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Der Logos im „zeitlosen Jetzt“

Im Dokument Sieben Positionen zum Logos (Seite 40-68)

„Wann sollte denn das Wort Fleisch werden, wenn nicht jetzt?“

(David Steindl-Rast) Im Anschluss an den Johannesprolog lässt sich zusammenfassend sagen, dass der Logos in der konkreten Geschichte menschliche Gestalt angenommen hat.

Was im vorliegenden Beitrag mehrmals wie eine Grundmelodie durchgeklungen ist, gehört zum eigentlichen Kern der christlichen Heilsbotschaft und zum unter-scheidend Christlichen: Gott selbst ist im Logos Fleisch, d. h. Mensch geworden.

Der Logos, das ewige WORT, das im Prolog mit Jesus Christus identifiziert wird, ist in die Welt gekommen, damit wir von Gott Kunde erhalten. In diesem Wort

„spricht“ Gott zum Menschen und gibt sich ihm zu erkennen. Im Logos ist der Mensch von Gott angenommen und geliebt. Der dreieine Gott, der in sich selbst Beziehung ist, (be-)ruft auch den Menschen in diese Gemeinschaft der Liebe.

Darin zeigt sich seine besondere Würde.

Der großartige Hymnus am Beginn des Johannesevangeliums bezeugt in verdichteter Form diese einzigartige Botschaft, dass das ewige WORT Mensch geworden ist und unter uns gewohnt hat (vgl. V. 14). Das bekennen Christinnen und Christen im Glaubensbekenntnis. In der katholischen Tradition haben auch das Angelusläuten und das so genannte Angelus-Gebet (benannt nach dem ersten Wort im Lateinischen) bzw. „Der Engel des Herrn…“ einen besonderen Stellenwert. Der dritte Vers dieses Gebetes „will anzeigen, was sich damals er-eignete und immer noch ereignet, wenn wir selber wie Maria das Wort Gottes mit offenem Herzen empfangen: ´Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt´ – hat (richtiger) ´unter uns Wohnung genommen´, wohnt also heute wie damals unter uns.“23 Der bekannte Benediktiner David Steindl-Rast verweist auf seinen existentiellen Zugang zu diesem Gebet: „Von Kindheit auf habe ich den Angelus gebetet und kann bezeugen, dass es Kraft hat, dem Tagesablauf Form und Halt zu geben. Dreimal am Tag ruft uns dieses Gebet, inmitten aller Eile und Geschäftigkeit der Zeit, zurück ins zeitlose Jetzt. Wann sollte denn das Wort Fleisch werden, wenn nicht jetzt? Wie sollte das geschehen, wenn nicht dadurch, dass ich mich empfänglich öffne für den Heiligen Geist? Was aber könnte mein Leben mächtiger verändern und dadurch auch meine Umwelt?“24 Könnte so 23 Steindl-Rast, David, 2010 (Anm. 14), 100.

24 Ebd.

das schöpferische WORT tatsächlich im Alltag der christlichen Gemeinden und im eigenen Leben wirkmächtig sein oder werden? Die inspirierende Wirkkraft des menschgewordenen Logos ermutigt uns hier und heute zum Einsatz für gelingendes Leben. Denn Gott will, dass wir „das Leben haben und es in Fülle haben“ (vgl. Joh 10,10).

„Siehe, ich mache alles neu….“ (Apo. 21, 5) Eine kritische Deutung JOHANNES HUBER

Eine Botschaft der Apokalypse, der Geheimen Offenbarung des Johannes, ge-schrieben in der Höhle zu Patmos, fand bis jetzt wenig Beachtung und wurde meist euphemistisch interpretiert.

Am Ende seines prophetischen Buches berichtet der Seher von einem Ge-schlecht, das anfängt, die Tränen und den Tod abzuschaffen – was auf den ersten Blick erfreulich wirkt: Geschehen wird dies im himmlischen Jerusalem, in der neuen Stadt, die für das neue Geschlecht vom Himmel herabsteigt, hell leuchtend wie ein Jaspis-Kristall. Mit den Bildern und Vorstellungen der damaligen Zeit beschreibt Johannes die geometrische Architektur der himmlischen Stadt, die umgeben ist von einer Mauer, deren Maße die der Engel widerspiegeln und 144 Ellen breit ist.

