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4. VOM MUSEUMSGEDANKEN ZUM BAUPROJEKT - ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG DES DEUTSCHEN HYGIENE-MUSEUMS UND ENTWICKLUNG DES DEUTSCHEN HYGIENE-MUSEUMS

5.1. Lage und Baumassen

Der Bauplatz des Deutschen Hygiene-Museums liegt in der Sekundogenitur zwischen Zinzendorfstraße, Johann-Georgen-Allee und Albrechtstraße am Rand des Großen Gartens1 (Abb. V/1). Der Museumsbau wurde in den Jahren 1928-1930 in der verlängerten Hauptachse des Großen Gartens und damit in unmittelbarer Beziehung zu Park und Palais errichtet (Abb.

V/2). Eine Verlegung der Albrechtstraße im 90 Grad Winkel zur Hauptallee des Großen Gartens und eine geänderte Hauptverkehrsführung über die Lennéstraße hatte zur Folge, dass sich der Museumsbau mit dem so geschaffenen Lingnerplatz in einer ruhigeren Lage befand, ohne die gute verkehrstechnische Anbindung an die Alt- und Neustadt zu verlieren.2 Aus der folgenden, detaillierten Baubeschreibung des Zustands von 1930 wird hervorgehen, wie der Architekt Wilhelm Kreis den durch die Lage des Bauplatzes vorgegebenen axialen Bezug aufgriff und bis in den inneren Grundriss des Museumsneubaus umsetzte.

1 Die älteste Dresdner Gartenanlage war von Johann Friedrich Karcher für Kurfürst Johann Georg II. als Lustgarten im axialen französischen Stil ab 1676 angelegt worden. Im nördlichen Teil des Gartens befindet sich das von Georg Starcke von 1678 bis 1683 im repräsentativen Barockstil erbaute Palais Prinz Georg.

2 Ursprünglich geplant war, den Museumsneubau an der verlängerten Zirkusstraße zu errichten. Die Verlegung des Bauplatzes an die verlängerte Albrechtstraße und in die Hauptachse des großen Gartens vollzog sich ohne große Schwierigkeiten in Zusammenarbeit der zuständigen Stellen. Der Zeitgenosse Fritz Heitsch polemisiert in zwei Beiträgen heftig gegen „den völlig verfehlten Bauplatz des Hygienemuseums“ als zerstörerischen „brutalen Eingriff“ in die „fein abgestimmte Gartenanlage“ und deren Baumbestand. Er kritisiert die Lage des Neubaus im Park und wirft der Stadt Desinformationspolitik, Verschleierungstaktik und gezielte Irreführung der Öffentlichkeit in der Frage der Bauplatzfindung vor. Man habe seitens der offiziellen Stellen die Verlegung des ursprünglichen Bauplatzes erst viel zu spät bekannt gemacht beziehungsweise in ihrer Tragweite in den Presseberichten bewusst verharmlost, um öffentlichen Protest zu verhindern. Evidentestes Beispiel für die Verunklärung stellt eine am 17.

April 1927 in den Dresdner Nachrichten, drei Monate nach der Ankündigung der Planänderungen im Dresdner Anzeiger vom 1. Januar 1927, publizierten Zeichnung (Abb. V/3) dar, die noch den ursprünglichen Planungsstand suggerieren soll. Heitsch weist nach, dass Bauabmessungen und Grundstücksgröße nicht miteinander zu vereinbaren sind und stellt den Plan als grobe Täuschung heraus. Die Dresdner hätten zwar am 9. Juni 1927 vom Beschluss des Ratskollegiums zur Bauplatzverlegung erfahren, jedoch ohne genaue Angaben. Anfang Juli sei über Änderung des Bebauungsplanes für den Bereich der Sekundogenitur berichtet worden, wiederum ohne Angaben zur Positionierung des Baus. Vgl. Fritz Heitsch: Die Verschleierungskünste bei der Zerstörung des Parks der Sekundogenitur. Dresden o.J., 8 S.; Fritz Heitsch: Das Museumsgebäude an der Albrechtstraße – ein Muster der Unzulänglichkeit. Dresden o.J., 8 S. Aus Quellen der Stadt geht allerdings hervor, dass die Stadtverordneten am 11. Juni 1927 in einem dringlichen Schreiben über die Entscheidung des Architekten Wilhelm Kreis informiert wurden, den Museumsneubau in die Hauptachse des Großen Gartens zu verlegen, „jedoch d ie Hauptbaumasse weiter in Richtung nach der verlängerten Albrechtstraße zu anzuordnen.“ Vgl. Schreiben vom 11. Juni 1927 vom Rat der Stadt Dresden an die Stadtverordneten. Stadtarchiv Dresden. Akten der Stadtverordneten zu Dresden. H. 114 Bd. I: Deutsches Hygiene-Museum in Dresden, Bl. 272-276, hier 272.

