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Paarübungen mit dem Ball: Wurfschule

Im Dokument Chancengerechter Sportunterricht (Seite 102-105)

16. Praxisbezug

16.6 Paarübungen mit dem Ball: Wurfschule

16.6.1 Durchführung

Für diese Übung, dessen Idee aus der Materialsammlung der Unfallkasse Berlin stammt, werden zwei Turnbänke parallel zueinander aufgestellt. Der Abstand sollte ca. drei bis acht Meter betragen und kann individuell an die Lernenden angepasst werden (Unfallkasse Berlin, 2016, S. 24).

Eine weitere Möglichkeit, die umgesetzt werden kann, ist die, die Bänke von Vornherein in unterschiedlichen Abständen zu platzieren und den Lernenden frei zur Verfügung zu stellen, sodass sie verschiedene Wurfdistanzen ausprobieren können, indem sie von Bank zu Bank wechseln (ebd.).

Die Schüler*innen bilden Paare, stellen sich jeweils gegenüber auf die Bank und werfen einander einen Ball zu, den sie auch wieder fangen. Es wird darauf abgezielt, während dem Werfen und Fangen nicht von der Bank hinuntersteigen zu müssen oder die Balance zu verlieren (ebd.).

102 16.6.2 Adaptionen

Eine Adaption, die anhand des Modells STEP in dieser Übung vorgenommen werden kann, die den Raum betrifft, ist die bereits angesprochene Entfernung der Bänke, die je nach Schüler*in unterschiedlich sein kann. Diese Adaption entspricht dem Handicap-Prinzip, dessen Einsatz sich, wie bereits in Kapitel 13.2.1 geschrieben, durch die Verkleinerung oder Vergrößerung der Distanz, die geworfen wird, für Wurfaktivitäten eignet (Fediuk, 2008, S. 137).

Hinsichtlich der Aufgabe können Differenzen in der Aufgabenstellung zwischen den Schüler*innen vorliegen. Während die einen mit beiden Händen werfen, werfen manche mit einer Hand, manche stehen dabei beidbeinig und manche versuchen die Aufgabe einbeinig zu lösen. Es gibt jene, die die Konzentration darauf lenken, präzise zu werfen, während andere die Aufmerksamkeit darauf richten, diverse Koordinationsübungen zusätzlich zu integrieren (Unfallkasse Berlin, 2016, S. 24).

Darüber hinaus kann der Bereich Ausrüstung dazu dienen, um ähnliche Voraussetzungen zu schaffen. Der*die Schüler*in mit Förderschwerpunkt Körperliche und Motorische Entwicklung steht nicht auf der Bank, sondern sitzt auf ihr oder führt diese Übung im Rollstuhl sitzend aus. Die Übung, in dem auf der Bank gesessen wird, kann auch von den anderen Schüler*innen ausprobiert werden, um zu verstehen, welchen Unterschied das Stehen oder Sitzen für das Werfen macht.

Kinder mit Förderschwerpunkt können zudem, sollte Bedarf bestehen, mit eine*r Mitschüler*in gemeinsam werfen, indem sie geführt werden. Ebenso kann der Ball, der zu ihnen geworfen wird, von beiden gefangen werden (ebd.).

Bei jenen, die eine Beeinträchtigung im Bereich Hören und Kommunikation aufweisen, sollte noch stärker als bei den anderen Schüler*innen auf Blickkontakt geachtet werden, bevor der Ball zugeworfen wird (Kaul &

Leonhardt, 2016, S. 68). Dem*der Schüler*in mit Sehbeeinträchtigung kann ein Ball, der innen mit Glöckchen versehen ist, angeboten werden, sodass er*sie sich am Geräusch orientieren kann, wenn zugeworfen und gefangen wird.

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Darüber hinaus besteht für die Schüler*innen, die die erforderliche Voraussetzung mitbringen, die Möglichkeit beide Bälle gleichzeitig einander zuzuspielen oder Hindernisse wie Seile, die in der Mitte gespannt sind, zu überwinden (Unfallkasse Berlin, 2016, S. 24).

Weiters können Bälle zur Verfügung gestellt werden, die unterschiedlich groß oder klein sind und unterschiedliche Oberflächen aufweisen. Auch der Einsatz von Luftballons kann gewählt werden.

Bezüglich der Geschicklichkeit können Schüler*innen ähnlich gefordert werden, indem die Gegebenheiten an ihre Leistungsvoraussetzungen angepasst werden. Während manche Turnbänke wie herkömmlich mit der breiten Fläche nach oben stehen, können manche umgedreht werden, sodass die Schüler*innen einen dünneren Balken zum Balancieren haben.

Der letzte Bereich, der im STEP berücksichtigt wird, ist der der Teilnehmer*innen. Es können die Teilnehmer*innen Partner*innen sein, die über ähnliche Kompetenzen verfügen, aber auch jene gemeinsam spielen, die Unterschiede hinsichtlich ihrer Ausgangslagen mitbringen.

Durch minimale Adaptionen, die vorgenommen werden, kann im Sinne des guten Unterrichts individuelle Förderung für alle Schüler*innen betrieben werden (Meyer, 2003, S. 39). Demnach findet im Sportunterricht eine Orientierung an den Schüler*innen statt, anstatt, dass sich diese dem Sportunterricht anpassen müssen.

16.6.3 Ziele

Bei dieser Partner*innenübung werden vor allem das kooperative Zusammenarbeiten gefördert und die Kommunikationskompetenz gestärkt, weshalb sich diese Übung in das soziale Lernfeld Kooperation einordnen lässt (Fediuk, 1999, S. 42).

Die Aktivitäten Passen und Fangen, die später an Relevanz gewinnen, werden zu zweit geübt, was wieder vor allem den Schüler*innen mit Förderschwerpunkt

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Lernen, Geistige Entwicklung und Körperlich und motorische Entwicklung entgegenkommt, jedoch auch für die restlichen Schüler*innen als gewinnbringend betrachtet wird.

Es kommt zur Aneignung der relevanten Techniken, die paarweise ausgiebig erarbeitet werden, um später im Ballspiel eingesetzt werden zu können. Weiters wird auf die Bewegungs- und Körpererfahrung abgezielt, indem Schwerpunkte auf der Gleichgewichtsfähigkeit und Koordination liegen (Unfallkasse Berlin, 2016, S. 25).

16.6.4 Aktivitäten und Lernsituationen

Bei der Wurfübung kommt es dazu, dass alle Schüler*innen gemeinsam dieselbe Aktivität verfolgen, da sich alle gegenseitig den Ball zuspielen und diesen wieder fangen. Die Regeln bzw. Geräte wie beispielsweise das gemeinsame Werfen im Team, die unterschiedlichen Bälle oder die umgedrehten Bänke werden im Vorfeld so verändert, dass ein Zugang für alle möglich ist. Aus diesem Grund wird von einer modifizierten Aktivität mit angepassten Regeln gesprochen (Reich, 2016, S. 23).

In Bezug auf die Lernsituation wird hier von einer solidarischen Lernsituation gesprochen, da das gemeinsame Ziel verfolgt wird, den Ball so oft wie möglich hin und her zu spielen, ohne dass dieser auf den Boden fällt oder ein*e Schüler*in, der*die auf der Bank steht, dabei hinuntersteigt. Es wird sich gemeinsam über die Erfolge beider gefreut (Wocken, 1998, S. 49).

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