12 Tore besitzt diese Stadt, von Osten drei Tore, von Norden drei Tore, von Süden drei Tore und von Westen drei Tore; die Mauer der Stadt hat 12 Grundsteine, und darauf leuchten die Namen der 12 Apostel des Lammes – die „heilige Stadt“, das

„neue Jerusalem“ war erstanden, nachdem die erste Erde und der erste Himmel vergangen waren.

Das Lebensmotto der neuen Stadt wird sein: „Siehe, ich mache alles neu. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, das den Menschen eine neue Bleibe bietet, das neue Jerusalem, in dem deshalb keine Tränen in den Augen, kein Klagegeschrei auf den Strassen und keine Trauer in den Häusern mehr sein wird, denn es wird keinen Tod mehr geben.“

Damit schließt der Johanneische Blick in die Zukunft, der eine Interpretation der Zeit sein sollte, eine Zeitgeschichte, die mit dem neuen Jerusalem endet und mit der Zeit, in der Johannes gelebt hat, beginnt. Der Bogen der Prophetie und der Verheißung scheint sich damit über Jahrtausende zu spannen, und er beginnt mit den Fragen der damaligen Zeit, die in ein heilsgeschichtliches Konzept gestellt werden, mit der Frage, warum Titus nur so kurz regierte und – obwohl Gottkaiser einer versinkenden Welthauptstadt – plötzlich und unvermutet verstarb, warum es zum Vesuv-Ausbruch kam und zur neronischen Christenverfolgung. Augustus wird als das erste Tier der Offenbarung gezeichnet, ihm folgt, ebenfalls in der Apokalypse beschrieben, der Christenverfolger Nero. Aber selbst die Sorgen der kleinasiatischen christlichen Gemeinden findet man am Beginn der Apokalypse.

Die Ermordung des Antipas in Pergamon, die unwürdige Frau des Bischofs von

Thyatira, die florierende Textilindustrie und die faszinierende Augenklinik von Laodikeia werden am Beginn der Geheimen Offenbarung genauso kommentiert wie die kaiserlichen Edikte zum Schutz der italischen Landwirtschaft, die sich für Kleinasien nachteilig auswirken, die Parther-Einfälle und das Martyrium der beiden Zäbedaiden.

Den Geschichtsbogen spannt Johannes dann in die Zukunft und berichtet in verschlüsselter Form von den Rössern, die durch den Äther jagen und beginnen, die Menschen zu vernichten und er erzählt im Detail, wie es in Zukunft Feuer geben wird, das vom Himmel fällt, um ganze Städte zu vertilgen und die in ihnen lebenden Menschen zu töten.

All diese geschichtlichen Ereignisse sind jedoch nicht zufällig. Der Verfasser knüpft an Herodot an und an dessen Philosophie: „Was geschehen muss ist von Gott“, das war seit Herodots letzter frommer Überzeugung die Auffassung der griechischen Geschichtsschreibung.

Wenn am Ende der Zeiten das neue Geschlecht erscheint, das im neuen Je-rusalem wohnt und das sich nach Katastrophen, Kriegen und Morden zu einer neuen Daseinsform in einer neuen Stadt durchgerungen hat, so entspricht auch das einem Heilsplan, dem Wirken des Weltenbaumeisters in der Geschichte.

Bestechend am neuen Jerusalem sind nicht nur die Mauern, ihre Tore und ihre Lichter, sondern die Prophezeiung, dass dort der Tod abgeschafft sein wird, al-lerdings von einem neuen Geschlecht, das die Aggressionen und Egoismen der alten Erde hinter sich lassen müsste: „Siehe, ich mache alles neu.“ Die Himmel, die Meere und die Erde müssen vergehen, und erst eine neue Erde und ein neuer Mensch sind Bewohner und Ort für die neue Stadt, für das neue Jerusalem, wo es keinen Tod mehr geben wird.

Ob sich in dieser heilsgeschichtlichen Schau das Menschengeschlecht des neuen Jerusalem ändert, nachdem sein Herz ein anderes geworden ist, kann derzeit nicht beantwortet werden.