Als wichtigste Quellen für die Baubeschreibung dient eine kleine Anzahl noch erhaltener Ausführungspläne, die sich heute im Archiv des Deutschen Hygiene-Museums befinden. Im Kreis-Archiv in Bad Honnef ist kaum noch Planmaterial zum Deutschen Hygiene-Museum vorhanden, da die meisten Unterlagen verloren gingen. Hilfreich sind die in beiden Archiven noch existierenden zeitgenössischen Fotos, welche in Ergänzung zu den wenigen Plänen und Zeichnungen die eigentliche Grundlage der Baubeschreibung darstellen. Der Rückgriff auf zeitgenössische Sekundärquellen3 ist wegen der mangelhaften Lage bei den Primärquellen unbedingt erforderlich.4

Bei den anglo-amerikanischen Fliegerangriffen in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 wurde das Deutsche Hygiene-Museum schwer getroffen und zu 80% zerstört.5 Nach dem Krieg wurde das Gebäude nicht unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wieder aufgebaut.

Man hielt sich beim Wiederaufbau jedoch nur grob an die Hauptmerkmale der einzelnen Bauteile, so dass heute zumindest noch der Gesamteindruck, die Proportionen der einzelnen kubischen Baukörper und die Größenverhältnisse ablesbar sind. Auf die Zerstörungen im Einzelnen wird an den entsprechenden Stellen noch hingewiesen.6

3 Hier sind vor allem zu nennen: Martin Richard Möbius: Der Bau. In: Georg Seiring, Martin Richard Möbius, Walther Schulze (Hrsg.): Das Deutsche Hygiene-Museum. Architektur Prof. Dr. Wilhelm Kreis.

Berlin/Leipzig/Wien 1930, S. 9-14; Walter Mälzer: Das Deutsche Hygiene-Museum. Seine technische Ausgestaltung. In: Die Baugilde 12. Berlin 1930, S. 1065-1072; Georg Seiring: Erläuterungsbericht zum Bau-Abschluß des Deutschen Hygiene-Museums. Aufgestellt am 31. Oktober 1931. Typoskript im Archiv des Deutschen Hygiene-Museums, 14 S. (Signatur 1931/14); Georg Seiring: Unveröffentlichte Lebenserinnerungen. Typoskript im Archiv des Deutschen Hygiene-Museums, 35 S.; Georg Seiring: Lingner und sein Werk ′Das Deutsche Hygiene-Museum′. In: Hygiene. Sonderheft der Zeitschrift für Desinfektions- und Gesundheitswesen. Heft 5. Teil I (Mai). Jg.

22. Berlin 1930, S. 267 und S. 270-274. Gesondert zu nennen ist die Schrift: Das Deutsche Hygiene-Museum im Jahre 1933. Im Anhang: Ein Rückblick auf die Entwicklung des Museums. Dresden o.J. (1933). Die in den oben genannten Schriften angegebenen Baudaten differieren bei einigen Maßangaben leicht.

4 Die Tendenzen der Entwurfsplanung werden in Abschnitt 5.2. zusammenfassend dargestellt und erläutert. Im Anhang findet sich eine tabellarische Aufstellung aller heute noch existierenden Abbildungen von Entwurfszeichnungen und Modellen. Stichwortartig aufgeführt können die planerischen Abweichungen dort im Detail für jeden Bauteil nachvollzogen werden.

5 Einige Informationen zu den genauen Schäden am Gebäude geben neben wenigen Fotos im Archiv des Museums (Bauoberleitung/Wiederaufbau/Werterhaltung, 1945/47. Fotodokumentation F 140, F 141) vor allem die folgenden Quellen, die sich ebenfalls im Archiv des Deutschen Hygiene-Museums befinden: Deutsches Hygiene-Museum e.V.

Dresden. Bericht über das Geschäftsjahr und das Rechnungswerk 1944/45. (Signatur 45/1); Unerläßliche Sofort-Maßnahmen zur Verhütung weiteren Gebäudeschadens und zur gebotenen Leistungssteigerung des Deutschen Hygiene-Museums, Dresden. (Signatur 48/1); Der Wiederaufbau des Deutschen Hygiene-Museums.

Gesamtkostenberechnung. Januar 1946. (Signatur 45/3, Bl. 1-22).

6 Bei der Beschreibung des Außenbaus soll der heutige Zustand im Hintergrund stehen. Die Bauabschnitte beziehungsweise Fassaden, die sich heute bis auf einzelne Abwandlungen in ihren Grundzügen noch so darstellen wie 1930, sollen im Präsens beschrieben werden unter Angabe der Veränderungen. Die größte Authentizität ist heute nur noch bei der Schauseite gegeben, und auch hier streng genommen nur bei der Frontalansicht des hohen Mittelbaus. Überwiegen die Veränderungen an der Fassadengestalt und der Abwicklung der Wandöffnungen, wie

Eine gärtnerisch-architektonisch ausgebildete Vorplatzanlage im Ausmaß von 100 m x 60 m, der heutige Lingnerplatz, bildet die Überleitung von den Sportanlagen auf den Güntzwiesen (Abb. V/4) zum Museumsbau, der auch seitlich von großen Grünanlagen umgeben ist (Abb.

