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Perspektiven für die Bildende Kunst in Baden-Württemberg

Sparten, Bereiche und Handlungsfelder

III. Perspektiven für die Bildende Kunst in Baden-Württemberg

Im Bereich der zeitgenössischen Kunst sind die Kunstvereine, Kunststiftungen und Galerien ein unverzichtbarer Baustein, um zahlreichen Kunstschaffenden die Möglichkeit zur Präsentation zu geben.

1. Förderstruktur

Im Land Baden-Württemberg sind verschiedene Ressorts für die Förderung der Bildenden Kunst zuständig. Außerdem gibt es diverse Stiftungen und private Ein-richtungen, die ebenfalls Förderprogramme für Bildende Kunstauflegen. Oft sind aber weder die Kunstschaffenden noch die Öffentlichkeit ausreichend über För-dermaßnahmen informiert. Ziel muss es sein, die Information über die jeweiligen Förderprogramme und die geförderten Projekte, Personen und Einrichtungen zu verbessern und eine Vernetzung der kunstfördernden Stellen zu erreichen.

2. Zuschüsse an Kunsteinrichtungen

Bei einer Komplementärförderung der Kunsteinrichtungen durch Land und Kom-munen soll das Zuschussverhältnis von 2:1 ein Richtwert bleiben, jedoch bei einer einseitigen Kürzung nicht bindend sein. Den mit öffentlichen Mitteln geförderten Kunsteinrichtungen soll in Zukunft die Möglichkeit gegeben werden, Rücklagen zu bilden. Dadurch wird die Handlungsfähigkeit der Kunsteinrichtungen gestärkt.

Dies ist gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig, um Planungssicher-heit zu haben. Zuschüsse im Kulturbereich sind keine Wirtschaftsförderung und deshalb auch keine Subventionen. Deshalb greifen in der Kunstförderung nicht die gesetzlich geregelten Subventionskürzungen. Die Zuschüsse sollen als institu-tionelle Förderung behandelt werden und einen Inflationsausgleich enthalten. In Zukunft sollen Projekte und Einrichtungen, die vom Land Baden-Württemberg gefördert werden, einer Evaluation unterliegen.

3. Kunstankäufe/Förderankäufe

Die Kunstankäufe des Landes Baden-Württemberg sind ein wichtiges direktes Förderinstrument, das beibehalten werden soll. Die Ankäufe sollen alle künstleri-schen Bereiche umfassen und auch aktuelle künstlerische Ausdrucksformen wie Videokunst, Installationen und großformatige Werke berücksichtigen. Bei der Auswahl der angekauften Künstlerinnen und Künstler wird ein transparentes Ver-fahren zugrunde gelegt.

Kommunale Museen sollen die Möglichkeit erhalten, Förderankäufe vorzuschla-gen. Eine Jury trifft die Auswahl der Werke. Die ausgewählten Werke werden dann den Museen als Dauerleihgabe überlassen. Für diese Maßnahme soll ein Teil des bestehenden Ankaufsfonds bereit gestellt werden.

4. Leihgaben/Ausstellungsangebote

Nichtstaatliche Museen sollen durch punktuelle und thematisch wichtige Leihga-ben aus Museen des Landes unterstützt werden.

Es soll ihnen deshalb erleichtert werden, Leihgaben des Landes und der staat -lichen Museen zu erhalten. Durch eine bevorzugte Behandlung bei Leihanfragen,

eine bessere Vernetzung und eine insgesamt verstärkte Ausleihtätigkeit können die kommunalen Museen sinnvoll gestärkt werden.

5. Katalog- und Druckkostenzuschüsse

Die Vergabe von Katalog- und Druckkostenzuschüssen ist eine wichtige Art der direkten Künstlerförderung. Die aus Kostengründen eingestellte Fördermaß nahme soll deshalb mittelfristig wieder aufgenommen werden. Ausgewählten Künstlerin-nen und Künstlern sollte durch finanzielle Unterstützung des Landes zumindest einmal die Herstellung eines hochwertigen Katalogs ermöglicht werden.

6. Kunstpreise

Der hochdotierte „Hans-Thoma-Preis“ soll als Staatspreis des Landes Baden-Württemberg eine angemessene öffentliche Wahrnehmung erfahren. Die Ver -leihung soll deshalb an einem zentralen Ort vorgenommen werden. Die Ausstel-lung der Preisträger könnte weiterhin in Bernau im Hans-Thoma-Museum gezeigt werden.

