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Fließgewässer mit flutender Wasservegetation [3260]

3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.2 Lebensraumtypen

3.2.2 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation [3260]

Anzahl Erfassungseinheiten 14

Fläche (ha) 66,51

Flächenanteil am FFH-Gebiet 3,01 %

Erhaltungszustand A: <1%, B:78 %, C:22%

Bewertung auf Gebietsebene B Beschreibung

Offenland:

Naturnahe oder bedingt naturnahe Abschnitte des Kochers und eines Teils seiner Seitenbä-che, die flutende Wasservegetation aufweisen, hierzu zählen neben höheren Pflanzen auch flutende Wassermoose. Am Kocher sind vor allem diejenigen Gewässerstrecken mit ent-sprechender Wasservegetation ausgestattet, die nicht im unmittelbaren Rückstaubereich der zahlreichen Wehre liegen. Merkmale der relativ naturnahen Kocherabschnitte im FFH-Gebiet sind: geschwungener bis mäandrierender Gewässerverlauf, wechselnde Fließgeschwindig-keiten und Stromschnellen, Stillwasserbereiche, Schotterbänke, Inselbildung, Uferabbrüche und Flachuferbereiche mit Uferröhrichten. Die Gewässergüte des Kochers ist durchgängig der Klasse II (gering belastet) zugeordnet, wobei sie wahrscheinlich in weiten Teilen im Übergang zu Gewässergüteklasse II-III liegt. Die Wasserpflanzenbestände im Kocher wer-den von Arten der Gattungen Myriophyllum (Tausendblatt) und Potamogeton (Laichkraut) dominiert. Die Seitenbäche des Kochers weisen zum größten Teil ebenfalls naturnahe bis sehr naturnahe Zustände auf, allerdings ist hier nicht überall eine entsprechend ausgeprägte Wasservegetation ausgebildet; so konnten zum Beispiel die sehr naturnahen Fließgewässer Grimmbach und Schmiedbach nicht als FFH-Lebensraumtyp 3260 erfasst werden. In den Seitenbächen, die flutende Wasservegetation aufweisen, spielen Wassermoose eine größe-re Rolle, wähgröße-rend höhegröße-re Wasserpflanzen hier kaum anzutgröße-reffen sind.

Wald:

Die meisten ständig Wasser führenden Bäche im Gebiet weisen an überfluteten Steinen und im Spritzwasserbereich Moosrasen auf; sie wurden daher als FFH-Lebensraumtyp 3260 er-fasst. Neben flutenden Wassermoosen kommen aber auch im Bereich weniger stark durch-strömter Stellen Arten der Kleinröhrichte wie Bachbunge (Veronica beccabunga), Aufrechter Merk (Berula erecta) und flutender Schwaden (Glyceria fluitans) vor. In zahlreichen Klingen verlaufen Bäche, die nur kurzzeitig Wasser führen und bei denen die entsprechenden Moose fehlen. Viele dieser Bäche sind außerdem so schmal, dass sie die im Managementplan-Handbuch für den Lebensraumtyp formulierte Mindestbreite von 1 m zur Erfassung als Le-bensraumtyp 3260 nicht erreichen.

Der Reichenbach erfüllt im Verlauf nördlich von Jungholzhausen die erforderlichen Lebens-raumtyp-Eigenschaften. Er verläuft in der breiteren Bachaue leicht mäandrierend und stets wasserreich. Stellenweise wird das Bachbett von Felsplatten gebildet, daneben gibt es schotterüberlagerte Uferzonen bzw. Hangabschnitte. Der Oberlauf ist von tief eingeschnitte-nen Klingen geprägt. Die Hangbereiche befinden sich mehrheitlich in Buchen-Mischwaldbestockung, die eigentlichen Uferzonen sind von eschen- und ahornreichen Wald-beständen geprägt. Auf kurzen Abschnitten reichen Fichtenaufforstungen bis an die Uferzo-ne heran.

Der Eschentaler Bach erfüllt als wasserreicher Bachlauf mit überwiegend naturnaher Besto-ckung ebenfalls die erforderlichen Lebensraumtyp-Eigenschaften. Es handelt sich um einen wasser- und blockreichen Bachlauf, der - soweit flache Talauen ausgebildet sind - stellen-weise Stillwasserbereiche oder quellig-sumpfige Uferzonen mit Sumpfdotterblume und Schaumkraut aufweist. Flach- und Steilufer wechseln sich örtlich ab. An zwei Stellen befin-den sich Gewässerverbauungen, die zu einer kurzfristigen Unterbrechung der Fließgewäs-serdynamik führen.