V/5). Im Eröffnungsjahr des Museums stand der Neubau außerdem in Beziehung zu den temporären Bauten der Internationalen Hygiene-Ausstellung (Abb. V/6). Luftaufnahmen zeigen, dass die rückwärtigen Gebäudeteile des Museumsbaus, welcher der Altstadt Dresdens den Rücken zukehrt, damals äußerst nahe an die Bebauung der Zinzendorfstraße herangebaut waren (Abb. V/7-9). Die großen Kuben des Gebäudes bildeten einen gewagten Kontrast zu der Wohnbebauung hinter dem Museum. In der so in voller Länge ausgenutzten Achse der Parkallee beschreibt der Grundriss des Baus im Kern ein Rechteck (Abb. V/5). Ein großer rechteckiger Innenhof wird von dreigeschossigen, 19 Meter hohen Flügelbauten gebildet. Der akzentuierte, der Stadtseite abgewandte Haupteingang des Museums liegt in einem viergeschossigen, 29 Meter hohen, kubischen Baukörper, welcher an der dem Großen Garten zugewandten Schmalseite des Hofrechtecks dieses durchschneidet und weit vor das durch die niedrigeren Hofflügel gebildete Rechteck hervorspringt. Dem wuchtig hervorspringenden Kubus sind wiederum teils flankierend, teils vorgelagert, zwei symmetrisch gestaltete Vorbauten zugeordnet.

Bei diesen Vorbauten, im Folgenden Kopfbauten genannt, handelt es sich um rechteckige Baukörper aus 11 Meter hohen Flügeln, welche je zwei quadratische Innenhöfe umschließen.

Durch den Hauptbau und die beiden Kopfbauten gerahmt, ergibt sich vor der Hauptfassade ein Ehrenhof, der, ursprünglich mit einem rechteckigen Wasserbecken versehen, die Gruppierung der Baumassen ergänzt. Der in zwölf Monaten gebaute Rohbau des Museums umfasste 128.000 Kubikmeter umbauten Raum und bot bei einer bebauten Fläche von 9.000 Quadratmetern eine Nutzfläche von 20.000 Quadratmetern.7

vor allem bei den Fassaden der Hofflügel, erfolgt die Beschreibung in der Vergangenheitsform unter kurzem Hinweis auf die heutige Situation.

7 Die Angaben zu den Baudaten, Rauminhalten und Flächen variieren in der Literatur. Die hier angegebenen Maße finden sich bei: Martin Richard Möbius: Der Bau. In: Georg Seiring, Martin Richard Möbius, Walther Schulze (Hrsg.): Das Deutsche Hygiene-Museum. Architektur Prof. Dr. Wilhelm Kreis. Berlin/Leipzig/Wien 1930, S. 13.

5.1.1. Der Mittelbau

Da der Mittelbau in seinem vorderen Teil im Krieg nicht beschädigt worden ist, präsentiert sich die Eingangsfassade (Abb. V/10-12) dem Besucher auch heute noch in ihrer ursprünglichen, charakteristischen Gestalt. Das Gesamtbild wird bestimmt durch den dem hohen Kubus des Mittelbaus vorgelegten, beidseitig eingezogenen Risalit mit einer fünfachsigen Portikus, die von zwei äußeren, die Dachlinie knapp durchstoßenden Pylonen flankiert wird. Die aus neun Teilen zusammengesetzten, 18 Meter hohen Granitpfeiler bauen sich sockellos aus dem oberen Podest einer vorgelagerten Freitreppe auf. Oben abschließend zusammengefasst werden die Pfeiler durch ein Gebälk aus 31 leicht trapezförmigen Werkstücken. Darüber legt sich eine schmucklose Attika, die 1930 wie sämtliche Wandflächen des Gebäudes weiß verputzt war.8 Die eigentliche Eingangsfassade, die in geringem Abstand hinter der Pfeilerfront der Portikus liegt, gliedert sich durch schmale mit den Portikuspfeilern korrespondierenden Wandvorlagen (Abb. V/14,15). In deren Zwischenräumen befinden sich in der unteren Zone fünf Eingänge in Form von schweren, zweiflügeligen, von Spiegelglas unterbrochenen, glänzenden Aluminiumtüren (Abb. V/16), welche in schwere Granitrahmen eingestellte Supraportenfenster (Abb. V/14) besitzen. In einer höheren Zone folgen stehende, die restlichen Flächen ganz öffnende, steingerahmte Fensterbahnen, welche durch zierliche Metallstege gegliedert sind und halbrunde Balkonaustritte (Abb. V/14,15) mit Gittern und Türblättern aus poliertem Stahl als unteren Abschluss haben.

An den Seitenwänden des hohen Mittelbaus lässt sich dessen Funktion als zentraler Angelpunkt der inneren Gebäudeorganisation und als spannungsvolles Bindeglied zwischen den rundherum angelagerten niedrigeren Bauteilen der beiden Kopfbauten und der Hofflügel ablesen.

