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Schwerpunktthema: Kulturelle Bildung

III. Bildende Kunst

1. Bestandsaufnahme der Bildenden Kunst im schulischen Bereich

Die Verbindlichkeit des ästhetisch-kulturellen Bildungsauftrags, der Themen, Ar-beitsfelder und fachlichen Bezüge ist in den Bildungsplänen für die allgemein

bil-denden Schularten in Baden-Württemberg festgelegt. Die künstlerische Bildung im Rahmen der Schule vollzieht sich dabei in drei Bereichen, die miteinander ver-bunden und aufeinander bezogen sind:

• im Kunstunterricht als Kern und Zentrum der künstlerischen Bildung sowie in den Fächerverbünden der Grund-, Haupt- und Werkrealschule;

• in der Integration des im erweiterten Sinne verstandenen Künstlerischen in die anderen Fächer;

• im außerunterrichtlichen Geschehen, speziell im Bereich des sozialen und kul-turellen Lebens an der Schule und im breiten Kooperationsfeld mit außerschu-lischen Experten und Kultureinrichtungen.

In allen Schularten gehört die Bildende Kunst zum Unterrichtskanon. Die Wurzeln bildenden Gestaltens werden jedoch bereits früher gelegt: Der neue Orientierungs-plan für Kindertagesstätten und Kindergärten folgt den Erkenntnissen der Hirnforschung, die das haptische Erleben als eine Grundlage für Gedächtnis und Lernleis -tung beschreibt. In der Grund- und Hauptschule/Werkrealschule ist die Bildende Kunst in den Fächerverbünden „Mensch – Natur – Kultur“ bzw. „Musik – Sport – Gestalten“ integriert und wird in einen größeren Zusammenhang gestellt, der Chan-cen für vernetztes Lernen bietet. In der Sonderschule hat die Bildende Kunst einen hohen Stellenwert. Im künstlerischen Gestalten finden Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen gute Möglichkeiten, sich auszudrücken. Nonverbale Kommuni-kation erhält hier besonders große Bedeutung. Es fällt auf, dass gerade Schülerin-nen und Schüler aus Sonderschulen kreative Ideen und Umsetzungen in der Bildge-staltung zeigen. In der Realschule ist das Fach Bildende Kunst eigenständig und kommt durch die ausgewogene Berücksichtigung von Theorie und Praxis diesen Schülerinnen und Schülern entgegen. Im Gymnasium ist die Bildende Kunst in al-len Klassenstufen bis Klasse 10 im Rahmen der Kontingentstundentafel Pflichtfach und kann danach als Wahlpflichtfach bis zum Abitur weiter belegt werden.

Die Möglichkeit, Bildende Kunst verstärkt als Profilfach anzubieten, wird aktuell von 19 Gymnasien in Baden-Württemberg genutzt. Es gelten hier dieselben Rah-menbedingungen wie für das Fach Musik als Profilfach. Darüber hinaus haben sich auch einige Grund- und Hauptschulen ein sogenanntes „Kleines Kunstprofil“

gegeben, indem sie ihre Poolstunden für verstärkten Kunstunterricht einsetzen.

1. a) Das Förderprogramm SCHULKUNST für alle Schularten

Eine Klammerfunktion zwischen schulischem Bildungsauftrag und außerunter-richtlichen kulturellen Kooperationsfeldern übernimmt in Baden-Württemberg das „Aktionsprogramm zur Förderung der musisch-kulturellen Bildung in der Schule“, das ästhetische Bildung mit lokalen, regionalen, landesweiten oder auch internationalen Begegnungen in die Öffentlichkeit tragen soll.

Eine explizite Förderung künstlerischer Bildung wird innerhalb dieses Aktions-programms durch ein spezifisches SCHULKUNST-Programm gewährleistet.

Das SCHULKUNST-Programm existiert seit dem Jahr 1986, ist noch immer ein-zigartig in Deutschland und hat sich als Plattform der künstlerischen Lehrerfort-bildung, der Öffentlichkeitsarbeit und der Vernetzung der Schulen in Baden-Württemberg untereinander und mit außerschulischen Partnern bewährt. Alle Schulamtsbezirke beteiligen sich jährlich mit ca. 700 Schulen des Landes schul -art übergreifend an diesem Förderprogramm.