7. Auslandsstipendien

Die Auslandsstipendien sind ein zentrales Element der künstlerischen Nach-wuchsförderung. In Zukunft sollen die bestehenden Programme durch temporäre Partnerschaften mit Länderschwerpunkten ergänzt werden.

8. Kunst- und Kulturstiftungen

Zwischen allen Kunst- und Kulturstiftungen sollte eine Abstimmung von Maß-nahmen und Kriterien erfolgen, um zu vermeiden, dass einzelne Künstler von Programmen und Einrichtungen mehrfach gefördert werden. Dadurch ist es auch möglich, die Anzahl der Geförderten zu erhöhen.

Zur Abstimmung von Maßnahmen und Kriterien zur Künstlerförderung sollen in Zusammenarbeit zwischen dem MWK und der Kunststiftung Baden-Württemberg regelmäßige Symposien stattfinden.

Das bei der Kunststiftung Baden-Württemberg angesiedelte Kunstbüro soll eine koordinierende Funktion aller im Land Baden-Württemberg stattfindenden Kunst-förderungsmaßnahmen einnehmen und damit die oben erwähnten Mehrfachförde-rungen vermeiden.

9. Kunstvermittlung

Die Anforderungen an eine zeitgemäße Kunstvermittlung haben sich in den letz-ten Jahren verändert. Neue sich immer weiterentwickelnde künstlerische und ästhetische Ausdrucksformen, neue Medien, neue Zielgruppen und gesellschaft -liche Veränderungen haben dazu geführt, dass die klassische Museumspädagogik ständig erweitert und mit experimentellem Freiraum ausgestattet werden muss.

Zusätzliche finanzielle Ressourcen sind nötig. Die Stärkung der künstlerischen und kulturellen Bildung ist auch in diesem Bereich ein zentrales kulturpolitisches Ziel.

Eine Zielgruppenerweiterung in den Vermittlungsangeboten ist notwendig, um den demographischen Veränderungen Rechnung zu tragen. Zunehmend sollen auch Migranten, Senioren, natürlich Kinder und Jugendliche, Touristen usw. an der Kunst teilhaben. Notwendig ist es gleichzeitig, die klassischen Besucher nicht aus den Augen zu verlieren und auch für sie neue Angebote zu entwickeln.

Ziel ist, für den Bereich Kunstvermittlung einen zusätzlichen Projektfonds für in-novative Ansätze beim MWK einzurichten.

Eine verstärkte Vernetzung mit Bildungseinrichtungen ist für die Vermittlungsar-beit dringend notwendig. Feste Ansprechpartner für Kunstinstitutionen in Schulen können hier einen wichtigen Beitrag leisten.

10. Stärkung des Kunststandortes

Der Trend, dass einzelne Künstlerinnen und Künstler ihre Tätigkeit nach Berlin oder andere attraktive Zentren verlegen, weil sie dort ein inspirierenderes künstle-risches Umfeld, eine umfangreichere Galerienszene und günstigere Ateliers vor-finden, könnte mit den folgenden Maßnahmen abgeschwächt werden:

Im Land Baden-Württemberg und seinen Großstädten fehlen oft kreative Stadt-viertel, die den Kunstschaffenden Impulse und Freiräume für ihre Arbeit geben.

Deshalb sind Signale wie die Bereitstellung von großzügigen und günstigen Ate-liers sowie die Erhaltung und Erweiterung von „Kreativzentren“ erforderlich, um dem Land Baden-Württemberg „seine“ Künstler zu erhalten.

Wichtig für die Stärkung des Kunststandortes Baden-Württemberg ist die Präsenz in Berlin, vor allem in der Landesvertretung Baden-Württembergs. Die Einrich-tung eines „Beauftragten für Kultur“ in der LandesvertreEinrich-tung könnte dazu beitra-gen, dass die Lobbyarbeit für die Kultur aus Baden-Württemberg gestärkt wird.

Der Kulturbeauftragte kann durch Veranstaltungen die Künstlerinnen und Künst-ler aus Baden-Württemberg mit Kunstinstitutionen und potenziellen Förderern am Ort vernetzen.

Zur Stärkung des Kunststandorts Baden-Württemberg trägt auch die Einrichtung eines Nachlassarchivs für baden-württembergische Künstler bei. Eine Einrichtung dieser Art ist notwendig, um das kulturelle Erbe Baden-Württembergs zu bewah-ren. Das Nachlassarchiv soll sich auf die Kernbestände der Künstlerinnen und Künstler konzentrieren. Die Auswahl der aufzunehmenden Werke wird von einer Jury übernommen.