So verweisen im vorderen Viertel der Seitenfassaden ein langgestrecktes, stehendes, hervortretendes Kastenfenster und ein darunter befindliches liegendes Rechteckfenster auf die Lage des Treppenhauses im Mittelbau (Abb. V/17-19). Die weit nach hinten zurückspringenden und in den rechteckigen Hofkomplex einschneidenden Seitenfassaden des hohen kubischen Mittelbaus (Abb. V/5,6) präsentieren sich, horizontal zweigeteilt, in einer oberen Zone als vollständig geschlossene Putzfläche. In einer unteren Zone werden die Seitenwände des

8 Bei der bis heute erhaltenen Inschrift „Deutsches Hygiene-Museum“ aus vergoldeten Antiqua-Buchstaben auf der Attika handelt es sich um eine spätere Zutat der 1930er Jahre (Abb. V/13). Dass Wilhelm Kreis dieser Zutat zunächst ablehnend, zumindest aber äußerst skeptisch gegenübergestanden haben muss, belegt eine Passage unter IV aus dem Protokoll einer Sitzung des Geschäftsführenden Ausschusses vom 5.9.1930. Dort heißt es: „Der Name 'Deutsches Hygiene-Museum' soll unverändert beibehalten werden. Professor Dr. Kreis soll nochmals erwägen, den Namen 'Deutsches Hygiene-Museum' im Mittelfelde der Eingangspforte anzubringen.“ Archiv des Deutschen Hygiene-Museums (Signatur 18/7, Bl. 274).

Mittelbaus von den jeweils nach hinten sich anschließenden seitlichen Hofflügel so überschnitten, dass deren umlaufende Laternen jeweils von einem flachen, gegen die Seitenwand des Mittelbaus gebügelten Winkelbau als Fensterband aufgenommen werden, welches unvermittelt mit einigem Abstand zur Kante des Winkelbaus und relativ großem Abstand zur Vorderkante des Mittelbaus endet. Die darunter liegende Zone des Winkelbaus war ursprünglich auf beiden Seitenwänden des Mittelbaus unterschiedlich behandelt. An der Südseite (Abb.

V/18,19) wurde die Fläche des Winkelbaus unterhalb des fortgeführten Lichtbandes durch eine Putzfläche gebildet, die auf der Höhe des Dachgesimses des hinteren Innenhofs des südlichen Kopfbaus durch ein Gesimsprofil unterbrochen wurde. Darunter befanden sich, auf der Höhe des ersten Obergeschosses des Kopfbaus die zwei liegenden Fenster des Ehrenraums des Deutschen Hygiene-Museums. An der Nordseite des Mittelbaus (Abb. V/17) war die Fläche des Winkelbaus unterhalb des fortgeführten Lichtbandes großflächiger geöffnet durch ein fast quadratisches Fenster, ein Fensterband und eine Tür. Durch die Tür konnte der hintere Teil der Dachterrasse des nördlichen Kopfbaus betreten werden. Hinter diesen Wandöffnungen befand sich der Erfrischungsraum. Analog zur Südseite (Abb. V/18,19) befanden sich unter dem fortgeführten Dachgesims des hinteren Innenhofs des nördlichen Kopfbaus (Abb. V/17) zwei liegende Fenster. Diese Fenster belichteten die dahinter liegende Personalkantine.9

Die Hoffassade des Mittelbaus war sehr regelmäßig aufgebaut und entscheidend geprägt von der pavillonartigen Hofbebauung, welche sich stufenweise vom Mittelbau ausgehend in den großen Innenhof erstreckte, um in einem halbrunden Abschluss mit kranzförmig herumgeführtem Gang zu enden. Zum großen Innenhof präsentiert sich der hohe Mittelbau mit einem stark eingezogenen, im Vergleich zu den beiden äußeren vorspringenden Bauteilen schmaleren Mittelteil (Abb. V/20,21). In der obersten Zone durchgängig von einem breiten Band verputzter Wandfläche bestimmt, gestalteten sich die Fassaden des Mittelteils und der flankierenden Vorbauten durch regelmäßig angeordnete, meist quadratische Fensteröffnungen.

So waren die Stirnfronten der Vorbauten jeweils charakterisiert durch einen Block aus drei mal drei quadratischen Fenstern, welcher seitlich durch ein schmales, stehendes Treppenhausfenster10 am äußeren Fassadenrand begleitet wurde. Ebenfalls identisch ausgebildet waren die verputzten Wandflächen der einander gegenüberliegenden Innenwände dieser äußeren Vorbauten jeweils

9 In seiner Baubeschreibung geht Achim Preiß fälschlich davon aus, es habe sich hier von Anfang an um einen

„blinden“ Winkelbau gehandelt. Siehe: Achim Preiß: Das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden von Wilhelm Kreis. Eine Synthese von Tradition und Fortschritt. In: Achim Preiß: Das Museum und seine Architektur. Wilhelm Kreis und der Museumsbau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Alfter 1993, S. 197-207, hier 202.

durch drei, fast quadratische Fenster durchbrochen, von denen eins auf der Höhe des zweiten und zwei auf der Höhe des dritten Obergeschosses des Mittelbaus lagen. Hinzu kamen jeweils eine einflügelige Tür auf Höhe des zweiten Geschosses, durch die man einen beide Vorbauten verbindenden Gang (Abb. V/21) betreten konnte.