Ein Jahresthema steht im Zentrum, das in unterschiedlichsten Techniken – auch mit modernen Medien – künstlerisch in diesen Schulen umgesetzt wird. Die SCHULKUNST-Betreuerteams der Staatlichen Schulämter werden an der Lan-desakademie für Schulkunst, Schul- und Amateurtheater Schloss Rotenfels als Multiplikatoren zu diesem Thema und zu aktuellen und internationalen Entwick-lungen in der Kunst fortgebildet. Sie betreuen die beteiligten Schulen und organi-sieren regionale Ausstellungen oft im Verbund mit Museen, Galerien, Land-ratsämtern, Rathäusern und Sparkassen.

Eine jährliche zentrale Landesausstellung zeigt einen Querschnitt der besten Ar-beiten aus diesen regionalen Ausstellungen. Seit dem Jahr 2006 ist die

SCHUL-KUNST-Landesausstellung Baden-Württemberg auch im zweijährigen Rhythmus Gast in der Vertretung des Landes in Berlin und findet bundesweit Beachtung.

1. b) Das Zentrum für SCHULKUNST und das Schulkunst-Archiv Baden-Württemberg

Seit dem Jahr 2007 existiert in Stuttgart-Feuerbach das Zentrum für SCHUL-KUNST des Landes Baden-Württemberg. Es ist eine zentrale Informations- und Servicestelle der Schulkunst für alle Kunst-Interessierten. Im Gebäude befinden sich das im November 2009 eröffnete Schulkunst-Archiv, ein professionelles Fo-toatelier und die Ausstellungstechnik für die zentralen Ausstellungen der Schul-kunst sowie Büroräume. Hier entstehen Handreichungen und Dokumentationen zu den Themen des SCHULKUNST-Programms.

Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Weiterentwicklung des Kunstunterrichts so-wie die Unterstützung von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern im Fach Bil-dende Kunst in allen Schularten. Auch für Studierende steht das Zentrum zu For-schungszwecken und für Beratung offen. Die Homepage www.schulkunst-bw.de bietet aktuelle Informationen.

Das Schulkunst-Archiv nimmt eine besondere Stellung im Zentrum für SCHUL-KUNST ein. Es wurde im November 2009 eingerichtet und beinhaltet eine Sammlung von künstlerischen Schülerarbeiten vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Eine Bibliothek befindet sich im Aufbau. Das Schulkunst-Archiv bietet alle Merkmale eines Museums und ist eine Informationsstelle sowie ein Ar-beitsort z. B. für Forschungsarbeiten zur Schulkunst.

Im Internet sind unter www.archiv.schulkunst-bw.dedie archivierten Arbeiten und Projekte dokumentiert, mit didaktischen Hinweisen unterlegt und unter verschie-denen Aspekten – z. B. künstlerische Techniken, Epochen, Themen – abrufbar und vergleichbar.

1. c) Die Allgemeine Koordinierungsgruppe Kunst

In dieser Arbeitsgruppe des Kultusministeriums werden Themen zur Bildenden Kunst für alle Schularten entwickelt, diskutiert, realisiert und evaluiert. Als Bei-spiel sei der kunstpädagogische Kongress „KUNST beWEGt“ genannt, der im Jahre 2007 erstmals stattfand und ein breites Spektrum künstlerischer Themen in Theorie und Praxis abdeckte.

2. Bildende Kunst in der Aus- und Fortbildung 2. a) Ausbildung

Das Kunststudium an Kunstakademien für das Lehramt an Gymnasien befähigt die Studierenden zu künstlerisch anspruchsvollem und pädagogisch-didaktisch adäquatem Unterricht. Die künstlerische Ausbildung von Kunstpädagoginnen und -pädagogen entspricht der Ausbildung freier Künstler. Im Verbreiterungsfach „In-termediales Gestalten“ an der Kunstakademie Stuttgart wird interdisziplinäre und intermediale Kunst vermittelt. Dieser Studiengang ist innovativ und wegweisend für kulturelle Bildungsarbeit. Die Pädagogischen Hochschulen bilden künftige Lehrerinnen und Lehrer in Fach Kunst für alle anderen Schularten aus.