Das Kunstbüro bei der Kunststiftung Baden-Württemberg sollte mit entsprechen-der finanzieller und personeller Ausstattung als beratendes Gremium für Künstler und Kunstinstitutionen bei Fragen zu bspw. Künstlersozialkasse, Steuerrecht, Öf-fentlichkeitsarbeit, Ausstellungen, Stipendien, Stiftungen, etc. ausgebaut werden.

Architektur und Kunst am Bau – Baukulturelle Aufgabe und Staatliche Kunstförderung

Die Förderung der Kunst am Bau und von herausragender Architektur gehört zu den großen kulturpolitischen Leistungen des Landes. Seit 1955 hat Baden-Würt-temberg bei wichtigen Bauvorhaben einen Anteil der Bausumme für Werke bil-dender Künstler reserviert.

Kunst am Bau hat eine lange Tradition und reicht zurück bis in die Weimarer Re-publik. Damals ging es ausdrücklich um die Unterstützung Not leidender Künst-ler. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts stehen sozialpolitische Aspekte nicht mehr im Vordergrund. Entscheidende Kriterien zur Beauftragung sind die künstlerische Qualität eines Werkes und das Zusammenspiel zwischen bildender Kunst und Ar-chitektur. Kunst am Bau ist Bestandteil der Baukultur und eine Visitenkarte des Landes.

Kunst am Bau macht den Ort unverwechselbar.

Bei Kunst am Bau bilden künstlerische Idee und Bauaufgabe eine unabdingbare Einheit. Der Orts- und Objektbezug der Kunst am Bau trägt dazu bei, Akzeptanz und Identifikation der Nutzer und der Öffentlichkeit mit einem Bauwerk zu stärken, Aufmerksamkeit zu erregen und den Standorten ein zusätzliches Profil zu geben.

In vielen Gebäuden des Landes wie Ministerien, Finanzämtern, Polizeirevieren, Forschungsinstituten, Mensen und Universitätskliniken finden sich die Resultate dieses besonderen Engagements: Gemälde, Plastiken, Installationen und andere künstlerische Interventionen, die über ihren künstlerischen Eigenwert hinaus in eine spezifische Beziehung zur Architektur treten.

Zusammenspiel von Künstler, Architekt und Bauherr.

Um bei den Kunstbeiträgen eine maximale Synthese von Architektur und Kunst zu erzielen, ist ein frühzeitiger Kontakt zwischen Architekten und Künstlern

not-wendig. Auch die Gebäudenutzer werden bei der Auswahl der Kunst eingebun-den, um deren Interessen angemessen zu berücksichtigen. Das rechtzeitige Zu-sammenführen unterschiedlichster Anforderungen schafft Akzeptanz und Kon-sens.

Das Verfahren ist im Einzelnen in der Dienstanweisung für die Staatliche Vermö-gens und Hochbauverwaltung Baden-Württemberg geregelt. Bis zu einem Prozent der Kosten stellt das Land für Kunst am Bau bei Neu-, Um- und Erweiterungs-bauten bereit.

Um geeignete Kunstwerke zu finden, werden Wettbewerbe durchgeführt. Dieses Vorgehen sichert eine transparente und fundierte Entscheidung. Für die Verfahren rund um Kunst am Bau ist die Kunstkommission des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg verantwortlich. In der Kunstkommission sind Mit-arbeiter der Verwaltung, Architekten, Künstler und Kunsthistoriker der Landes-museen als Berater vertreten.

Kunst am Bau wird häufig unterschätzt. Zur Akzeptanz von Kunst am Bau bedarf es neben guter Planung und Umsetzung auch einer qualifizierten Vermittlung, die vom Dialog zwischen Architekt und Künstler über die Zusammenarbeit mit dem Bauherrn bis zur Kunstvermittlung für den Nutzer reicht.

Die Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung in Baden-Württemberg setzt sich seit Jahren verstärkt für die Vermittlung dieser baukulturellen Aufgabe ein.

Alle Kunst-am-Bau-Objekte in Landesbesitz (etwa 5.000) wurden in den letzten Jahren inventarisiert und in einer Datenbank erfasst. Sie dokumentiert die Ver-wendung von staatlichen Mitteln und ist ein wichtiger Baustein im Management-system der Staatlichen Vermögens- und Hochbauverwaltung.