Medizin – Endzeitalter

In der Medizin stellen sich zwei zentrale Fragen, die an die Prophezeiung einer neuen Zeit denken lassen, die auch „Endzeitcharakter“ hat.

Nicht nur die Heilung von Krankheiten, sondern deren Verhinderung, ihre Prävention wird zunehmend zu einem Ziel medizinischer Forschung mit dem Ziel den Tod zu beherrschen.

Wenn Krebsgeschwüre, Verkalkungen und Lebererkrankungen aufgetreten sind, dann war es immer Aufgabe der medizinischen Disziplin, diese zu behandeln. Sie allerdings zu verhindern, wird nun ein zunehmender Schwerpunkt medizinischen Forschens.

Damit ist eine weitere Frage verbunden die an die Geheime Offenbarung erinnert. Die Lebenszeit der Menschen ist in Europa, in Asien und am norda-merikanischen Kontinent in den letzten hundert Jahren dramatisch gestiegen, die Lebenserwartung der Frau hat sich zum Beispiel in Mitteleuropa in diesem Zeitraum verdoppelt. Dass Menschen auch global länger leben, wird bereits von den internationalen Gesundheitsbehörden bestätigt, und gleichzeitig wird darauf aufmerksam gemacht, dass damit soziologische, wirtschaftliche und psycholo-gische Konflikte auftreten können. Das Jahr 2010 ist von der Weltgesundheitsor-ganisation als jenes Jahr angekündigt worden, in dem es zu einer dramatischen Zunahme der über 85jährigen in den G7 Staaten kommen wird.

Die apokalyptische Frage

Das Alter ist allerdings nicht das alleinige Problem. Die apokalyptische Frage ist eine andere: wird es der Medizin nicht nur gelingen, die Lebenserwartung der Menschen zu prolongieren und die Qualität der zweiten Lebenshälfte zu optimie-ren, sondern steht auch der große biologische Dammbruch vor der Tür, an dem – bewusst oder unbewusst – die Medizin indirekt arbeitet. Die biologische Grenze des irdischen Lebens liegt bei 120 Jahren. Diese Schallmauer zu durchstoßen, ist noch keiner medizinischen Intervention gelungen, und natürlich muss hinterfragt werden, ob solche Forschungen überhaupt sinnvoll sind. Sinnvoll ist es zweifellos, die Lebensqualität der zweiten Lebenshälfte zu verbessern.

Dabei könnte es aber auch gelingen, den biologischen Rubikon zu durchstoßen und den Menschen ein Leben jenseits der 120 Jahre Grenze anzubieten. In aller Deutlichkeit sollen die Frage und die Zweifel noch einmal angesprochen werden, ob dies sinnvoll und erstrebenswert sei. Da es sich allerdings – quasi als Neben-produkt der medizinischen Forschung – ergeben könnte, wird es notwendig, darüber noch mehr zu reflektieren

Welche Forschungen sind es, die – wie gesagt als Nebenprodukt – eines Tages Interventionen und Therapiemöglichkeiten anbieten könnten, die die Lebensspan-ne des Homo sapiens dramatisch prolongieren? Die Antwort auf diese Frage ist auf den ersten Blick nicht evident – denn sonst wäre sie ja bereits gedankliches Allgemeingut.

Gesetzmäßigkeiten aus der Schwangerschaft

Das Erkennen von Gesetzmäßigkeiten aus der Bildung und aus der Regeneration embryonalen Gewebes, kann man an der Schwangerschaft „spionieren“, da doch diese zum Heranwachsen eines neuen Menschen führen. Die Dechiffrierung des genetischen Codes, die Benennung der etwa 38.000 Gene, waren der Anfang und seither ist die Medizin intensiv bemüht, Gesetzmäßigkeiten und Ordnungen zu erkennen, nach der diese Gene arbeiten beziehungsweise nach denen sie ihre Arbeit beginnen. Noch bevor es zu einer Verschmelzung von Ei- und Samenzelle kommt – also vor der Befruchtung – adjustieren sich bereits jene Gene, aus denen der spätere Mensch entsteht, sie werden umgepackt, in neue Gefäße (Histone) verschnürt und warten auf den Moment, wo sie aufgerufen werden, den Bauplan für ein neues Individuum zu etablieren. Diese wunderbare Ouvertüre unserer biologischen Existenz, der Beginn des physischen Lebens, wird von der Medizin professionell ausgespäht, viele interessante Details kommen dabei auf den Tisch, zum Beispiel dass zunächst die Gene des Vaters nicht genauso viel arbeiten wie die Gene der Mutter, letztere sind schon am Anfang des Lebens zielsicherer und schneller unterwegs.

