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5.3 Qualitative Ziele

5.3.1 Schüler/innen

5.3.1.4 Situation in der Schule

5.3.1.4.3 Lernmotivation, Schulleistungen

Einen weiteren Hinweis auf den Erfolg der Schulsozialarbeit kann die Lernmotivation der Schüler/innen geben. So sollten verschiedene Maßnahmen wie die Durchführung von Pro-jekten zum Thema „Lernen“ oder die Vermittlung in leistungsfördernde Maßnahmen Schwierigkeiten der Schüler/innen, dem Unterricht zu folgen, mindern und die Lernmoti-vation, die Leistungsbereitschaft und damit auch die Leistungen selbst positiv beeinflussen.

Betrachtet man zunächst die Lernmotivation, zeigte sich auf einer fünfstufigen Skala (1=immer groß, 5=immer gering) in den Jahren 2002 und 2003 ein Gesamtmittelwert für alle Schulen von 2,9, im Jahr 2004 von 2,8. Dabei waren die Unterschiede zwischen den Schulen etwas geringer als bei den bisher betrachteten Fragen: Im Jahr 2002 schwankte der Mittelwert zwischen 2,6 (Berufsschule zur Berufsvorbereitung) und 3,2 (Berufsschule für Spedition und Touristik, im Jahr 2003 zwischen 2,5 (Berufsschule zur Berufsvorbereitung) und 3,2 (Berufsschule für Fertigungstechnik) und in der Befragungswelle 2004 zwischen 2,5 (Berufsschule zur Berufsvorbereitung) und 3,1 (Berufsschule für Großhandels- und Automobilkaufleute). Zwischen den Schulgruppen zeigten sich in den Jahren 2002 und 2004 zwar schwache, aber signifikante55 Unterschiede. So war die Lernmotivation in die-sen beiden Erhebungswellen an den Schulen mit Schulsozialarbeit höher als an jenen ohne.

Ähnlich Ergebnisse finden sich bei den Schulleistungen. Hier lag der Mittelwert für alle Schulen, ebenfalls gemessen auf einer fünfstufigen Skala, bei der 1 sehr gute, 5 schlechte

54 Frageblock 15 im Jahr 2003, Frageblock 14 im Jahr 2004, vgl. die Fragebögen im Anhang.

55 2002: F=12,081, p=0,001, 2004: F=41,353, p=0,000; df=1 für beide Wellen.

Leistungen bedeutet, im Jahr 2002 bei 2,7, im Jahr 2003 bei 2,6 und im Jahr 2004 bei 2,5.

Die Schwankungen zwischen den Schulen waren auch hier eher gering: 2002 lagen die schulspezifischen Mittelwerte zwischen 2,4 (Berufsschule für Buchbindetechnik) und 3,0 (Spenglerhandwerk), 2003 zwischen 2,3 (BSZ Antonienstraße) und 2,9 (Fachkräfte in Arzt- und Tierarztpraxen) und 2004 zwischen 2,3 (Bau- und Kunsthandwerk) und 2,8 (Metzgerhandwerk). Zwischen den Schulgruppen gab es abermals geringe, aber signifikan-te56 Unterschiede, wobei die von den Befragten berichteten Leistungen an den Schulen mit Schulsozialarbeit stets etwas höher waren als den Schulen ohne Schulsozialarbeit.

Tabelle 18: Motivation und Schulleistungen der Schüler/innen

2002 2003 2004

Motivation Leistungen Motivation Leistungen Motivation Leistungen

Schulsozialarbeit 2,9 2,6 2,9 2,6 2,8 2,5

Keine Sozialarbeit 3,0 2,8 2,9 2,7 3,0 2,7

Gesamt 2,9 2,7 2,9 2,6 2,8 2,5

N 5420 5290 6067 5970 6642 6445

Mittelwerte, 1: hohe Motivation/gute Leistungen, 5: geringe Motivation, schlechte Leistungen

In den multivariaten Analysen ließen sich diese Ergebnisse nur eingeschränkt bestätigen.

Neben den Merkmalen Ausländeranteil, Frauenanteil und Anteil niedrig gebildeter Schü-ler/innen wurden zusätzlich der oben beschriebene Index für die Bedeutung von Leistungs-faktoren für die Anerkennung in der Klasse sowie die Häufigkeit des Vorkommens gewalt-tätiger Vorfälle in der Klasse in die Analyse aufgenommen, um den Einfluss des Klassen-klimas auf die Lernmotivation und die Schulleistungen zu kontrollieren. Ferner wurde die Zufriedenheit mit der Situation im Betrieb berücksichtigt, da von einem Einfluss auf die Lernmotivation auszugehen ist: Lehrlinge, die sich im Beruf unwohl fühlen, werden ver-mutlich auch eine geringere Leistungsmotivation in der Schule zeigen.

