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Methodischer Ansatz der Untersuchung

4. Das pädagogische Konzept berufsvorbereitender Maßnahmen

5.1 Methodischer Ansatz der Untersuchung

eingesetzt werden; ihre Ergebnisse lassen sich somit aus statistischer Sicht im Vergleich zu qualitativen Untersuchungsmethoden besser auswerten.

Wie zu Beginn der Arbeit dargestellt, wird anhand dieser Pilotstudie versucht, Antworten auf die Frage zu finden, ob und inwieweit sich die ungleiche Bildungssituation der türkischen Jugendlichen aus einer berufsvorbereitenden Maßnahme eines Jahrganges – überwiegend ohne Hauptschulabschluss – im Vergleich zu türkischen Schülern an allgemeinbildenden Schularten wie Realschule und Gymnasium durch einen unterschiedlichen sozioökonomischen Status sowie Bildungshintergrund ihrer Eltern erklären lässt. Aufgrund des persönlichen Kontaktes zu den Teilnehmern der BvB-Maßnahme sowie ihren Eltern erwies es sich als relativ unproblematisch, Informationen über ihren sozioökonomischen Hintergrund zu ermitteln. Um die Vollständigkeit der empirischen Erhebung dieser Gruppe zu gewährleisten, wurden die Befragungen auch mit Teilnehmern (sowie deren Eltern) durchgeführt, die die Maßnahme vor regulärem Ende aus unterschiedlichen Gründen (z.B.

eigene oder trägerseitige Kündigung) verlassen mussten. Weit schwieriger gestaltete sich jedoch die Realisierung der geplanten Untersuchung bei der Vergleichsgruppe der Eltern türkischer Schüler an allgemeinbildenden Schulen, da eine direkte Kontaktaufnahme nur über die Datenbanken der Schulen hätte erfolgen können, was jedoch aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich war. Nach schriftlicher Genehmigung des Berliner Datenschutzbeauftragten sowie der Zustimmung der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Bildung und Forschung zur Durchführung dieser empirischen Studie wurden die vorgesehenen Schulen mit der Bitte um eine Erlaubnis der Kontaktaufnahme zu den türkischen und türkischstämmigen Schülern angeschrieben. Die Auswahl der Schulen erfolgte unabhängig von soziodemografischen Faktoren wie ihrem Ausländeranteil und dem kulturellen Wohnmilieu der Umgebung stichprobenartig in unterschiedlichen Bezirken. Die Hoffnung, hier in kürzester Zeit die aus der BvB-Maßnahme vorliegende Fallzahl für beide Gruppen (Eltern und Schüler) zu erreichen, musste angesichts der geringen Teilnahmebereitschaft der türkischen Schüler bald aufgegeben werden. Trotz des Wissens um die Tatsache, dass türkische Schüler an Regelschulen im Zuge der – Dank PISA sowie den Ereignissen an der Rütli-Hauptschule in Berlin – zunehmenden öffentlichen Debatten um Bildungsbenachteiligung und sozialgesellschaftlicher Integration als Untersuchungsklientel empirischer Bildungs- und Migrationsforschung eine exponierte Stellung haben, war mir das Ausmaß des wissenschaftlichen Interesses an ihnen nicht bewusst. Nicht allein die einzelnen Schulverwaltungen fühlten sich aufgrund der Masse an Anträgen auf Durchführung derartiger

Studien überfordert, auch bei den untersuchten Schülergruppen selbst machte sich ein

„Übersättigungsgefühl“ an schriftlichen und mündlichen Umfragen bemerkbar. In diesem Zusammenhang äußerte ein türkischer Jugendlicher an einer Realschule während der Vorstellung der beabsichtigen Umfrage, er käme sich aufgrund der vielen Interviews in letzter Zeit wie ein „Affe im Käfig“ vor. Dass diese Meinung kein Einzelfall war, zeigte sich an den unterschiedlichen, bis hin zur Ablehnung reichenden Reaktionen der türkischen Schüler bei der Präsentation des Untersuchungszieles an den Schulen, die während der Datenerhebungsphase besucht wurden. Dies erklärt auch die geringe Rücklaufquote der Fragebogen.

