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Für die Untersuchung der beschriebenen Forschungsfragen wurde mit dem teilstrukturierten ExpertInneninterview eine qualitative Forschungsmethode gewählt. Der qualitative Forschungsansatz ist für diese Fragestellungen vor allem deshalb vorteilhaft, da es sich um ein Thema handelt, das tiefergehend erforscht werden soll. Die ExpertInnen können durch das teilstrukturierte qualitative Interview ausdrücken, was ihnen zum entsprechenden Thema wichtig erscheint, ohne durch vorgefertigte Antwortmöglichkeiten eingeengt zu werden. Zudem erlaubt es diese Art des ExpertInneninterviews, flexibel auf den Gesprächsverlauf zu reagieren und so einen höheren Erkenntnisgewinn zu erreichen.102 In diesem Kapitel wird auf die in der Masterarbeit verwendetet Methodik der qualitativen empirischen Sozialforschung näher eingegangen.

4.1 Empirische Sozialforschung

Geschichtlich reicht die empirische Sozialforschung schon weit zurück. In der Entwicklung von Bürokratien wurden Daten benötigt, um ökonomischer arbeiten oder sich Steuern bedienen zu können. Um dies zu bewerkstelligen, wurden mehrere Methoden zur Erhebung durchgeführt, um die jeweils erforderlichen Daten zu erheben. Die Entwicklung der empirischen Sozialforschung wurde speziell von England gefördert. Im Jahr 1085, nach erfolgreicher Invasion Englands, wurden durch Wilhelm dem Eroberer erste umfassende wirtschaftliche Analysen durchgeführt.103

Bei der empirischen Sozialforschung geht es um die wissenschaftliche Untersuchung mittels der Sammlung von Techniken und Methoden des menschlichen Verhaltens als auch der gesellschaftlichen Phänomene.104

„Empirische Sozialforschung dient […] vor allem der systematischen Prüfung von Theorien.“105

102 Vgl. Mayring 2002, S. 66

103 Vgl. Schnell/Hill/Esser 1999, S. 17f

104 Vgl. ebd., S. 2

105 Ebd., S. 7

4.2 Qualitative Sozialforschung

Qualitatives und quantitatives Denken ist in nahezu allen Forschungs- und Erkenntnisprozessen enthalten. Da qualitatives Denken lange übergangen wurde, kam es in mehreren Bereichen zu unscharfen und nicht brauchbaren Ergebnissen.106

Im Verlauf der letzten Jahre konnte man feststellen, dass die quantitative Sozialforschung nicht die einzig wahre Forschung darstellt, sondern auch die qualitative Sozialforschung an Bedeutung gewinnt.107

Wie gerade erwähnt, geht die Tendenz in den letzten 20 bis 30 Jahren in Richtung qualitative Sozialforschung, obgleich man nicht vergessen darf, dass der Ausgangspunkt schon etliche Zeit vorher liegt. Aristoteles (384 - 322 v. Chr.) gilt als Ursprung der qualitativen Sozialforschung.108

„Die Erforschung des Menschen – genauer: der Seel – ist für Aristoteles die Krone der Wissenschaft.“109

4.3 ExpertInneninterviews

Im Rahmen der vorliegenden Masterarbeit wurde auf teilstrukturierte, leitfadengestützte ExpertInneninterviews zurückgriffen. Die Gespräche wurden gegliedert durchgeführt, indem Fragen beziehungsweise Fragenkomplexe vorbereitet sowie vorformuliert wurden.

Interviewte haben durch diese Vorgangsweise grundsätzlich die Möglichkeit das Gespräch selbst in eine Richtung zu leiten, obgleich sich diese an die Themenkomplexe zu halten haben, um eine Verwertbarkeit der Interviews zu gewährleisten. Dies ist auch der Grund, weshalb die Basis eines Interviews auf einem Gesprächsleitfaden begründet sein sollte.110

4.4 Leitfadengespräche

Solche leitfadengestützte Gespräche werden in der empirischen Sozialforschung als Mittel der qualitativen Sozialforschung angewandt. Diese Leitfadengespräche werden aufgrund

106 Vgl. Mayring 2002, S. 19

107 Vgl. ebd., S. 9

108 Vgl. ebd., S. 12

109 Ebd.

110 Vgl. Schnell/Hill/Esser 1999, S. 300

der offenen Gesprächsführung sowie der möglichen Antwortvielfalt positiv gesehen, da sich die Befragten intensiver mit der jeweiligen Materie auseinandersetzen können.111

In seinem Buch „Erstellung von Fragebogen“ führte Kallus aus, dass Interviews für die Analyse unterschiedlicher Aussagen und komplexer Zusammenhänge besser geeignet sind, da durch die direkte Kommunikation mit den GesprächspartnerInnen diese oft komplexen Sachverhalte umgehend erfragt und somit einfacher geklärt werden können.112