Das Finanzministerium hat bislang zwei Publikationen („Kunst in der Architektur – Land Württemberg“, 1979, und „Kunst an Staatlichen Bauten in Baden-Württemberg 1980 bis 1995“, 1995) herausgegeben, weitere sollen folgen. Der Öffentlichkeit soll damit eine Übersicht und Diskussionsgrundlage über Kunst und Architektur gegeben werden.

Durch die Dokumentation ausgeführter Werke wird insbesondere jungen Künst-lern die Gelegenheit gegeben, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Sie schafft Anreize für bildende Künstler, sich mit „Kunst am Bau“ zu beschäfti-gen und an Wettbewerben teilzunehmen. Künftig soll verstärkt durch Publikatio-nen über das Thema Kunst am Bau berichtet und zur öffentlichen Auseinanderset-zung angeregt werden.

Im Zuge der aktuellen Architektur- und Baukulturdebatte scheint das Interesse an der Kunst am Bau bei Künstlern und in der Öffentlichkeit stärker zu werden. Die-se Entwicklung soll gestützt und die Kunst am Bau enger mit der allgemeinen Kunstdiskussion und -entwicklung verbunden werden.

10. Künstlerische Ausbildung im Hochschulbereich

„Kunst kann nicht gelehrt werden – aber der Weg zur Kunst kann gelehrt werden.“ (Max Beckmann)

Kein anderes Bundesland bietet derartig breit gefächerte Ausbildungsmöglichkei-ten auf Hochschulniveau in allen künstlerischen Bereichen wie Baden-Württem-berg. Die fünf Musikhochschulen, drei Kunsthochschulen, die Popakademie, die Filmakademie und die Akademie für Darstellende Kunst bilden nicht nur künftige Künstler, sondern auch Pädagogen, Vermittler, Produzenten und viele weitere Berufsbilder aus. Die hohen Anforderungen in den Aufnahmeprüfungen gewährleis -ten, dass nur diejenigen, denen beste Chancen auf eine Verwirklichung der ange-strebten Laufbahn eingeräumt werden, in die anspruchsvollen Studiengänge auf-genommen werden. Anspruchsvoll deshalb, weil ein künstlerisches Studium im-mer über das Erlernen von Fachwissen, neuen Techniken und wissenschaftlichen Methoden hinausgeht. Ziel der Ausbildung ist primär die Heranbildung einer Künstlerpersönlichkeit. Dies erfordert eine intensive individuelle Betreuung der Studierenden, die durch Einzelunterricht bzw. kleine Klassen an allen Hochschu-len und Akademien gewährleistet ist.

Durch das hohe Kreativpotenzial und die Tatsache, dass sich jeder Studierende ausprobieren muss, um seine künstlerischen Möglichkeiten auszuloten, strahlen die Hochschulen und Akademien über ihren Standort hinaus weit in die jeweilige Region aus. Als Theater-, Konzert- und Ausstellungsveranstalter sind sie wichti-ger Bestandteil der Kulturlandschaft Baden-Württembergs.

Das neue Landeshochschulgesetz von 2005 hat die Musik- und Kunsthochschulen durch eine umfassende Stärkung der Autonomie in die Lage versetzt, ihre eigenen Profile zu entwickeln, und dadurch eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Hochschulen erreicht. Die Organisationsstrukturen sind durch eine erhebliche Ausweitung der Entscheidungskompetenzen der Leitungsorgane der Hochschulen sowie durch die Einrichtung von Hochschulräten als Planungs-, Beratungs- und Kontrollorgan mit weitgehenden Befugnissen gekennzeichnet. Aufgrund der Zu-sammensetzung aus internen und externen Mitgliedern kann der Hochschulrat zur Öffnung der Hochschule gegenüber der Gesellschaft beitragen.

Finanzielle Planungssicherheit haben die künstlerischen Hochschulen seit 2007 durch die erstmalige Einbeziehung in den Hochschul-Solidarpakt erhalten, der sie bis 2014 vor Kürzungen und Stelleneinsparungen schützt. Die neu eingeführ-ten Studiengebühren stehen den Hochschulen zweckgebunden für die Erfüllung ihrer Aufgaben in Studium und Lehre zur Verfügung. Dennoch reicht die Aus-stattung der Kunst- und Musikhochschulen für die Fülle an neuen Aufgaben, die auf sie zugekommen sind, nicht aus: Bedingt durch die Umstellung auf das Ge-stufte Sys tem sind insbesondere die Musikhochschulen im Verwaltungsbereich an die Grenzen ihrer Kapazitäten gestoßen. Im Gegensatz zu Universitäten und Pädagogischen Hochschulen verfügen die Kunst- und Musikhochschulen ledig-lich über sehr kleine Verwaltungseinheiten, müssen aber dieselben vielschichti-gen Aufgaben wie die großen Hochschulen erfüllen. Hier besteht Handlungsbe-darf.