Der schluchtartig hinter die Fluchtlinie der beiden Vorbauten eingezogene Mittelteil wurde in einer mittleren Zone fast ganz durch das riesige Lingner-Gedächtnisfenster des Großen Saales ausgefüllt (Abb. V/21). Einem schmalen Wandstreifen darunter folgte der erwähnte gangartige Vorbau mit filigranem Stabgeländer. Die Front dieses abgesetzten, zwischen die äußeren Vorbauten eingepassten Bauteils wurde von acht, annähernd quadratischen Fenstern durchbrochen. Unter der Fensterreihe befand sich wiederum ein niedriger, den Zwischenraum der äußeren Vorbauten des Mittelbaus ausfüllender Einbau. Der Bauteil, der etwas weiter in den Innenhof hineinreichte und leicht unterhalb seiner Dachlinie die inneren Kanten der beiden großen, vorgezogenen Bauten ein Stück umschloss, beherbergte den hofseitigen Teil der Empfangshalle. Eine weitere kleine Stufe tiefer setzte das Dach der eingeschossigen, pavillonartigen Hofbebauung an. Zusammen mit der äußeren Wand des Einbaus (Empfangshalle) bildeten die Innenwände dreier hufeisenförmig sich anschließender Pavillontrakte einen geschlossenen, quadratischen Schmuckhof (Abb. V/20).

Der hofseitige Teil des hohen Mittelbaus und die bereits erwähnte eingeschossige Pavillonbebauung wurden 1945 durch einen Volltreffer mit Brandbomben völlig zerstört11. Der ursprüngliche charakteristische Pavillon entwickelte sich aus dem Hauptkubus des Mittelbaus heraus, welcher sich treppenartig in den Innenhof ausdehnte (Abb. V/20). Die Außenwände der seitlichen Pavillontrakte befanden sich noch in einigem Abstand zu den den Innenhof begrenzenden Wänden der großen Ausstellungstrakte. So konnten alle Außenwände der drei Trakte des eingeschossigen Pavillons rundherum durchfenstert werden. Es handelte sich um enggestellte, liegende Fenster mit einfachem, filigranem Fensterkreuz. In der Mittelachse brach am hinteren Ende des Pavillons ein langgestreckter, apsisähnlicher Bauteil heraus, dessen halbrunde Wand durch runde Blindfenster geschmückt war. Wiederum in Form eines Hufeisens waren drei niedrigere Gänge um die höheren, durchfensterten Pavillontrakte herumgelegt, so

10 Hinter dem schlanken Fenster befanden sich auf jeder Seite die rückwärtigen Treppenhäuser des Mittelbaus, welche die in diesem Teil untergebrachten Hörsäle erschlossen.

11 Im Zuge des Wiederaufbaus kamen anstelle der ehemaligen Hofbebauung an der rückwärtigen Wand des Mittelbaus Anbauten hinzu, die aus den räumlichen Umgestaltungen im Inneren des Mittelbaus resultierten und die ursprüngliche Behandlung dieser Bauteile stark verunklären.

dass der seitlich verbleibende Zwischenraum zwischen Hofeinbauten und den den Hof begrenzenden Innenwänden der großen Ausstellungstrakte ausgefüllt war (Abb. V/20). In der Mittelachse wurde auch auf dieser Ebene die apsisähnliche Ausbuchtung aufgegriffen. Während die äußeren Trakte des Umgangs Oberlicht besaßen, war das kranzartig die Apsis mit größerem Radius umschließende, niedrigere Halbrund nach oben gänzlich abgeschlossen. Die äußere Fassade des Pavillons zum Museumsinnenhof (Abb. V/20,22,23) war bestimmt durch große verputzte Wandflächen und knapp über dem Boden angeordnete schmale, horizontale Fensterschlitze.

5.1.2. Die Kopfbauten

Die Fassadengestaltung der zweigeschossigen Kopfbauten ist streng regelmäßig (Abb. V/24).

Auf einem leicht geböschten Sockel aus Granitplatten schließt sich eine Reihe gleich ausgebildeter, flach in die verputzte Außenwand eingesetzter Erdgeschossfenster an. Über den aneinander gereihten Erdgeschossfenstern mit einer senkrechten Mittelteilung folgt ein breiter, oben wiederum durch ein schmales, umlaufendes Gesimsprofil und eine weitere Fensterreihe überlagerter Streifen verputzter Wandfläche. Im Gegensatz zu den durch Wandstege voneinander getrennten Erdgeschossfenstern sind die enger gestellten, leicht größeren Obergeschossfenster jeweils mit einem einfachen, flachen Steinrahmen versehen. Ein weiterer, flacher Steinrahmen fasst die ganze Reihe der Obergeschossfenster oben wie eine Klammer so zusammen, dass sich ein markantes Schattenprofil bildet. Die bandartige Wirkung dieser enggestellten Obergeschossfenster wird durch eine nur knapp darüber verlaufende Attika mit Kranzgesims noch unterstrichen. Den oberen Abschluss der Kopfbauten bildete ursprünglich ein flaches, als Terrasse nutzbares Dach mit umlaufendem, leicht zurückspringendem, filigranem Stabgeländer12. Die Fassaden der Kopfbauten sind im Wesentlichen charakterisiert durch schichtweise übereinander gelegte Zonen, die regelmäßig um den ganzen Gebäudeteil herumgeführt sind.13 Der Anschluss der beiden Kopfbauten an die Vorderfront des Mittelbaus ist durch einen um eine Fensterachse einspringenden Winkelbau (Abb. V/10,25), der mit halber Fensterbreite unvermittelt gegen den Eckpylon der Portikus stößt, in einer Weise geleistet, die

