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Materielle Bedingungen der Zeitungsproduktion

4 Presse unter der westalliierten Militärregierung

4.4 Deutsche Zeitungen

4.4.7 Materielle Bedingungen der Zeitungsproduktion

Nicht nur die Probleme bei der Nachrichtenversorgung, sondern auch eine schlechte Versorgung mit Energie und Verbrauchsmaterialien beschränkte während des Krieges wie in der Nachkriegszeit die Möglichkeiten, Zeitungen zu produzieren. In vielen Städten und Gemeinden ließen die ökonomischen Bedingungen der Mangelwirtschaft kein Erscheinen richtiger Tageszeitungen zu, auch wenn die Gründe für diese materiellen Einschränkungen je nach Unternehmen unterschiedlich gelagert waren. Als der Bürgermeister der thüringischen Stadt Schmalkalden am 26. April 1945 ein ›Nachrichtenblatt‹ mit amtlichen Bekanntma-chungen zur Wohnungsbewirtschaftung herausgab, handelte es sich dabei lediglich um ein mit Schreibmaschine beschriebenes DIN A 4-Blatt, auf dem handschriftlich in großen Buchstaben

»Nachrichtenblatt« vermerkt war.702

Ein Teil der Druckereien war beschädigt, anderen fehlten die Betriebsstoffe. Die not-wendigen Verbrauchsgüter wie Papier, Kohle oder Ersatzteile waren rationiert bzw. nach dem

696 Kleinanzeige in: Köthener Amtliches Nachrichtenblatt, 26.6.45.

697 Siehe Amtliches Mitteilungsblatt für Kreis und Stadt Gardelegen, 29.5.45.

698 Vgl. Matz 1969, S. 42.

699 Vgl. Zink 1957, S. 239.

700 Mitteilung Ralf Bachmann, Berlin, 11.6.99.

701 SHAEF, Gesetz Nr. 76, Post-, Fernsprech-, Telegrafen- und Rundfunkwesen.

Zusammenbruch der Verkehrsinfrastruktur zumeist überhaupt nicht mehr beziehbar. Der US-Propagandaoffizier Hans Habe fand »die meisten Druckereien […] zerstört oder […] in einem jämmerlichen Zustand, die Papierreserven waren erschöpft, die Papierfabriken ausgebombt oder geschlossen, Druckereidirektoren, Maschinensetzer, Faktoren und Metteure waren gefallen, geflohen, verschwunden oder gefangen«.703

Insbesondere in Regionen, die durch starke Kampfhandlungen in Mitleidenschaft gezogen worden waren, bedeuteten diese Zerstörungen am Betriebsinventar die größten Hindernisse beim Wiederbeginn der Drucktätigkeit.704 Allein die Reparaturarbeiten an den Maschinen sowie am Druckerei- und Verlagshaus in Schönebeck, das bei Beginn der Arbeiten noch im Kampfgebiet lag, nahmen mehr als drei Wochen in Anspruch, obwohl die amerikanischen Genehmigungsbehörden das Rekonstruktionsvorhaben bereitwillig unterstützten.705

Selbst im Falle intakt gebliebener Druckanlagen und Gebäude war es schwierig, den Betrieb aufrecht zu erhalten, wenn das Papier fehlte. Bereits bis Dezember 1944 war die Produktion von Zeitungspapier auf etwa ein Fünftel der Menge vom Januar 1939 zurückgegangen.706 Im Frühjahr 1945 waren die Verlage angesichts der zusammengebrochenen Verkehrswege und Lieferbeziehungen auf die Vorräte der eigenen Lager oder zumindest die der Zwischenhändler in der Umgebung beschränkt. Allgemein war Papier so knapp, dass Zeitungen für die Bevölkerung auch unabhängig vom Inhalt als wichtige Rohstoffquelle dienten. »Wegen des großen Papiermangels waren die Blätter samt ihren wichtigen Nachrichten örtlichen Inhalts im

702 Vgl. »Amtliche Bekanntmachungen! Nachrichtenblatt.« Der Bürgermeister, Aushang, Schmalkalden 26.4.45 (Stadt- und Kreisarchiv Schmalkalden, SM/1801).

703 Habe 1977, S. 61. Faktor: Leiter der Bleisetzerei; Metteur: Setzer, der den Umbruch verantwortet.

704 Noch stärker beeinträchtigt war die Zeitungsproduktion in Berlin, das unter besonders starken Zerstörungen litt (vgl.

Mendelssohn 1982, S. 494ff.).