Aber auch ein weiteres Faszinosum zeigt sich der Medizin. Der Mensch wird nicht nur von den Genen der Ei- und Samenzelle determiniert, sondern auch von Signalen, die die Mutter dem Embryo vermittelt und die entscheidend in die Signalkaskade des neu werdenden Menschen eingreifen.

Werdende Menschen

Eines zeichnet sich ab: Die Entstehung unseres Körpers ist keineswegs einem Zufall überlassen, sondern folgt genauen Gesetzen, die mit Präzision, aber auch mit Freiräumen arbeiten. Sie sind vorgegeben, determiniert, entstanden über hunderte Millionen von Jahren und wären dem menschlichen Geist nie erkennbar gewesen, würde sich der homo sapiens nicht jener „Denkmaschinen“ bedienen, die ihm in Form der elektronischen Intelligenz der Computer gestatten, innerhalb von Tagen und Jahren jene Gesetze nachzuzeichnen, an deren Etablierung die Evolution hunderte Millionen Jahre gearbeitet hat. Die Koalition zwischen bio-medizinischem Forschen und Computer-Technologie ist für den großen Erfolg des „biologischen Lauschangriffes“ verantwortlich, mit dem der Mensch seine eigene Entstehung zu verstehen beginnt.

Das erinnert an das Ende eines Buches aus der Jetztzeit, an den Roman „Hun-dert Jahre Einsamkeit“ in dem Gabriel Garcia Marquez seinem Helden Aureliano die Pergamente Melchiades finden lässt. Vor lauter Aufregung hatte er nicht die Ruhe, diese Pergamente ans Licht zu tragen, sondern, im dunklen Zimmer stehend, begann er sie ohne die geringsten Schwierigkeiten laut zu entziffern, als seien sie im blendenden Glanz des Mittagslichtes spanisch geschrieben. Es war die von Melchiades hundert Jahre vorausgesehene, bis in die belanglosesten Einzelheiten abgefasste Geschichte seines Geschlechtes; in Sanskrit, seiner Muttersprache, hatte er sie niedergeschrieben und die gleichen Verse mit dem Privatschlüssel des Kaiser Augustus, die ungleichen mit dem lazedämonischen Militärschlüssel chiffriert. Gefesselt von dem Fund, las Aureliano mit lauter Stimme, ohne eine Zeile zu überspringen, die gesungenen Enzykliken, die Melchiades persönlich vorgetragen hatte und die in Wirklichkeit die Voraussagen für das Weitere waren.

In der Ungeduld, seinen eigenen Ursprung endlich kennen zu lernen, machte Aureliano einen Sprung, als der Wind aufkam, mild, tastend, vom Geflüster uralter Geranien, den er allerdings nicht wahrnahm, weil er in diesem Augenblick die er-sten Anzeichen seines Seins, in einem lüsternen Großvater entdeckte, der sich von der Leichtfertigkeit eines betörten Hochlandes mitreißen ließ, auf der Suche nach einer schönen Frau, die er nicht glücklich machen würde. Aureliano erkannte ihn, verfolgte die dunklen Pfade seiner Herkunft und stieß auf den Augenblick seiner eigenen Zeugung zwischen den Rohrdrommeln, wo ein Arbeiter seine Geilheit mit einer Frau befriedigte, die sich ihm aus Auflehnung ergab.

