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4. Diskussion

4.5. P UERPERALE S TÖRUNGEN

Die peripartalen Störungen Retentio secundinarum und Endometritis kamen in beiden Versuchsgruppen ähnlich häufig vor. Eine Nachgeburtsverhaltung trat bei 15,2 % der CP-Tiere und bei 12,28 % der Kontrolltiere ein. Dieser Unterschied war nicht signifikant. In einer gut geführten Herde sollte der Prozentsatz der Tiere mit Nachgeburtsverhaltung laut DE KRUIF et al. (1998) bei unter 15 % im Bezug auf die Gesamtherde liegen. Somit lag der Anteil an Nachgeburtverhaltung bei den Versuchstieren insgesamt (13,8 % aller Versuchstiere) gesehen noch knapp im Normalbereich. Das Auftreten von Endometritiden bzw. pathologischem Scheidenausfluß wurde über die gesamte Laktation verfolgt und dokumentiert. In dieser Auswertung sind also auch alle Endometritisfälle enthalten, die während der Puerperalkontrolle diagnostiziert wurden. Rezidive wurden als ein Fall gewertet. Im gesamten Untersuchungszeitraum wiesen 6,78 % der CP-Tiere und 12,28 % der Kontrolltiere Anzeichen einer Endometritis auf. Dieser Prozentsatz war zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich und lag für beide Versuchsgruppen innerhalb des von DE KRUIF et al. (1998) genannten Grenzwertes von 15 %.

Gehen die Secundinae später als 12 Stunden p.p. ab, spricht man von einer Nachgeburtsverhaltung. Dies stellt keine Krankheit an sich dar, sondern muß als

klinisches Symptom einer generalisierten Krankheit gesehen werden (GRUNERT 1983). In den Untersuchungen von STOKES und GOFF (2001) und GOFF et al.

(1996) wiesen die Kühe, die mit Kalziumpropionat gedrencht wurden, nicht signifikant weniger Nachgeburtsverhaltungen auf als die Kontrolltiere. In der Studie von STOKES und GOFF (2001) hatten die Kontrollkühe allerdings signifikant mehr Endometritiden als die Kalziumpropionatgruppe. Die Autoren führen dies auf die positive Wirkung des Kalziums und der Energiesubstitution auf die Kontraktilität der glatten Muskulatur und damit beschleunigten Uterusinvolution zurück.

4.6. PROGESTERON

Bei der Annahme, daß ab einer Progesteronkonzentration von > 3,18 nmol/l ein funktioneller Gelbkörper vorhanden war, muß dem eine erfolgreiche Ovulation voran gegangen sein. In der CP-Gruppe hatten in der 3. Woche p.p. 33,8 % der Kühe eine Progesteronkonzentration > 3,18 nmol/l im Serum gegenüber 22,8 % der Tiere der Kontrollgruppe. In der 5. Woche p.p. lag der Prozentsatz der Tiere bei 45, 8 % in der CP-Gruppe und 50,9 % in der Kontrollgruppe. Es zeigten demzufolge mehr Tiere mit CP-Behandlung eine ovarielle Aktivität in der 3. Woche p.p. als unbehandelte Tiere und umgekehrt in der 5. Woche p.p.. Diese Unterschiede ließen sich jedoch nicht statistisch absichern.

Wann der Zeitpunkt der Wiederaufnahme dieser ovariellen Aktivität war, kann aus der vorliegenden Untersuchung nicht geschlossen werden. FORMIGONI et al. (1996) hatten einen positiven Einfluß von Propylenglykol auf den Beginn der zyklischen Alktivität beschrieben. Die Energiebilanz postpartum ist entscheidend für den Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Ovartätigkeit (BUTLER u. SMITH 1989). Die Kühe haben etwa 10 Tage, nachdem sie den Maximalwert der negativen Energiebilanz überschritten haben, eine Ovulation (BUTLER u. SMITH 1989, ZUREK et al. 1995). Laut LUCY et al. (1991a) und STEVENSON und PURSLEY (1994) ist wegen der geringeren Glukose- und Insulinverfügbarkeit während der negativen Energiebilanz die Reaktion der Ovarien auf die pulsatile LH-Ausschüttung verringert.

