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Nutzwertanalyse und Multi-Attributive Nutzentheorie

Im Dokument Supply Chain Design (Seite 101-104)

4 Die Berücksichtigung der Zulieferer im Supply Chain Design 4.1 Die Bedeutung der Beschaffung im Supply Cbain Management

4.2 Verfahren zur Auswahl von Zulieferern

4.2.1 Nutzwertanalyse und Multi-Attributive Nutzentheorie

Die Nutzwertanalyse, auch als Punktbewertungsverfahren oder Scoringmodell bezeichnet, bewertet Handlungsalternativen auf der Grundlage von Punkten, so genannten Scores.24 Die Nutzwertanalyse existiert in verschiedenen Varianten, die sich hinsichtlich Punkt- und Gewichtsvergabearten sowie der Art der Aggregation zu einem Gesamtwert unterscheiden.25 Sie wird häufig angewandt, wenn nicht quantifizierbare Kriterien zu berücksichtigen sind.26 In der einfachsten Form werden die Handlungsal-ternativen bezüglich verschiedener Kriterien mit Punkten bewertet und diese

anschlie-21 Vgl. Chopra/Meindl (2004), S. 388ff.; van Weele (2002), S. 15ff.

22 Vgl. Bhutta/Huq (2002), S. 126; Karpak/Kurncu/Kasuganti (2001), S. 209.

23 Vgl. Sarlcis/Talluri (2002), S. 18; Vonderembse/fracey (1999), S. 33.

24 Vgl. etwa Adam (1996), S. 412ff.

25 Vgl. Bamberg/Coenenberg (2002), S. 62f.; Schneeweiß (1990), S. 14.

26 Vgl. etwa Hoffmeister (2000), S. 278f.

ßend mit den Gewichten der Kriterien multipliziert und additiv zu einem Gesamtwert für jede Handlungsaltemative aggregiert.27 Anhand der ermittelten Gesamtwerte kann die Entscheidung für eine Handlungsaltemative getroffen bzw. eine Rangfolge der Handlungsaltemativen aufgestellt werden.28 Die Multi-Attributive Nutzentheorie weist formal große Ähnlichkeit mit der Nutzwertanalyse auf, verfügt jedoch über andere Anforderungen an die Anwendbarkeit.29 So setzt die Multi-Attributive Nutzentheorie etwa eine kardinale Nutzenmessung und die Substituierbarkeit der Ziele untereinander voraus, wohingegen die Voraussetzungen der Nutzwertanalyse nicht klar umrissen sind.30

Verschiedene Ansätze zur Auswahl eines geeigneten Zulieferers, die den Punktbe-wertungsverfahren zugeordnet werden können, stellt Patton vor.31 Dabei wird zwischen kompensatorischen und nicht kompensatorischen V erfahren unterschieden.

Zu den kompensatorischen Verfahren, die den Ausgleich einer schlechten Bewertung bezüglich eines Kriteriums durch eine gute Bewertung bezüglich eines anderen Krite-riums erlauben, werden die einfache Addition der erreichten Punkte eines Zulieferers (simple linear compensatory model) und die gewichtete Addition der erreichten Punkte (weighted linear compensatory model) gezählt. Die nicht kompensatorischen Verfah-ren werden unterschieden in konjunktiv, disjunktiv und lexikographisch.32 Das kon-junktive Verfahren vergleicht alle Zulieferer hinsichtlich ihres jeweils schlechtesten Attributs. Der Zulieferer mit dem höchsten Wert wird ausgewählt. Beim disjunktiven Vorgehen werden die jeweils besten Bewertungen der einzelnen Zulieferer verglichen.

Der Zulieferer mit der höchsten Bewertung wird ausgewählt. Beide Verfahren berück-sichtigen die unterschiedliche Wichtigkeit der Beurteilungskriterien nicht. Im Gegen-satz dazu werden bei dem lexikographischen Verfahren die Beurteilungskriterien gemäß ihrer Relevanz in eine Rangfolge gebracht. Der Zulieferer mit der höchsten Punktzahl bei dem wichtigsten Kriterium wird ausgewählt. Bei gleicher Punktzahl wird das nächste Kriterium herangezogen.

Gregory zeigt einen kompensatorischen Punktbewertungsansatz, der die Bewertung der Zulieferer anhand der übergeordneten Kriterien Angebot, Technik, Qualität, Kos-ten sowie Allgemeines vornimmt. 33 Diesen Kriterien werden unterschiedliche maximal erreichbare Punkte zwischen 10 und 25 zugeordnet, die dann weiter auf die

unterge-27 Vgl. Adam (1996), S. 413.

28 Vgl. Hartmann ( 1997), S. 88f.

29 Vgl. Schneeweiß ( 1990), S. 13.

30 Vgl. Schneeweiß (1990), S. 13. Ftlr ausführliche Erläuterungen der Voraussetzungen für die Anwendbarkeit der Multi-Attributiven Nutzentheorie vgl. etwa Lillich (1992), S. 67ff.; Schneeweiß (1991), S. 125ff. Ftlr einen Vergleich mit der Nutzwertanalyse vgl. etwa Schneeweiß (1990), S. 15ff.