705 Vgl. zum Wiederaufbau folgende Schilderung des Verlegers Theodor Wulfert (Wulfert 1949b, S. 19f.): »Durch einen Wust von Arbeit hatte ich mich durchzuwürgen, wenn man bedenkt, daß Schönebeck noch im Kampfgebiet lag, Magdeburg war noch nicht gefallen und von der ostelbischen Seite kamen ständig Flintenschüsse herüber. - Zunächst brauchte ich Setzer und Drucker, die bisher tätigen Nazis durfte ich nicht einstellen, dazu Hilfskräfte. Mit den Handwerkern mußte ich Fühlung nehmen, ob und wieviel Material für Wiederaufbau und Reparatur vorhanden war.

Bereits am 27. April hatte ich die erforderliche Übersicht und unterbreitete meine Pläne dem Bürgermeister und der Kommandantur. Binnen 30 Minuten hatte ich zu allem das Einverständnis, ferner die Zusicherung als vordringliche Arbeit und einen Überbrückungskredit von 10 000 RM. Am 30. April hatte ich Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Glaser, Installateure und Elektriker, dazu das neuengagierte Personal in voller Tätigkeit. - 3 Volltreffer waren in die Betriebsgebäude eingeschlagen, ein Volltreffer in das Geschäftsgebäude auf dem Breiten Wege. Eine Granate aus Richtung östlich der Elbe hatte den Dunstschornstein und das Pappdach der Stereotypie weggeblasen, die Splitter-brocken waren durch die massiv gewölbte Decke gedrungen, ohne die Maschinen erheblich zu beschädigen. Die Ziegel auf dem Dach der Autogarage und dem Papierlager waren wie ein aufgescheuchter Taubenschwarm davongeflogen, ein 2. Volltreffer hatte Giebel und Dach vom Seitengebäude des Wohnhauses zerfetzt, der Rest war in die Schriftleitung gegangen. Ein 3. schwerer Einschlag hatte ein Loch etwa 3 mal 4 Meter in das Mauerwerk der alten Druckerei gerissen und war dann in das Papierlager gegangen, glücklicherweise ohne zu zünden. Etwa 15 000 Briefumschläge waren vernichtet und in 7 Rollen Rotationspapier waren die Splitter dieser Geschoßgarbe stecken geblieben. Der Fußboden der Schriftleitung im ersten Stock hatte sich gesenkt, die Rohrleitung der Dampfheizung und das Gas- und Wasserrohr waren siebartig durchlöchert. An Fensterscheiben blieb nichts heil und hoch lag der Schutt in allen Räumen, besonders in der Druckerei. Die Beschädigungen an Maschinen waren nicht allzu bedeutend, die Reparaturen waren in einigen Tagen erledigt. Setzmaschinen und Rotation waren unbeschädigt, die Aufräumungs- und Säuberungsarbeiten nahmen 9 Tage in Anspruch. Am 20. Mai hatte ich alles in Ordnung, es fehlte nur noch die Fensterscheiben einzusetzen und die Dächer fertig zu decken.«

706 Vgl. Hädler 1961, S. 188f.

Handumdrehen vergriffen.«707 Vielfältige Nutzungen förderten den Absatz jeglicher Zeitungen.

»Man hat später darüber gespottet, daß die Deutschen ›alles‹ kauften, weil sie Packpapier für ihr Gemüse brauchten.«708. Das Papier wurde nicht nur zum Einwickeln sondern auch auf der Toilette gebraucht, weshalb etwa die britische Armee die Vorräte des Rotationspapier der NS-Zeitung Niederdeutscher Beobachter zu Klopapier zerkleinern ließ.709

Größere Papiermengen, auf die die Druckereien zurückgreifen konnten, waren nur dann vorhanden, wenn die Verlage es während des Krieges auf illegale Weise geschafft hatten, Lager anzulegen. Auf eventuell bevorstehende Versorgungsprobleme waren die Verlage allerdings bereits seit 1936 durch die ersten staatlichen Aufrufe zur Papiereinsparung vorbereitet worden,710 was frühzeitig den unternehmerischen Findungsreichtum zur Bewältigung von Notzeiten geweckt hatte. Um Papier horten zu können, hatten die Druckunternehmen etwa mit Hilfe kreativer Buchführung die Makulaturmengen höher angegeben als tatsächlich ange-fallen.711 Auch geschönte Auflagenangaben hatten einen höheren Verbrauch vorgetäuscht und ebenfalls zum Anwachsen der Vorräte beigetragen.712