Um dem Anstieg der Studierendenzahl in den kommenden Jahren zu begegnen, will Baden-Württemberg bis zum Jahr 2012, dem Jahr des „doppelten“ Abitur-jahrgangs, 16.000 zusätzliche Plätze für Studienanfänger schaffen.

In Abstimmung mit den regionalen Industrie- und Handelskammern wurde der Bedarf an Studienplätzen unter arbeitsmarktrelevanten und innovativen Gesichts-punkten ausgelotet. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen des Programms „Hoch-schule 2012“, in dem das Land Baden-Württemberg zusätzliche Studienanfänger-plätze finanziell bezuschusst.

Auch die Kunst- und Musikhochschulen beteiligen sich an diesem Programm und bieten in zukunftsträchtigen Bereichen, wie Musikjournalismus und Popularmu-sik oder Design und Architektur, zusätzlich Studienanfängerplätze an.

Kunsthochschulen I. Einleitung

Die historisch gewachsene Dichte kulturellen Lebens in Baden-Württemberg spiegelt sich in der Pluralität der Hochschulen wieder. Entsprechend der kulturpo-litischen Leitlinie, ein möglichst breites Spektrum künstlerischen Schaffens zu gewährleisten, kann in Baden-Württemberg die gesamte Vielfalt der künstleri-schen Ausdrucksformen studiert werden. Derzeit studieren rund 1.450 Studieren-dein klassischen Studiengängen des Lehramtes, der freien Künste, der Architek-tur, der Kunsttechnologie (Restaurierung) oder in neuen interdisziplinären (De-sign- und Kommunikation-)Studiengängen, welche die rasante technische und mediale Entwicklung aufnehmen.

Baden-Württemberg unterhält in Karlsruhe und Stuttgart je eine Akademie der Bildenden Künstesowie eine Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Die drei Kunsthochschulen des Landes sind in Größe und Selbstverständnis deutlich von-einander unterschieden. Die beiden Kunstakademien in Karlsruhe und in Stuttgart repräsentieren die früheren Landesteile und blicken auf eine reiche Geschichte zurück. 1992 kam die gemeinsam mit dem Zentrum für Kunst und Medientechno-logie Karlsruhe (ZKM) gegründete Staatliche Hochschule für Gestaltung (HfG) dazu. Die fachliche Differenzierung führte zu einer Konzentration der freien

künstlerischen Studiengänge an der Karlsruher Akademie und dem Ausbau der angewandten Fächer in Stuttgart, die dort die freien Studiengänge ergänzen. Die HfG Karlsruhe bietet ebenfalls freie und angewandte Studiengänge an, jedoch be-zogen auf die Neuen (digitalen) Medien und Technologien sowie deren gesell-schaftliche Auswirkungen.

Bei aller Unterschiedlichkeit verstehen sich die drei Kunsthochschulen Baden-Württembergs als Orte akademischer Freiheit, in denen hochbegabte Studierende die Möglichkeit erhalten, unter der Anleitung ihrer Professoren in kreativer At-mosphäre für die Dauer ihres Studiums künstlerisch zu experimentieren und neue Kunst-, Design-, Architektur- und Kommunikationsmodelle zu entwickeln. An den beiden Akademien geschieht dies nach dem Meisterklassen-Prinzip, an der Hochschule für Gestaltung im Projektstudium. Beide Unterrichtstypen zeichnet aus, dass sie, über die nötige Ausbildung in technischen Fertigkeiten hinaus, Bil-dung als umfassende Persönlichkeitsreifung zu gewährleisten.

Aufgrund der spezifischen Erfordernisse und Bedingungen des Kunststudiums hat das Land Baden-Württemberg darauf verzichtet, die künstlerischen Studiengänge an den beiden Akademien sowie die Studiengänge der HfG gemäß der Bologna-Studienreform zu modularisieren. Eine Ausnahme bilden die Studiengänge Kunsterzieher, Architektur und Kunsttechnologie (Restaurierung).