31 Vgl. Patton (1996).

32 Vgl. hierzu auch Zimmermann/Gutsehe (1991), S. 47ff.

33 Vgl. Gregory ( 1986).

ordneten Kriterien aufgeteilt werden, wie etwa bei Angebot auf Problemverständnis, Vertragskonditionen und Einhalten der Ausschreibungsfrist. Die Zulieferer werden daraufhin bezüglich der untergeordneten Kriterien bewertet und der Anteil der erreichten Punkte je übergeordneter Kategorie in Prozent ermittelt. Der Zulieferer, der den höchsten prozentualen Anteil an der Gesamtpunktzahl erreicht, wird ausgewählt.

Timmerman ergänzt, dass für jedes Bewertungskriterium ein Vorgehen festgelegt wer-den sollte, wie die Performance eines Zulieferers hinsichtlich dieses Kriteriums zu messen ist.34 Ein solches Vorgehen soll die Vergleichbarkeit der Bewertungen ver-schiedener Zulieferer erhöhen und Manipulationen durch den Entscheider reduzieren.

Bei Humphreys, Wong und Chan steht die Bewertung und Auswahl von Zulieferern auf Basis ökologischer Kriterien im Vordergrund. 35 Dabei ist zunächst die Menge der möglichen Zulieferer zu reduzieren, indem die Zulieferer, die gesetzliche Richtlinien nicht erfüllen, aus der Menge aller potenziellen Zulieferer entfernt werden. In einem nächsten Schritt erfolgt die Bewertung der Zulieferer auf Basis quantitativer Kriterien, wie etwa den Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen. Auch hier werden die Zulie-ferer, die die vorher zu definierenden Anforderungen nicht erfüllen, von den weiteren Betrachtungen ausgeschlossen. In einem letzten Schritt werden Zulieferer hinsichtlich qualitativer Kriterien, wie ökologisches Image oder ökologische Kompetenz, mit Punkten bewertet. Diese Punkte werden mit den Gewichten der Kriterien multipliziert und der Zulieferer mit der höchsten Punktzahl wird gewählt. Die Berücksichtigung weiterer nicht ökologischer Kriterien ist bei diesem Vorgehen möglich, wird hier jedoch nicht explizit durchgeführt.

Einen Ansatz, der im weitesten Sinne als Punktbewertungsansatz bezeichnet werden kann, stellen Petroni und Braglia vor.36 Dabei werden in einem ersten Schritt Output-Input-Quotienten zur Bewertung der Zulieferer definiert, wie beispielsweise der Preis des Produktes im Verhältnis zu den technologischen Fähigkeiten. In einem nächsten Schritt werden mit Hilfe der Hauptkomponentenanalyse37 die Gewichte für diese Quo-tienten ermittelt. Durch Multiplikation dieser Gewichte mit den Bewertungen der Zu-lieferer kann die Bewertungspunktzahl der ZuZu-lieferer bestimmt werden. Der ZuZu-lieferer mit der höchsten Punktzahl wird gewählt. Die Autoren sehen den Vorteil dieses Vorgehens insbesondere darin, dass der Entscheider die Gewichte nicht vorgibt und so dieses Vorgehen weniger Beeinflussungsmöglichkeiten durch den Entscheider bein-haltet.

3,1 Vgl. Timmerman (1986).

35 Vgl. Humphreys/Wong/Chan (2003).

36 Vgl. Petroni/Braglia (2000).

37 Vgl. zur Hauptkon:rponentenanalyse etwa Khattree/Naik (2000), S. 25ff.

Die Auswahl von Zulieferern unter Berücksichtigung internationaler Aspekte, basie-rend auf der Multi-Attributiven Nutzentheorie, führt Min durch.38 Das übergeordnete Ziel „wähle den besten Zulieferer" wird in einer ersten Stufe in die Kriterien finan-zielle Bedingungen, Qualität, Risiken, Service, Beziehung zwischen Käufer und Verkäufer, kulturelle und kommunikative Barrieren sowie Handelsbeschränkungen untergliedert. Diese werden in einer zweiten Stufe in weitere Attribute zerlegt, wie das Kriterium kulturelle und kommunikative Barrieren in die Attribute kulturelle Ähnlich-keit, ethische Standards sowie Kompatibilität hinsichtlich des elektronischen Daten-austauschs. Bei den berücksichtigten Kriterien zeigen sich die Besonderheiten bei der Auswahl internationaler Zulieferer, da diese über die häufig verwendeten Kriterien Preis, Qualität und Belieferung hinausgehen. 39 Mit Hilfe der Daten eines hypotheti-schen Beispiels eines Computerherstellers werden die auf Substitutionsraten basieren-den Gewichte und die Nutzenfunktionen für die einzelnen Attribute ermittelt und darauf aufbauend der Gesamtnutzen für jeden der potenziellen Zulieferer berechnet.

Der Zulieferer mit dem höchsten Gesamtnutzen wird gewählt.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Punktbewertungsansätze über den Vorteil leichter Nachvollziehbarkeit und einer einfachen Erfassung qualitativer Kriterien verfügen. Als Nachteil sind insbesondere bei den kompensatorischen Ansät-zen die vorausgesetzte Substituierbarkeit der Kriterien und die Aggregation zu einem dimensionslosen Gesamtwert zu sehen. Neben den Punktbewertungsansätzen erfolgt die Auswahl von Zulieferern mit Hilfe verschiedener mathematischer Optimierungs-modelle, die nachfolgend untersucht werden.

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