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Magere Flachland-Mähwiesen [6510]

3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.2 Lebensraumtypen

3.2.6 Magere Flachland-Mähwiesen [6510]

Anzahl Erfassungseinheiten 121

Fläche (ha) 186,60

Flächenanteil am FFH-Gebiet 8,45 %

Erhaltungszustand A: 10%, B: 53%, C: 37%

Bewertung auf Gebietsebene B Beschreibung

Bestände des Lebensraumtyps Magere Flachland-Mähwiesen kommen im FFH-Gebiet fast ausschließlich als trockene Ausbildungen von Glatthaferwiesen basen- oder kalkreicher Bö-den vor. Wegen des häufigen Vorkommens von Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) werBö-den sie pflanzensoziologisch den Glatthaferwiesen zugeordnet. Die meisten Salbei-Glatthaferwiesen im Gebiet sind an den Trockenhängen des Kochertals zu finden, wo sie aufgrund der Trockenheit der mäßig bis sehr stark geneigten Standorte häufig schon deutli-che Übergänge zu Kalk-Halbtrockenrasen (siehe oben bei LRT 6210) bilden. Die Zahl der Magerkeits- und Trockniszeiger in diesen Beständen ist i.d.R. hoch. Bei angepasster Nut-zung bzw. Pflege dieser Trockenwiesen sind vielfach arten- und blütenreiche Bestände aus-geprägt. Die trockenen Hangwiesen des Kochertales haben sich wohl in den meisten Fällen auf ehemaligen Weinbergsstandorten entwickelt, die als solche bis zum Beginn des 20 Jahr-hunderts mehr und mehr aufgegeben wurden. Die optimale Nutzung der trockenen Hang-wiesen besteht in einer 1- bis 2-schürigen Mahd der Bestände ohne Düngung und mit Ab-räumen des Mähgutes, wobei die erste Mahd als Heumahd ab dem letzten Junidrittel durch-geführt wird. In steilen bis sehr steilen Lagen ist die Mahd nur von Hand oder mit speziellen Pflegemaschinen durchzuführen, nur die weniger steilen Lagen – meist im Bereich des Mitt-leren Muschelkalkes – sind für die Bearbeitung mit Schleppern gut geeignet. Schwerpunkt-mäßig in den sehr steilen Lagen des Gebietes und in der Umgebung der Landschaftspflege-höfe werden die Trockenhänge im Gebiet inzwischen auch beweidet, meist mit Schafen, auf einigen wenigen Flächen auch mit Ziegen oder Zeburindern.

Die Wiesen im Bereich der Verebnung des Mittleren Muschelkalkes werden in der Regel deutlich intensiver genutzt als die in steileren Hanglagen. Auch in der Kocheraue gibt es lo-kal Magere Flachland-Mähwiesen. Sie sind wie die Hangwiesen fast ausnahmslos als Sal-bei-Glatthaferwiesen ausgeprägt. Wechselfeuchte oder feuchte Ausbildungen beschränken sich auf kleine Einzelflächen.

Eine besondere Stellung nehmen die Waldwiesen im Bereich des „Holzhausenplateaus“ ein.

Mit einer Höhenlage um 430 m NN gehören sie zu den am höchsten gelegenen Grünlandflä-chen im FFH-Gebiet. Diese Wiesen sind als artenreiche Mähwiesen wechselfeuchter

Aus-prägung mit Orchideenvorkommen zu charakterisieren. Im Übergang zu Feuchtgrünland findet sich hier auch eine Ausbildung mit Vorkommen von Trollblume (Trollius europaeus).

Verbreitung im Gebiet

Magere Flachland-Mähwiesen sind über weite Teile des FFH-Gebietes verbreitet. Die tro-ckene Ausbildung ist von Nord nach Süd über die folgenden Hanglagen verbreitet:

• Trockenhänge Belsenberg – Nagelsberg

• Trockenhänge Künzelsau – Morsbach – Kocherstetten

• Trockenhänge Kocherstetten – Weilersbach – Steinkirchen

• Trockenhänge Sommerberg – Tierberg

• Südhang bei Steinkirchen

• Trockenhänge Enslingen – Untermünkheim

• Trockenhänge Obermünkheim – Suhlburg – nordwestlich Lindenhof

• Trockenhang am Geißberg südlich Untermünkheim

• Trockenhänge Eichelhalden u. Neuberg bei Gelbingen.

In der Kocheraue finden sich insgesamt nur recht kleine Flächen mit Flachland-Mähwiesen.

Dies liegt an der relativ intensiven Grünlandnutzung in den Überschwemmungsbereichen.

Magere und blütenreiche Auenwiesen konzentrieren sich auf folgende Bereiche:

• Gewann „Au“ westlich Kocherstetten

• Aue südlich Kocherstetten bis Steinkirchen

• Kocheraue zwischen Braunsbach und NSG „Grimmbachmündung“

Die bereits oben beschriebenen orchideenreichen Waldwiesen auf wechselfeuchten Stand-orten bilden innerhalb des FFH-Gebietes eine eigene Ausprägung und kommen nur auf dem

„Holzhausenplateau“ zwischen Tierberg und Steinkirchen vor.