12 1936 wurde dieser leichte, filigrane Dachabschluss der Kopfbauten durch eine kräftige, steinerne Attika ersetzt, welche die Wirkung der Kopfbauten nicht unerheblich veränderte. Ende der 1990er Jahre wurde die Attika im Zuge der Renovierung und Modernisierung des südlichen Kopfbaus für diesen Teil wieder zurückgebaut.

durch den Verzicht auf nahtlose Übergänge kontrastierende Absichten verrät. Das Stabgeländer auf dem Dach zeichnete die Linien dieser kleinen Winkelbauten nach (Abb. V/26).

Außen sind die beiden Kopfbauten seitlich herumgeführt, wo sie die sich rückwärtig anschließenden langen seitlichen Hofflügel (Ausstellungstrakte) überschneiden und auch hier unvermittelt und ohne den Gestaltungsrhythmus einzuhalten, gegen die Wand derselben geführt werden (Abb. V/5,27).

Die ursprüngliche Abwicklung der Wandöffnungen an den vier äußeren Wänden der beiden Kopfbauten entsprachen sich weitgehend wie aus den zeitgenössischen Fotos und den Grundrissen hervorgeht (Abb. V/28,29).14 Ursprünglich waren die gegenüberliegenden Kopfbaufassaden des Ehrenhofs mit neun Fenstern in der Zone des ersten Obergeschosses identisch ausgebildet, während sie sich in der Erdgeschosszone (Abb. V/30,31) leicht unterschieden.15 An den Frontseiten16 waren beide Kopfbauten jedoch mit je elf Fensterachsen in Erdgeschoss- und Obergeschosszone völlig identisch ausgebildet, was dem symmetrischen Gesamteindruck der Hauptfassade diente (Abb. V/32). Die lang gestreckten äußeren Seitenwände beider Kopfbauten, im ersten Obergeschoss mit einer Reihung von Fenstern gleich ausgebildet, unterschieden sich wiederum nur in der Erdgeschosszone, wo die Reihung der Fenster durch die jeweils unterschiedliche Positionierung einer einflügeligen, steingerahmten Tür mit Supraportenfenster durchbrochen wurde (Abb. V/33-35). An der südlichen Außenwand des südlichen (linken) Kopfbaus kam dieser Tür eine wichtige Funktion zu (Abb. V/33,34). Sie markierte eine Art Zäsur an dieser Stelle der Fassade, da sich links von ihr die Sockelhöhe nach unten verschob, um dann allmählich, dem wieder abschüssigen Verlauf des Geländes

13 Bei dem Bauzustand von 1930 waren dies folgende Zonen: Sockel, Erdgeschossfensterband, Wandstreifen, Obergeschossfensterband, Attika, Kranzgesims, Dachhaut und Stabgeländer.

14 Von den insgesamt vorliegenden, undatierten Grundrissplänen, welche unterschiedlich genau ausgearbeitet sind und in kleinen Details voneinander abweichen, wurden für die Baubeschreibung des Außenbaus zunächst diejenigen herangezogen, aus denen die Behandlung der Fassaden am deutlichsten hervorgeht. Bei der Beschreibung des Innenbaus in Kapitel 6 der Arbeit im Zusammenhang mit der Raumdisposition werden die übrigen Grundrisse kurz vorgestellt. Im Anhang befindet sich eine tabellarische Auswertung sämtlicher noch existierender Grundrisse des Museums.

15 So hatte der südliche Kopfbau (Abb. V/30) an dieser Stelle acht Fenster und, von der Vorderfront aus gesehen, eine einflügelige Tür zwischen dem sechsten und siebten Fenster. Der nördliche Kopfbau (Abb. V/31) hatte in der Erdgeschosszone zum Ehrenhof neun Fenster und keine Türöffnung.