Wo nicht auf solche Lagerbestände zurückgegriffen werden konnte, scheiterte die Zeitungsproduktion bereits am Papier, da die Produktionsstätten wegen der Kriegsverhältnisse zumeist still lagen. Lediglich in Penig begann im Mai 1945 die örtliche Papierfabrik für drei Monate wieder mit der Produktion, was dem dortigen Mitteilungsblatt für Penig und Lunzenau für kurze Zeit einen sicheren Papiernachschubs bescherte.713

Daneben erschwerte auch die unregelmäßige Energieversorgung die Zeitungsproduktion und insbesondere das Schmelzen der Bleilettern. »Schwieriger als die Papierbeschaffung war der pünktliche Druck, da nur eine Setzmaschine in Ordnung war und nur eine Stunde lang (Strom-Sperrzeit) das Blei im Kessel flüssig blieb.«714

707 Hornig, Erhard: Eine kleine Nachkriegs-Zeitung, 28.9.1985. Anlage zu einem Schreiben E. Hornigs a. d. Internationale Zeitungsmuseum der Stadt Aachen, Direktor Leppe, Bad Harzburg, 24.9.85 (im Besitz des Autors).

708 Habe 1977, S. 58.

709 Vgl. Bericht Richard Crull, zit. n: Schultz-Naumann 1989, S. 144. Der Zeitungsverlag Haun & Sohn aus Reichenbach verkaufte seine »Druckabfälle, als Closetpapier geeignet, Blattgröße 10×15 cm«, um dem Mangel abzuhelfen (vgl.

Verlagsanzeige, in: Reichenbacher Tageblatt, 6.6.45, Abbildung 21).

710 Vgl. Kohlmann-Viand 1991, S. 56; Hale 1965, S. 242.

711 Vgl. Kohlmann-Viand 1991, S. 57.

712 Auskunft August Oberreuter, IV., 7.1.2000. – Das Druck- und Verlagshaus Oberreuter konnte auf diese Weise bis zum Kriegsende immerhin 28 t Papier ansammeln und besaß damit »nach dem Kriege jahrelang Papier« (Oberreuter). Rein rechnerisch reichte diese Menge für netto rund 2,4 Mio. Blatt Zeitungspapier oder 6 Jahre lang wöchentlich eine vierseitige Zeitung in einer Auflage von 4000 Exemplaren. Auch der Verlag des Mühlhäuser Anzeigers konnte ausrei-chende Papiermengen zurücklegen (Auskunft Eva Falk, Wiesbaden, 2.12.1998).

713 Mitteilung Dieter Richter, Penig, 13.2.2000. – Ob von diesen Papierlieferungen auch andere nahe gelegene Zeitungen profitierten, bzw. wie groß in jenen Wochen der Kundenkreis der Papierfabrik war, ließ sich im Rahmen dieser Arbeit nicht klären.

714 Hornig, Erhard: Eine kleine Nachkriegs-Zeitung, 28.9.1985. Anlage zu einem Schreiben E. Hornigs a. d. Internationale Zeitungsmuseum der Stadt Aachen, Direktor Leppe, Bad Harzburg, 24.9.85 (im Besitz des Autors).

4.4.8 Mediaangaben

Die typischen Mediaangaben wie Erscheinungsweisen, Seitenumfänge, Auflagen, verantwort-liche Redakteure und Anzeigenleiter waren den Zeitungen nur vereinzelt zu entnehmen. Die ersten Pressehandbücher, die einen Überblick über die Presse hätten bieten können, erschie-nen erst 1946.715 Während Seitenumfänge und Erscheinungsweisen im Rahmen von Autopsien erhoben werden konnten, ließen sich Angaben zu den Auflagen lediglich grob und vereinzelt finden.