2. b) Fortbildung

Die Qualität ästhetisch-kultureller Bildung ist abhängig von der Qualifikation der Lehrkräfte und Kulturvermittler. Die berufliche Fort- und Weiterbildung in der fachlichen Zuständigkeit des Kultusministeriums Baden-Württemberg ist für die Schulkunst und das Schultheater an die „Landesakademie für Schulkunst, Schul-und Amateurtheater Schloss Rotenfels“ delegiert.

Die Lehrerfortbildung als wesentliches Unterstützungssystem für die schulische Arbeit orientiert sich zuerst an bildungsplanbezogenen Themen und aktuellen bil-dungspolitischen Schwerpunkten, an kunstdidaktischen Themen, methodischen

und fachpraktischen Fragestellungen, nicht zuletzt an den einzelnen künstleri-schen Sparten. Adressaten der rund 35 mehrtägigen zentralen Lehrerfortbildungs-veranstaltungen pro Jahr sind Fachlehrer und Multiplikatoren sowie fachfremd unterrichtende Lehrerinnen und Lehrer.

3. Perspektiven der Bildenden Kunst im schulischen Bereich

Bereits in Kindergärten und Kindertagesstätten muss die Erziehung im bildhaften Gestalten auf eine qualitätsvolle Basis gestellt werden. Die Vermittlung von Kenntnissen und praktischen Fähigkeiten im künstlerischen Gestalten muss bei der der Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher zentral sein.

In allen Schularten sollte die Bildende Kunst in jeder Klassenstufe präsent sein.

Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Möglichkeit, ihre künstlerischen Po-tenziale und Fähigkeiten zu entwickeln und auszuschöpfen. Der Lehrer-Ausbil-dung und Lehrer-FortbilLehrer-Ausbil-dung kommt in diesem Zusammenhang besondere Be-deutung zu. Elemente des Studiengangs „Intermediales Gestalten“ sollten generell Eingang in das Kunststudium finden. An den Pädagogischen Hochschulen muss eine künstlerische Basisausbildung für Lehrkräfte verpflichtend sein, die im Fächerverbund „Mensch – Natur – Kultur“ der Grundschule bzw. „Musik – Sport – Gestalten“ der Haupt- und Werkrealschule unterrichten wollen. Die Angebote der Lehrer-Fortbildung werden verstärkt bedarfsgerecht und nach Schwerpunkten ausgerichtet (z. B. Fortbildungen für fachfremd Kunst Unterrichtende). Neue Ten-denzen in der Kunst werden aufgegriffen.

Das SCHULKUNST-Programm soll in der bewährten Form weitergeführt wer-den. Neue Entwicklungen im Kunstbetrieb und in der Schule werden dabei aufge-griffen und in für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler geeigneter Form aufberei-tet und zur Verfügung gestellt. Die Präsenz und Wirkung in der Öffentlichkeit wird mittelfristig auf eine europäische Ebene erweitert durch Präsentationen der SCHULKUNST-Landesausstellung in Brüssel und Straßburg und Kooperationen mit benachbarten Ländern.

Das Zentrum für SCHULKUNST wird als Beratungs, Entwicklungs und Logis -tikzentrum weiter ausgebaut. Für den Großraum Stuttgart wird es die Möglichkeit für Schulen zur künstlerischen Projektarbeit an diesem Ort geben. Dazu wird eine Zusammenarbeit mit örtlichen Kulturinstitutionen angestrebt.

Das Schulkunst-Archiv wird weiterhin vor Ort und im Internet ausgebaut. Mittelfristig sollen Möglichkeiten für Informationsaustausch und Vernetzung mit Kunst -museen und Galerien eingerichtet werden.