Die Tatsache, ob es an einer Schule Schulsozialarbeit gibt oder nicht, zeigte unter Berück-sichtigung dieser Faktoren keinen Einfluss mehr auf die Lernmotivation. Andere Faktoren stehen hier im Vordergrund: Einen in allen drei Befragungswellen zu findenden Einfluss zeigten der Anteil von Schüler/innen mit niedriger Vorbildung in der Klasse, die Bedeu-tung der LeisBedeu-tungsfaktoren für die Anerkennung in der Klasse, die Zufriedenheit im Be-trieb sowie die Häufigkeit von Gewaltvorkommnissen in der Klasse. Dabei ergab sich ein Anstieg der durchschnittlichen Motivation mit steigendem Anteil niedrig Gebildeter in der Klasse. Dieses Ergebnis ist erstaunlich und hängt möglicherweise mit Versuchen der nied-riger gebildeten Schüler zusammen, die „Lücke“ zu jenen mit höherer Vorbildung zu

56 2002: F=14,386, p=0,000, 2003: F=5,567, p=0,018, 2004: F=46,085, p=0,000; df=1 für alle Wellen.

schließen.57 Die Vermutung, wonach das Klassenklima einen Einfluss auf die Motivation hat, bestätigt sich: Sowohl der Leistungsindex als auch das Auftreten von Gewalthandlun-gen zeigten einen in allen Befragungswellen konstanten Effekt. Dabei verwundert es nicht, dass es motivationsfördernd ist, wenn Leistung für die Anerkennung in der Klasse von hö-herer Bedeutung ist und dass häufiges Auftreten von Gewalt die Lernmotivation hemmt.

Auch der vermutete Einfluss der Zufriedenheit mit der Situation im Betrieb bestätigte sich.

Je geringer die durchschnittliche Zufriedenheit der Schüler/innen mit der Situation im Be-trieb war, desto geringer war auch die durchschnittliche Motivation.

Bezüglich der Schulleistungen konnte ein über alle drei Befragungswellen konstanter Ein-fluss für die Vorbildung sowie die Motivation gefunden werden. So hatte ein höherer An-teil von Schüler/innen mit geringer Vorbildung in der Klasse erwartungsgemäß schlechtere durchschnittliche Leistungen zur Folge, eine höhere Motivation führte zu besseren Leis-tungen. In den ersten beiden Befragungswellen zeigte sich darüber hinaus ein Zusammen-hang zwischen Ausländeranteil und Schulleistungen. Je höher der Ausländeranteil lag, des-to schlechter waren die durchschnittlichen Leistungen in der Klasse. Dieser Zusammen-hang bestätigte sich jedoch in der dritten Befragungswelle nicht mehr.

Der oben festgestellte Einfluss der Schulsozialarbeit bestätigte sich teilweise. So zeigte sich in den ersten beiden Befragungswellen zwar kein Zusammenhang zwischen der Schul-gruppe und den Leistungen und auch in der dritten Befragungswelle konnte in den zehnten Klassen ein solcher Zusammenhang nicht bestätigt werden. Jedoch ergab sich für die zwölften Klassen ein hochsignifikanter Zusammenhang. Dies ist unseres Erachtens deshalb hervorzuheben, weil es sich bei diesen Klassen um den Abschlussjahrgang handelt. Offen-sichtlich zeigt das spezielle Engagement der Schulsozialarbeit bei der Prüfungsvorberei-tung Wirkung, was die VermuPrüfungsvorberei-tung zulässt, dass die Schüler/innen an den Schulen mit Schulsozialarbeit bessere Prüfungsleistungen erbringen als die Schüler/innen an den Schu-len, die nicht über dieses Angebot verfügen. Somit hätten Schüler/innen, die dieses Ange-bot nutzen können, eine bessere Ausgangslage beim Übergang ins Berufsleben. Zwar könnte diese Annahme nur untermauert werden, wenn man die tatsächlichen Prüfungser-gebnisse untersucht, erste Hinweise können aber nicht von der Hand gewiesen werden.

57 Dieses Ergebnis sollte aber nicht überinterpretiert werden. Auf der Individualebene zeigt sich, dass Schü-ler/innen mit niedrigerer Bildung eine geringfügig stärkere Tendenz haben, eine mittlere Motivation an-zugeben, während sich die Angaben der Schüler/innen mit höherer Vorbildung etwas stärker auf die fünf Kategorien verteilen.

Bei fast allen Modellen,58 die die eben berichteten Ergebnisse zeigten, war die Erklärungs-kraft der untersuchten Einflussfaktoren hoch.

Tabelle A 7 hier