• Keine Ergebnisse gefunden

Ergebnisse der Analyse von Facharbeit 2

5. Darstellung der Ergebnisse

5.2 Ergebnisse der Analyse von Facharbeit 2

In ihrer Facharbeit berichtet die Studierende über ihre Erfahrungen während des Praktikums in einer Einrichtung der stationären Jugendhilfe. In der 12-wöchigen Praxisphase betreut sie eine Jugendliche, die sich Selbstverletzun-gen zufügt. Am Ende des Praktikums hat sie die Aufgabe, über den Verlauf der Betreuung eine Facharbeit zu schreiben. Dazu ist es erforderlich, dass sie eine umfassende Analyse der Problemlage der Jugendlichen vornimmt. Der von der Schule erstellte Leitfaden sieht unter anderem vor, dass sich die Stu-dierenden in der Facharbeit mit dem pädagogischen Umgang in der Praxis-einrichtung auseinandersetzen, pädagogisch-psychologische Erklärungsan-sätze hinzuziehen und pädagogische Handlungsmaßnahmen formulieren und das Praktikum in Bezug auf verschiedene Aspekte reflektieren.

Die Studierende berichtet in ihrer Facharbeit auch über ihre Erfahrungen mit dem Team. Sie erlebt, wie das Team agiert und welche Konsequenzen das für die Klientel hat.

Um die in dem Facharbeitstext vermuteten Deutungsmuster und Hand-lungsorientierungen der Studierenden aufzuspüren, werden die einzelnen Se-quenzen von den Experten in einem vorbereitenden Schritt den Suchkriterien zugeordnet und in Bezug auf das Arbeitsfeld der stationären Jugendhilfe kontextualisiert.

5.2.2 Zuordnung der Sequenzen zu den Suchkriterien

Suchkriterium

Institutionelle Aspekte der stationären Jugendhilfe Leitfrage

Welche Einstellung/Haltung entwickelt die Verfasserin/der Verfasser zur Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in einer stationären Jugend-hilfeeinrichtung?

Sequenz (Nr.)

Suchkriterium:

Institutionelle Aspekte

Kontextualisierung in Bezug auf die stationäre Jugendhilfe

5 2.1 Institutionelle Rahmenbedin-gungen

Die Kinder- und Jugendeinrichtung […] in […] besteht seit […] und wurde am […] von der Stiftung […] übernommen. Zur Stiftung ge-hören mehrere Einrichtungen u. a.

auch das Kinder- und Jugendkran-kenhaus […]. Die Stiftung betreut und fördert u. a. kranke, behinderte und erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche sowie junge Er-wachsene. In den zur Stiftung ge-hörenden Einrichtungen wird den Kindern und Jugendlichen fachge-rechte psychiatrische und psycho-logische Betreuung geboten. Re-gelmäßig sind ein Facharzt und ein/e psychotherapeutischer Mitar-beiter/in aus dem Kinder- und Ju-gendkrankenhaus […] beratend in […] tätig.1

Die Auseinandersetzung mit den konzeptionellen Grundlagen der Einrichtung ist verbindlich in dem Leitfaden für die Erstellung einer Facharbeit an der Bundeswehrfach-schule Hamburg vorgesehen.

Diese Sequenz wurde auch dem Suchkriterium „Spezifische Aspek-te der betreuAspek-ten KlienAspek-tel“ zugeord-net.

Sequenz (Nr.)

Suchkriterium:

Institutionelle Aspekte

Kontextualisierung in Bezug auf die stationäre Jugendhilfe

Aufgrund der sehr unterschiedli-chen Verhaltensstörungen und/oder psychischen Verhaltensauffällig-keiten der Kinder und Jugendlichen bietet die Einrichtung eine Vielzahl an freizeitpädagogischen und the-rapeutischen Angebote.2 Die syste-mische Arbeit steht dabei im Vor-dergrund.

Die Einrichtung […] besteht aus mehreren Häusern auf einem ca.

20.000 m² großen Gelände. Die Einrichtung in […] verfügt über vier feste Gruppen mit jeweils neun bis zehn Kindern. Die Grup-penstärke hängt von der räumli-chen Ausstattung der Häuser ab.