Der kunstpädagogische Kongress „KUNST beWEGt“ soll künftig in regelmäßi-gen Abständen im Wechsel in einer anderen Region in Baden-Württemberg statt-finden. Er soll Bestehendes reflektieren, vor allem aber aktuelle Tendenzen und Bedürfnisse aufgreifen und der Schule zugänglich machen. Kooperationen mit außerschulischen Partnern werden künftig von besonderer Bedeutung sein und auch beim Kongress eine zentrale Stellung einnehmen.

4. Bestandsaufnahme der Bildenden Kunst im außerschulischen Bereich 4. a) Landesverband der Kunstschulen Baden-Württemberg e. V.

Der Landesverband (bis Februar 2008: Landesarbeitsgemeinschaft der Jugend-kunstschulen Baden-Württemberg) löste seinerzeit den Gesprächskreis im Kultus-ministerium ab und wurde mit folgenden Aufgaben betraut: Mitveranstalter der jährlichen Baden-Württembergischen Jugendkunstschultage, Aufgaben in der kon zeptionellen Weiterentwicklung, Herausgabe einer eigenen Fachzeitschrift, Fortbildungen und Schulleitertagungen, Beratung bei inhaltlichen Konzeptionen, Projektanträgen und strukturellen Problemen, Hilfe bei Neugründungen und Fi-nanzierungen, politischer Interessenvertretung und Beteiligung bei landesweiten Aktivitäten, wie dem Jugendkunstpreiswettbewerb der Volksbanken und Raiffei-senbanken. Das Land fördert die Geschäftsstelle sowie Fortbildungsveranstaltun-gen des Landesverbandes.

4. b) Jugendkunstschulen

Als Element und Baustein ganzheitlicher kultureller Jugendbildung gehen Ju-gendkunstschulen prinzipiell von der Zielgruppe und von den lokalen Gegeben-heiten aus. Angebotsdifferenzierung und -vielfalt, Anregungsreichtum und Ver-netzung, Neigungs- und Begabungsförderung mit den Mitteln der Künste und Medien sind hierfür ausschlaggebend. Zum Konzept gehört ein klar konturiertes Profil, das sich individuell in die Bedarfslagen und Gestaltungsmöglichkeiten am Ort einfügt. Als multimediales, kulturelles Bildungsangebot für Kinder und Ju-gendliche unterscheiden sich Jugendkunstschulen deutlich von anderen kommu-nalen Kultur-, Bildungs- und Jugendeinrichtungen und Jugendangeboten.

Jugendkunstschulen unterstützen schon in jungen Jahren eine ästhetische und künstlerisch ganzheitliche Bildung.

Das Land fördert die Jugendkunstschulen aus Mitteln des Landesjugendplans. Es war eine Gleichstellung mit der Förderung der Musikschulen angestrebt. Dies Ziel wurde in den letzten Jahren erreicht. Derzeit werden 27 Jugendkunstschulen gefördert. Weitere Jugendkunstschulen, die Teil einer Volkshochschule (VHS) sind, haben den Weg der Landesförderung über die VHS-Förderung gewählt.

4. c) Jugendkunstschultage Baden-Württemberg

Die Jugendkunstschultage werden jährlich mit Förderung durch das Land vom Landesverband der Kunstschulen über zwei Tage veranstaltet und von einer Ju-gendkunstschule ausgerichtet. Sie bieten aktuelle Themenstellungen und ein Fo-rum für die Öffentlichkeit. Sie stellen die Schwerpunkte der jeweiligen Jugend-kunstschule vor. Vorträge und Workshops, Ausstellungen und Aufführungen gehören zum Programm.

4. d) Jugendkunstpreis Baden-Württemberg

Die Idee für den Jugendkunstpreis wurde vom Kultusministerium im Jahre 1996 entwickelt, da bei der außerschulischen kulturellen Jugendbildung die Begabten-förderung im Bereich Bildende Kunst im Verhältnis zur Musik stark unterrepräsentiert war. Über einige lokale Ansätze hinaus gab es auf Landes oder Bundes -ebene keinen künstlerischen Wettbewerb.

