• Keine Ergebnisse gefunden

4 Durchführung der Untersuchung

4.2 Planung der Interviews

Um qualitative Interviews durchführen zu können, galt es zuerst Überlegungen anzustellen, wie ein Zugang zu potenziell interessierenden Personen gefunden werden kann, die sich für diesen intensiven Prozess bereit erklären. Folgt man den Ausführungen Misochs, so bezieht sich der Begriff der Intensität in qualitativen Interviews einerseits auf den Faktor Zeit und andererseits auf die emotionale Intensität dieser dichten Form der Kommunikation (Misoch 2015, 107). Das soziale Handlungsfeld, welches mögliche für die Forschungsfrage relevante Personen beinhaltet, wird durch die aktive Berufsgruppe der Mobilen Frühförderinnen und Familienbegleiterinnen der Wiener Sozialdienste eingegrenzt. Die Grundgesamtheit im Hinblick auf meine Erhebung bilden somit alle 23 Frühförderinnen und Familienbegleiterinnen, die aktuell bei den Wiener Sozialdiensten beschäftigt sind. Im Zuge eines Auswahlprozesses sollen bestimmte Subjekte aus der Gruppe aller Individuen der Grundgesamtheit ausgewählt werden, „die sich als inhaltlich adäquat im Hinblick auf die Forschungsfrage erweisen und die reichhaltige Informationen zu dieser zu liefern versprechen“ (Misoch 2015, 106). Das gemeinsame Merkmal der Interviewpartnerinnen soll eine zum Zeitpunkt der Durchführung aktuell ausgeübte Tätigkeit als Mobile Frühförderin und Familienbegleiterin bei den Wiener Sozialdiensten sein. Um die inhaltliche Repräsentativität nach ihrem erhofften Gehalt an neuen Erkenntnissen einzugrenzen,

62

wurde die Bereitschaft zu einer reflexiven Auseinandersetzung mit der Thematik „Digitaler Medienkonsum in der Frühförderung“ als ein weiteres Merkmal festgehalten, da ein restriktiver Umgang keine relevanten Aussagen zur Forschungsfrage erwarten lässt. Merkmale wie Alter, Ausmaß der Wochenstunden, Erfahrungsjahre und Bildungshintergrund der befragten Personen sind heterogen.

Die für vorliegende Untersuchung angewandte Strategie für den Zugang zum Feld war die Kontaktanbahnung mittels Gatekeeper14. Im ersten Schritt meiner Untersuchung suchte ich das Gespräch mit der Bereichsleiterin der Mobilen Frühförderung der Wiener Sozialdienste. Nach einer kurzen Vorstellung meines Vorhabens, erklärte sie sich zur Unterstützung meiner Forschungen bereit. Wir vereinbarten, dass ich mich im Zuge einer Frühförderinnen-Teambesprechung, welche monatlich in Abwesenheit der Leitung stattfindet, direkt an die Frühförderinnen wende, um mein Vorhaben im Team vorzustellen und so Interviewpartnerinnen akquirieren zu können. Weiters bot sie die Möglichkeit an, dass die Interviews in ungestörter Atmosphäre in den Räumlichkeiten der Mobilen Frühförderung stattfinden können. Ich kündigte einen Zeitrahmen von einer Stunde pro Interview an. Zur inhaltlichen und zeitlichen Absteckung wurde ein Probeinterview mit einer Lehrgangskollegin durchgeführt, die Erfahrungen mit dem vorliegenden Forschungsgegenstand hat. Im Anschluss an das Probeinterview wurde in einer neuerlichen Auseinandersetzung mit den Frageformulierungen der Leitfaden modifiziert und erweitert.

Nachdem die Bereichsleitung von meinem Anliegen informiert worden war, wendete ich mich per E-Mail an die Frühfördersprecherinnen, die für die Planung und Moderation der Diskussionspunkte der Teamsitzung verantwortlich sind. Im darauffolgenden Jour Fixe schilderte ich einen knappen Umriss meines Forschungsgegenstandes und verlautbarte meine Suche nach drei Interviewpartnerinnen für Erzählungen und Erfahrungen aus dem Arbeitsfeld der Mobilen Frühförderung und Familienbegleitung. Unmittelbar nach dieser Kurzvorstellung meldeten sich drei Personen, die sich vorstellen konnten, mit mir über das Thema Medienkonsum in der Frühförderung zu sprechen. Ich notierte mir die Namen der ersten drei Interessentinnen und las diese dann noch einmal laut vor. Ich bedankte mich für die rasche Bereitschaft und kündigte an, mich per E-Mail zu melden, sobald alle Vorbereitungen für das Interview finalisiert seien.

