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Konklusion und Ausblick

Im Dokument Chancengerechter Sportunterricht (Seite 114-119)

In dieser Arbeit wird sich mit dem Thema Chancengerechter Sportunterricht in der Schule befasst. In diesem Rahmen wird untersucht, welchen Teil Inklusion beitragen kann, um einen angemessenen Umgang mit Lerngruppen zu entwickeln, die durch Diversität geprägt sind.

Es wird aufgezeigt, dass vor allem den Sportunterricht betreffend gravierende Unterschiede, die sich besonders in den körperlichen Fertigkeiten der Schüler*innen bemerkbar machen, vorliegen. Während es jene Schüler*innen gibt, die reichlich Bewegungserfahrung in der Vergangenheit sammeln konnten, gibt es jene, für die Sport und Bewegung fremd sind (Lütgeharm, 2012, S. 12).

Auch wenn es naheliegend ist, die Schüler*innen in Kategorien zuzuteilen und mit Etiketten zu versehen, muss dieses Verhalten unter allen Umständen vermieden werden und ein Umdenken sowie eine Einstellungsänderung stattfinden, durch die Schüler*innen als Individuen wahrgenommen und behandelt werden (Tiemann, 2012, S. 168, RIS, 2016, S. 8 und Reich, 2016, S.

19 zitiert nach Reich, 2014).

Durch Reflexionsfähigkeit, die auf Seiten der Lehrpersonen als unabdingbar gilt, werden eigene Vorurteile und Verhaltensmuster überdacht, Zuschreibungen, die diskriminierend und ausschließend sind, unterbunden und ein Weg gegangen, durch den eine Öffnung dahingehend erfolgt, sich Neuem anzunähern und Strukturen zu wählen, die der Forderung von Inklusion gerecht werden (Ruin, Meier & Leineweber, 2016, S. 45; S. 181).

Demzufolge wird Diversität mit einer Haltung, die sich durch Akzeptanz auszeichnet, gegenübergetreten. Die Haltung des Akzeptierens berücksichtigt Lernniveaus sowie Lernstufen und ist darüber hinaus durch einen respektvollen Umgang, der von Achtsamkeit und Anerkennung begleitet wird, geprägt (Ruin, Meier & Leineweber, 2016, S. 180 zitiert nach Wenning, 2007).

Weiters gilt es Merkmale, die guten inklusiven Unterricht ausmachen, in das Unterrichtsgeschehen zu integrieren. Merkmale, die in inklusiven Settings als

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gewinnbringend erachtet werden, sind neben vielen weiteren, eine angemessene Klassenführung, das Wertlegen auf Klarheit und Struktur, eine sensible Sprache und eine Schüler*innen- und Kompetenzorientierung (Baumert & Vierbuchen, 2018, S. 528ff).

Während immer wieder betont wird, auf einzelne Schüler*innen, vor allem auf jene mit Förderschwerpunkt, Rücksicht nehmen zu müssen, dürfen jene, die keine Einschränkung haben, nicht übersehen werden. Der Fokus wird darauf gerichtet, einen Umgang zu finden, durch den alle Schüler*innen unter Berücksichtigung ihrer Ausgangslage Förderung und Forderung im Sportunterricht erfahren und darüber hinaus Freude und Spaß an der Bewegung gegeben sind (Weichert, 2003, S. 27).

Hinsichtlich dieses Ziels werden verschiedene fachdidaktische Aspekte, die es im Unterricht zu berücksichtigen gilt, angeraten. Im Bereich der Individualisierung wird sich, wie der Name schon sagt, auf die Lernenden als Individuen konzentriert und ihnen werden mittels innerer Differenzierung verschiedene Aufgabenstellungen geboten, die der Lernausgangslage der Schüler*innen entsprechen (Wischer, 2009 zitiert nach Weinert, 1997).

Um Adaptionen in diversen Übungsphasen oder auch Sportspielen vorzunehmen, wird das Modell STEP herangezogen. In den Bereichen Raum, Aufgabe, Ausrüstung und Teilnehmer*innen werden Veränderungen vollzogen, die den Schüler*innen zugutekommen (Schoo, 2013, S.99).

Diesbezüglich wird ebenfalls zum Einsatz verschiedener Prinzipien geraten, wie der des Handicap-Prinzips, des Präzisionsprinzips oder des Individualisierungs- und Mannschaftsprinzips. Distanzen, die geworfen oder zurückgelegt werden müssen, können durch das Anwenden dieser Prinzipien verkleinert oder vergrößert werden, Materialien, die sich in Beschaffenheit oder Größe unterscheiden, angeboten und zudem die Aufgabenstellung oder die Zusammensetzung der Spieler*innen so variiert werden, dass alle Schüler*innen gefordert und gefördert werden (Fediuk, 2008, S. 137ff).

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Je nachdem welche Bereiche adaptiert werden, ergeben sich unterschiedliche Lerngelegenheiten für die Schüler*innen (Tiemann, 2016 zitiert nach Wocken, 1998). Vor allem das Legen des Augenmerks auf das soziale Lernen, das durch kooperative Lernsettings geschehen kann, wird angeraten. Es werden beispielsweise Aufgaben bearbeitet, die nur im Team gelöst werden können, bei denen gegenseitige Unterstützung und Rücksichtnahme an oberster Stelle stehen (Grillenberger, 1980, S. 10f).