Im Jahr 1996 wurde vom Landesverband der Kunstschulen zusammen mit dem Kultusministerium ein Konzept für einen Wettbewerb für Bildende Kunst „Ju-gend gestaltet“ entworfen. Für das Konzept konnte das Kultusministerium den ba-den-württembergischen Genossenschaftsverband als Sponsor gewinnen, welcher seither einen Großteil der Kosten übernimmt. Seit 1998 heißt der Preis „Jugend-kunstpreis Baden-Württemberg“.

5. Perspektiven der Bildenden Kunst im außerschulischen Bereich

Die Anzahl der Jugendkunstschulen steigt regelmäßig. Eine Landesförderung ist al-lerdings an einen Unterrichtsumfang von mindestens 1.000 Unterrichtseinheiten pro Jahr gekoppelt. Geprägt wird die Landschaft der Jugendkunstschulen durch ein über 20 Jahre gemeinsam entwickeltes innovatives Konzept, das sich von Beginn an von traditionellen Lehrformen wegbewegt hat, weil nur selbst erlebte und eigentätige Er-fahrungen über längere Dauer gespeichert und verwurzelt werden und dadurch auch im späteren Leben in anderen Zusammenhängen wieder aufgerufen werden können.

Auch wenn in den ersten Jahren unterschiedliche Ansätze und fachliche Schwer-punkte verfolgt wurden und die Jugendkunstschulen unter ihren unterschiedlichen Trägern ihr eigenes Erscheinungsbild und Konzept durchsetzen und sich als „kul-tureller Späteinsteiger“ ihren Platz in den Kommunen suchen mussten, haben sich konzeptionelle Schwerpunkte herauskristallisiert: Vielfältige Kooperationen, mit Kindergärten, allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, Museen und Theatern sind von zentraler Bedeutung.

Die Möglichkeit der Jugendkunstschulen, nicht nur künstlerische Qualifikationen zu vermitteln, sondern gleichzeitig durch künstlerische Auseinandersetzung auch

auf gesellschaftliche Probleme wie „Patchworkfamilien“, Medienkonsum, Reiz -überflutung, Vereinsamung, Gewaltbereitschaft zu reagieren, macht sie zu einem wichtigen gesellschaftspolitischen Akteur.

IV. Theater

1. Bestandsaufnahme Schultheater 1. a) Theaterarbeit an Schulen

Theaterarbeit an Schulen bedeutet interdisziplinäres Lehren und Lernen: Sie um-fasst sprachliche Elemente wie Sprecherziehung und Stimmbildung, daneben Schulung von Ausdruck, Körpersprache und Gedächtnis, Tanz und Bewegung, verschiedene weitere Formen handwerklichen und künstlerisch-kreativen Arbei-tens sowie vielfältige Möglichkeiten der Einbeziehung von Bühnenmusik und Technik. Sie kann Schülerinnen und Schüler darüber hinaus einbinden in drama-turgische und inszenatorische Arbeiten sowie in organisatorische Aufgaben wie Öffentlichkeitsarbeit für Veranstaltungen.

Theaterpädagogik ist ein Feld des Experimentierens, der Präsentation, Kommuni-kation und Kooperation. Sie stärkt individuelle Kompetenzen wie Selbstständig-keit, Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit zum Umgang mit Kritik und fördert damit zugleich soziale Lernprozesse. Sie strebt gleichermaßen kognitive, instrumentelle und affektive Lernziele an und wirkt im umfassenden Sinne per-sönlichkeitsbildend. Theaterpädagogische Arbeit ist somit ein Musterbeispiel für die Projektmethode, für kompetenzorientiertes und ganzheitliches Lernen.