Im Elternfragebogen wurden folgende Aspekte thematisiert: Regionale Herkunft in der Türkei, Bildungshintergrund, Beschäftigungssituation in Deutschland, Medienverhalten, Integrationsstand109, Zufriedenheit mit Lebenssituation in Deutschland sowie Zukunftsoptimismus in Bezug auf ihre Kinder. Darüber hinaus sollten die Eltern Angaben über die Form ihrer Unterstützung der Kinder bei der Suche nach einem Ausbildungs- sowie Arbeitsplatz machen. Zu Vergleichszwecken beinhaltete der Schülerfragebogen neben den zum Fragebogen ihrer Eltern äquivalenten Fragekomplexen (Integrationsverständnis, Zukunftsoptimismus, Bedeutung der deutschen Staatsbürgerschaft für die eigenen Berufschancen, elterliche Unterstützungsformen) Fragen bezüglich des Bildungsweges, des Erfolges in der Berufsvorbereitung (für BvB-TN) und den Gründen für die Wahl der besuchten Schulart (für RS-Schüler). Als Skalenniveau wurden überwiegend Ordinalskalen mit den Ausprägungen von 1=tritt völlig zu bis 5=trifft nicht zu verwendet. Da davon auszugehen war, dass ein Großteil der Eltern die deutsche Sprache nicht in ausreichendem Maß beherrscht, wurden die Fragen – im Gegensatz zum Schülerfragebogen – in türkischer Sprache verfasst. Unter Anwendung dieser Erhebungsmethode werden zur Überprüfung des Einflusses bestimmter Prädikatoren auf die schulischen Leistungen der Kinder folgende übergeordnete Fragestellungen thematisiert:

• Welche Faktoren beeinflussen das Bildungskapital der Eltern?

• Welche – ausgehend vom Bildungskapital der Eltern – generalisierenden Aussagen lassen sich über die Art ihrer ausgeübten Berufstätigkeit treffen?

• Welche Zusammenhänge existieren zwischen dem Grad der Zufriedenheit mit der Lebenssituation in Deutschland und dem Integrationsgrad?

• Wie stark hängen die Bildungschancen der Kinder von den kulturellen/sozialen

109 Eine ausführliche Darstellung der hierfür operationalisierten Indikatoren erfolgt in Abschnitt 5.2.2.10 (s. S.

125).

Kompetenzen und Ressourcen der Eltern ab?

• Welche Faktoren kennzeichnen den Zusammenhang zwischen dem Integrationsgrad der Eltern und dem Bildungserfolg ihrer Kinder?

• Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Grad der Zufriedenheit der Eltern über ihre Lebenssituation in Deutschland und dem schulischen und beruflichen Erfolg ihrer Kinder?

• Welche Unterschiede bestehen zwischen den BvB-TN und RS-Schülern in Bezug auf Zukunftsoptimismus und internale Kontrollerwartung?

Um darüber hinaus die Dichte des Zusammenhanges bestimmter Variablen (z. B.

Zusammenhang zwischen den Variablen der Integrationsindikatoren untereinander und zwischen dem Zukunftsoptimismus) zu ermitteln, werden Rangkorrelationskoeffizienten berechnet. Bei der Auswertung ist zu berücksichtigen, dass es sich bei den befragten Familien um Menschen mit unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft handelt. Hierbei wirken feinste, kaum beobachtbare Mechanismen, die zu bestimmten Ausprägungen des Einflusses familiären Hintergrundes führen; diese lassen sich jedoch nicht anhand weniger Indikatoren erfassen, so dass im Rahmen dieser Studie nur die Haltungen und Einstellungen der untersuchten türkischen Familien zu bestimmten sozialen Sachverhalten und Themengebieten aufgezeigt und dadurch möglicherweise neue Fragestellungen aufgeworfen werden können.

Anhand des Datenmaterials hätte die Analyse auch beispielsweise mit der Darstellung der Unterschiede zwischen den befragten Schülern von Realschulen und Gymnasien bezüglich ihres sozioökonomischen Hintergrundes oder aber der Unterschiede geschlechts- und altersspezifischer Merkmale sowohl zwischen BvB- und RS-Eltern untereinander als auch im Gruppenvergleich weiter differenziert werden können, was jedoch den Rahmen und Umfang dieser Arbeit gesprengt hätte.