14 Ein Gatekeeper ist eine Schlüsselperson, die dem Interviewenden den Zugang zum Feld ermöglicht (Misoch 2015, 107).

63

Im Zuge der Interviewplanung wurde ein Leitfaden15 erstellt, welcher die Forschungsfrage und die Themenfelder als Orientierungsrahmen enthält, und im Anschluss eine Ideensammlung von Fragestellungen pro Themenfeld. Es wurde darauf geachtet, dass jedes Themenfeld mit einer offenen Frage eingeleitet wird, die zum Erzählen einladen sollte. Weiters sind in dem Leitfaden für jedes Themenfeld noch vier bis fünf Eventualfragen vorformuliert, falls diese im Narrativ nicht beantwortet werden sollten. Der Leitfaden besteht aus vier Teilen. Der erste Teil beinhaltet die Forschungsfrage und eine Zusammenfassung der Themenfelder mit dazugehörigen Stichworten.

Teil zwei stellt den eigentlichen Interviewleitfaden dar, welcher in Themenfelder mit dazugehörigen Fragen gegliedert ist. Die fünf Themenfelder bestehen aus dem „Erleben und Wahrnehmen von digitalem Medienkonsum“, den „Gefühlen und Impulsen“, die dadurch bei den Frühförderinnen ausgelöst werden, dem „Mentalisieren und Deuten“ dieses Verhaltens und dem

„Professionellen Selbstbild“ der Frühförderinnen in Bezug auf Medienkonsum in der Frühfördereinheit und den „Handlungsstrategien“, die sie in der Begegnung mit dem Phänomen entwickeln. Die Themenfelder wurden anhand der Auseinandersetzung mit dem theoretischen Bezugsrahmen als bedeutsam für die Beantwortung der Forschungsfrage gesehen. Der dritte Teil ist ein Kurzfragebogen16, welcher noch fünf als relevant erachtete Eckdaten eruiert. Der Kurzfragebogen bildet die Erfahrungsjahre der Frühförderinnen und die Anzahl der betreuten Familien innerhalb der jeweiligen Beschäftigungsart ab. Weiters wird eine zahlenmäßige Einschätzung der Familien abgefragt, in denen Smartphonegebrauch ein Thema ist und in wie vielen davon dieser als inadäquat gewertet wird. Der vierte und letzte Teil ist ein Postskriptum17, welches die persönlichen Notizen und Beobachtungen der Interviewerin zur Interviewsituation beinhaltet. Das Postskriptum enthält Aufzeichnungen zu den Bereichen Rekrutierungsweg und Kontaktaufnahme, Interviewsituation, Gesprächsverlauf, Eindruck von der Interviewpartnerin, besondere Vorkommnisse während des Interviews, Situation und Gespräche vor der Aufnahme, Situation und Gespräche nach der Aufnahme und Sonstiges. Entgegen den Empfehlungen Witzels (2000, 4), den Kurzfragebogen vor der Durchführung der Interviews als entlastendes Frage-Antwort-Element einzusetzen, wurde dieser als Interviewabschluss eingeplant. Die Überlegung dazu war einerseits, dass davon ausgegangen werden konnte, dass einige der mittels Kurzfragebogen zu erhebenden Kontextdaten bereits im Narrativ beantwortet werden.

Andererseits erschienen die vorab zu besprechenden Punkte bereits sehr langatmig, sodass die Überleitung direkt zum Narrativ als „Öffnung der Bühne“ (Hermanns 2000, 363) als methodisch zielführender erachtet wurde.

15 Siehe Anhang 7.1

16 Siehe Anhang 7.2

17 Siehe Anhang 7.3

64

Weiters wurden eine Einverständniserklärung und eine Datenschutzvereinbarung18 vorbereitet, welche vor dem Interview besprochen, von beiden Gesprächspartnerinnen unterzeichnet wurden und von denen je ein Exemplar ausgehändigt wurde. Ein Incentive für die Interviewpartnerinnen wurde besorgt und mit einem kleinen Dankeskärtchen versehen.