MYOSHI et al. (2001) verabreichten in ihrem Versuch den Kühen täglich 500 ml Propylenglykol vom 7. bis 42. Tag p.p. und bestimmten drei Mal pro Woche die Progesteronkonzentration und einmal wöchentlich unter anderem die Insulinkonzentration im Blut. Die Autoren stellten fest, daß die

Propylenglykolsubstitution den Plasmainsulinspiegel erhöhte und die Ovulation der behandelten Tiere gegenüber der Kontrollgruppe signifikant früher war und zusätzlich die Lutealphase länger andauerte. PRANGE (2001) beschreibt dagegen keinen positiven Einfluß durch die Propylenglykolfütterung. In der Studie unterschieden sich die Anzahl der Tiere die 3 und 5 Wochen p.p. einen Progesterongehalt > 3,18 nmol/l hatten zwischen den Versuchstieren ebenfalls nicht signifikant. Auch CARSTAIRS et al. (1980) konnten in ihrer Studie keinen zeitlichen Zusammenhang der ersten Ovulation post partum mit der Energieversorgung post partum feststellen.

Laut VANDEHAAR et al. (1995) haben zyklische Rinder mit negativer Energiebilanz kleinere Gelbkörper und niedrigere periphere Progesteronwerte als Rinder mit einer ausgeglichenen Energieversorgung. Das Drenchen mit Kalziumpropionat hatte in unserem Versuch keinen positiven Effekt auf die Stoffwechselgesundheit und von daher ist auch kein verbessertes Zyklusgeschehen zu erwarten gewesen.

In unserer Studie hatten 3 Wochen p.p. signifikant weniger Kühe mit einer 100-Tage-Leistung > 4000 kg eine Progesteronkonzentration von > 3,18 nmol/l als Tiere mit einer geringeren Milchleistung. Dies lässt darauf schließen, daß die ovarielle Aktivität der Tiere mit hoher Milchleistung im Vergleich zu weniger leistungsstarken Tieren später einsetzt. MACMILLAN et al. (1996) ging von einem negativen Effekt der Laktation auf die Reproduktionsleistung aus, da Kühe schlechtere Reproduktionsergebnisse aufweisen als Kalbinnen bei der ersten Belegung.

LOTTHAMMER (1999) formulierte eine deutlich negative Beziehung zwischen Milchleistung und Fruchtbarkeit. So soll der Erstbesamungserfolg bis zu einer kritischen Grenze mit der Milchleistung zunehmen, um dann mit zunehmender Leistung abzunehmen. Weiterhin sind andere Autoren der Meinung, daß Kühe mit hoher Milchleistung im Vergleich zu Tieren mit einer geringeren Milchleistung eine verminderte Reproduktionsleistung haben (BUTLER u. SMITH 1989, RAY et al.

1992, FERGUSON 1996, EICKER et al. 1996).

4.7. OVARIALZYSTEN

In den ertsen 100 Tagen p.p. traten bei 18,64 % der CP-Tiere und bei 21,05 % der Kontrolltiere Ovarialzysten auf. In dieser Untersuchung konnte die Kalziumpropionatsubstitution das Entstehen von Eierstockszysten also nicht beeinflussen.

Als Ovarialzysten werden generell persistierende ehemalige Graafsche Follikel mit abgestorbener Eizelle bezeichnet. Anhand ihrer Wandstruktur können diese als Follikel-Theka-Zysten oder Follikel-Lutein-Zysten unterschieden werden. Eine Differenzierung ist durch die rektale Untersuchung in der Regel nicht möglich, kann aber mit Hilfe der Sonographie vorgenommen werden. Die Diagnose „Ovarialzysten“