In dieser Faszination der Erkenntnis der eigenen Herkunft war Aureliano so versunken, dass er auch den zweiten Anrannt des Windes nicht merkte, dessen

Zyklonengewalten nun bereits Türen und Fenster aus den Angeln rissen, das Dach der Westgalerie abdeckt und die Grundmauern entwurzelt. Der Ort seines Hauses war bereits ein von der Wut des biblischen Taifuns aufgewirbelter, wüster Strudel aus Schutt und Asche, als Aureliano 11 Seiten übersprang, um keine Zeit mit allzu bekannten Tatsachen zu verlieren und begann, den Augenblick zu entziffern, den er gerade durchlebte, und er enträtselte ihn, während er ihn erlebte, und sagte sich im Akt des Entzifferns selber die letzte Seite des Pergamentes voraus, als sehe er sich in einem sprechenden Spiegel. Er blätterte von neuem und mit Inbrunst, um die Voraussagen zu überspringen und Tag und Umstände seines Todes festzustellen. Doch bevor er zum letzten Vers kam, hatte er schon begrif-fen, dass er nie aus diesem Zimmer gelangen würde, da der Ort, das Haus und das Zimmer vom Wind vernichtet werden würden, in dem Augenblick, in dem Aureliano Babylonier die Pergamente endgültig entziffert hatte – die Antipode zur Apokalypse des Johannes, das neue Geschlecht, das ebenfalls seinen Ursprung erkennt, daran allerdings möglicherweise zerbricht und untergeht.

Zukunft des Menschen: neues Jerusalem oder Taifun

Über der Zukunft schwebt eine dialektische Frage: Wird der Mensch, wenn er sich selbst erkennt und den Tod abzuschaffen beginnt, im „neuen Jerusalem“

wohnen, oder wird er in einem Taifun begraben und für immer zerstört werden.

Wohin bewegt sich die Seele der Welt, gibt es eine charakterliche Kompetenz der Kulturen, was sind die Maßstäbe und wo ist der Kanon, nach denen das neue Wissen lebenswert gestaltet werden soll? Wird sich das alte Europa durchsetzen oder die Goldenen Kälber, die von Shanghai und anderer süd-asiatischer Staa-ten, der kleine Wohlstand Lateinamerikas, der auf dem erfolgreichen Anbau des Rauschgifts basiert, durch den Millionen Menschen ins Unglück gestoßen, wenige reich, viele aber so weit bemittelt werden, dass sie den Alltag finanziell zu bestrei-ten imstande sind – oder werden es die ex-kommunistischen Menschen sein, die nach 50 Jahren Marxismus in manchen Erdteilen jede Sensibilität für Metaphysik, wahrscheinlich aber auch für Altruismus und Idealismus, verloren haben.

Die Welt steht zweifellos vor einer Zeitenwende, und es bleibt abzuwarten, ob sich Maruqez´ Taifun oder das apokalyptische Jerusalem durchsetzen wird.

Die großen Versuchungen, die apokalyptischen Untiere der Jetztzeit, sind nicht nur besagte Goldene Kälber, nicht nur der Reichtum auf Kosten von Gesundheit

Millionen anderer Menschen und auch nicht nur die Brutalität von Menschen, die über Jahrzehnte metaphysisch ausgehungert wurden – sondern die Möglichkeit, dass all diese Zeitgenossen Zugriff bekommen zum „Pergament“ unseres Körpers, zur chiffrierten Geheimsprache der Evolution, zum Schlüssel jener verstaubten Truhe, in der die Strecke präzise dokumentiert wurden, die der Homo sapiens von der prähistorischen Zeit bis heute zurücklegte; im Wissen um diesen Weg, den er in den Pergamenten der Molekularbiologie findet, bekommt er gleichzeitig auch den Schlüssel für eine andere Truhe, die es ihm gestattet, den bisher zurückge-legten Weg zu modifizieren und das zu überspringen, was als biologische Grenze des Lebens angesehen wird.

Es sind die Geheimnisse der Schwangerschaft, ihre Gesetzmäßigkeit, die zum Aufbau eines Organes führen, welche die Medizin zu nutzen beginnt, um Embry-ogenese und Schwangerschaft ein zweites Mal abzuberufen, wenn es notwen-dig wird, Organe zu regenerieren. Nicht nur die Kenntnis der embryologischen Pergamente, sondern auch die medizinische Umsetzung dieses Wissens ist jenes Instrument, das sich der homo faber, als Zauberlehrling verkleidet, anzueignen beginnt.

