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Erzeugung, Handel und Konsum von Cannabis

2 EINBLICK IN DIE PRAXIS UND STATUS-QUO

2.1 Erzeugung, Handel und Konsum von Cannabis

In diesem Kapitel wird auf die Herstellung, den Handel sowie das Konsumverhalten in Bezug auf Cannabis eingegangen.

Erzeugung:

Wie erfolgt eigentlich die Produktion beziehungsweise die Erzeugung von Cannabiskraut (Marihuana)? Marihuana selbst wird nach der Trocknung aus den zerkleinerten Teilen der betreffenden Pflanze gewonnen. Das ebenso auf den Markt befindliche Cannabisharz (Haschisch) stammt aus dem Harz der Blütenstände. Weiters ist es möglich, durch das Herauslösen von Wirkstoffen aus dem Cannabiskraut oder -harz unter Beimengung von organischen Lösungsmittel schwarzes Haschischöl zu produzieren.7

Durch die leichte Verfügbarkeit von Ausrüstung und Aufzuchtanlagen ist bei der Erzeugung von Cannabisprodukten in den eigenen vier Wänden ein Aufwärtstrend zu verzeichnen.

Ebenso ist die auf Gewinn ausgerichtete Produktion im Steigen begriffen. Die Erzeugung von Cannabisprodukten erfolgt immer öfter in sogenannten Indooranlagen, da diese einerseits einen höheren THC-Gehalt ermöglichen und andererseits gegenüber Außenanlagen nicht so sehr vom Wetter beeinflusst werden.8

Handel:

Der Handel mit Cannabisprodukten in Europa hat seinen Ausgangspunkt in Marokko sowie in Afghanistan bei Haschisch und in Albanien bei Marihuana. Der Schmuggel von Marokko nach Europa erfolgt vorwiegend mittels Schnellbooten, Fähren und Seecontainern über

6 Vgl. Havemann-Reinecke et al. 2015, S. 2

7 Vgl. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung 2016, S. 79

8 Vgl. BMI 2016, S. 22

den Seeweg, während der Schmuggel von Marihuana vorwiegend auf den Landweg mittels LKWs erfolgt.9

Österreich dient bei dem hier dargestellten Cannabisschmuggel hauptsächlich als Transitland, wobei dadurch gleichzeitig der inländische Markt abgedeckt wird. Als Transitroute für Marihuana von Albanien nach Europa wird sehr oft der Weg über die Balkanländer wie Mazedonien, Kosovo sowie Bosnien und Herzegowina genommen.10

Grundsätzlich ist der europäische Drogenmarkt als stabil anzusehen. Es gibt jedoch Hinweise auf einen verstärkten Missbrauch von Cannabisprodukten. Dieser verstärkte Missbrauch hat natürlich auch Auswirkungen auf den besagten Handel.11

Laut der Transform Drug Policy Foundation könnte nach einer Freigabe des Handels mit Cannabisprodukten durch diverse Kontrollmaßnahmen die Dosierung und Zubereitung reguliert werden. Hierfür würde die Kontrolle des maximalen Wirkstoffgehalts und der toxischen Inhaltstoffe helfen. Die Preiskontrolle würde eine Regulierung durch Festpreise oder festgesetzte Preisrahmen unterstützen und man könnte die Stärke der jeweiligen Produkte preislich unterschiedlich darstellen. Weiters wären Maßnahmen hinsichtlich der Fälschungs- und Kindersicherheit anzudenken und die Etikettierung entsprechend auszuführen.12

Bei der Werbung für Cannabisprodukte könnte auf die Erfahrungen mit Alkohol- und Tabak-Werbung zurückgegriffen werden. Ein generelles Werbeverbot für Cannabisprodukte wäre kontraproduktiv und auch flächendeckend nicht umsetzbar.13

Auch hinsichtlich der Lage und Zahl der Abgabestellen könnte es Einschränkungen geben.