sagt nichts über die Bedeutung als Ursache einer Fertilitätsstörung aus (GRUNERT 1999). Die in dieser Untersuchung festgestellten Ovarialzysten wurden nicht näher unterschieden, da sich die Diagnosen auf rektale Befunde stützten. In der Literatur schwanken die Angaben zur Häufigkeit von Ovarialzysten sehr stark. WATSON und CLIFF (1997)stellten bei 7 bis 8 % aller Tiere Ovarialzysten fest. Eine Inzidenz von 19,5 % bzw. 19,4 % beschrieben SCHOPPER et al. (1993) und HEUER und PFLUG (1994). RUEGG et al. (1992) nannten sogar eine Inzidenz von 39 %. Bei KARG und SCHALLENBERGER (1983) kamen nach Analyse zweier Hochleistungsherden bei 21 % der Kuhpopulation Follikelzysten und bei 10 % Gelbkörperzysten vor. Die Ursachen für das Vorkommen von Eierstockszysten sind vielfältig. Neben endogenen prädisponierenden Faktoren wie hohe Milch- und Milchfettleistung, Alter, Krankheiten und genetische Faktoren sollen auch exogene Umstände eine wichtige Rolle spielen.

Mastitiden und Stoffwechselerkrankungen wie Ketosen erhöhen das Risiko für Zysten. Auch durch Erkrankungen wie Nachgeburtsverhaltung, Lochiometra und Endometritis wurde ein um 2,3 bis 2,9-fach erhöhtes Risiko für Zysten verzeichnet.

Umgekehrt bestand ein 4-fach erhöhtes Risiko für Mastitiden, wenn bei Kühen Zysten diagnostiziert wurden (GRÖHN et al. 1995). Eine Korrelation zwischen der Inzidenz von Ketosen und Ovarialzysten wurde von MOORE (1997b) nachgewiesen.

4.8. TRÄCHTIGKEITEN

Die Gesamtträchtigkeitsrate ist der Quotient aus der Anzahl tragender Tiere x 100 und der Anzahl besamter Tiere. Sie betrug in der CP-Gruppe 92,5 % gegenüber 80,4

% in der Kontrollgruppe. Der Unterschied zwischen den Versuchsgruppen konnte in unserer Studie nicht statistisch abgesichert werden (P > 0,05). Bei Kühen mit einem ungestörten Puerperalverlauf errechnete LUND (1999) eine Gesamtträchtigkeitsrate von 89,7 %. Bei Kühen mit einem gestörten Puerperalverlauf verzeichnete der Autor einen signifikanten Abfall dieser Rate auf 72,6 %.

4.9. FRUCHTBARKEITSKENNZAHLEN

Zur Objektivierung des Begriffes Fruchtbarkeit dienen verschiedene Parameter.

Durch die quantitative Beschreibung reproduktionsbiologischer Ereignisse und Zeiträume bieten sich gute Ansatzpunkte für die Beurteilung des aktuellen Fruchtbarkeitsstatus (METZNER u. MANSFELD 1992; DE KRUIF et al. 1998;

GRUNERT u. DE KRUIF 1999).

Die Fruchtbarkeitskennzahlen (siehe Tabelle 32) Konzeptionsrate, Erstbesamungserfolg, Trächtigkeitsindex, Rastzeit, Güstzeit und Verzögerungszeit waren zwischen den Versuchsgruppen nicht signifikant unterschiedlich (P > 0,05).

Weiterhin wurde der Prozentsatz Tiere errechnet, die innerhalb der aufgeführten Referenzwerte von Rastzeit, Güstzeit und Verzögerungszeit lagen. Der Anteil der Tiere, die sich im optimalen Bereich von Rastzeit, Güstzeit und Verzögerungszeit befanden, war im Vergleich der beiden Versuchsgruppen nicht signifikant unterschiedlich (P > 0,05). Es konnte also kein positiver Effekt durch das Drenchen mit Kalziumpropionat auf die Fruchtbarkeitskennzahlen erzielt werden.

MIETTINEN (1995) kam zu dem Schluß, daß durch eine Verminderung des Energiedefizits im Puerperium ein positiver Einfluß auf das Reproduktionsgeschehen ausgeübt werden kann. Die Autoren FORMIGONI et al. (1996) sahen es durch ihre Ergebnisse als bestätigt an, daß der Einsatz des Propylenglykols eine wirksame Präventive des Fettleber-Syndroms darstellt und zu einer beschleunigten Aufnahme der ovariellen Aktivität führt. In der Studie von HOEDEMAKER et al. (2004) konnte durch die peripartale Verfütterung von Propylenglykol zwar eine positive Beeinflussung der Stoffwechselparameter NEFA und BHB, aber keine Verbesserung der Fruchtbarkeitskennzahlen erzielt werden.