Auflagenzahlen

Die Auflagenhöhen der Nachkriegszeitungen und ihre Verbreitung sind anhand der spärlich übermittelten Mediaangaben nur grob einschätzbar. Einerseits beschränkte die materielle Not die Auflagenhöhen, andererseits erhöhte die Zahl der Flüchtlinge aus den ausgebombten Städten die Nachfrage. Vielfach waren die Erscheinungsgebiete der Verlage nach dem Ausfall von Konkurrenten durch die Militärverwaltung neu zugeschnitten worden. Beispielsweise musste die Schönebecker Zeitung ab Juni 1945 nicht nur im angestammten eigenen Landkreis, sondern auch im Kreis Wanzleben und im nördlichen Teil des Kreises Calbe erscheinen.716 Vereinzelt scheinen die Druckereien höhere Auflagen produziert zu haben als vor dem Krieg. In Mühlhausen sollte jeder Haushalt mit dem Mühlhäuser Anzeiger beliefert werden.717 Diese vorgesehene Auflage dürfte damit höher gewesen sein als 1939 und mindestens die seinerzeitige Gesamtauflage aller Mühlhäuser Zeitungen erreicht haben, als der Mühlhäuser Anzeiger 13 000 Exemplare und die damals noch konkurrierende Bezirksausgabe Thüringer Gau-zeitung/Mühlhäuser Kampf rund 7 400 Exemplare vertrieben.718 In Rudolstadt hatte der Verlag des Nachrichtenblattes eine so rege Nachfrage durch Abonnenten zu bedienen, dass der Verlag beim Vertrieb überfordert war:

»Liebe Leser! Bei der überaus großen Abonnentenzahl ist eine prompte Hauszustellung noch nicht möglich. Es wird aber alles getan, damit recht bald jeder Bezieher das Blatt ins Haus

715 Den Beginn markierten 1946 der vom Berliner Werbedienst herausgegebene ›BWD Zeitungs- und Zeitschriftenkatalog 1946‹ und der Katalog der Vier-Zonen-Presseschau Marl und Dortmund ›Die deutsche Presse 1946. Zeitungen und Zeitschriften von heute‹.

716 Vgl. Wulfert 1949b.

717 Aktennotiz: Vorschlag, Dienstag, 24.4.45. DBuV Akte 1939-46.

718 Vgl. Handbuch der deutschen Tagespresse 71944, S. 244 – Einwohnerzahl der Stadt Schönebeck 1940: 44000.

bekommt. Bitte haben Sie Verständnis dafür, wenn das Blatt vorläufig noch abgeholt werden müßte. Der Verlag«.719

Halbwegs beziffert werden konnte die Auflage der Nachrichten für Grimma: »Die Auflage war für diese Zeit ziemlich hoch, jedenfalls nach meiner Erinnerung deutlich über 10 000.«720 Gegenüber 1939, als täglich rund 5 100 Stück abgesetzt wurden, bedeutete dies eine Verdop-pelung der Auflage.721 Die Leserdichte ließ sich anhand der Volkszählung des Jahres 1945 grob schätzen: Bei einer Einwohnerzahl von 120 000 Einwohnern dürfte auf etwa 12 Einwohner eine Zeitung gekommen sein.722 Das Amtliche Nachrichtenblatt in Leipzig ging mit einer Start-auflage von 300 000 Exemplaren auf den Markt723 und übertraf damit deutlich die Auflagen-summe der beiden Vorkriegszeitungen Leipziger Neueste Nachrichten (161 000) und Neue Leipziger Tageszeitung (68 000).724 Bezogen auf die Bevölkerungstatistik des Jahres 1945 kam damit eine Zeitung auf etwa 2 bis 3 Einwohner,725 was einer hohen Haushaltsabdeckung entsprochen haben dürfte.726 Auch die Auflage des Nachrichtenblattes aus Zeulenroda wird für die Nachkriegszeit auf etwa 4 000727 und damit höher geschätzt als die im Nationalsozialismus vertriebene Zahl von rund 3 000 Stück.728

Seitenumfänge

In der letzten Kriegsphase hatte die NS-Herrschaft die Verlage angehalten, den Umfang ihrer Zeitungen deutlich zu verringern. Waren im Herbst 1944 noch täglich vier Seiten erlaubt, wurde die Höchstseitenzahl im März 1945 auf zwei Seiten reduziert.729 Dagegen hatten die unter der westalliierten Besatzungsherrschaft herausgegebenen Zeitungen (bei Seitengrößen im Berliner Format [31,5 × 47 cm] und größer) anfangs zumeist zwei, später in der Regel zumeist vier Seiten.730 Einige Zeitungen druckten an einzelnen Tagen sechs Seiten,731 das (allerdings nur halbformatige) Köthener Amtliche Nachrichtenblatt (Abb. 18, S. 135) acht oder gar zwölf Seiten. Auffällig ist jedoch, dass diese seitenstärkeren Nummern im Zeitungskopf als