Der Fokus soll jedoch nicht ausschließlich auf soziales Lernen ausgelegte Lernsituationen gerichtet werden, sondern eine Methodenvielfalt, wie sie das Projekt BRIDGES vorschlägt, geboten sein (Baumert & Vierbuchen, 2018, S.

529).

Hinsichtlich der Beurteilung und Benotung, bei denen Leistung immer eine große Rolle spielt, werden ebenfalls Alternativen vorgeschlagen. Während Feedback im Allgemeinen eine wichtige Bedeutung für den Lernprozess von Lernenden einnimmt, wird vor allem für individuelles Feedback, das sich aus verbalen Rückmeldungen auseinandersetzt und sich auf konkrete Lern- und Bildungsprozesse bezieht, plädiert (Weingarten, 2019, S. 212 und Baumert &

Vielbuchen, 2018, S. 529).

Da aufgrund der aktuellen Gesetzeslage nicht ausschließlich auf Feedback als Leistungsrückmeldung zurückgegriffen werden kann, müssen in der Notengebung die Lernausgangslage und auch die Bemühungen miteinbezogen werden (Unfallkasse NRW, 2021, S. 35).

In diesem Kontext erfolgt ein Verweis darauf, dass Lehrpersonen in ihrem Unterricht einen Weg verfolgen sollen, der nicht durch ein ständiges Vergleichen der Schüler*innen geprägt ist (Reich, 2016, S. 26). Vielmehr gilt es unter Berücksichtigung der persönlichen Leistungsgrenzen individuelle Ziele zu definieren, deren Erreichung jede*r für sich, ohne dabei ein Messen mit den Mitschüler*innen vorzunehmen, anstrebt (Tiemann, 2014, S. 188).

Neben dem Feedback, das im Zusammenhang mit Leistung und Noten als relevant erachtet wird, ist es auch die Reflexion, die im Sportunterricht Platz

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finden soll (Schoo, 2013, S. 99ff). Diese findet deshalb im vorgestellten Unterrichtssetting Aufmerksamkeit und wird hinsichtlich ihrer Relevanz in inklusiven Settings untersucht.

Darüber hinaus sind es Rituale und feste Strukturen, die vor allem Schüler*innen mit Förderschwerpunkt Sicherheit geben, weshalb sie Beachtung erfahren sollen (Heimlich, Hillenbrand & Wember, 2016, S.16).

Eine angemessene Sprache, ein passendes Ausmaß an aktiver Bewegung und Erholung und das ständige Berücksichtigen der jeweiligen Lerntempi gelten ebenfalls als maßgeblich für einen Unterricht, in dem Inklusion großgeschrieben wird (Unfallkasse NRW, 2020, S. 47; S. 54; S. 55; S. 58; S. 61).

Anhand des praktischen Unterrichtsbeispiels wird aufgezeigt, wie es durch Adaptionen in verschiedensten Bereichen möglich ist, einen Unterricht zu gestalten, bei dem jede*r auf seine*ihre Kosten kommt. Nicht nur eine Möglichkeit der Thematisierung von Heterogenität wird vorgestellt, sondern auch lehrplanrelevante Inhalte erfahren Aufmerksamkeit.

Zudem wird anhand eines bekannten und beliebten Ballspiels ersichtlich, dass es möglich ist, einen Weg zu finden, durch den auf alle Lern- und Leistungsvoraussetzungen eingegangen wird, der Spielcharakter, durch den das Spiel geprägt ist, jedoch trotzdem weiterhin erhalten bleibt und die Attraktivität auch nach unzähligen Adaptionen gegeben ist.

Da die gängigen Strukturen, die sich im Sportunterricht über Jahre verfestigt haben, zu Gunsten der Förderung eines*einer jede*n einzelnen Schüler*in in dieser Unterrichtsvorstellung geändert werden, steht zweifelsohne fest, dass im vorgestellten Praxisbezug, der als Ideenlieferung für weitere Adaptionen im Sportunterricht herangezogen werden kann, die Forderung des Rechnungshofes, dass es nicht die Schüler*innen sind, die sich im starren System der Schule zurechtfinden müssen, sondern eine Unterrichtanpassung an die Schüler*innen erfolgen muss, erfüllt wird (Rechnungshof, 2019, S. 22).

Heterogenität im Sportunterricht bewusst wahrzunehmen und einen angemessenen Umgang damit zu finden, muss spätestens jetzt, wenn

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Schüler*innen mit Einschränkungen nicht mehr ausschließlich Sonderschulen, sondern auch integrative Regelschulen besuchen, von Lehrpersonen in allen Schultypen erfolgen.

Durch inklusiven Sportunterricht können Schüler*innen viel von- und durch einander lernen sowie Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Sportunterricht mit in den Alltag außerhalb der Institution Schule bringen, wodurch dem Schritt, eine Gesellschaft zu schaffen, die Diversität mit Akzeptanz und Wertschätzung begegnet, nähergekommen wird (Haverkamp, 2015, S. 22).

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