Beispiele gibt es dafür bereits mehrere, die harmlos klingen und für betroffene Menschen zweifellos einen großen Vorteil bringen können. Dies soll kurz illustriert werden: Wenn in unserem Körper das Herz oder Blutgefäße in Gefahr sind, Schaden zu erleiden, so nimmt diese Gefahrensituation das Knochenmark wahr, in dem normalerweise nur Blutzellen gebildet werden. In Ausnahmesituationen hingegen ändert das Knochenmark seine Befehle und beginnt, die in Gefahr befindlichen Blutgefäße oder das teilweise zerstörte Herz zu regenerieren, nachzubauen, nach den Gesetzen der Schwangerschaft, in der das Herz neu gebildet worden ist.

Die klinisch tätige Medizin nützt diese Erkenntnisse der computergesteuerten Spionage bereits aus und verwendet Stammzellen des Knochenmarks, um bei geschädigten und kaum mehr durchbluteten Herzen eine Regeneration zu er-zielen. Diesbezüglich laufen bereits klinische Studien. Die Fibroblasten-Growth-Faktoren sind jene Steuerungsmoleküle, die während der Schwangerschaft an der Entstehung des Blutgefäßsystems und des Herzens entscheidend beteiligt sind.

Sie sind verantwortlich, dass sich während der Embryonalzeit das Herz-Kreislauf-System ausbildet. Es lag daher auf der Hand, nachdem man die Bedeutung dieses Proteins für die embryonale Herzentwicklung erkannt hat, dass man versuchte, es auch am alten Menschen einzusetzen, um das biologische Limit der Herz-Alterung zu umgehen. Auch diesbezüglich laufen Untersuchungen, die bereits von Erfolg gekrönt sind. Embryonale Steuerungsmoleküle, die während der Schwangerschaft

die Bildung eines Organs modulieren, werden auch im Alter nochmals verwendet, wenn die Regeneration des Herzmuskels angeregt werden soll.

Ein großes und limitierendes Problem des alternden Menschen sind die Krebs-geschwülste. Ob der diesbezügliche Durchbruch vor der Tür steht, wagt niemand zu sagen, allerdings spioniert man auch hier die Natur und die Schwangerschaft aus, um so alten Menschen Schutzmechanismen an die Hand zu geben. Es ist bekannt, dass sich während der Schwangerschaft die Immunsituation der Frau ent-scheidend ändert. Obwohl die Toleranzbereitschaft des mütterlichen Organismus für fremdes Gewebe hoch ist – ein Teil des heranwachsenden Embryos stammt ja vom Vater, wird auf der anderen Seite ein Immunsystem forciert, das verhindern soll, dass trotz der hohen Gewebstoleranz die schwangere Frau an Infektionen oder bösartigen Tumoren stirbt. Tatsächlich ist die Schwangerschaft jene Periode, wo, von Einzelfällen abgesehen Tumore sehr selten auftreten. Mitverantwortlich dafür ist ein besonderes Immunsystem, das es hochgerüstet jedoch nur bei der schwangeren Frau gibt und das sich sogenannter dendritischer Zellen bedient.

Ein großes und limitierendes Problem des alternden Menschen sind die Krebs-geschwülste. Ob der diesbezügliche Durchbruch vor der Tür steht, wagt niemand zu sagen, allerdings spioniert man auch hier die Natur und die Schwangerschaft aus, um so alten Menschen Schutzmechanismen an die Hand zu geben. Es ist bekannt, dass sich während der Schwangerschaft die Immunsituation der Frau ent-scheidend ändert. Obwohl die Toleranzbereitschaft des mütterlichen Organismus für fremdes Gewebe hoch ist – ein Teil des heranwachsenden Embryos stammt ja vom Vater, wird auf der anderen Seite ein Immunsystem forciert, das verhindern soll, dass trotz der hohen Gewebstoleranz die schwangere Frau an Infektionen oder bösartigen Tumoren stirbt. Tatsächlich ist die Schwangerschaft jene Periode, wo, von Einzelfällen abgesehen Tumore sehr selten auftreten. Mitverantwortlich dafür ist ein besonderes Immunsystem, das es hochgerüstet jedoch nur bei der schwangeren Frau gibt und das sich sogenannter dendritischer Zellen bedient.

Im Dokument Sieben Positionen zum Logos (Seite 40-68)