16 Auf einigen der zeitgenössischen Fotos (Abb. V/31,32,35) ist an den Frontseiten der Kopfbauten auf der Wand über den Erdgeschossfenstern ein dezenter Schriftzug erkennbar. An beiden Kopfbauten erstreckt sich dieser, vermutlich aus Antiqua-Buchstaben zusammengesetzte Schriftzug von den Außenkanten gesehen über die Länge von drei Fensterachsen. Über den Text der beiden Schriftzüge lässt sich anhand der Fotos nichts sagen. Er könnte auf beiden Seiten „Deutsches Hygiene-Museum“ lauten oder ein Hinweis auf die jeweilige Nutzung der Kopfbauten sein.

entsprechend, größer zu werden. Dieser Sprung vollzog sich ebenfalls bei der sich links von der Tür fortsetzenden Reihe der Erdgeschossfenster über dem Sockel. In ihrer Form annähernd quadratisch, hatten diese Fenster ein einfaches Fensterkreuz als Unterteilung und unterschieden sich deutlich von den Erdgeschossfenstern, die rechts von der besagten Tür lagen und die wie alle übrigen Fenster der Kopfbauten nur eine mittig angeordnete Vertikalsprosse besaßen.

Auch bei den rückwärtigen Außenfassaden der Kopfbauten war das Obergeschoss mit je fünf Fensterachsen identisch ausgebildet, während die Erdgeschosszone unterschiedlich behandelt war. Neben jeweils einer Durchfahrt in den hinteren Innenhof gab es auf der Südseite an dieser Stelle nur ein einzelnes Wohnungsfenster (Abb. V/27) und auf der Nordseite drei Fenster der Gipsbildhauerei (Abb. V/36). In Bezug auf die äußeren Fassaden der Kopfbauten lässt sich zusammenfassend sagen, dass große Teile nahezu einheitlich, mit dem Schwerpunkt auf der Horizontalen, aufgefasst waren. Die umlaufenden, schichtartigen Wandzonen wurden nur durch wenige unregelmäßig gesetzte, vertikale Akzente unterbrochen.

Die Trakte der Kopfbauten umschließen jeweils zwei hintereinander liegende Innenhöfe. Die vorderen Innenhöfe der beiden Kopfbauten waren im Erdgeschoss durch Einbauten ausgefüllt (Abb. V/5). Dabei handelte es sich im Fall des linken Kopfbaus um den Gymnastiksaal mit flachem Satteldach, dessen First in der Flucht des Gesamtkomplexes verlief, sowie bei dem rechten Kopfbau um die Räume des Fotoateliers (Abb. V/28,29). Letztere hatten zwei Sheddächer, die quer zur Hauptachse des Museumsbaus verliefen, so dass Nordlicht einfallen konnte. Die Obergeschosszone der beiden vorderen Kopfbau-Innenhöfe war rundherum durchfenstert mit eng gestellten, liegenden Fenstern, die nur eine vertikale Teilung in der Mitte hatten (Abb. V/37). Die genaue Anzahl der Fenster lässt sich unter Verwendung der Grundrisse und der Luftaufnahme (Abb. V/5) nur schätzen oder mittels Analogieschluss folgern.

Was die beiden kleineren, hinteren Innenhöfe der Kopfbauten betrifft, so ergibt sich anhand des vorhandenen zeitgenössischen Abbildungsmaterials folgende Beschreibung: Im Obergeschoss beider Höfe gab es rundherum aneinander gereihte, vertikal zweigeteilte Fenster, wobei die Fenster des linken hinteren Innenhofs, zumindest diejenigen der beiden hinteren Gebäudeflügel, höher waren als die Fenster des rechten hinteren Innenhofs, welche denen der beiden vorderen Innenhöfe vergleichbar waren (Abb. V/5). Der Grund für diese unterschiedliche Behandlung lag wohl in dem Umstand, dass die zwei hinteren Gebäudeflügel des südlichen (linken) Kopfbaus die Ausstellungsräume für Sonderausstellungen beherbergten. Daher mussten

hier die zum Hof liegenden Fenster formal genau mit den nach außen gewandten Fenstern übereinstimmen. Bezüglich der Wandbehandlung im Erdgeschoss des Wirtschaftshofs im hinteren Teil des nördlichen (rechten) Kopfbaus gibt wegen der ungünstigen Perspektive der bisher verwendeten Luftaufnahme (Abb. V/5) nur der Grundriss (Abb. V/28) Auskunft. Die Erdgeschosswände des hinteren Innenhofs des südlichen (linken) Kopfbaus gestalteten sich insofern anders, als es sich hier um einen Wohnhof handelte.

5.1.3. Die Ausstellungstrakte

An den Seiten des hohen Mittelbaus sind die verschiedenen Bauteile miteinander verzahnt. Hier schneiden die seitlichen Ausstellungstrakte in die rückwärtigen Quertrakte der Kopfbauten ein und ermöglichen eine Verbindung zur Dachterrasse derselben. Die Frontfassaden (Stirnseiten) der seitlichen Hofflügel unterschieden sich nur dadurch, dass es an der nördlichen Stirnwand zwei Öffnungen (Abb. V/17,29) sowie eine zusätzlich Tür in der Seitenwand des Mittelbaus und an der südlichen Stirnwand nur eine Türöffnung (Abb. V/18,19) gab.