Hierbei wird hinsichtlich der Lage beispielsweise die Nähe zu Schulen angeführt. Ebenso könnten die Größe und die Art der Abgabestellen definiert werden. Ein weiterer Ansatzpunkt für einen geregelten Handel mit Cannabisprodukten würde die VerkäuferInnen betreffen. Diesbezüglich könnte eine Lizenzvergabe geschehen. Auch eine zusätzliche Ausbildung für VerkäuferInnen sowie die Trennung von Cannabis- und

9 Vgl. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung 2016, S. 79

10 Vgl. BMI 2016, S. 22

11 Vgl. EMCDDA 2016, S. 13

12 Vgl. Transform Drug Policy Foundation 2009, S. 114f

13 Vgl. ebd., S 116

Alkoholausgabe könnte vorgenommen werden. Weiters wäre eine vorgeschriebene tägliche Höchstabgabemenge je Abgabestelle anzudenken und die Verkaufsmengen könnten reglementiert werden. Somit wäre es nicht möglich, dass eine Person in einem Lokal eine zu große Menge Cannabis erwirbt.14

Die Transform Drug Policy Foundation empfiehlt auch, ein behördliches Mindestalter einzuführen und die VerkäuferInnen dazu zu verpflichten, Ausweiskontrollen zur Bestimmung des Alters vorzunehmen. Eine lokale Lizenz für KonsumentInnen könnte angedacht werden, um nicht einen Tourismus zu erzeugen. Schlussendlich könnte durch die Begrenzung der Abgabe- und Konsumeinrichtungen eine Eingrenzung geschehen. Es könnten, ähnlich wie beim Tabakkonsum, gewisse Bereiche des öffentlichen Lebens für den Cannabiskonsum gesperrt und dieser gegebenenfalls auch sanktioniert werden.15

Europäischer Konsumüberblick mit Schwerpunkt Deutschland:

Das Ausmaß des Cannabiskonsums ist ein zentrales Thema, wenn es um die Freigabe und somit die Legalisierung geht. Beim Konsum von Cannabis gibt es eine stetige Steigerung in der Lebenszeitprävalenz. Der Missbrauch dieses Suchtmittels ist meist auf kurze Zeiträume im Leben eingegrenzt. Dadurch ist ein deutlicher Unterschied zwischen der Lebenszeitprävalenz und der Prävalenz des Konsums im letzten Monat zu erklären.16

Da die Dunkelziffer in diesem Bereich sehr hoch ist, kann jedoch keine genaue Zahl an Personen angegeben werden, die Cannabis in ihrem Leben einmal ausprobiert hat. Es ergeben sich in Europa aber beträchtliche Unterschiede. So betragen die Lebenszeitprävalenzen der Erwachsenen in Bezug auf den Konsum von Cannabis in Frankreich ca. 40 Prozent, in Dänemark sowie Italien über ein Drittel, bis hin zu weniger als 10 Prozent in Bulgarien, Malta, Rumänien, Ungarn und der Türkei.17

Nicht nur weltweit ist Cannabis das am weitesten verbreitete illegale Suchtmittel, auch in Deutschland ist Cannabis die am weitesten verbreitete illegale Droge mit etwa 600.000 erwachsenen KonsumentInnen. In den Jahren 2011 bis 2014 stieg der regelmäßige Konsum schon bei den 12- bis 17-jährigen Personen von 0,2 auf 1,5 Prozent.18

14 Vgl. Transform Drug Policy Foundation 2009, S. 117f

15 Vgl. ebd., S. 118f

16 Vgl. BMG 2016, S. 49

17 Vgl. EMCDDA 2016, S. 40

18 Vgl. Kreuter et al. 2016, S. 87

Auch Pabst et al. bestätigen durch eine epidemiologische Suchtumfrage in Deutschland im Jahr 2012 – bei über 9.000 Personen – die Anzahl von etwa 600.000 Personen, die eine klinische Diagnose hinsichtlich des Konsums von Cannabis haben.19

