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Generierung von Suchkriterien

4. Anlage der empirischen Untersuchung

4.3 Algorithmus für die diskursive Validierung der Facharbeiten

4.3.4 Generierung von Suchkriterien

Im Anschluss an die Sequenzierung wurden die drei Facharbeiten den Ex-perten mit folgendem Arbeitsauftrag übergeben:

Arbeitsauftrag

Bitte paraphrasiert jede Sequenz.

Notiert bitte anschließend spontan eure Assoziationen. Was könnten mögli-che Suchkriterien sein, mit denen sich die Deutungsmuster aufspüren lassen?

Die Suchkriterien liefern die Basis für die Identifizierung der Deutungsmus-ter. In Bezug auf das methodische Vorgehen zur Generierung der Suchkrite-rien standen zwei Optionen zur Auswahl:

1) das deduktive Vorgehen

Beim deduktiven Vorgehen erfolgt die Festlegung der Suchkriterien im Vorfeld des Forschungsprozesses. Diese können sich beispielsweise auf Einschätzungen in Bezug auf die Genese von Störungsbildern, Ansichten in Bezug auf professionelles Handeln, Werthaltungen und deren Auswir-kung auf pädagogische Konsequenzen und Grundüberzeugungen des pä-dagogischen Handelns beziehen. Das bedeutet, dass die Facharbeitstexte systematisch anhand dieser Kategorien untersucht werden.

2) das induktive Vorgehen

Beim induktiven Vorgehen ergeben sich die Suchkriterien direkt aus dem Untersuchungsprozess.

Für diese Arbeit wurde ein induktives Verfahren gewählt. Die Entscheidung wird damit begründet, dass den Interpreten dadurch Raum gegeben wird, alle in Frage kommenden Handlungsorientierungen, die in den Facharbeitstexten der Studierenden zu finden sind, in den Blick zu nehmen. Damit soll vermie-den wervermie-den, dass sich die Interpreten von vornherein auf die vorgegebenen Kategorien konzentrieren und andere relevante Deutungsmuster unberück-sichtigt bleiben.

Von den Experten wurden folgende Schwerpunkte assoziiert:

 Umgang mit den Kindern und Jugendlichen

 Biografien der Kinder und Jugendlichen

 Finanzierung der stationären Jugendhilfe

 institutionelle Rahmenbedingungen und Trägerschaft

 Teamarbeit

 Reflexion

 Teamkonflikte

 theoretische Grundlagen

 pädagogische Ansätze

 Regelwerke und Sanktionen in stationären Jugendhilfeeinrichtungen

 Störungs- und Krankheitsbilder

 Umgang mit Problemverhalten

 Hilfepläne/Hilfeplanung

 Personal und seine Qualifikation

 pädagogische Konzepte

 Elternarbeit.

Aus den von den Experten genannten Schwerpunkten wurden mit der Me-thode des Clusterns fünf Suchkriterien generiert. Deren theoretische Verbin-dung besteht darin, dass sie sich in den Diskurs der stationären Jugendhilfe einbinden lassen. Die Suchkriterien beziehen sich auf folgende Aspekte der stationären Jugendhilfe:

1) Suchkriterium in Bezug auf institutionelle Aspekte der stationären Ju-gendhilfe

Angeknüpft wird hierbei an ein institutionelles Verständnis, bei dem da-von ausgegangen wird, dass die strukturellen Rahmenbedingungen einer stationären Einrichtung das pädagogische Handeln der Akteure wesent-lich beeinflussen.

Um die Zuordnung zu diesem Kriterium zu unterstützen, wurde folgende Leitfrage formuliert:

Welche Einstellung/Haltung entwickelt die Verfasserin/der Verfasser zur Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in einer stationären Ju-gendhilfeeinrichtung?

2) Suchkriterium in Bezug auf spezifische Aspekte der betreuten Klientel in einer stationären Einrichtung

Im Zentrum dieses Kriteriums stehen die Sichtweisen und Einschätzungen der Akteure in Bezug auf die zu betreuende Klientel unter Berücksichti-gung institutioneller Vorgaben und Erwartungen (vgl. auch Pfeiffer, 2010, S. 1).

