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5.6 Gespräche mit den Schulleitungen

Ähnlich wie mit den Schulsozialarbeiter/innen wurden auch mit 14 Schulleitungen persön-liche (Leitfaden-)Interviews vor Ort durchgeführt und mittels Aufnahmegerät aufge-zeichnet. Der Befragungszeitraum war von Oktober bis Dezember 2003; alle 14 ange-strebten Interviews konnten erfolgreich durchgeführt werden. Unter Punkt 4.2.2.3 wurde schon auf die methodischen Besonderheiten der Interviews eingegangen, sowie der Leitfa-den für die Gespräche mit Leitfa-den Schulleitungen vorgestellt. Wichtig bei dem Aufbau des Leitfadens war eine möglichst enge Anlehnung an den Gesprächsablauf bei den Interviews mit den Sozialpädagog/innen.

Da die Schulleitungen verständlicherweise wesentlich weniger Kontakt zu den Schulso-zialarbeiter/innen als die meisten Lehrkräfte haben, konnten nicht alle Punkte des Leit-fadens, der in den Gesprächen mit Schulsozialarbeiter/innen eingesetzt wurde, übertragen werden. Manche Einschätzungen der Schulleitungen waren darüber hinaus eher vage for-muliert. In den meisten Schulen gab es zwar regelmäßige Treffen, bei denen sich Schul-leitungen und Schulsozialarbeiter/innen austauschen. Diese Treffen fanden aber eher in großen zeitlichen Abständen statt. Alle befragten Schulleitungen erwähnten zwar, dass die Schulsozialarbeiter/innen bei dringenden Fällen sofort zu ihnen kommen könnten und dies auch sehr konsequent wahrnähmen, es gäbe jedoch auch mehrmonatige Phasen, in denen keine aktuellen Vorkommnisse zu besprechen sind. Wie schon in den Gesprächen mit den Schulsozialarbeiter/innen angesprochen, sind Kontakte zwischen Schulleitungen und der unterstützenden Schulsozialarbeit an Kooperationslehrkräfte, beispielsweise Vertrauens-lehrkräfte, delegiert. In der Regel ist dies ein erfolgreiches Verfahren, wenn es um die Ver-mittlung von Problemen zur Schulleitung geht.

Auf eine Darstellung der Ergebnisse zu den Arbeitsschwerpunkten der Schulsozialarbei-ter/innen und den bearbeiteten Problemfeldern kann hier verzichtet werden. Die Angaben der Schulleitungen entsprachen weitgehend den Äußerungen der Schulsozialarbeiter/innen.

Sie fielen überdies aus dem geschilderten Abstand der Schulleitungen zur täglichen Praxis der Sozialarbeit eher allgemein aus. So wurde berichtet, dass klassenweite Projekte zwar zur Kenntnis genommen werden, zu Inhalten und Ergebnissen von Einzelfallbetreuungen war den Schulleitungen überwiegend nur wenig bekannt. Dargestellt werden an dieser Stel-le die Einschätzungen zur Akzeptanz und Einbindung der Schulsozialarbeit in die Schulor-ganisation sowie zum gegenwärtigen und zukünftigen Bedarf dieser Maßnahme.

5.6.1 Akzeptanz der Schulsozialarbeit

Die Aussagen der Schulleitungen zur Akzeptanz entsprachen überwiegend der Einschät-zung der Schulsozialarbeiter/innen. In zehn Schulen waren die Eindrücke der Schulleitung zu ihrer Tätigkeit positiv, in Teilen sogar sehr positiv. Hervorgehoben wurde die Zusam-menarbeit der Lehrkräfte mit den Schulsozialarbeiter/innen. Offenbar waren auch die per-sönlichen Kontakte sehr erfreulich, die eine wesentliche Grundlage für die vertrauensvolle Zusammenarbeit darstellen. In einigen Schulen gab es Anfangsschwierigkeiten, die inzwi-schen abgestellt sind. Sehr wenige Lehrkräfte zeigten allerdings eine mehr oder wenige offene Ablehnung der Schulsozialarbeiter/innen, die – so die befragten Schulleitungen – damit zu tun haben, dass die Lehrkräfte Einmischungen in ihre pädagogische Leitkompe-tenz befürchteten. Auch in solchen Situationen hat sich das angespannte Verhältnis im Laufe der Zeit positiv entwickelt. In vier Schulen sind solche Anlaufschwierigkeiten aufge-treten. Es ist unklar, ob es sich in diesen Fällen um persönlich schwierige Konstellationen handelte oder ob es strukturelle Probleme waren, die den Anfang der Zusammenarbeit be-schwerlich machten. In einem Fall bemerkte eine befragte Person aus der Schulleitung, dass die Schulsozialarbeit bei den Schüler/innen noch zu wenig bekannt sei und dass Schü-ler/innen die Beratungs- und Unterstützungsangebote nicht von sich aus, sondern fast aus-schließlich auf die Initiative von Lehrkräften hin wahrnahmen.