Die Anzahl der Mitarbeiter pro Gruppe variiert. In der Konzeption ist sie jedoch mit fünf Mitarbeitern pro Gruppe ausgeschrieben. Dar-über hinaus gibt es eine Inobhut-nahme/Clearinggruppe mit Platz für sieben Kinder sowie ein Team für flexible und ambulante Famili-enhilfe. Letzteres besteht aus der-zeit circa acht Fachkräften sowie Begleiter des Betreuten Wohnens, die für diese Gruppen zuständig sind. Das große und freizügige Ge-lände der […] bietet ausreichend Frei- und Spielflächen sowie eine Reitanlage und einen Stall für Pferde. Des Weiteren gehört eine Außenwohngruppe zur Einrich-tung, die sich in […] befindet.3

1 Konzeption [der Einrichtung;

P.T.].

2 Konzeption [der Einrichtung;

P.T.].

3 Konzeption [der Einrichtung;

P.T.].

Sequenz (Nr.)

Suchkriterium:

Institutionelle Aspekte

Kontextualisierung in Bezug auf die stationäre Jugendhilfe

6 2.2 Beschreibung der Klientel Die Kinder und Jugendlichen der […; die Praxiseinrichtung, P.T.]

sind zwischen fünf und achtzehn Jahre alt. Die Gruppen setzen sich altersübergreifend zusammen, um ein familienähnliches Gefüge dar-zustellen. Die meisten Kinder sind aufgrund elterlicher Vernachlässi-gung in stationäre Obhut genom-men worden und verbleiben im Rahmen der systemischen Arbeit bis zur Rückführung in das Eltern-haus in der Einrichtung. Kinder, die aufgrund schwerwiegender Vorkommnisse im Elternhaus nicht wieder zurückgeführt werden kön-nen, werden auch nach Vollendung des 18. Lebensjahres von der am-bulanten Familienhilfe im betreu-ten Wohnen begleitet. Die Kinder und Jugendlichen haben in der Ein-richtung […] je nach Ausstattung der Gruppenräumlichkeiten über-wiegend Einzelzimmer.

Neben der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie ist der systemi-sche Ansatz der am weitesten ver-breitete und praktizierte Therapie-ansatz, dessen Schwerpunkt auf dem sozialen Kontext psychischer Störungen, insbesondere auf Inter-aktionen zwischen Mitgliedern der Familie und deren sozialer Um-welt, liegt.

Die systemische Sichtweise bzw.

das Arbeiten nach dem systemi-schen Ansatz ist insbesondere in der stationären Jugendhilfe geeig-net, das Zusammenwirken von Per-son und sozialer Umwelt in den Blick zu nehmen.40

Diese Sequenz wurde auch dem Suchkriterium „Spezifische Aspek-te der betreuAspek-ten KlienAspek-tel“ zugeord-net.

25 In der Gruppe […] waren während des Praktikums insgesamt sieben Fachkräfte, darunter ein Sozialpä-dagoge1 als Gruppenleiter sowie sechs Erzieher und eine FSJ-Kraft, tätig. Bei den sechs Erziehern gab es vier Vollzeit- und zwei Teilzeit-angestellte. Demnach betreuen wo-chentags bei idealer Schichtbeset-zung zwei Fachkräfte und eine FSJ-Kraft die Kinder und Jugendli-chen der Gruppe. An den WoJugendli-chen-

Wochen-Leistungsvereinbarungen in Bezug auf die Personalschlüssel finden sich in unterschiedlicher Ausge-staltung in den einzelnen Bundes-ländern. In Hamburg gibt es z. B.

eine Vereinbarung nach § 78b SGB VIII zwischen der Stadt Hamburg und den Einrichtungsträgern.

Aktuell beträgt die Relation zwi-schen pädagogischem Betreuungs-personal und Minderjährigen 1 zu

40 Vgl. hierzu Systemische Gesellschaft. (o. J.). Systemischer Ansatz. Verfügbar unter https://systemische-gesellschaft.de/systemischer-ansatz/.

Sequenz (Nr.)

Suchkriterium:

Institutionelle Aspekte

Kontextualisierung in Bezug auf die stationäre Jugendhilfe

enden variiert der Betreuerschlüs-sel je nachdem wie viele Kinder in der Einrichtung verbleiben oder im Besuchswochenende bei ihren El-tern oder anderen Familienangehö-rigen sind. Diese ideale Schichtbe-setzung finde ich gut, weil dadurch intensiver auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen eingegan-gen werden kann und verschiedene Angebote bzw. Aktivitäten durch-geführt werden können und sich nicht alles auf dem Gelände der […; die Praxiseinrichtung, P.T.]

ab.