Der Einfluß des Managements und individuelle Umstände des einzelnen Tieres (Erkrankungen usw.) haben nach MCDOUGALL und HAMPSON (1992), SCHOPPER et al. (1993) und EICKER et al. (1996) einen weit größeren Einfluß auf die Reproduktionsleistung der Tiere. Nach METZNER und MANSFELD (1992) sind die Hauptfaktoren, die die Verzögerungszeit beeinflussen, die Brunsterkennung durch den Betriebsleiter, die Konzeptionsfähigkeit der Tiere und ihr Vermögen, die Trächtigkeit zu erhalten.

Während unserer Untersuchung waren mehrere Personen abwechselnd für die Brunstbeobachtung verantwortlich. Außerdem fand während des

Untersuchungszeitraums die Umstellung auf Eigenbestandsbesamung statt. Zwar waren davon Behandlungs- und Kontrolltiere gleichermaßen betroffen, aber hinsichtlich der Vergleichbarkeit mit Referenzwerten entsprechender Fruchtbarkeitskennzahlen muss dies berücksichtigt werden.

4.10. MILCHLEISTUNG

Die 100–Tage-Milchleistung betrug in der CP-Gruppe 3410 ±722 kg Milch gegenüber 3306 ±619 kg Milch der Kontrollgruppe. Als Peakleistung wurde bei den Tieren der CP-Gruppe eine tägliche Milchmenge von 37,8 ±9,8 kg und in der Kontrollgruppe von 37,3 ±10,5 kg errechnet. Die Kalziumpropionatgruppe hatte im Mittel eine um 104 kg höhere 100-Tage-Leistung als die Kontrollgruppe. Dieser Unterschied konnte allerdings nicht statistisch abgesichert werden.

HÜNNIGER und STAUFENBIEL (1999) testeten den Einsatz von Propylenglykol in 6 Milchviehbetrieben und schlußfolgerten, daß es unter einem optimalen Fütterungsmanagement und genau definierten Bedingungen möglich ist, mit dem Einsatz von Propylenglykol die Milchleistung um 2 kg/Tag/Tier zu steigern. Auch die Ergebnisse von STOKES und GOFF (2001) belegen, daß mit der Gabe von Kalziumpropionat eine signifikante Steigerung der Milchmenge über die ersten 116 Tage bei Erstlaktierenden von 1,4 kg pro Tag erzielt werden konnten. Die Milchmengensteigerung bei den Kühen von 1,8 kg pro Tag ließ sich auch in ihrer Studie nicht statistisch bestätigen. GOFF et al. (1996) konnten dagegen in ihrer Untersuchung keine Steigerung der Milchleistung durch Gabe von Kalziumpropionat erreichen. Auch STUDER et al. (1993) und BURHANS et al. (1997) berichten, daß die Propylenglykolsubstitution keinen Einfluß auf die Milchleistung ausübt.

DHIMAN und SASIDHARAN (1999) verabreichten in ihrer Untersuchung Kalziumchlorid und konnten keine Erhöhung der Milchleistung verzeichnen.

MELENDEZ et al. (2002) verglichen die Milchleistung ihrer vier Gruppen (bestehend aus einer Kontrollgruppe ohne Behandlung, einer Gruppe wurde Kalziumchlorid einmalig, der dritten Gruppe zweimalig und der vierten Gruppe wurde Kalziumchlorid + Propylenglykol verabreicht) und auch hier war die Höhe der Milchleistung zwischen den Gruppen nicht signifikant unterschiedlich.

4.11. MILCHINHALTSSTOFFE

Die Fütterung beeinflußt die Zusammensetzung der Milch. Auf der empirischen Auswertung einer relativ geringen Anzahl experimenteller Untersuchungen basierte vor etwa 15 Jahren die Einführung von Empfehlungen zur Beurteilung der Versorgung der Herde mit Hilfe der Milchinhaltsstoffe (SCHOLZ 1990; SPOHR u.