Diese Gespräche sollten natürlich dokumentiert werden, was eine der besonderen Herausforderungen dieser Methode darstellt. Zu diesem Zweck könnten diverse Methoden eingesetzt werden, die von Notizen des Gesprächs bis hin zu elektronischen Tonaufzeichnungen reichen. Letzteres wurde im Fall der bevorstehenden Masterarbeit eingesetzt. Der Einsatz solcher Methoden im Gegensatz zu standardisierten Interviews kann sich aber auch negativ auf die Qualität auswirken, da sie erhöhte Anforderungen an den/die LeiterIn des Interviews stellen. Weiters nachteilig für die Qualität sind die geringeren Vergleichbarkeiten, der erhöhte Zeitaufwand, Einflüsse während des Interviews sowie mögliche Abhängigkeiten aufgrund der eingeschränkten Personenzahl.113

4.5 Auswahl der ExpertInnen

Ein möglichst vielschichtiges Blickfeld soll durch die Auswahl von mindestens einer qualifizierten beziehungsweise typischen Person der jeweiligen Zielgruppe erreicht werden.114

Aufgrund dessen und um verschiedene Themenblöcke der Fragestellung abzudecken, wurden die RespondentInnen aus den Bereichen Sucht- und Drogenprävention, Sucht- und Drogenpolitik, Suchtstrategien, Behandlung von Sucht, Medizin und Exekutive gewählt. Es wurden sechs Interviews mit nachfolgend angeführten Personen durchgeführt.

Die Auswahl fiel auch deswegen auf diese Personen, da diese in Österreich unter anderem auch die Richtung für die zukünftige Handhabung von Drogen – und daher auch von Cannabis – mitentscheiden beziehungsweise die politischen EntscheidungsträgerInnen unmittelbar dahingehend beraten. Die angeführten Personen sind im Bundesdrogenforum

111 Vgl. Schnell/Hill/Esser 1999, S. 355

112 Vgl. Kallus 2010, S. 128

113 Vgl. Schnell/Hill/Esser 1999, S. 355f

114 Vgl. Kallus 2010, S. 30

vertreten und teilweise in der Bundesdrogenkoordination der Bundesministerien für Gesundheit und Frauen, Justiz und Inneres tätig.

- Christoph Lagemann

Herr Lagemann ist als Leiter des Instituts Suchtprävention – Pro Mente Oberösterreich tätig. Zu den Aufgaben des Instituts zählen suchtpräventive Tätigkeiten. Es soll eine Sensibilisierung zum Thema Sucht geschaffen werden. Das Ziel des Institutes ist es, durch die präventive Arbeit die Probleme und Schäden durch psychoaktive Substanzen zu minimieren. Herr Lagemann ist für die in dieser Masterarbeit angeführten Themen daher besonders gut geeignet.

- Michael Dressel, MA

Herr Dressel ist Koordinator der Stadt Wien für Sucht- und Drogenfragen. Sein Aufgabenbereich umfasst alle mit dieser Thematik in Zusammenhang stehenden Fragen sowie die Beratung der Stadt Wien in sucht- und drogenpolitischen Angelegenheiten. In diesen Angelegenheiten vertritt er auch die Stadt Wien gegenüber nationalen Behörden und Institutionen sowie bei medialen Auftritten.

- Oberstleutnant Dieter Csefan, BA

Herr Csefan ist Leiter des Büros zur Bekämpfung der organisierten Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt. In dieser Funktion übt er auch die Drogenkoordination für das Bundesministerium für Inneres aus und ist im Bundesdrogenforum als auch anderen Gremien vertreten. Als Leiter des Suchtmittelbüros hat er die Fachaufsicht über alle im Bundesgebiet tätigen Beamten im Suchtmittelbereich und richtet die strategische polizeiliche Arbeit im Bereich der Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität österreichweit aus. Aufgrund seines Tätigkeitsfeldes ist Csefan als Experte aus polizeilicher/rechtlicher Sicht für diese Arbeit besonders geeignet.

- Hon.-Prof. Dr. Friedrich Zeder

Herr Dr. Zeder ist als leitender Staatsanwalt zugleich Abteilungsleiter im Bundesministerium für Justiz und für strafrechtliche Nebengesetze zuständig. In seinem Verantwortungsbereich liegt daher auch das österreichische Suchtmittelgesetz. Weiters ist Dr. Zeder im Bundesdrogenforum als Vertreter des Bundesministeriums für Justiz vertreten. Schon aufgrund seines Tätigkeitsbereiches ist Dr. Zeder als Interviewpartner für diese Arbeit besonders geeignet.

- Dr.in Johanna Schopper

Frau Dr.in Schopper ist Leiterin der Abteilung A/5 im Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (BMGF) und zuständig für Angelegenheiten mit Drogen und Suchtmitteln sowie neue psychoaktive Substanzen. In ihren Verantwortungsbereich fällt unter anderem auch die Weiterentwicklung von integrativen und kohärenten Suchtpräventions- und Suchtstrategien im Hinblick auf die verschiedenen Suchtformen sowie rechtliche, fachliche und internationale Angelegenheiten betreffend Suchtmittel, der neuen psychoaktiven Substanzen (einschließlich Fragen des Missbrauchs und der Substanzabhängigkeit) sowie der Drogenausgangsstoffe. Sie ist auch Vorsitzende des Bundesdrogenforums, in dem die Drogenpolitik in Zusammenarbeit mit den DrogenkoordinatorInnen des Bundesministeriums für Justiz und des Bundesministeriums für Inneres mit den Ländern angestimmt wird.