II. Kunsthochschulen

1. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe 1. a) Bestand

Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe mit ihrer Zweigstelle Freiburg wurde 1854 vom damaligen Prinzregenten und späteren Großherzog Fried rich I. von Baden als „Großherzogliche Kunstschule“ gegründet und feierte 2004 ihr 150-jähriges Bestehen. Durch die kontinuierliche Berufung hervorragen-der Künstlerpersönlichkeiten (Johann Wilhelm Schirmer, Conrad Ferdinand Les-sing, Wilhelm Trübner, Hans Thoma, Erich Heckel, Karl Hubbuch, Georg Scholz, Wilhelm Schnarrenberger, Georg Baselitz, Markus Lüpertz, Silvia Bächli, Stephan Balkenhol, Franz Ackermann) als Lehrer aus dem In- und Ausland hat sich die Akademie ihren ausgezeichneten Ruf im nationalen und internationalen Wettbe-werb bis heute bewahrt. Das hohe Renommee verdankt sie zu einem wesent lichen Teil ihrer bewusst gewählten Konzentration auf die Kernbereiche freie Kunst (Ma-lerei, Bildhauerei, Zeichnung), die sie in permanentem Diskurs mit den im Wandel begriffenen Medien offen als kreativen Prozess vertritt. Diese Ausrichtung auf zen-trale Bereiche bildnerischen Gestaltens hat sich nicht nur in der Vergangenheit be-währt und immer wieder zu grenzüberschreitenden Erweiterungen des künstleri-schen Spektrums geführt, sondern bestätigt die Akademie heute als eine der bedeu-tendsten Maler- und Bildhauerhochschulen in der Bundesrepublik.

Leitbild

Die Kunstakademie Karlsruhe versteht sich als ein Ort der Erprobung, sowohl der etablierten künstlerischen Disziplinen (Malerei, Bildhauerei, Zeichnung), die ihre zeitgenössische Bedeutung angesichts jüngerer Entwicklungen beweisen müssen, als auch der aktuellsten Ausdrucksformen, die an den Leistungen älterer Traditio-nen gemessen werden. Einem solchen produktiven Dialog der Medien und Gat-tungen entspricht das Ideal einer Gemeinschaft der Künste, an der Studierende wie Lehrende teilhaben.

Sie bietet folgende Studiengängean:

• Freie Kunst (Malerei/Grafik und Bildhauerei, Abschluss Diplom)

• Kunsterziehung für das Lehramt an Gymnasien (Abschluss Staatsexamen).

Die Studiengänge werden von kunstgeschichtlicher und kunsttheoretischer sowie von werkstattbezogener Arbeit begleitet.

Charakteristisches Merkmal der Ausbildung der rund 300 Studierenden ist das ge-meinsame Studium der freien und Lehramtsstudierenden im Klassenverbund. Die Studierenden lernen, indem sie selbst künstlerisch tätig sind, und die Resultate ihrer Arbeit mit den Lehrenden diskutieren und den Austausch mit ihren Kommi-litoninnen und Kommilitonen suchen. Ein solcher Unterricht trägt der Erkenntnis Rechnung, dass Kunst nur im Prozess ihrer Erfindung und Herstellung gelehrt und gelernt werden kann.

1. b) Perspektiven

Mit ihrem Bekenntnis zur Autonomie der Kunst unterscheidet sich die Akademie von in- wie auch ausländischen Kunsthochschulen, welche die zeitgenössische Kunst eher als Beitrag zu kulturellen, medialen oder sozio-politischen Unter -suchungen ansehen. Die Akademie vertraut auf eine Lehre, die von künstlerischen Fragen ausgeht und die künstlerische Antworten hervorbringt.

Die große Stärke der Akademie, die im intensiven Austausch zwischen Lehren-den und StudierenLehren-den im Klassenverbund liegt, soll beibehalten werLehren-den. Dafür ist die Internationalität der Professorinnen und Professoren von eminenter Bedeu-tung, nicht nur für das Renommee der Akademie, sondern vor allem, um die Stu-dierenden mit den Herausforderungen der internationalen Kunstwelt vertraut zu machen. Künstlerische Qualität war und ist daher die notwendige Voraussetzung für die Auswahl der Professorinnen und Professoren. Die Akademie soll diese er-folgreiche Berufungspraxis fortsetzen.

Weitere Informationen: www.kunstakademie-karlsruhe.de/

2. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

2. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart