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Großer Feuerfalter [1060]

3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.12 Großer Feuerfalter [1060]

Anzahl Erfassungseinheiten 3

Fläche (ha) 29,56

Flächenanteil am FFH-Gebiet 1,33

Erhaltungszustand A: 0%, B: 10%, C: 90%

Bewertung auf Gebietsebene C Ökologie

Der Große Feuerfalter (Lycaena dispar) fliegt im Kochertal in 2 Generationen. Deren Er-scheinungszeiten dürften hier ebenso wie dies auch in anderen Gebieten zu beobachten ist, einer beträchtlichen jährlichen Variation unterliegen.

Der Feuerfalter ist wie andere Falterarten mit ähnlicher Verbreitungsökologie auf sog. Ren-dezvous-Plätze für die Geschlechterfindung angewiesen. Die Beschreibung dieser unver-zichtbaren Stellen ist nicht einfach, da sie sehr verschieden aussehen können. Gemeinsam ist ihnen vor allem, dass sie sich von der Umgebung abheben, übersichtliche Ansitzwarten bieten, und in der Regel brach liegen. Im Gebiet scheint es sich bei diesen Revierplätzen meist um in Mähgrünland eingestreute Großseggenbrachen zu handeln, diesen kommt damit eine wichtige Funktion zu. Alle Fundstellen von Eiern des Feuerfalters im FFH-Gebiet liegen im direkten Umfeld von auch als Revierplatz geeigneten Feuchtbrachen.

Auch an die Larvalhabitate (Teillebensräume des Larvenstadiums) stellt Lycaena dispar spe-zifische Anforderungen: in Mitteleuropa ist der Falter im Wesentlichen eine Art der Feucht- und Nasswiesen mit Schwerpunkt in den wärmebegünstigten Niederungen. Alle langfristig stabilen Vorkommen sind an Feuchtgrünland-Komplexe gebunden. Da die Weibchen ihre Eier bei der Ablage meist über große Flächen verteilen, werden großflächige Grünlandbe-stände benötigt. Neben den eigentlichen Eiablagebereichen müssen diese auch Rendez-vousplätze zur Geschlechterfindung (s.o.) und Stellen mit ausreichendem Blütenangebot als Nahrungshabitate enthalten. Rendevous-Plätze und Nahrungshabitate können räumlich durchaus getrennt von den Larvalhabitaten liegen. Lycaena dispar belegt nichtsaure

(oxalat-arme) Ampfer. Im Kochertal sind das die beiden Arten, die auch im Saarland, in der Pfalz und an vielen Stellen im restlichen Baden-Württemberg die mit Abstand wichtigsten sind: Der Krause Ampfer (Rumex crispus) und der Stumpfblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius). An vielen Stellen mit Vorkommen beider Arten werden auch beide belegt, ersterer anscheinend etwas häufiger. Dies war auch an den Lebensstätten im FFH-Gebiet zu beobachten, wo stets beide Ampferarten reichlich vorkamen.

Auffällig und gut zugänglich sind Ampferpflanzen zur Eiablage, wenn

• sie in einer höherwüchsigen Feuchtwiese einer Wiesen- oder Acker-Brache noch deutlich über die lückige Grasschicht hinausragen (besonders kräftige Pflanzen)

• sie nach einer Mahd wieder als erste Pflanzen aus dem Boden schießen (typisch für Fett- und Feuchtwiesen)

• sie am Rande vom Gemähten zum Ungemähten oder an sonstigen Rändern stehen, denn solche Randpflanzen werden von den Eier legenden Weibchen klar bevorzugt abgesucht.

Auch in den Lebensstätten im FFH-Gebiet erfolgte die Eiablage überwiegend am Rande zwischen ungemähten und gemähten Flächen, wobei volle Besonnung Voraussetzung ist.

• Ampfer als „Weideunkraut“ in Rinder- oder sonstigen Weiden stehen bleibt.

Verbreitung im Gebiet

Die Art war aus dem FFH-Gebiet bisher nur von einem einzigen männlichen Exemplar aus dem trockenheißen August 2003 von Morsbach bekannt. Der Nachweis stammte aus einem Sommer, in dem die Art zu starken Arealausweitungsbewegungen in nordöstlicher Richtung neigte. Möglicherweise wurde mit diesem einen Exemplar tatsächlich auch das Ankunftsjahr im Gebiet registriert. Im Rahmen der aktuellen Untersuchung zum Managementplan konnten 2008 drei Verbreitungszentren festgestellt werden:

• an der Stelle von 2003 unterhalb von Morsbach

• bei Kocherstetten

• in der Kocheraue zwischen Braunsbach und Geislingen am Kocher.