WIESNER 1991). Die Attraktivität dieser Parameter ergab sich nicht zuletzt aus den ohnehin im Rahmen der Milchkontrolle regelmäßig erfolgenden wiederholten Messungen und der daraus resultierenden kostengünstigen Verfügbarkeit der Daten für den Betriebsleiter. Die Milchinhaltsstoffe können als Indikatoren zur Beurteilung der Fütterungslage im Bestand und zum Vorliegen subklinischer Stoffwechselbelastungen von einzelnen Milchkühen herangezogen werden (HEUER u. PFLUG 1994). In dieser Untersuchung sollte jedoch lediglich der Einfluß einer Zufütterung von Kalziumpropionat auf die durchschnittliche Konzentration der Milchinhaltsstoffe beurteilt werden. Die mittleren Werte der Milchinhaltsstoffe sind der Tabelle 27 zu entnehmen. In den Untersuchungen von STUDER et al. (1993) und PICKETT et al. (2003) zeigten die Tiere, denen Propylenglykol zugefüttert wurden, gegenüber den Kontrolltieren keine signifikanten Unterschiede in den Milchinhaltsstoffen.

4.11.1. Milchfett

Die Fettprozente veränderten sich im zeitlichen Verlauf in den beiden Versuchsgruppen ähnlich. Die höchsten Prozente wurde in der Melkphase 1 gemessen, die niedrigsten Fettprozente in der Melkphase 2. In Melkphase 1 betrugen die mittleren Fettprozente in der CP-Gruppe 4,11 % ±0,70 % und in der Kontrollgruppe 4,23 % ±0,80 %. Die Fettprozente unterschieden sich im Vergleich der Versuchsgruppen nicht. Die mittleren Fettprozente fielen dann von der 1. bis zur 2. Melkphase in den beiden Gruppen signifikant ab.

Insbesondere während der ersten Wochen der Laktation befinden sich viele Kühe in einer negativen Energiebilanz (GIESECKE 1991; BELL 1995; GOFF u. HORST 1997). Dieser Zustand bewirkt eine verstärkte Mobilisation körpereigener Energiereserven, vor allem aus dem Fettgewebe (GIESECKE 1991), und damit erhöhte Plasmaspiegel von nicht veresterten Fettsäuren und Ketonkörpern (DRACKLEY 1999). Die vermehrte Anflutung dieser Substrate im Plasma führt zu

einer erhöhten Milchfettsynthese und damit einem erhöhten Milchfettgehalt in den ersten Laktationswochen (FARRIES 1983; SCHOLZ 1990; GRAVERT 1991).

Erkrankungen, die mit einem starken Rückgang der Futteraufnahme einhergehen (z.B. Labmagenverlagerung und Klauenerkrankungen), können ebenfalls zu einer negativen Energiebilanz und damit zu erhöhten Milchfettgehalten führen (DE KRUIF et al. 1998). Die Beurteilung des Milchfettgehaltes ist abhängig von der Rasse und innerhalb dieser wesentlich vom jeweiligen Laktationsstadium. Fettgehalte < 3 % weisen auf Mängel in der Rohfaserversorgung hin. Bei Holstein Friesian soll der Fettgehalt zu Beginn der Laktation nicht wesentlich über 5 % steigen, da dies das Auftreten subklinischer Ketosen anzeigt (DE KRUIF et al. 1998).

Für DE VRIES und VEERKAMP (2000) ist dagegen nicht der absolute Milchfettgehalt interessant. Sie sind der Ansicht, daß eine stark negative Energiebilanz lediglich zu Laktationsbeginn mit erhöhten Milchfettgehalten einhergeht, welche dann in den ersten Wochen p.p. auf unterdurchschnittliche Werte sinken, so daß nicht der Fettgehalt sondern vielmehr ein starker Rückgang des Milchfettgehaltes in der Frühlaktation ein Indikator für eine unzureichende Energieversorgung darstellt.