Charakteristische Pflanzenarten

Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Ge-wöhnliches Zittergras (Briza media), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Rundblätt-rige Glockenblume (Campanula rotundifolia), Kümmel (Carum carvi), Flockenblume (Centaurea jacea), Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), Wiesen-Pippau (Crepis biennis), Wilde Möhre (Daucus carota), Rot-Schwingel (Festuca rubra), Wie-sen-Labkraut (Galium album), Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Flaum-Hafer (Helictotrichon pubescens), Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochaeris radicata), Wiesen-Knautie (Knautia arvensis), Wiesen-Margerite (Leucanthemum ircutianum), Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus), Hasenbrot (Luzula campestris), Mittlerer Wegerich (Plantago media), Gewöhnliche Kreuzblume (Polygala vulgaris), Arznei-Schlüsselblume (Primula ve-ris), Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus), Zottiger Klappertopf (Rhinanthus alectoro-lophus), Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata), Wiesen-Silge (Silaum silaus), Orientalischer

Wiesenbocks-bart (Tragopogon orientalis), Gewöhnlicher WiesenbocksWiesenbocks-bart (Tragopogon pratensis), Ga-mander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys).

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Arten der Roten Liste Baden-Württemberg (BREUNIG &DEMUTH 1999) mit landesweiten Ge-fährdungskategorien (2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet):

• Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris ), Rote Liste Vorwarnstufe

• Niedriges Labkraut (Galium pumilum), Rote Liste Vorwarnstufe

• Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense ), Rote Liste Vorwarnstufe.

• Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula), Rote Liste Vorwarnstufe

• Kleines Knabenkraut (Orchis morio), Rote Liste 3

• Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata), Rote Liste 2

• Trollblume (Trollius europaeus), Rote Liste 3.

Erhaltungszustand

Der Erhaltungszustand des Lebensraumtyps wird auf Ebene des FFH-Gebietes mit B (gut) bewertet, weil Erfassungseinheiten mit dieser Bewertung bei weitem überwiegen. Das Arten-inventar wurde dabei meist mit A (hervorragend) oder B (gut) bewertet, da es sich insbeson-dere bei den trockenen Ausprägungen im Übergang zu Halbtrockenrasen um artenreiche bis sehr artenreiche Wiesen mit einer hohen Zahl von Magerkeitszeigern handelt. Schlechtere Bewertungen des Arteninventars im unteren Bereich von Stufe B oder sogar mit C (durch-schnittlich bis beschränkt) kommen i.d.R. dann zustande, wenn intensiver genutzte Bestände deutlich geringere Artenzahlen und deutlich geringere Anteile von Magerkeitszeigern aufwei-sen. Bei nicht angepasster Beweidung treten zudem Beweidungs- oder Störzeiger in ver-stärktem Maße auf, was ebenfalls zu einer Abwertung beim Kriterium Arteninventar führen kann.

Typische oder bemerkenswerte Habitatstrukturen magerer Flachland-Mähwiesen wie Blüten-reichtum, mehrschichtiger Bestandsaufbau, magere Säume etc. sind bei vielen Beständen des Lebensraumtyps im Gebiet ebenfalls in guter bis sehr guter Ausprägung zu finden. Zu Abwertungen bei den Habitatstrukturen kommt es beispielsweise, wenn der Nährstoffhaus-halt durch Düngung oder Eintrag von Nährstoffen aus benachbarten Flächen sichtbar verän-dert ist, wenn sich durch längere Brachesituation eine mächtige Streuauflage im Bestand gebildet hat, oder wenn Beweidung bei der Nutzung eine starke Rolle spielt und sich in der Vegetationszusammensetzung entsprechend auswirkt.

Beeinträchtigungen spielen bei der Bewertung der Lebensraumtypflächen nur eine sehr un-tergeordnete Rolle, weil die meisten typischerweise auftretenden Gefährdungen bereits über das Arteninventar und die Habitatstrukturen in die Bewertung einfließen. Grundsätzlich sind zu hohe Nutzungsintensität, deutlicher Beweidungseinfluss oder Versaumung bzw. Verbu-schung brachliegender Flächen die häufigsten Ursachen für Beeinträchtigungen des Lebens-raumtyps im Gebiet.

Die Gesamtbedeutung des Lebensraumtyps für das FFH-Gebiet ist sehr groß, weil er schon allein durch seinen hohen Flächenanteil ein wesentlicher Bestandteil der Lebensraumkom-plexe an den Trockenhängen des Kochertales ist. In der Kocheraue und innerhalb der

über-wiegend bewaldeten Keuperhochflächen spielen dagegen magere Wiesen flächenmäßig eine untergeordnete Rolle. Die hier noch vorhandenen Lebensraumtypflächen sind dennoch aufgrund ihrer besonderen Ausprägung und auch als (potenzielle) Lebensstätten für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous, s.u.) von hohem Wert.