick et al., 2016).

In der Jugendstudie von Baier & Pfeiffer (Baier & Pfeiffer, 2011) zeigte sich unter den befragten Berliner Jugendlichen der neunten Jahrgangsstufe ein Zusammenhang zwischen dem Migrationshintergrund der Jugendlichen und der Einstellung gegenüber Homosexuellen: Jugendliche mit libanesi-schen und türkilibanesi-schen Wurzeln oder aus anderen überwiegend muslimisch geprägten Ländern wiesen im Vergleich zu anderen Jugendlichen höhere homophobe Einstellungen auf. Jedoch liegt hier auch ein Bildungseffekt vor, denn Jugendliche aus Gymnasien haben, im Vergleich zu Jugendli-chen aus anderen Schulformen, die positiveren Einstellungen gegenüber Homosexuellen. Es lässt sich also nicht pauschalisieren, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund negativere Einstellungen gegenüber Homose-xuellen haben. Vielmehr scheint das Bildungsniveau der Jugendlichen hier eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen.

Zwischen Ost- und Westdeutschen zeigen Studien keine eindeutigen Hinweise auf Unterschiede. Teilweise deutet sich an, dass abwertende Einstellungen gegenüber Homosexuellen (GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, 2009) und Trans* (Zick et al., 2016) unter den Ost-deutschen etwas geringer ausgeprägt sind als unter den WestOst-deutschen.

Es gibt allerdings auch Hinweise dafür, dass Menschen in Ostdeutsch-land eher dazu neigen, homosexuelle Menschen abzuwerten (Zick et al., 2014). Zudem kommen Studien auch zu dem Ergebnis, dass es keine Unterschiede zwischen Ost und West gibt (Albert et al., 2015; Steffens &

Wagner, 2004).

Ob Personen in der Großstadt oder auf dem Land leben, hat nur einen geringen Einfluss auf die Einstellung gegenüber Homosexuellen. In der Tendenz zeigt sich jedoch, dass Befragte, die in kleinen Orten leben, ver-gleichsweise stärker zu Homophobie neigen (für einen Überblick: Stef-fens & Wagner, 2004; Küpper & Zick, 2015).

Auch Personen mit politisch eher konservativen Einstellungen haben negativere Haltungen gegenüber Homosexuellen (Decker et al., 2016;

infratest dimap, 2013; Zick et al., 2014; Steffens & Wagner, 2004). Und in Bezug auf die politische Orientierung wurde vielfach repliziert, dass Be-fragte eher zu homophoben Aussagen neigen, je weiter rechts sie sich po-litisch verorten. Aber selbst bei Personen, die sich links oder eher links verorten, stoßen Studien immer wieder auf negative Einstellungen ge-genüber Homosexuellen (Zick et al., 2014; Zick et al., 2016). Große Un-terschiede werden zudem in Abhängigkeit der Präferenz für politische Parteien deutlich. In verschiedenen Studien haben Grünen-, FDP- und Linke-Wähler_innen die vergleichsweise positivsten Einstellungen, während die negativsten Einstellungen bei AfD- und CDU/CSU-Wäh-ler_innen ermittelt wurden (Decker et al., 2016; infratest dimap, 2013).

Jedoch stimmten selbst 57 Prozent der CDU/CSU- und AfD-Wähler_in-nen der Aussage zu, dass Ehen zwischen zwei Frauen bzw. zwischen zwei Männern erlaubt sein sollten (Brähler et al., 2016).

Auch bezüglich der Abwertung von Trans* wurden in existierenden Stu-dien Unterschiede hinsichtlich der Parteipräferenz gefunden: Ähnlich wie bei der Abwertung von Homosexuellen, sind es auch hier die Wäh-ler_innen der AfD und CDU/CSU mit der vergleichsweise negativsten Einstellung (Zick et al., 2016).