- Dr. Hans Haltmayer

Herr Dr. Haltmayer ist Beauftragter der Stadt Wien für Sucht- und Drogenfragen und das in enger Abstimmung mit dem Sucht- und Drogenkoordinator. Dr. Haltmayer berät die Stadt Wien in enger Kooperation mit dem Koordinator in medizinischen und psychosozialen Fragen. Hierbei spielt die Behandlung sowie die Betreuung der Suchtkranken, als auch die Themen der Sucht- und Drogenprävention eine Rolle.

4.6 Transkription

Wie oben erwähnt, wurden die Interviews elektronisch aufgezeichnet. Um das gesprochene Wort auf Papier zu bringen, ist eine Verschriftlichung notwendig.115 Auch Bogner et al. geben an, dass ExpertInneninterviews grundsätzlich mittels Tonaufnahme aufgezeichnet werden sollen.116 Dieser Ablauf ist bei der qualitativen Auswertung entsprechend zeitintensiv, jedoch kann auf diesen Vorgang, der als Transkription bezeichnet wird, nicht verzichtet werden. Durch die Transkription können die einzeln von den Interviewten getätigten Aussagen gegenübergestellt werden als auch für eine weitere Interpretation Verwendung finden.117

115 Vgl. Mayring 2002, S. 89

116 Vgl. Bogner et al. 2014, Pos. 837f

117 Vgl. Mayring 2002, S. 89

4.7 Qualitative Inhaltsanalyse

Mit der qualitativen Inhaltsanalyse wird das Ziel verfolgt, aus einer Kommunikation wie dem ExpertInneninterview, Rückschlüsse auf gewisse Sichtweisen zu ziehen. Durch die regel- und theoriegeleitete, systematische Vorgangsweise wird die Kommunikation beziehungsweise das Interview analysiert.118

Durch eine strukturierte Inhaltsanalyse wird in dieser Masterthesis versucht, aus den durch die ExpertInneninterviews erhaltenen Aussagen eine Gliederung vorzunehmen, Textbausteine zu kategorisieren, um schlussendlich die bedeutenden Elemente systematisch herauszufiltern.119

Hierzu besteht die Notwendigkeit, sich die Frage über das Ziel der vertiefenden Durchführung zu stellen, das verfolgt werden soll. Für die vorliegende Arbeit wurde die inhaltliche Strukturierung gewählt, um zu gewährleisten, dass die getätigten Aussagen in den jeweiligen Interviews vergleichbar sind.120

Somit ist es das Ziel einer inhaltlichen Strukturierung der Interviews, die Inhalte, Themen und Aspekte herauszulösen, um sie danach zusammenzufassen.121

Auch Bogner et al. geben eine in Anlehnung an Mayring fünfstufige qualitative Inhaltanalyse an. Diese werden in Fragestellung und Materialauswahl, Aufbau eines Kategoriensystems, Extraktion, Aufbereitung der Daten und der Auswertung gegliedert.122

Zu Beginn der Analyse wird die Fragestellung sowie der Zugang zur Frage definiert.

Dementsprechend kann der Inhalt nach Relevanz gegliedert und eine Selektion des Materials vorgenommen werden, die für die Beantwortung der Forschungsfragen erforderlich ist. Anschließend sollte ein Kategoriensystem geschaffen werden, das die einzelnen Kategorien miteinander in Beziehung stellt. Die Abänderung der Kategorien ist auch jederzeit möglich. Als dritter Schritt wird die Extraktion angeführt, die die systematische Zerlegung des Inhaltes zur Aufgabe hat, um eine Zusammenstellung der

118 Vgl. Mayring 2010, S. 13

119 Vgl. ebd., S. 92

120 Vgl. ebd., S. 94

121 Vgl. ebd., S. 98

122 Vgl. Bogner et al. 2014, Pos. 1523f

wesentlichen Inhalte zu erreichen. Um dies zu erreichen, werden die Ursprungsdaten dem beschriebenen Kategoriensystem zugeordnet. Im vierten Schritt sind die Daten aufzubereiten, indem von den getätigten Interviews zusammengehörende Abschnitte zusammengefasst, augenscheinliche Fehler ausgebessert sowie unterschiedliche Auffassung der RespondentInnen aufgezeigt werden. Als fünfter und letzter Schritt kommt die Auswertung zu tragen. In dieser werden die zentrale Forschungsfrage sowie die Subfragen aufgrund der bearbeiteten Inhalte von den ExpertInneninterviews gegenübergestellt und beantwortet.123

123 Vgl. Bogner et al. 2014, Pos. 1523f