Die mittleren Milchfettgehalte sind zwar in unserem Versuch von der 1. zur 2.

Melkphase abgesunken, doch nur im geringen Ausmaß. Dies lies in beiden Versuchsgruppen nicht auf einen energetisch belasteten Stoffwechsel schließen. Die mittleren Milchfettprozente in den Melkphasen 1 bis 4 waren zu keinem Meßzeitpunkt außerhalb der o.g. Grenzen.

4.11.2. Eiweiß

Die mittleren Eiweißprozente der Versuchstiere in den verschiedenen Melkphasen unterschieden sich zwischen den Versuchsgruppen nicht signifikant. Die höchsten Prozente wurden in den Melkphasen 1 und 4 gemessen, die niedrigsten Eiweißprozente wurden für die CP-Gruppe in der Melkphase 2 festgestellt und für die Kontrollgruppe in Melkphase 3. Beide Versuchsgruppen lagen aber auch zum Zeitpunkt der minimalen Werte noch im Referenzbereich. Die Unterschiede im Verlauf der mittleren Eiweißkonzentration zu den einzelnen Melkphasen waren in beiden Versuchsgruppen nicht signifikant. Die mittlere Eiweißkonzentration verlief in beiden Gruppe noch innerhalb des Referenzbereiches und zeigte keinen besonders hohen Abfall zwischen der Melkphase 1 zu 2 bzw. 3. Ein positiver Einfluß der

Substitution von Kalziumpropionat konnte nicht festgestellt werden.

Das Milcheiweiß setzt sich aus den Caseinen (αs1-, αs2-, β- und κ-Caseine und postsekretorisch entstehende γ-Caseine) und den Molkeproteinen (Serumalbumin, α- Lactalbumin, β-Lactoglobulin, Immunglobulinen) zusammen (STELWAGEN 2003).

Nur geringe Anteile entstammen aus pansenstabilem Eiweiß oder aus körpereigenen Reserven (WENDT et al. 1994). Der Eiweißgehalt der Milch ist genetisch festgelegt, und es existieren - wie beim Fettgehalt - rassetypische Unterschiede. Der mittlere Eiweißgehalt von HF-Kühen ist mit 3,3 % z. B. deutlich niedriger als der von Jersey-Kühen mit etwa 4,2 % (STELWAGEN 2003). Nach GRABOWSKI (2000) liegt der Referenzbereich für Holstein-Friesian Tiere bei 3,0–3 ,8 %.

HERZ et al. (1979) beschreiben einen ähnlichen Verlauf. Danach ist im Kolostrum der Proteingehalt durch den hohen Anteil an Immunglobulinen relativ hoch und fällt im Anschluß ungefähr bis zur 8. Laktationswoche ab, um dann bis zum Ende der Laktation langsam wieder anzusteigen. Für KAUFMANN (1977) und GRAVERT (1991) sind diese Veränderungen - abgesehen von der Kolostralphase - nicht auf einen direkten Einfluß des Laktationsstadiums zurückzuführen, sondern lassen sich eher durch den energetischen Status der Hochleistungskühe in dieser Zeit erklären.

Solange sich die Kuh in einer negativen Energiebilanz befindet, ist der Milchproteingehalt geringer als in der späteren Laktation bei ausgeglichener Energiebilanz (GRABOWSKI 2000; STELWAGEN 2003).

4.11.3. Laktose

Die mittleren Laktoseprozente der Versuchstiere in den verschiedenen Melkphasen unterschieden sich zwischen den Versuchsgruppen nicht. Auch blieben die Laktoseprozente im zeitlichen Verlauf sehr konstant. Die Laktoseprozente schwankten in der CP-Gruppe lediglich um 0,01-0,03 % und in der Kontrollgruppe um 0,03-0,11 %. Kalziumpropionat hatte keinen Einfluß auf die Laktosekonzentration.

Für die Synthese von Laktose in den Drüsenzellen des Euters werden über 70 % der Glukose aus dem Blut benötigt, während der Hochlaktation sogar bis zu 85 % (MUIR 2003; STELWAGEN 2003). Die Glukoseaufnahme durch die Euterepithelzellen ist, im Gegensatz zu anderen Geweben, unabhängig von Insulin (LAARVELD et al.