Demgegenüber wird im Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) angeführt, dass man nach Betrachtung einiger europäischer Länder für den Zeitraum der letzten zehn Jahre eine gleichbleibende oder rückläufige Konsumprävalenz für Deutschland, Spanien und Großbritannien erkannte. Die Zahlen in Frankreich weisen seit dem Jahr 2010 eine steigende Tendenz auf. Bei Finnland ist ein Angleichen des Konsumverhaltens zum restlichen Europa ersichtlich. Aber es gibt nach wie vor Länder, die eine niedrige Prävalenzrate aufweisen. Dazu gehört zum Beispiel Schweden.20

Wie schon angeführt handelt es sich beim Cannabis um das weltweit am häufigsten konsumierte illegale Suchtmittel, bei dem auch in Deutschland in den letzten Jahren ein massiver Anstieg des Konsumverhaltens feststellbar ist.21 Auch Kreuter et al. deuten darauf hin, dass seit dem Jahr 2008 ein deutlicher Anstieg der CannabiskonsumentInnen unter jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren feststellbar ist.22 Bezogen auf die 12-Monats-Prävalenz beim Cannabiskonsum der 18- bis 24-Jährigen decken sich die Auswertungen von Kraus et al. mit einem massiven Anstieg des Konsums von 7,4 Prozent im Jahr 1980 auf 26 Prozent im Jahr 2003, jedoch gab es danach bis zum Jahr 2012 einen gleichbleibenden Rückgang auf 17,5 Prozent.23

Bonnet gibt an, dass in der gefährdeten Altersklasse der 12- bis 17-Jährigen über die Jahre ein stabiler chronischer Cannabiskonsum von 1,5 bis 2 Prozent ersichtlich ist. Aus dieser Gruppe bildet sich danach auch die Cannabisabhängigkeit bei Erwachsenen. Es wird davon ausgegangen, dass etwa 0,4 Prozent der deutschen Erwachsenen eine Abhängigkeit von Cannabisprodukten aufweisen. Wie schon erwähnt, befinden sich die meisten CannabiskonsumentInnen unter den 16- und 25-Jährigen. Ein Großteil der regelmäßig in den jungen Jahren konsumierenden Personen beendet den Konsum noch

19 Vgl. Pabst/Kraus/Gomes de Matos 2012, S. 329

20 Vgl. EMCDDA 2016, S. 41

21 Vgl. Bonnet 2013, S. 50

22 Vgl. Kreuter et al. 2016, S. 88

23 Vgl. Kraus et al. 2013, S. 337f

vor dem 30. Geburtstag.24 Auch Kreuter et al. geben an, dass in den Jahren 2011 bis 2014 der regelmäßige Konsum bei den 12- bis 17-jährigen Personen von 0,2 auf 1,5 Prozent stieg.25 Auch liegt der Anteil der weiblichen CannabiskonsumentInnen unter denen der männlichen, und zwar in jeder Altersgruppe.26

Ergänzend zur Altersstruktur der CannabiskonsumentInnen zeigt sich, dass sich der Gebrauch in westlichen Industrieländern bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf einem hohen Niveau befindet, wobei es in den letzten Jahren keine gravierenden Veränderungen hinsichtlich der Regelmäßigkeit sowie Häufigkeit des Konsums dieses illegalen Suchtmittels gibt. Es ist in Deutschland zu erkennen, dass die Suchthilfe mit den CannabiskonsumentInnen die größte Inanspruchnahme bei illegalen Suchtmitteln hat. Ein beachtlicher Teil der Personen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, beginnt in der Pubertät damit.27

Kreuter et al. stellen klar, dass aus Sicht der deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin der Konsum von Cannabis ein Gesundheitsrisiko dargestellt und dieses Risiko in einem möglichen Diskussionsprozess berücksichtigt werden muss.28 Auch Havemann-Reinecke et al. geben an, dass mit dem Missbrauch von Cannabis auch oft andere Konsumverhalten und Abhängigkeiten in Bezug auf Alkohol, Tabak sowie weiteren Substanzen mit einhergehen.29 Es ist aber noch eine Vielzahl von Fragen hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen offen, die durch wissenschaftlich fundierte Studien erforscht werden muss.30