Verbreitung im Gebiet

Im Offenland wurden größere Abschnitte des Kochers zwischen der nördlichen Stadtgrenze von Schwäbisch Hall und Kocherstetten dem Lebensraumtyp zugeordnet. Ab Kocherstetten flussabwärts ist die Stauhaltung des Kochers an Wehren so ausgeprägt, dass dort nur noch der kurze Abschnitt einer Ausleitungsstrecke zwischen Kocherstetten und Morsbach dem Lebensraumtyp zuzurechnen ist.

Von den Seitenbächen im Offenland ist der gesamte innerhalb des FFH-Gebietes liegende Teil des Grundbaches südwestlich Obermünkheim sowie ein im Offenland befindlicher Ab-schnitt des Eschentaler Baches FFH-Lebensraumtyp.

Im Wald konnten 17 Bäche als FFH-LRT erfasst werden. Davon bilden nur 8 eine eigene Erfassungseinheit. 9 weitere sind eng mit Aue- oder Schluchtwäldern verzahnt und konnten flächenmäßig nicht getrennt dargestellt werden. Innerhalb des Waldes sind vor allem Ab-schnitte des Reichenbachs, des Eschentaler Bachs sowie des Hirsch- und des Heerbachs flächenmäßig bedeutsam.

Charakteristische Pflanzenarten

Als charakteristische Pflanzenarten sind für den Kocher das Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus) und das Ährige Tausenblatt (Myriophyllum spicatum) zu nennen, daneben das ebenfalls flutende Gemeine Brunnenmoos (Fontinalis antipyretica). In den Seitenbächen kommen verschiedene, z. T. nicht weiter bestimmte Wassermoose vor.

Für die im Wald als Lebensraumtyp erfassten Fließgewässer treten als charakteristische Arten Aufrechter Merk (Berula erecta), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Bachbun-ge (Veronica beccabunga), Ufer-Schnabeldeckenmoos (Rhynchostegium riparioides) sowie nicht weiter bestimmte Wassermoose in Erscheinung.

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Teilabschnitte des Kochers und der Seitengewässer sind Lebensstätten der Groppe (Cottus gobio), die als Art nach Anhang II der FFH-Richtlinie weiter unten behandelt wird. Auch der Eisvogel (Alcedo atthis) besiedelt als Anhang I-Art der Vogelschutzrichtlinie sowohl den Ko-cher als auch seine Nebengewässer sehr zahlreich. Diese Art wird als eines der wesentli-chen Schutzobjekte des Vogelschutzgebietes 6823-441 „Kocher mit Seitentälern“ in einem eigenen Managementplan bearbeitet. Für das Vogelschutzgebiet sind außerdem Vorkom-men des Flußuferläufers (Actitis hypoleucos) bekannt.

Erhaltungszustand

Aufgrund der starken Prägung des FFH-Gebietes durch den Kocher und seine Seitenbäche hat der Lebensraumtyp 3260 naturgemäß eine entsprechend hohe Bedeutung für das Ge-biet. Aufgrund der relativ großen Naturnähe entsprechen wesentliche Teile des Kochers dem Lebensraumtyp. Seine Naturnähe ist am stärksten durch die zahlreichen Stauwehre einge-schränkt. Nur zwischen Braunsbach und Enslingen ist der Kocherlauf auf einer längeren Strecke durchgängig frei von Wehren. Die Bewertung der Kocherabschnitte als Fließgewäs-ser-Lebensraumtyp umfasst die Zustandsstufen B (gut) und C (durchschnittlich bis be-schränkt). Zu einer höheren Bewertung mit B trägt eine relativ dichte Wasservegetation aus mehreren Arten bei, wobei das lebensraumtypische Artenspektrum an keiner Stelle als voll-ständig vorhanden gewertet wird. Ebenso führen entsprechend vorhandene Merkmale natur-naher Gewässermorphologie (s.o.), wie sie vor allem in den stärker durchströmten Abschnit-ten des Kochers auftreAbschnit-ten, zur Bewertung mit B. Umgekehrt ergibt ein Mangel an entspre-chenden Gewässerstrukturen und ein höherer Beeinträchtigungsgrad, z.B. durch umfangrei-chere Uferbefestigungen, eine C-Bewertung. Positiv zu erwähnen ist als Seitengewässer der Grundbach südwestlich von Obermünkheim, dessen Strukturreichtum bei gleichzeitig gerin-gen Beeinträchtigungerin-gen zur Bewertung seines Erhaltungszustandes mit A (sehr gut) führt.

Auch im Wald wird der Erhaltungszustand der Bäche fast ausschließlich mit B (gut) bewertet.

Stellenweise wurden Beeinträchtigungen durch Aufforstung, Beweidung und Abwasserbelas-tung festgestellt. Einige kurze Bachabschnitte verlaufen am Unterhang in Viehweiden und sind teilweise durch Viehtritt und Eutrophierung beeinträchtigt.