1981). Mit Ausnahme der Frühlaktation bleibt die Laktosekonzentration praktisch

konstant auf einem Wert von etwa 4,8 % (GEBHARDT 1993). Bei einer schlechten Glukoseversorgung kommt es nicht zu einer Laktose- sondern Milchmengensenkung (KITCHEN 1981). Somit stellt der Blutglukosespiegel einen direkt begrenzenden Faktor für die Menge der produzierten Milch dar (GIESECKE 1981).

4.11.4. Harnstoff

Die Mittelwerte der Harnstoffkonzentrationen der Milch in den Melkphasen 1 bis 4 betrugen in der CP-Gruppe 4,46, 4,59, 4,64 und 4,67 mmol/l und in der Kontrollgruppe 4,34, 4,38, 4,44 und 4,36 mmol/l. Bei einem Vergleich zwischen den Versuchsgruppen waren die Milchharnstoffkonzentrationen in den Melkphasen 2 in der CP-Gruppe statistisch signifikant höhere (P < 0,05) und in Melkphase 4 in der Tendenz signifikant niedriger als die Kontrolltiere (P < 0,1). Unter Berücksichtigung des zeitlichen Abstands der 2 und 4 Melkphase zur Abkalbung, besteht kein eindeutiger Einfluß der Kalziumpropionatsubstitution auf die Harnstoffkonzentration.

Der als Endprodukt des Stickstoffwechsels entstehende Harnstoff ist ein wasserlösliches Molekül, das aufgrund seiner geringen Größe frei durch die Alveolarepithelzellen der Milchdrüse in die Milch diffundieren kann. Dies kommt in hohen Korrelationskoeffizienten zwischen Milch- und Blutharnstoffkonzentrationen zum Ausdruck (PIATKOWSKI et al. 1981). Die Harnstoffkonzentration wird zum einen vom Proteingehalt in der Ration und entscheidend durch die Energieversorgung beeinflußt (PIATKOWSKI et al. 1981; KIRCHGESSNER et al.

1985; SPOHR u. WIESNER 1991). Futterprotein wird im Vormagen überwiegend zu Ammoniak (NH3) abgebaut. Diesen nutzen die Pansenmikroben für ihre Proteinsynthese. Liegt ein Energiemangel vor, so wird das überschüssige Ammoniak resorbiert, in der Leber zu Harnstoff entgiftet und über Harn und Milch ausgeschieden. Demnach steigt in Energiemangelsituationen die Konzentration des Blut- und Milchharnstoffs, während sie bei steigender Energiezufuhr sinkt (KIRCHGESSNER et al. 1985). Entscheidend für die Konzentration des Harnstoffs in der Milch ist somit das Verhältnis zwischen Protein- und Energieversorgung der Kühe über das Futter (KIRCHGESSNER u. KAUFMANN 1987; HOFFMANN u.

STEINHÖFEL 1990). Bei täglichen Milchmengen von 30 kg/Tag liegen die durchschnittlichen Normwerte der Milchharnstoffkonzentrationen bei 3,2-4,5 mmol/l und erhöhen sich um 0,06 mmol/l für jedes weitere kg Milch (KIRCHGESSNER u.

KREUZER 1986). Zur genaueren Interpretation dient das 9-Felder Schema. Dabei werden die Eiweiß- und Harnstoffgehalte der Milch einander gegenübergestellt, um Rückschlüsse auf die Energie- und Proteinversorgung zu ziehen (SPOHR u.

WIESNER 1991). Bei einem Harnstoffgehalt zwischen 2,5 – 5 mmol/l und gleichzeitig 3,2–3,8 % Eiweißgehalt liegt laut SPOHR und WIESNER (1991) eine optimale Energieversorgung vor. Unter Berücksichtigung der oben genannten Normwerte sind die Harnstoff- und Eiweißkonzentrationen in der Milch in beiden Versuchsgruppen im optimalen Bereich, so daß für beide Gruppen auf eine gute Energieversorgung geschlossen werden kann.