Voraussetzung für die gute bis sehr gute Akzeptanz der Schulsozialarbeit ist nach Meinung der Schulleitungen ihre Einbindung in schulische Strukturen und Informationsabläufe. Es gäbe in allen Schulen institutionalisierte Formen der Einbindung, wobei die Kontakte zur Schulleitung jedoch oft eher indirekt bleiben. Nur bei gravierenden Fällen sei die Leitungs-ebene eingeschaltet. Die konsequente Einbindung war in denjenigen Schulen, in denen es Anfangsprobleme gab, für deren Überwindung hilfreich. Dort, wo besonders positive Ein-schätzungen abgegeben wurden, wurde auch das Vertrauensverhältnis zwischen Schulso-zialarbeit und Schüler/innen hervorgehoben. Auf das strukturelle Problem, dass Besuche nur außerhalb der Unterrichtszeit stattfinden sollen, wurde nicht breiter eingegangen.

Zusammenfassend lässt sich die unterstützende Funktion der Schulsozialarbeit betonen.

Offensichtlich erkennen die Schulleitungen in der Tätigkeit der Schulsozialarbeiter/innen eine Entlastung der Lehrkräfte von schwierigen Beratungsaufgaben, für die im Schulalltag zu wenig zeitliche und personelle Ressourcen übrig wären. Außerdem sind Auswirkungen auf das Kommunikationsklima in der Schule wichtig. Die Anwesenheit der Schulsozialar-beiter/innen schafft eine gewisse Entspannung bei schwierigen Konfliktsituationen und besitzt auch symbolischen Wert: Die Berufsschule nimmt sich der besonderen Probleme

von Schüler/innen an – und dies muss durch die Anwesenheit der Schulsozialarbeiter/innen klar signalisiert werden.

5.6.2 Bedarf an Schulsozialarbeit

Nach der Einschätzung der Schulleitungen ist der dringende Bedarf zunächst berücksich-tigt, allerdings wurden in der Mehrheit der Schulen auch weitere Bedarfe formuliert. In der Mehrheit wurde überdies kritisiert, dass schulspezifisch nur halbe Stellen zur Verfügung stehen und angesichts der Arbeitsbelastung hier systematisch Mehrarbeit eingefordert wür-de. In einer Minderheit von zwei Fällen sei der Schulleitung zu Folge der Bedarf abge-deckt, eine Ausweitung sei nicht erforderlich. Alle Schulleitungen betonten, dass Kürzun-gen angesichts eines eher wachsenden Problemsdruck nicht vertretbar sind. Die AussaKürzun-gen zum allgemeinen Bedarf sind sicher auch davon geprägt, Ressourcen für die eigene Schule zu akquirieren und zu erhalten. Die Ergänzung der Lehraufgaben durch sozialpädagogische Hilfen ist angesichts der Orientierungsprobleme bei den Schüler/innen seitens der Schullei-tungen anerkannt.

Aus den Gesprächen mit den Schulleitungen lässt sich resümierend festhalten:

(1) Die Schulsozialarbeiter/innen haben bei Bedarf einen direkten Zugang zur Schullei-tung. Dies korrespondiert mit den Aussagen der Schulsozialarbeiter/innen zu den Ziel-vereinbarungen. Wichtiger für den Erfolg der Schulsozialarbeit erscheint ihre operationale Einbindung auf der Ebene des Lehrerkollegiums.

(2) Anfangsschwierigkeiten gingen auf Kompetenzvorbehalte und vermeintliche Ein-mischungen zurück. Sie sind inzwischen überwunden.

(3) Überwiegend wird ein in Zukunft ein eher steigender Bedarf an Unterstützung durch Schulsozialarbeit erwartet. Ein Rückbau der Maßnahme sei nicht zu vertreten, auch wenn in Einzelfällen die Auslastung schwankend ausfallen mag.