Verglichen mit den Prävalenzen bei Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit von 3,1 zu 3,4 Prozent und Nikotinabhängigkeit von 10,8 Prozent, liegt der Missbrauch oder die Abhängigkeit bei Cannabis mit 0,5 Prozent im niedrigeren Bereich.31 Bei Überlegungen zur strafrechtlichen Verfolgung von CannabiskonsumentInnen ist die aus medizinischer Sicht dazukommende psychosoziale Belastung zu beachten, die die Stabilität von

29 Vgl. Havemann-Reinecke et al. 2015, S. 8

30 Vgl. Kreuter et al. 2016, S. 88

31 Vgl. Havemann-Reinecke et al. 2015, S. 3

KonsumentInnen beeinträchtigen kann. Jedoch kann der Kontakt mit der Justiz auch eine Möglichkeit zur Verhaltensänderung der betroffenen Personen bringen.32

Wie schon beschrieben, ist der Konsum von Cannabis nicht nur auf Erwachsene beschränkt. In allen Altersgruppen gibt es Missbrauchsfälle. Und von den illegalen Suchtmitteln wird Cannabis in allen Altersgruppen am häufigsten konsumiert. Dies erfolgt in der Regel durch Inhalation mittels Beimischung des Suchtmittels in handelsüblichen Tabak. Die Konsummuster sind sehr unterschiedlich. Diese können von GelegenheitskonsumentInnen bis hin zu Abhängigkeiten führen. Die EMCDDA schätzt in einem Bericht aus 2016, dass in Europa 16,6 Millionen Menschen im Alter zwischen 15 und 34 Jahren in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert haben. Bei diesen Personen ist der Männeranteil doppelt so hoch wie jener der Frauen.33

32 Vgl. Havemann-Reinecke et al. 2015, S. 7

33 Vgl. EMCDDA 2016, S. 40

Nachfolgende wird eine Abbildung der EMCDDA angeführt, die einen Überblick über den europäischen Cannabiskonsum von Erwachsenen sowie jungen Erwachsenen grafisch darstellt.

Abb. 1: Schätzungen des Cannabiskonsums in der Europäischen Union (Quelle: EMCDDA, Europäischer Drogenbericht 2016, S. 15)

Wenn man die erwachsene Bevölkerung betrachtet, liegt die Wahrscheinlichkeit, in den Kreis des Missbrauchs oder der Abhängigkeit von Cannabis zu kommen, bei etwa einem Prozent. Bei anderen Suchtmitteln beträgt der Wert unter einem Prozentpunkt. Weiters gibt es – wie schon erwähnt – große Unterschiede beim Konsumverhalten von Männern und Frauen. Bei Männern ist diese Droge häufiger in Verwendung als bei Frauen. Im Erwachsenenalter geht der Konsum bei beiden Geschlechtern zurück. Unbestritten zählt

der Konsum von Cannabis im Gegensatz zu anderen Suchtmitteln in Deutschland zur Nummer eins.34

Der Cannabisgebrauch befindet sich in westlichen Industrieländern bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf einem hohen Niveau, jedoch gibt es in den letzten Jahren keine gravierenden Änderungen hinsichtlich Regelmäßigkeit sowie Häufigkeit des Konsums dieses Suchtmittels. Es ist in Deutschland zu erkennen, dass die Suchthilfe mit den CannabiskonsumentInnen die größte Inanspruchnahme bei illegalen Suchtmitteln hat. Ein beachtlicher Teil der Personen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, beginnt in der Pubertät damit.35

Auch im Suchtmittelbericht 2015 des österreichischen Bundeskriminalamtes waren in Bezug auf Cannabis keine Änderungen hinsichtlich des Konsumverhaltens feststellbar.

Somit führt dieses Suchtmittel – wie hier schon mehrmals angeführt – die Rangliste der meist konsumierten Suchtmittel an.36

Die in diesem Kapitel erfolgte Betrachtung des Konsumverhaltens wird im nachfolgenden Kapitel um mögliche gesundheitliche Folgen ergänzt.