Die drei Vorkommen wurden jeweils einer eigenen Erfassungseinheit zugeordnet. Weiter kocheraufwärts scheint die Art bisher noch ganz zu fehlen, zwischen den Teilgebieten gibt es zwar viel Ampfer, aber kaum wirklich geeignete Stellen zur Eiablage. Die Vorkommen im FFH-Gebiet können angesichts der hohen Mobilität der Art als vernetzt gelten.

Insgesamt konnte die Art in 8 Rasterflächen (250 m x 250 m) aktuell nachgewiesen werden, bei 2 der belegten Raster liegen die Artnachweise allerdings knapp außerhalb der FFH-Gebietsgrenzen.

Erfassungsmethodik und -intensität

Im Rahmen der Vorbegehungen am 6. und 30.5.2008 wurden in insgesamt 75 Rasterfeldern von 250 x 250 m² (bzw. 36 Rasterfelder 500 x 500 m², 22 Rasterfelder 1 x 1 km²) potenzielle Habitate des Großen Feuerfalters festgestellt. Bei der Vorerfassung wurden 3 Stufen der Habitateignung (sehr gut, mäßig und weniger gut) unterschieden. Nur in den 11 Rasterfel-dern mit sehr guter Habitateignung, die sich über weite Teile des Gebietes verteilten, wurde zunächst schwerpunktmäßig nach Eiern der Art gesucht. Neben Eifunden wurden dabei auch Revier anzeigende oder Blüten besuchende Falter notiert. Es wurde davon

ausgegan-suboptimalen Stellen im Umkreis einiger Kilometer nicht als Population nachweisbar ist. Um-gekehrt kann bei einem Nachweis in einem oder mehreren dieser 11 Rasterfelder mit sehr guten Habitatbedingungen davon ausgegangen werden, dass die Weibchen bei der Eiablage noch weiter „ausschwärmen“ und – zumindest in der 2. Generation – auch weniger ge-eignete Flächen im Umkreis von 0,5 – 3 km belegen. Bei einem positiven Nachweis in einem der sehr gut geeigneten Rasterfelder wurde auch in weniger geeigneten Nachbar-Rasterfeldern stichprobenartig nach Eiern gesucht. Bei der Suche nach Eiern der 2. Genera-tion wurden die 11 besonders geeigneten Rasterfelder unabhängig vom Ergebnis für die 1.

Generation wieder komplett aufgesucht und bei Nachweis anschließend die weniger geeig-neten Nachbar-Rasterfelder untersucht.

Erhaltungszustand

Nur in 4 der 11 Rasterfelder, die bei der Vorbegehung als besonders geeignet notiert wur-den, gelangen auch Nachweise. Einige der Rasterfelder erwiesen sich im Laufe des Som-mers als bewirtschaftungsbedingt doch weniger geeignet. In Richtung Schwäbisch Hall scheint die Art bisher (noch) nicht angekommen zu sein. Nur in 2 der 17 Rasterfelder, für die bei der Vorbegehung eine mittlere Eignung notiert wurde, gelangen auch Nachweise. Einer der beiden Nachweise erfolgte dabei außerhalb der derzeitigen FFH-Gebietsgrenze. Von 47 Rasterfeldern, für die bei der Vorbegehung eine nur schwache Eignung notiert wurde, wur-den 13 – jeweils in Nachbarschaft zu Nachweisgebieten – kontrolliert. Nur in einem davon gelang ein Artnachweis. 4 Rasterfelder, die bei der Vorbegehung keine nähere Beachtung fanden, wurden mit in die Untersuchung einbezogen, drei davon ohne Nachweis. Das eine Rasterfeld mit Nachweis liegt direkt außerhalb der FFH-Gebietsgrenzen: diese Lebensstätte konnte trotz fachgutachterlicher Empfehlung nicht mehr nachträglich in das FFH-Gebiet in-tegriert werden, ist jedoch als außerhalb liegende Maßnahmenfläche Bestandteil des Maß-nahmenplanes.

In allen 8 Rasterflächen trat der Große Feuerfalter nur sehr spärlich auf, die Eifunde dürften zumeist auf einzelne Weibchen zurückgehen. Die Massenvorkommen an Ampfer in Wiesen des Kochertals sind für die Art in weiten Teilen völlig ungeeignet, da sie stark gedüngt und meist 3-schürig gemäht werden. Ampfer-Vorkommen in Rinderweiden spielen im Gebiet der-zeit überhaupt keine Rolle als Lebensraum der Falterart.

Insgesamt ist die Situation der Art im Gebiet aktuell als deutlich suboptimal und mit Stufe C (durchschnittlich bis beschränkt) zu bewerten; das Vorkommen im FFH-Gebiet erscheint kei-neswegs mittelfristig oder gar langfristig gesichert. Nur die Lebensstätte bei Morsbach wird aufgrund der hier für die Art günstigeren Lebensraum- und Nutzungsstrukturen mit „gut“ (B) bewertet.