Begegnungen der Schülerinnen und Schüler mit dem Theater in der Schule finden auf verschiedensten Ebenen statt. Da ist zunächst die Lektüre von im weiteren Sinne dramatischen Texten im Unterricht nebst den klassischen Methoden der Li-teraturinterpretation. Daneben sind auch theaterpädagogische Methoden in Bil-dungsstandards und Curricula verankert. Verfahren des Darstellenden Spiels bzw.

der Szenischen Interpretation sind nicht auf das Fach Deutsch beschränkt, son-dern haben Eingang in verschiedene Fächer (Fremdsprachen, künstlerische und gesellschaftswissenschaftliche Fächer und selbst Mathematik) und Fächerverbün-de wie „Mensch, Natur und Kultur“ gefunFächerverbün-den. Der Annahme Fächerverbün-der Einheitlichen Prüfungsanforderungen für die Abiturprüfung (EPA) im Fach Darstellendes Spiel durch die Kultusministerkonferenz im Jahr 2006 trägt Baden-Württemberg durch die Einführung des Oberstufenwahlfachs „Literatur und Theater“ Rechnung, das sich derzeit in der Schulversuchsphase befindet und bereits an über hundert Gym-nasien des Landes umgesetzt wird.

Eines der Aushängeschilder der Theaterpädagogik in der Schule sind die Theater-Arbeitsgemeinschaften. Im Schuljahr 2008/09 bestanden an den allgemeinbilden-den öffentlichen Schulen Baallgemeinbilden-den-Württembergs rund 2.000 solcher Arbeitsge-meinschaften, in denen rund 36.000 Schülerinnen und Schüler mitgearbeitet ha-ben. Aufführungen dieser Arbeitsgemeinschaften sind nach wie vor Höhepunkte der schulischen Theaterarbeit. Praktische Unterstützung erfahren die Arbeitsge-meinschaften durch die Koordinierungsstelle Schultheater, die Akademie Schloss Rotenfels und die Schultheatermultiplikatoren.

Fremdsprachenlernen wird nicht nur im Unterricht durch theaterpädagogische Verfahren bereichert. Bei den Zusatzangeboten sind fremdsprachige Theater-Ar-beitsgemeinschaften ins Leben gerufen worden. Darüber hinaus werden mit großem Erfolg Schüleraustauschveranstaltungen in Form theaterpädagogischer Projekte durchgeführt.

Das Schultheaterprogramm des Landes fördert Schultheaterprojekte verschiede-ner Art und Größenordnung, von der Durchführung von Workshops mit Fachleu-ten aus der Theaterpädagogik und von Theatern bis hin zu Schultheaterfestivals.

1. b) Einrichtungen der Theaterpädagogik

Die Bemühungen zur Förderung des Schultheaters werden begleitet und unter-stützt von einem Netzwerk von Institutionen. Neben dem Kultusministerium und

den Regierungspräsidien, der Akademie Schloss Rotenfels und der Koordinie-rungsstelle Schultheater Baden-Württemberg sowie den Theatern gehören hierzu eine Reihe theaterpädagogischer Institute. Die Kultusverwaltung arbeitet eng zu-sammen mit der Theater- und Spielberatung Baden-Württemberg e. V. mit Sitz in Heidelberg, der Landesarbeitsgemeinschaft Theaterpädagogik e. V. mit Sitz in Reutlingen, dem Förderverein Theatertage am See in Friedrichshafen, der Frei-burger Schulprojektwerkstatt und dem Jungen Ensemble Stuttgart (JES).

Die Akademie für Schulkunst, Schul- und Amateurtheater Schloss Rotenfels führt ein umfangreiches Fortbildungsprogramm durch und unterstützt schwerpunkt-mäßig die Schulen aller Schularten durch theaterpädagogische Angebote für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern, orientiert an den Unterrichtsfächern oder bezogen auf Schultheaterprojekte, richtet landesweite Studienwochen und Thea-terworkshops sowie internationale Theaterbegegnungen aus. Die Arbeit mit Kin-dern und Jugendlichen erhält im Gesamtkonzept der Akademie mit 65 mehrtägi-gen Schülerveranstaltunmehrtägi-gen im Theaterbereich einen hohen Stellenwert.