Die Fassaden der seitlichen Hofflügel unterscheiden sich von der monumentalen Hauptfassade und den streng durchgliederten Fassaden der Kopfbauten abermals.17 Auf einen durchlaufenden Granitsockel, welcher niedriger als derjenige der Kopfbauten ausgebildet war, folgte eine Reihe großer in der Wandfläche liegender, durch einfach geputzte Pfeilerstützen voneinander geschiedener, gleich ausgebildeter Erdgeschossfenster. Die leicht hinter die Fassadenflucht zurückspringenden Erdgeschossfenster wurden durch dünne Metallsprossen, drei vertikale und zwei horizontale Sprossen, aufgerastert. Zwischen den zu Gruppen zusammengefassten Erdgeschossfenstern befanden sich an der Nordseite fünf Türöffnungen.

Alle Türöffnungen besaßen steinerne Einrahmungen beziehungsweise schlossen nach oben mit einem durchlaufenden Gesims ab. Dieses dünne Steingesims, welches das Erdgeschoss an der Fassade ablesbar von der darüber sich anschließenden verputzten Wandfläche abtrennte, endete vier Fensterachsen vor dem rückwärtigen Fassadenende, um nach oben versetzt an der Oberkante der letzten vier Fenster des ersten Obergeschosses weiterzuverlaufen und schließlich auf dieser

17 Dieser bewusste Gestaltungswechsel ist auch heute noch nachvollziehbar, wenn sich auch die Fassaden der im Krieg fast völlig zerstörten Hofflügel nach dem Wiederaufbau, abgesehen von einigen Grundelementen, im Detail anders darstellen als 1930. Für eine genaue Beschreibung der ausgeführten Fassaden ist man daher auf die zeitgenössischen Fotos und ergänzend dazu auf die Grundrisse (Abb. V/28,29) angewiesen. Da sich die Außenfassaden der beiden seitlichen Hofflügel (Abb. V/36 und 38-40) damals kaum voneinander unterschieden, bezieht sich die folgende Beschreibung auf die äußere Seitenfassade des nördlichen Hofflügels (Abb. V/36,38).

Höhe über die Rückseite des Baus zur Außenfassade des jeweils gegenüberliegenden Hofflügels herumgeführt zu werden. Eine zweite Zone der äußeren Seitenfassade des nördlichen Hofflügels bildete ein überwiegend geschlossener, hoher, verputzter Wandstreifen, der zu den Kopfbauten hin lediglich durch ein großes Kreisfenster (Abb. V/36,39) und im rückwärtigen Teil durch ein schmales Band von in Gruppen zusammengefassten, analog dem Rhythmus der Erdgeschossfenster angeordneten, liegenden Fenstern unterbrochen wurde. Auch die plan in der Wandflucht liegenden Fenster des ersten Obergeschosses hatten eine filigrane, aber großflächigere Sprossung durch eine horizontale und drei vertikale Sprossen. Die Abstände der Fenstergruppen zueinander sowie die von der Höhe des Fensterbandes des ersten Obergeschosses nach oben abweichende Anordnung des Kreisfensters waren durch die innere Raumdisposition und die Deckenhöhen bedingt. Die darüber liegende Wandzone war charakterisiert durch einen verputzten Wandstreifen, der nur von einem kleinen, quadratischen Fenster wiederum in der Achse der einflügeligen Tür durchbrochen wurde. Nach oben schloss der Wandaufbau durch ein 3,50 Meter hohes Lichtband ab. Bündig zur Wand, durch filigrane vertikale Metallsprossen rhythmisiert, gehörte es zu einem um alle drei Hofflügel herumgeführten Glaskasten, welcher oben mit einer spektakulär dünnen Dachhaut endete. Dieser laternenartige Aufsatz deckte eine innenliegende flache Glasdecke ab. Das an den Seiten ganz geschlossene zweite Obergeschoss der seitlichen Ausstellungstrakte erhielt auf diese Weise diffuses Oberlicht, welches eine optimale Belichtung der Exponate garantierte und ein Blenden der Sonne mit den negativen Auswirkungen für Betrachter und Ausstellungsstücke vermied.

An den Seitenfassaden der Hofflügel zeigte sich besonders deutlich das komplizierte Verhältnis zwischen der Schichtung der Fensterbänder, der Gliederung der Außenfassade und der dahinter liegenden Geschosshöheneinteilung der Ausstellungstrakte. Die Fensteröffnungen des Mittelgeschosses setzten direkt unterhalb der Decke dieses Geschosses an und besaßen folglich innen eine sehr hohe Sohlbank. Der Abstand zwischen der Unterkante dieser Fenster des ersten Obergeschosses zu der Oberkante der Erdgeschossfenster war also wesentlich größer als der Abstand zwischen Erdboden und der Unterkante der Erdgeschossfenster, welcher der Sockelhöhe entsprach. Dies lässt sich an dem Längsschnitt K (Abb. V/60). nachvollziehen. Das große Kreisfenster, hinter dem das Treppenhaus lag, war aus der horizontalen Mittelachse heraus leicht nach oben verschoben, so dass die innere Geschosshöheneinteilung an der Außenfassade regelrecht „verwischt“ wurde.