719 Verlagsmitteilung, in: Nachrichtenblatt Rudolstadt, 30.5.45.

720 Mitteilung Ralf Bachmann, Berlin, 11.6.45.

721 Vgl. Handbuch der deutschen Tagespresse 71944, S. 188 – Einwohner 1940: 14000.

722 Bevölkerungsstatistik n.: Statistisches Zentralamt 1946, S. 12.

723 Vgl. Deuse 1997, S. 82.

724 Vgl. Handbuch der deutschen Tagespresse 71944, S. 190f. – Einwohner 1940: 70700.

725 Einwohner Leipzig-Stadt: 580 000; Leipzig-Land: 160 000 (vgl. Statistisches Zentralamt 1946, S. 12).

726 Zum Vergleich: Die britischen Heeresgruppenzeitungen erschienen in einer Auflage von einem Exemplar je 5 Ein-wohner (»›Wir wollen kein neues Propagandaministerium.‹ Erklärung von Generalmajor Bishop über die Zukunft der deutschen Presse«, in: Neuer Hannoverscher Kurier, 17.8.45).

727 Auskunft August Oberreuter IV., 7.1.2000.

728 Auskunft August Oberreuter IV., 7.1.2000.

729 Kohlmann-Viand 1991, Anm. 148, S. 157; Hädler 1961, S. 107.

730 Siehe Tabelle 7, S. 119.

Doppel-732 oder Dreifachnummern733 ausgewiesen wurden. Diese Doppelnummerierung deutet darauf hin, dass für die Verlage weiter auf Regelungen zu Höchstseitenzahlen Rücksicht nehmen mussten, die durch eine Doppelnummerierung umgangen wurden.

Erscheinungsfrequenzen

Wenn einerseits die Seitenzahlen anstiegen, mussten bei einer gegenüber dem Krieg nicht verbesserten Papierversorgung zum Ausgleich die Erscheinungsfrequenzen reduziert werden.

Während die meisten Zeitungen bis zum Ende der NS-Herrschaft noch täglich erschienen waren, war dies nach dem Kriege bei keiner ostdeutschen Zeitung mehr der Fall. Die Erscheinungsfrequenzen bewegten sich je nach Zeitung zwischen einem sporadischem und einem dreimal wöchentlichen Erscheinen. Mit einem zwei- bis dreimaligen Erscheinen je Woche erfüllten viele dieser Blätter trotz der kriegsbedingten ökonomischen Beschränkungen jedoch auch zwischen April bis Juli 1945 ein modernes pressestatistisches Kriterium für Tageszeitungen.734 Das Amtliche Nachrichtenblatt in Köthen erschien beispielsweise in zwei Monaten insgesamt in 33 Doppelnummern und ab Ende Juni regelmäßig Dienstags und Freitags.735 Die Nachrichten für Grimma kamen in den 50 Tagen zwischen dem 23. Mai und dem 13. Juli 1945 auf 19 Nummern und damit dreimal in der Woche,736 das Amtliche Mitteilungsblatt in Magdeburg wurde in den 46 Tagen zwischen dem 4. Mai und dem 19. Juni 1945 14 mal gedruckt,737 der Mühlhäuser Anzeiger, das Altenburger Echo, die Schönebecker Nachrichten, das Bekanntmachungsblatt für Rochlitz und Umgebung sowie der Allgemeine Anzeiger aus Langensalza erschienen regelmäßig zweimal wöchentlich, die Schönebecker Zeitung und das Amtliche Mittei-lungsblatt für Kreis und Stadt Gardelegen dreimal.

731 Siehe etwa Bernburgische Zeitung, 30.6.45.

732 So das Köthener Amtlichen Nachrichtenblatt Nr. 14/15, 26.6.45 oder die Bernburgische Zeitung, Nr. 7/8, 30.6.45.

733 Mitteilung Landkreis Köthen/Anhalt, Haupt- und Personalamt, Kreisarchiv, Frau Baumhacker, 5.11.1998.

734 Zu diesen Kriterien vgl. Schütz 1978, S. 58.

735 Vgl. die Verlagsangaben im Köthener Amtlichen Nachrichtenblatt, 26.6.45 sowie Mitteilung Landkreis Köthen/Anhalt, Haupt- und Personalamt, Kreisarchiv, Frau Baumhacker, 5.11.1998.

736 Mitteilung Stadtverwaltung Grimma, Stadtarchiv, Leiterin Frau Schön, 24.8.1998.

737 Vgl. Faber 1972, S. 72.

Abbildung 18: Köthener Amtliches Nachrichtenblatt, 26. Juni 1945.738

738 Für die Überlassung danke ich dem Kreisarchiv Bernburg.