Die ursprünglich am Landesinstitut für Erziehung und Unterricht angesiedelte Koordinierungsstelle Schultheater hat ihren Sitz seit 2003 am Regierungspräsi dium Tübingen und ist mit einer Personalstelle ausgestattet. Neben administra -tiven Aufgaben nimmt sie auch Aufgaben in der Lehrerfortbildung wahr und un-terstützt die Arbeit an den Schulen durch theaterpädagogische Workshops, Insze-nierungshilfen und Projektarbeit.

Die vom Kultusministerium finanziell, personell und ideell geförderte Theater-und Spielberatung Baden-Württemberg e. V. hat als theaterpädagogisches Zen-trum in den letzten zwölf Jahren in zweijährigen berufsbegleitenden Kursen 120 Spielleiterinnen und Spielleiter ausgebildet, die anschließend im Schultheaterbe-reich tätig wurden. Diese theaterpädagogische Grundausbildung war beispiel -gebend für eine Reihe weiterer theaterpädagogischer Institute des Landes. Ergän-zend werden alljährlich eine mehrtägige Theaterwerkstatt, zahlreiche Fortbil-dungsreihen sowie Seminare an den Staatlichen Seminaren für Schulpädagogik durchgeführt. Neben der umfangreichen Arbeit im Bereich theaterpädagogischer Qualifizierung unterstützt die Theater- und Spielberatung auch kontinuierlich SchulArbeitsgemeinschaften bei der Stückauswahl sowie bei der theater-praktischen Umsetzung auf der Bühne und vermittelt auch Referenten in diesem Bereich.

Ähnliche Funktionen übernehmen auch die weiteren im Land angesiedelten thea-terpädagogischen Institute: Neben der Unterstützung konkreter Theaterprojekte an den Schulen steht vor allem die Qualifizierung von Lehrkräften für die Arbeit mit theaterpädagogischen Verfahren in der Schule im Mittelpunkt.

1. c) Aus- und Fortbildung

Die Ausbildung und Fortbildung von Lehrkräften im Bereich der Theaterpädago-gik ist in Baden-Württemberg auf verschiedene Institutionen verteilt.

Ein grundständiges Studium an Universitäten, Hochschulen oder Akademien im Rahmen der Lehrerausbildung ist derzeit in Baden-Württemberg nicht möglich.

Im Bereich der Pädagogischen Hochschulen werden für deren Absolventen in Heidelberg und Ludwigsburg Erweiterungsstudiengänge Theaterpädagogik ange-boten, sonstigen Interessenten steht die Möglichkeit eines Kontaktstudiums an der PH Ludwigsburg offen. Die Universitäten bieten im Rahmen der Lehramtsstu -diengänge vereinzelt theaterpädagogische Kurse auf Lehrauftragsbasis an. Im Rahmen des Vorbereitungsdienstes führen die Seminare für Schulpädagogik thea-terpädagogische Module weitgehend flächendeckend auf fakultativer Basis durch.

Für viele Lehrkräfte stellt die zweijährige Spielleiterausbildung die Basisqualifi-kation für theaterpädagogisches Arbeiten in der Schule dar. Die Lehrkräfte durch-laufen diese Ausbildung an den theaterpädagogischen Instituten auf eigene Initia-tive an Wochenenden.

Zentrale Säule im Bereich der theaterpädagogischen Qualifizierung von Lehrkräf-ten ist mit jährlich ca. 38 landesweiLehrkräf-ten Fortbildungsseminaren die Akademie für Schulkunst, Schul- und Amateurtheater Schloss Rotenfels. Den Schwerpunkt die-ser Fortbildungsveranstaltungen im Theaterbereich bilden theaterpädagogische

Grundlagenseminare, Prüfungsthemen der gymnasialen Oberstufe, Veranstaltun-gen mit interdisziplinären Schwerpunkten sowie VeranstaltunVeranstaltun-gen zur

Grundlagenseminare, Prüfungsthemen der gymnasialen Oberstufe, Veranstaltun-gen mit interdisziplinären Schwerpunkten sowie VeranstaltunVeranstaltun-gen zur