1 Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die weibliche Schreibweise verzichtet. Stadt-teilen der Stadt […] und bietet vie-le Einkaufmöglichkeiten und Ver-eine, wie zum Beispiel die Freiwil-lige Feuerwehr, die DLRG und di-verse Sportvereine. Meiner Mei-nung nach bietet die Lage der Ein-richtung den Kindern und Jugendli-chen die Möglichkeit, sich zu ent-spannen und dadurch einen eigenen Lebensrhythmus ohne Druck der Gesellschaft zu entwickeln. Die Kinder und Jugendlichen können auf dem weitläufigen Gelände und den angrenzenden Feldern sie selbst sein und müssen sich nicht den Vorstellungen Anderer anpas-sen.

Hier tritt die Grundhaltung der Verfasserin in Bezug auf die Arbeit in einer stationären Jugendhilfeein-richtung zutage.

41 Vgl. Beschluss der Hamburger Vertragskommission vom 1. Februar 2019 „Leistungs-vereinbarung nach § 78b SGB VIII“, S. 3. Verfügbar unter https://www.hamburg.de/

fachanweisungen-globalrichtlinien/4422294/beschluesse-vertragskommission/.

Sequenz (Nr.)

Suchkriterium:

Institutionelle Aspekte

Kontextualisierung in Bezug auf die stationäre Jugendhilfe

38 Die Kinder und Jugendlichen ha-ben in der Gruppe […] alle Einzel-zimmer. Diese sind in der Regel alle gleich ausgestattet und verfü-gen lediglich über einen Kleider-schrank, ein Bett, ein Sideboard, einen Schreibtisch und einen Stuhl.

Gelegentlich ist auch ein Nacht-tisch oder ein kleiner (Spiel)Tep-pich zu finden. Die Zimmer sind deshalb so karg ausgestattet, da die Kinder und Jugendlichen oftmals aufgrund ihrer verschiedenen Ver-haltensweisen und den damit ver-bundenen Aggressions- und Wut-ausbrüchen die Möbel beschädi-gen.

Dazu heißt es in den Fachlichen Empfehlungen des Bayerischen Landesjugendamts: „Raumpro-gramm und -ausstattung, Anlagen und sonstige Einrichtungen müssen baulich und funktional so beschaf-fen sein, dass sie den Bedürfnissen der jungen Menschen und der pä-dagogischen Zweckbestimmung entsprechen“.42

Diese Sequenz wurde auch dem Suchkriterium „Spezifische As-pekte der betreuten Klientel“ zuge-ordnet.

39 Andererseits fehlt dadurch eine ge-wisse „Wohlfühlatmosphäre“. Die Kinder können deshalb mit eigenen Einrichtungsgestände wie zum Bei-spiel Teppiche und Deko-Acces-soires, die sie entweder selbst kau-fen oder sich schenken lassen, das Zimmer ausstatten.

Diese Sequenz wurde auch dem Suchkriterium „Spezifische As-pekte der betreuten Klientel“ zuge-ordnet.

41 Die Gruppe setzte sich zum Zeit-punkt meines Praktikums aus vier Jungen und sechs Mädchen zwi-schen acht und achtzehn Jahren zu-sammen. Dabei spielte das jewei-lige Störungsbild des Kindes/des Jugendlichen keine Rolle, da die Einrichtung grundsätzlich darauf bedacht ist, freie Kapazitäten ent-sprechend zu nutzen. Ich halte die-se Herangehensweidie-se von Seiten

Heimerziehung findet in der Regel in alters- und geschlechtsgemisch-ten Wohngruppen statt. Die Grup-pe bietet sowohl in strukturierter als auch in informeller Form den sozialen Ort, der Leben und Lernen in einem ermöglicht.

Demgegenüber steht das Gebot der Wirtschaftlichkeit, das besagt, dass der Träger der Einrichtung die Ge-währ für eine ordnungsgemäße

42 Bayerisches Landesjugendamt. (2014, März). Fachliche Empfehlungen zur Heimerzie-hung gemäß § 34 SGB VIII – Fortschreibung, S. 40. Verfügbar unter https://www.blja.

bayern.de/imperia/md/content/blvf/bayerlandesjugendamt/schriften/fachliche_empfeh lungen_2014_34.pdf.