Um die Zuordnung zu diesem Kriterium zu unterstützen, wurde folgende Leitfrage formuliert:

Aus welcher Perspektive beschreibt die Verfasserin/der Verfasser die Kli-entel?

3) Suchkriterium in Bezug auf das Instrument der Hilfeplanung

Die Hilfeplanung steht im Zentrum der pädagogischen Arbeit in der stati-onären Jugendhilfe und erfolgt auf der gesetzlichen Grundlage des Achten Sozialgesetzbuches (§ 36 „Mitwirkung, Hilfeplan“). Sie ist geprägt durch die Interaktionen zwischen den pädagogischen Fachkräften und den von ihnen betreuten Kindern und Jugendlichen. Definiert ist die Hilfeplanung über berufspraktische Standards (vgl. Pfeiffer, 2010, S. 1).

Um die Zuordnung zu diesem Kriterium zu unterstützen, wurde folgende Leitfrage formuliert:

Welche Sichtweise entwickelt die Verfasserin/der Verfasser in Bezug auf das Instrument der Hilfeplanung?

4) Suchkriterium in Bezug auf den Erwerb fachlicher Expertise und eines mehrperspektivistischen Blicks

Angeknüpft wird an das von Maja Heiner handlungstheoretisch ausgerich-tete Rahmenmodell des professionellen Selbstverständnisses der Sozialen Arbeit. Es enthält Aussagen über die Aufgabe der Sozialen Arbeit, ihre grundlegende Zielsetzung, ihr Handlungsfeld und ihre methodische Her-angehensweise (vgl. Heiner, 2004, S. 42). Die methodische Herangehens-weise nach Heiner erfolgt ressourcenorientiert, mehrdimensional, mehr-perspektivisch, vernetzend, alltagsorientiert, umweltbezogen sowie parti-zipativ (vgl. ebd.).

Um die Zuordnung zu diesem Kriterium zu unterstützen, wurde folgende Leitfrage formuliert:

Welche fachlichen Erkenntnisse und Blickrichtungen erwirbt die Verfas-serin/der Verfasser?

5) Suchkriterium in Bezug auf die Arbeit im Team

Die inhaltliche Ausrichtung der Teamarbeit in der stationären Jugendhilfe erfolgt an den spezifischen Anforderungen, die in diesem Arbeitsfeld an die pädagogischen Akteure gestellt werden. Zentrale Bezugspunkte sind dabei die Relationen zwischen Hilfeplanung nach § 36 und Qualitätssi-cherung nach § 79a (Qualitätsentwicklung in der Kinder- und Jugendhilfe) SGB VIII. Die Qualität der Teamarbeit wird bestimmt durch „Ziele und Leistungen der Umsetzung, strukturelle Voraussetzungen, über Team-Mitglieder mit einer entsprechenden Grundhaltung zur Team-Arbeit und dem Selbstverständnis, Team als professionelle Methode zu begreifen“

(zitiert aus Zeitschrift Jugendhilfe, Heft 1/2002, S. 33). So gesehen ist die Basis der Teamarbeit eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, bei der sich die Mitglieder durch ein hohes Reflexionsvermögen auszeichnen und mit ihren verschiedenen Eigenschaften und Kompetenzen kooperieren.

Entscheidend ist, dass alle Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiter konstruktiv für den Ergebniszweck genutzt werden (vgl. Scherpner, Fink

& Kowollik, 1976, S. 12).

Um die Zuordnung zu diesem Kriterium zu unterstützen, wurde folgende Leitfrage formuliert:

Welchen Stellenwert hat die Arbeit im Team für die Verfasserin/den Ver-fasser?

Die Leitfragen zu den Suchkriterien sollten für die Experten eine Orientie-rung darstellen, um ihnen die Diskussion bei der Zuordnung der paraphra-sierten Sequenzen zu den Suchkriterien im Zuge des Validierungsprozesses zu erleichtern.